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sei als Homer. Im zweiten Buch war von den Tragikern die Rede; wir finden Tadelworte über Fehler des dramatischen Dialogs und die chorische Technik des Euripides. Das Fragment des achten Buches bezieht sich auf die Ausrüstung der Schauspieler. Das neunte Buch handelt über die Verschiedenheit der Dichtungsgattungen, Auch die Chronologie der Dichter war, nicht immer mit Glück, behandelt. Auch der Echtheitsfrage der plautinischen Komödien trat er in diesem Werke näher. Man sieht, daß in dem Buch mehr geboten war, als der Titel erwarten läßt; es war eine Griechen wie Römer umfassende Poetik, ging also über den Rahmen der Werke des Aristoteles und des Karystios von Pergamon über die Didaskalien beträchtlich hinaus. Poesie wird man in einem solchen Werke nicht erwarten. Eine verwandte Dichtung waren die Pragmatica in trochäischen Septenaren. Hier scheint der Dichter den dramatischen Stoff, den dramatischen Aufbau und die dramatische Farbengebung und Zeichnung behandelt zu haben. Besonders interessant ist die Stelle, in der das Publikum für die Fehler der Dichter verantwortlich gemacht wird. Ein Annalis" oder „Annales" betiteltes Gedicht des Accius in Hexametern ist ebenfalls bezeugt; nach den Fragmenten zu urteilen, scheint es nicht ein Gegenstück zum Epos des Ennius, sondern eine Darstellung der Jahresfeste gewesen zu sein. Dagegen wird man die Parerga, aus denen ein Fragment über das Pflügen enthalten ist, den "Egya Hesiods zur Seite stellen können. Mit ihnen wurde ein anderes Werk Praxidica identifiziert; allein der wahre Titel des Buches war Praxidicus, ein Astrologe und Verfasser eines Traktats, den ein Accius, fraglich ob unser Dichter, lateinisch bearbeitete. Weiter zählt der jüngere Plinius (ep. 5, 3, 6) den Accius unter denjenigen auf, die Liebesgedichte geschrieben haben; und endlich verfaßte er saturnische Epigramme, mit denen D. Junius Brutus den von ihm errichteten Tempel des Mars schmückte; noch in später Zeit sehen wir hier das alte nationale Maß in Uebung.

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Didascalica. Nonius 11 p. 514, 19 M. didascalicorum lib. I; ebenso Charis. GLK 1, 141, 34, und 220, 9 in didascolicon IX; dagegen Gellius 3, 11, 4 in primo didascalico; Nonius 4 p. 341, 23 M. didascalico lib. I (didascalicon Madvig). S. K. Sakellaropulos, Toauuatoioyizá (s. S.101) 1 erachtet als den richtigen Titel Didascalion libri. Madvig hatte mit Mercerus früher gemeint, daß das Werk in Prosa abgefaßt war, allein gab später die metrische Abfassung zu (74 Anm. 1); G. Hermann 393 nahm trochäische Tetrameter als das Versmaß an, Lachmann 69 das metrum Sotadeum, so daß der Vers bei Gellius 6, 9, 16 Accius in Sotadicorum libro I und Priscian. GLK 2, 517,5 Accius Sotadicorum I den Didascalica angehören könnten. F. Buecheler, Rh. Mus. 35 (1880), 410 sieht Mischung von Prosa mit Versen, und so denkt Marx 146 an die Form einer satura Menippea (Leo, Forsch.2 34 Anm. 1; s. a. Lit. 389). Allein wenn Accius selbst in dem Werke verschiedene Maße in Anwendung brachte, so konnten Gellius und Priscian es nicht unter dem Namen liber Sotadicorum zitieren; wir müßten diesen dann wieder von den Didascalica trennen. Prosaische Stellen könnte man als prosaische Vorreden zu einzelnen Abteilungen auffassen; z. B. fr. 15 B. Ueber Inhalt und Quellen vgl. Norden 534, der besonders auf Aristophanes von Byzanz hinweist; mehr an die Pergamener, speziell Krates, denkt G. L. Hendrickson, Am. Journ. 19 (1898), 303, der besonders eine Geschichte des Dramas und des Theaters darin sieht.

