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quibus (antiquis comoediis) invenimus 'acta tibiis paribus aut inparibus aut sarranis' quod 'paribus tibiis' vel ‘inparibus' invenimus scriptum, hoc significat quod, siquando monodio agebat, unam tibia inflabat, siquando synodio, utrasque. (Donat.) de com. p. 31 W. agebantur tibiis paribus, id est dextris aut sinistris, et imparibus. dextrae autem tibiae sua gravitate seriam comoediae dictionem praenuntiabant, sinistrae [Serranae] acuminis levitate iocum in comoedia ostendebant. ubi autem dextra et sinistra acta fabula inscribebatur, mixtim ioci et gravitates denuntiabantur. Praef. zu Eun. p. 266 W. modulante, Flacco Claudi tibiis dextra et sinistra ob iocularia multa permixta gravitati. Praef. zu Ad. p. 4 W. modulata est tibiis dextris, id est Lydiis, ob seriam gravitatem. Die Bestimmung dieser verschiedenen Arten ist für uns durchaus unklar; so erklärt Dziatzko: „Die t. pares sowie die t. impares bestanden aus je einer dextra und sinistra, von welchen jene die Hauptflöte, diese die begleitende war. Auf der Verschiedenheit der Art und Weise, wie das begleitende Instrument die Melodie der Hauptflöte unterstützte, beruhte alsdann der Unterschied zwischen t. pares und impares. Ferner ist klar, daß die Hauptflöte (t. dextra) auch ohne akkompagnierendes Instrument die musikalischen Partien eines Lustspiels begleiten konnte; dann wurde sie aber zur Verstärkung verdoppelt und die Modulation geschah tibiis duabus dextris. Weniger glaublich erscheint es, daß die t. sinistra, einzeln oder doppelt, selbständig verwandt wurde, da sie ursprünglich ja nur zur Unterstützung der Hauptflöte diente, und in der Tat findet sich in den Terenzhss. niemals die Wendung tibiis sinistris. Ob die t. Sarranae wirklich, wie Donat angibt (?), identisch mit den t. sinistrae waren, muß mindestens dahingestellt bleiben." Andere anders. F. A. Gevaert, Hist. et théorie de la musique de l'ant. 1, Brüssel 1875; H. Riemann, Handb. der Musikgesch. 1, Leipzig 1904; W. Wilmanns, De didascaliis Terentianis, Berlin 1864, 37; K. Dziatzko, Rh. Mus. 20 (1865), 594; E. v. Brunér, Quaest. Terentianae, Acta soc. scient. Fennicae 9 (1871), 2, 1; K. v. Jan, Auletischer und aulodischer Nomos, Fleckeis. J. 119 (1879), 592; Realenz. 2, 2416; A. Howard, The Aviós or Tibia, Harv. stud. 4 (1893), 1 (vgl. dazu K. v. Jan, Bph W. 1894, 207); P. Rabbow, Fleckeis. J. 155 (1897), 324; E. Hauler, Ter. Phorm.4 51; M. Lenchantin de Gubernatis, Musica e poesia romana dalle origini ad Augusto, Riv. 41 (1913), 202; H. Abert, Burs. J. 144 (1909), 63.

Einzelne szenische Fragen. a) Die pronuntiatio tituli auf der röm. Bühne leugnet Leo, Forsch.2 246; nur diejenigen erfuhren etwas davon, die sich darum kümmerten. Diesen Standpunkt verwirft Hauler, Phorm. 38; s. a. Michaut 1, 440. B) Der choragus. Vgl. Plaut. Pers. 159 f.; Trin. 558; Capt. 61. Gegen Mommsens, Gesch. 1, 884, Identifizierung mit dem dominus gregis vgl. W. Weinberger, Wien. Stud. 14 (1892), 123. Der choragus lieferte besonders die Bühnenkleidung. Nach Donat. Eun. 967 ecce autem video rure redeuntem senem] choragi est administratio, ut opportune in proscaenium war er auch Regisseur, und Plaut. Curc. 462 tritt er mit einer Einlage auf.

11. C. LUCILIUS

55. Die Satire. Als Ennius eine Reihe von Gedichten, die in Inhalt und Form verschieden waren, zusammenstellte, bot sich ihm als passender Titel für seine Sammlung, wie ihn die Griechen mit "Arazтa und Zóμuzta geprägt hatten, das Wort satura dar. Das Wort, ursprünglich ein Ausdruck der Küche für ein Gefüllsel oder eine Pastete, deren Rezept Varro noch in den Plautinischen Untersuchungen gab, wurde auch von der Opferschale gebraucht, die mit verschiedenen Gaben angefüllt war. In weiterem Entwicklungsgang bedeutete es das „Allerlei“, „Durcheinander" und erschien besonders gern in der Formel per saturam". Die Gesetzessprache griff so zu ihr, als sie verbot, heterogene Dinge durch eine Abstimmung zu erledigen. Es war ein Schritt weiter, als man auch das einzelne Gedicht als satura bezeichnete, ein Entwicklungsprozeß, den später auch Silva und Pratum durchgemacht haben, und so sprechen die Grammatiker von „saturarum libri“ des Ennius. Ob Ennius der erste war, der das Wort in die Literatur einführte, ist jedoch zweifelhaft. Wahrscheinlich schrieb Naevius eine Komödie mit dem Titel „satura", in der es augenscheinlich bunt herging, wie denn auch Atta und Pomponius Stücke mit dem gleichem Titel schrieben und wie die alte volksmäßige Posse, die der geschlossenen Komposition ermangelte, bei