Literatur. J. N. Madvig, Opusc. ac.. Kopenhagen 1887, 70; G. Hermann, Opusc. 8 (1877), 390; C. Lachmann, Kl. Schr. 2 (1876), 67; E. Norden, Ad Varronis libros de scaenicis originibus, Scaurum logistoricum et de L. Accio grammatico, Rh. Mus. 48 (1893), 530; Vahlen, Ind. lect. Berl. 1901 op. ac. 2, 397; 0. Immisch, Zu Callimachus und Accius, Phil. 69 N. F. 23 (1910), 59; E. Hauler, Wien. Stud. 40 (1918), 176; M. Richter (S. 55) 59.

1 Vgl. oben S. 48.

Pragmatica. Nonius 2 p. 150, 12 M. Accius pragmaticis; Gellius 20, 3, 3 in pragmaticis; Nonius 2 p. 156, 3 M. nach der Ueberlieferung pragmatico lib. I, wo aber pragmaticon zu schreiben ist. Nach der letzten Stelle hatte das Werk mindestens zwei Bücher. Es war in trochäischen Septenaren abgefaßt (fr. 26). Nach Madvig 87 hatte es similitudinem aliquam argumenti cum didascalicis, ut in iis de scena et rebus scenicis scriptum esset. Ribbeck, Dichtung 269 sieht darin eine populäre Belehrung über das Technische der dramatischen Poesie; Norden 531 glaubt, es habe das roayuanzór (Gegensatz to ɛztizór) argumenta et argumentorum dispositiones und ins Auge gefaßt; Immisch nimmt als Titel Pragmaticus Literaturkonsulent an, womit sich Accius seinen Lesern vorstelle.

Annales. Buchzahl: Prisc. GLK 2, 163, 4 Accius ... annali I; Festus p. 146 M. Accius annali XXVII; Nonius 3 p. 193, 24 M. Accius annalibus. Das Werk war in Hexametern abgefaßt; ein größeres Bruchstück teilt Macr. 1, 7, 36 mit: apparet Saturnalia vetustiora esse urbe Romana, adeo ut ante Romam in Graecia hoc sollemne coepisse L. Accius in annalibus suis referat his versibus. Da kein Fragment eine historische Begebenheit vorführt, war das Werk vielleicht eine Geschichte der Jahresfeste; vgl. Ribbeck, Dichtung 269.

Parerga. Nonius 1 p. 61, 19 M. Accius Parergorum lib. I, mit einem Bruchstück aus dem Landleben; man hat jambische Senare hergestellt. Das Werk war wohl ein Seitenstück zu den "Eoya Hesiods. Daß die Parerga alle gelehrten Werke des Accius in sich vereinigt hatten, ist eine verkehrte Ansicht Ribbecks.

Praxidicus. Plin. 18, 200 adiecit his (den Vorschriften über das Säen) Attius in Praxidico, ut sereretur, cum luna esset in ariete, geminis, leone, libra, aquario, Zoroastris sole scorpionis duodecim partes transgresso, cum luna esset in tauro, und im Quellenverzeichnis: Attius qui Praxidica scripsit (Münzer, Beiträge 74). O. Ribbeck, Praxidica und Parerga des Accius, Rh. Mus. 41 (1886), 631 glaubt, daß die Schrift nach der Göttin Praxidice benannt war und daß bei Plinius in Praxidica und Praxidicam zu lesen sei. Allein der Titel wäre dann für ein landwirtschaftliches Werk sonderbar. O. Crusius, Phil. 57 N. F. 11 (1898), 646 meint, daß Accius ein unter dem Namen des IIpažídizos (W. Kroll ebd. 133) kursierendes, wahrscheinlich hellenistisches Apokryphon astrologischen Charakters lateinisch bearbeitet und nach dem vermeintlichen Gewährsmann Praxidicus' genannt habe. Für Vorlage wie für Bearbeitung nimmt er gebundene Form an. Wilamowitz, Hermes 34 (1899), 637 stimmt dieser Deutung des Titels zu, trennt aber den Dichter Accius von jenem Attius des Plinius.

Sammlung dieser Fragmente bei L. Müller, Ausg. des Lucilius, Leipzig 1872, 303; FPR 266; Diehl 88; s. a. Funaioli 25. L. Havet, Revue 15 (1891), 130.

50. Accius' Schriftreformen. Die Festlegung und Reform der Schrift war lange Zeit ein sehr beliebtes Thema bei den Römern. Auch Accius beteiligte sich an diesen Bestrebungen; vor allem beschäftigte ihn das Problem, wie die Vokallänge durch die Schrift zu bezeichnen sei; er wählte hier nach dem Vorgang der italischen Dialekte für a, e, u das Mittel der Verdoppelung, für langes i die Schreibung durch den Diphthong ei. Ferner wollte er nach griechischem Muster gg, gc statt ng, ne geschrieben wissen, also aggulus", „agcora"; auch in der Schreibung scena" statt scaena“ und in der Form „Hectora" statt „Hectorem" folgte er den Griechen; andererseits vermied er die griechischen Buchstaben y und z. Ob er diese Neuerungen theoretisch in einer eigenen Schrift behandelte oder nur praktisch in seinen Gedichten durchführte, können wir nicht ersehen. Sie erregten das Interesse, freilich auch den Widerspruch weiter Kreise, wie sie. denn auf Inschriften ihre Spuren hinterlassen. Wenn Varro, wie wahrscheinlich, ihm seine Schrift 'De antiquitate litterarum' widmete, tat er es dem Zunftgenossen.

Zeugnisse. Mar. Victor. GLK 6, 8, 11 Accius cum scriberet fanguis anguies angules imponebat. idem nec z litteram nec y in libros suos rettulit, quia quae ante fecerant Naerius et Livius, cum longa syllaba scribenda esset, duas vocales ponebant, praeterquam quae in i litteram inciderant: hanc enim per e et i scribebant. (Die Heilungsversuche der verderbten Stelle s. bei Keil und Funaioli 31.) Prisc. GLK 2, 30, 12 sequente g vel c pro ea g scribunt Graeci et quidam tamen vetustissimi auctores Romanorum euphoniae causa bene hoc facientes, ut Agchises, agceps, aggulus, aggens, quod ostendit Varro in primo de origine linguae

latinae his verbis: 'ut Ion scribit, quinta vicesima est littera, quam vocant agma, cuius forma nulla est et vox communis est Graecis et Latinis, ut his verbis aggulus, aggens, agguilla, iggerunt. in eiusmodi Graeci et Accius noster bina g scribunt, alii n et g, quod in hoc veritatem videre facile non est; similiter agceps, agcora'. Velius Longus GLK 7, 55, 25 nec Accium secuti sumus semper vocales geminantem, ubicumque producitur syllaba, quoniam expedita debet esse condicio scribendi. Scaurus 18, 12 primum per adiectionem illa videntur esse vitiosa, quod Accius geminatis vocalibus scribi natura longas syllabas voluit, cum alioqui adiecto vel sublato apice longitudinis et brevitatis nota posset ostendi. Aus diesen Stellen folgt nicht unbedingt, daß Accius diese Verdoppelung zuerst aufbrachte, sondern daß er sie nur konsequent durchführte. Denn sowohl bei den Griechen, z. B. in Maaozos (H. Pomtow, Klio 17 (1921), 159), wie auch bei den Römern findet sie sich vor ihm, s. Quint. 1, 7, 14 semivocalis geminare diu non fuit usitatissimi moris, atque e contrario usque ad Accium et ultra porrectas syllabas geminis, ut dixi, vocalibus scripserunt (auch 1, 4, 10). Daß Accius, wie es scheint, oo vermied, erklärt Ritschl 157 daraus, daß in dem Vorbild des Dichters, im Oskischen, sich kein oo fand, da hier überhaupt der Vokal o aufgegeben war; auch i wurde hier nicht verdoppelt. Doch wird diese Ansicht von dem Oskischen als Vorbild durch H. Jordan, Krit. Beitr. zur Gesch. der lat. Sprache, Berlin 1879, 125 etwas modifiziert; s. a. Ph. Bersu, Bezzenbergers Beitr. 23 (1897), 252. Andere orthographische Eigenheiten des Accius bringt noch Varro 1. 1.7, 96 obscaenum dictum ab scaena; eam ut Graeci Accius scribit scena (vgl. E. Norden, Rh. Mus. 48 (1893), 534; über die Schreibung scaena Koterba 115 Anm. 2); 10, 70 Accius haec in tragoediis largius a prisca consuetudine movere coepit et ad formas graecas verborum magis revocare, a quo Valerius (§ 62) ait: Accius Hectorem nollet facere, Hectora mallet.