Livius Satura heißt. Dem Onkel folgte Pacuvius mit einer Sammlung gleichen Titels. Aber eine eigene Gattung war die Satire damit nicht geworden; es fehlte ihr noch eine das Ganze durchdringende Idee und ein bestimmter Charakter; das gab ihr erst C. Lucilius. Diese Idee war die Kritik der Gegenwart in allen ihren Erscheinungen. Der bunte Inhalt blieb damit; es blieben auch anfangs die wechselnden Metra, bis später der Hexameter das alleinige Maß wurde; es blieb auch die leicht hingeworfene Komposition, die kein eigentliches Dichterwerk, sondern eine Plauderei in der Sprache des Lebens geben wollte. Aber es regte sich zugleich die Macht der Persönlichkeit, die in sich den Maßstab zur Beurteilung der Vorgänge in der Politik, in der Gesellschaft und in der Literatur findet; dadurch wurden die verschiedenen Gebilde in einem Brennpunkt vereinigt. Die römische Forschung erkannte richtig, daß sich dies Gebilde mit der alten griechischen Komödie zusammenstellen lasse; aber sie irrte, wenn sie daraus ein Abhängigkeitsverhältnis konstruierte. Es blieb hier viel Eigenes übrig, und der Ausspruch Quintilians (10, 1, 93) „satura tota nostra est" entbehrt nicht der Wahrheit. Der Römer durfte so sagen, nicht nur weil er hier die Gedankengänge der Griechen in eigene Erfahrung umsetzte und ihre Formen mit aktuellem Leben erfüllte, sondern weil er das literarische Genus der Satire schuf mit fester Form und fester Idee und weil er diesem Kinde einen Namen gab. Satiriker hat es seit Homer und Archilochus gegeben, einen Namen Satire erst seit Ennius, und einen bestimmten Inhalt, so daß es möglich war, Jünger und Nachfolger zu haben, hat sie erst seit Lucilius, mögen die alten Komiker und dann die Popularphilosophen, besonders die Kyniker, mit ihren oíio und Diatriben ihm vorausgegangen und nahegekommen sein, sie, denen es auch auf römischem Boden nicht an Nachfolgern gefehlt hat.1

Allgemeine Literatur. Zeugnisse des Altertums bei Marx CXX. J. Casaubonus, De satyrica Graecorum poesi et de Romanorum satyra libri II, Paris 1605; C. L. Roth, Kl. Schr. 2 (Stuttgart 1857), 384; 411; H. Nettleship, Lectures and essays, second ser., Oxford 1895, 24; B. Grubel, De satirae Romanae origine et progressu, Posen 1883; Th. Birt, Zwei polit. Satiren des alten Rom. Marburg 1888; Barillari, Studi su la satira latina, Messina 1890; C. M. Francken, Sylloge commentationum, quam viro clarissimo Constantino Conto obtulerunt philologi Batavi, Leiden 1893, 13; E. T. Merrill, Fragments of Roman satire from Ennius to Apuleius, New York 1897; A. Dieterich, Pulcinella, Leipzig 1897, 75; G. Friedrich, Zur Gesch. der röm. Satire, Schweidnitz 1899; F. Marx, Lucilius 1, IX; A. Kiessling. R. Heinze, Einleitung zu den Sat. des Horaz: I. Bruns, Vorträge und Aufsätze, München 1905, 217; C. W. Mendell, Satire as popular philosophy, Class. Phil. 15 (1920), 138; W. Kroll, Realenz. 2. R. 2, 192; E. Lommatzsch, Burs. J. 139 (1908), 211; 175 (1919), 91; 204 (1925), 211; E. Bickel ebd. 140 (1908), 219; K. Mras 192 (1922), 85; 96; H. R. Fairclough, Horace's view of the relations between satire and comedy, Am. Journ. 34 (1913), 183; B. L. Ullman, The present status of the Satura question, Studies in Phil. 17 (1920), 379; u. oben S. 21.