Literatur. Ritschl, Opusc. 4, 142; A. Wilmanns, De M. Ter. Varronis libris grammaticis, Berlin 1864, 127; FPR 1271; Funaioli 22.

9. NIEDERGANG DER TRAGÖDIE

51. C. Julius Caesar Strabo und C. Titius. Die Dichter, obwohl aus der Fremde stammend, hatten sich in den Kreisen Roms heimisch gemacht. Auch die Großen des Staates verkehrten mit ihnen, die sich zu fühlen begannen, und schon ergriff den einen oder andern aus jenen Kreisen die Lust, nicht sich besingen zu lassen, sondern selbst die Kraft zu versuchen. Auch echte Römer empfinden den Reiz bei der Uebung der Poesie und treten in den Poetenklub ein. So hören wir, daß C. Julius Strabo († 87) hier mit Accius zusammentraf, ohne von diesem, der sich seines Wertes bewußt war, besonders geehrt zu werden. Auch er schrieb wie jener Tragödien, von denen wir drei Titel kennen: Adrastus, Teuthras, Tecmesa. Bedeutender aber war er als Redner; wir hören von ihm als dem Gegner des gewesenen Propraetors von Sardinien T. Albucius, den er 103 wegen Erpressung belangte, der Volkstribunen C. Scribonius und P. Sulpicius Rufus (90 und 88) wie auch von ihm als Verteidiger. Er hatte als Sachwalter Ruf und fand auch als Tragödiendichter des Asconius Lob. Auch Cicero rühmt ihn, will freilich auch in seinen Tragödien wie in seinen Reden nur eine „Anmut ohne Kraft" erkennen, die in Ausgleichung der Gegensätze fast das Tragische komisch, das Traurige milde, das Ernste heiter behandelte, kurz Ernst und Scherz miteinander verband. In der Verbindung von Poesie und Redekunst hatte er einen Vorläufer in C. Titius. Von seinen Reden ist diejenige bekannt, welche er für das Luxusgesetz des Fannius hielt; darin schildert er einen Richter, der noch halbtrunken von einem Gelage zur Sitzung sich begibt, dort mit Widerwillen die Zeugen und Advokaten anhört und sich bei seinen Genossen beklagt, daß ihn die langweilige Geschichte vom Trunk und Mahl abhalte. Das Fragment zeigt einen Meister in der Kunst zu charakterisieren. Seine dichterische Tätigkeit kann

nur nach den Aeußerungen Ciceros beurteilt werden; denn lediglich einen Tragödientitel „Protesilaus" können wir mit ihm mit sehr zweifelhafter Berechtigung zuschreiben. Von seinem Stil sagt Cicero, daß er den tragischen Charakter verleugnete; denn das Zugespitzte, Witzige in seinen Reden übertrug er auch in seine Tragödien, was allerdings dem Togatendichter L. Afranius gefiel.

C. Julius Caesar Strabo. CIL 12 p. 198 C. Julius L. F. Caesar Strabo aed. cur. tr. mil. bis Xvir agr. dand. adtr. iud. pontif. Marius Victorinus GLK 6, 8, 8 Julius Caesar, qui Vopiscus et Strabo et Sesquiculus dictus est. Varro r. r. 1, 7, 10 Caesar Vopiscus. Kurulischer Aedil im J. 90. Cic. Philipp. 11, 5, 11 Caesar Vopiscus ille summo ingenio, summa potentia, qui ex aedilitate consulatum petit, solvatur legibus. Brutus 89, 307 occiderat Sulpicius illo anno, tresque proxumo (87) trium aetatum oratores erant crudelissime interfecti Q. Catulus M. Antonius C. Julius; vgl. de or. 3, 3, 10; Asconius p. 26, 24 St. Drumann, Gesch.2 3, 123; Diehl, Realenz. 10, 428.

Die literarische Wirksamkeit. Cic. Brutus 48, 177 festivitate et facetiis C. Julius L. f. et superioribus et aequalibus suis omnibus praestitit oratorque fuit minume ille quidem vehemens, sed nemo umquam urbanitate, nemo lepore, nemo suavitate conditior. sunt eius aliquot orationes, ex quibus, sicut ex eiusdem tragoediis, lenitas eius sine nervis perspici potest. Tusc. 5, 19, 55 C. Caesaris, in quo mihi videtur specimen fuisse humanitatis, salis, suavitatis, leporis. De or. 3, 8, 30 quid, noster hic Caesar nonne novam quandam rationem attulit orationis et dicendi genus induxit prope singulare? quis umquam res praeter hunc tragicas paene comice, tristes remisse, severas hilare, forenses scaenica prope venustate tractavit atque ita, ut neque iocus magnitudine rerum excluderetur nec gravitas facetiis minueretur? Vgl. noch 2, 23, 98; off. 1, 37, 133. Asconius p. 26, 28 St. idem (C. Julius) inter primos temporis sui oratores et tragicus poeta bonus admodum habitus est; huius sunt enim tragoediae, quae inscribuntur Juli. Vell. 2. 9, 2. Reden. Cic. Brutus 89, 305 C. etiam Julius aedilis curulis cotidie fere accuratas contiones habebat. 57, 207 horum (Antoni et Crassi) qui neutrum habebat, confugiebat ad Philippum fere aut ad Caesarem; vgl. 88, 301. Meyer 330; Fragm. der Trag. TRF 263; s. a. Ribbeck, Tragödie 614.

C. Titius. Cic. Brutus 45, 167 eiusdem fere temporis (wie M. Antonius und L. Crassus) fuit eques Romanus C. Titius, qui meo iudicio eo pervenisse videtur, quo potuit fere latinus orator sine graecis litteris et sine multo usu pervenire. huius orationes tantum argutiarum, tantum exemplorum, tantum urbanitatis habent, ut paene attico stilo scriptae esse videantur. easdem argutias in tragoedias satis quidem ille acute, sed parum tragice transtulit. quem studebat imitari L. Afranius poeta, homo perargutus, in fabulis quidem etiam, ut scitis, disertus. Fronto p. 20 N. quid tale M. Porcio aut Q. Ennio, C. Graccho aut Titio poetae usu venit? und dazu E. Hauler, Wien. Stud. 31 (1909), 264._Macr. 3, 16, 14 C. Titius, vir aetatis Lucilianae, in oratione, qua legem Fanniam suasit. Bei dem Atellanendichter Novius 67 wird nec umquam vidit rostrum in tragoedia tantum Titi (theatrum) auf unseren Titius bezogen; vgl. F. Buecheler, Coniectanea lat., Ind. lect. Greifswald 1868/69, 3 Kl. Schr. 1, 626; Ribbeck, Tragödie 613. Haym, De C. Titio, Lauban 1832.

Die Zeit. Da die lex Fannia in das J. 161 fällt, andererseits L. Crassus 140-91, M. Antonius 143-87 lebten, lassen sich die Angaben Ciceros und Macrobs nur mit Mühe vereinen, indem wir die Rede für die lex Fannia mit der Jugendzeit des Titius, die Gleichzeitigkeit mit den beiden Rednern mit seinem Alter verbinden. Man nahm auch Verschiedenheit der Personen bei Cicero und Macrobius (K. W. Piderit zu Cic. Brutus 273) oder Irrtum der Zeugen (L. Müller, Q. Ennius 97: A. Cima, L'eloquenza lat. prima di Cicerone, Rom 1903, 137) an; Cichorius, Unters. zu Lucilius 264, glaubt, daß Titius bei einem spätern Angriff auf die lex Fannia für sie aufgetreten sei. Wenn Cicero im Brutus a. a. O. als Nachahmer des Titius den Afranius nennt, kommen wir auch in frühere Zeit.

Titius' Reden und Tragödien. a) Reden. Das von Macrobius mitgeteilte interessante Bruchstück, das Mommsen, Gesch. 2, 403, übersetzt hat, beweist zwar nicht das, was Cicero von den Reden des Titius aussagt, aber es zeigt, daß der Redner höchst dramatisch zu gestalten weiß. Meyer 203. ) Tragödien. Ribbeck, Tragödie 326: Für sehr unsicher muß eine Notiz des Antonius Vulscus zur 13. ovidischen Heroide erklärt werden, daß Pacuvius und sein etwas jüngerer Zunftgenosse Titius Tragödien des Namens Protesilaus gedichtet haben, aus der Vieles in jenen Brief der Laodamia übertragen sei." Die Nachahmung des Afranius (s. Cic. oben) wird sich nicht nur auf die Tragödien, sondern auch auf die Reden erstreckt haben; eine Gerichtsszene, wie sie V. 216 der Materterae voraussetzt, bot dem Dichter Anlaß, in seinen Togaten auch die Reden des Titius nachzuahmen.

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52. Rückblick zur römischen Tragödie. Die römische Tragödie hat kein langes Leben gehabt. Schnell aufgeblüht, nachdem Livius sie eingeführt hat, fand sie in Ennius, Pacuvius und Accius große Meister; aber bereits zu der Zeit des letzteren' zeigten sich Symptome des Niedergangs, und bald erlosch die Produktion fast gänzlich. Weniger daß sich die Stoffe der alten griechischen Sage erschöpften, ist der Grund, als daß dem großen Publikum von Rom doch dies Spiel von Göttersöhnen und Helden, die es im Grunde nichts angingen, langweilig wurde. Als der Prologsprecher des Amphitruo (V. 51) das Wort „Tragödie" in den Mund nahm, runzelten die Zuschauer die Stirn. Wenn schon den Griechen der hellenistischen Zeit die Komödie. viel mehr zusagte als die Tragödie,1 so ging erst recht den meisten Römern jene edlere Bildung, die zum Genuß der tragischen Schönheit befähigt, ab; er suchte im Theater schließlich mehr Erholung als Erhebung. Als im J. 105 unter den Konsuln Rutilius und Manlius die Gladiatorenspiele zu einer staatlichen Feier erhoben wurden, war zu weiterer Verrohung des Geschmackes der beste Boden geschaffen. Wohl hören wir noch von Aufführung von Tragödien und ihrer prunkvollen Ausstattung, aber alle äußere Pracht konnte nicht darüber wegtäuschen, daß den Stücken die Seele und der Widerhall im Herzen der Zuschauer fehlte. Noch versuchte mancher gebildete Mann sich in der Nachahmung der griechischen Klassiker, aber es blieben Buchdramen, die bestenfalls in die Literaturgeschichte, aber nicht auf die Bühne kamen. Auch jene Dramen der alten römischen Tragiker waren durchweg Uebersetzungen gewesen. Das schloß nicht aus, daß sie sich dem Original gegenüber mannigfache Aenderungen gestatteten. Sie hatten umgemodelt und gestrichen, was römischem Geschmacke nicht zusagte, wie denn Pacuvius in den Niptra des Sophokles die lauten Klagen des Odysseus als zu unmännlich gemildert hatte; sie hatten auch in den Sprechszenen und den Cantica, in die hier wie bei der Komödie der Vortrag zerfiel, manche Aenderung und Umsetzung3 vorgenommen und in dem Versmaße den Griechen ungewohnte Metra bevorzugt. Sie hatten schließlich den Chor noch weiter zurückgedrängt als jene. Ganz fallen gelassen hatten sie ihn, wie Titel und Fragmente zeigen, nicht, aber immer mehr waren doch die Chorlieder in Monodien und in Wechselgesänge umgesetzt;5 ja es mag fraglich sein, ob die ältere römische Tragödie einen eigentlichen Chorgesang, der erst seit Ciceros Zeit bezeugt ist, kannte. Die Sprache hatte Wucht und Glanz sich angeeignet und hätte im Bunde mit der Tragik der dargestellten Ereignisse auch das weitere Publikum ergreifen können. Aber dieses lehnte das Spiel von ausländischen Fürstengeschlechtern immer mehr 1 Siehe Christ-Schmid, Griech. Lit.Gesch. 16, 396.

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wachsene feinere und edlere Art, ein gewisser Rückfall in die Roheit des italischen Naturmenschen; auch die staatliche Aufnahme jener Metzeleien kann ein Symptom davon scheinen."

3 Siehe oben S. 89.

4 Christ-Schmid 26, 173.

5 Siehe Leo, Forsch.2 96. Alle sicheren Beispiele gesungener Verse in den Tragödienfragmenten des Ennius sind aus Monodien; alle sicheren Chorverse der Originale sind in Dialogverse übertragen.“

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