Der Name satura (0. Keller, Lat. Volksetymologie, Leipzig 1891, 295; A. Funck, Archiv Lex. 5 (1888), 33; J. Lezius, WklPh. 1891, 1131; G. A. Gerhard, Satura und Satyroi, Phil. 75 N. F. 29 (1918), 247). Die Glossen erklären das Wort als zooracía, xóoos, dioxos, táynvov, vóμos roĥhà xɛqiέyow. Diomed. GLK 1, 485 satira dicitur carmen apud Romanos nunc quidem maledicum et ad carpenda hominum vitia archaeae comoediae charactere conpositum, quale scripserunt Lucilius et Horatius et Persius; et olim carmen, quod ex variis poematibus constabat, satira vocabatur, quale scripserunt Pacuvius et Ennius. satira autem dicta a Satyris sive satura a lance, quae referta variis multisque primitiis in sacro

...

1 Siehe a. J. Geffcken, Stud. zur griech. Satire, Ilbergs J. 27 (1911), 393; 469; G. A. Gerhard, Phoinix von Kolophon, Leipzig

1909. Zu der Quintilianstelle W. Rennie, Satira tota nostra est, Class. Rev. 36 (1922), 21.

apud priscos dis inferebatur et a copia ac saturitate rei satura vocabatur sive a quodam genere farciminis, quod multis rebus refertum saturam dicit Varro vocitatum in secundo libro Plautinarum quaestionum (207, 52 Fun.): 'satura est uva passa et polenta et nuclei pini ex mulso consparsi'; ad haec alii addunt et de malo punico grana. alii autem dictam putant a lege satura, quae uno rogatu multa simul conprehendat, quod scilicet et satura carmine multa simul poemata conprehenduntur. cuius saturae legis Lucilius meminit in primo (fr. 48 M.) et Sallustius in Jugurtha (29). Daraus wohl oder aus gleicher Quelle Isid. or. 5, 16; 20, 2, 8. Festus p. 314 M. satura et cibi genus ex variis rebus conditum est et lex multis alis legibus conferta. itaque in sanctione legum adscribitur neve per saturam abrogato aut derogato'. An diesen Stellen und auch bei Varro ist satura Substantiv, und so faßt es von Anfang an und als erste Bedeutung das genus farciminis Ullman, Satura and Satire, Class. Phil. 8 (1913), 172; The present st. 379, während F. Muller, Phil. 78 N. F. 32 (1923), 238 die Grundbedeutung in der lanx deorum (s. a. Ps. Acro Hor. s. 1, 1) findet und es aus dem Etruskischen ableitet. Den Ausdruck lex satura hält Marx XI für eine Erfindung des Verrius Flaccus oder seines Gewährsmannes; hier sei nur der Ausdruck per saturam üblich gewesen. Lactant. div. inst. 1,21, 13 Pescennius Festus in libris historiarum per saturam refert. Ueber die dramatische satura vgl. S. 20. Daß der Name satura nicht vor Hor. s. 2, 1, 1 als Name einer Literaturgattung gebraucht sei, behauptet mit Anschluß an Marx G. L. Hendrickson, Class. Phil.. 6 (1911), 129; doch s. Leo, Gött. gel. Anz. 1906, 859; R. H. Webb, Class. Phil. 7 (1912), 177; A. L. Wheeler ebd. 457; Ullman, Satura 186; The pres. status 382. Die beste Parallele für den Uebergang eines Kochgerichtes zur Literaturschöpfung ist das ital. Farsa.

Ennius und Lucilius. Hor. sat. 1, 10, 64 fuerit Lucilius, inquam, comis et urbanus, fuerit limatior idem quam rudis et Graecis_intacti_carminis auctor quamque_poetarum seniorum turba. Ueber die Stelle handeln außer den Kommentatoren u. a. C. F. Hermann, Disputatio de satirae Romanae auctore ex sententia Horatii s. I, 10, 66, Marburg 1841; C. Nipperdey, Opusc. 507; G. L. Hendrickson, Studies in honor of B. L. Gildersleeve, Baltimore 1902, 163; P. Rasi, Riv. 31 (1903), 121. In dieser schwierigen Stelle kann auctor wohl nur auf Ennius bezogen werden. Da Lucilius über Ennius in der Weise hinausging, daß er der Satire ihr polemisches Gepräge und schließlich den Hexameter gab, konnte Horaz V. 48 von ihm als inventor sprechen.

56. C. Lucilius. In Suessa Aurunca wurde der Dichter Lucilius, wahrscheinlich im J. 180, als Sohn eines vornehmen und reichen Geschlechtes geboren. Sein Bruder, der Senator war, wurde durch seine Tochter der Großvater des Pompeius Magnus, wie der Dichter auch selbst sein Leben größtenteils in Rom, wo er ein fürstliches Haus besaß, zugebracht zu haben scheint. Als Ritter diente er im numantinischen Krieg (134/33) unter Scipio, mit dem er auch sonst im vertrauten Verkehr stand und dessen politische Bestrebungen er auch, zumal in den gracchanischen Wirren, tatkräftig unterstützte. Auch mit dem Philosophen Clitomachus muß er befreundet gewesen sein, da ihm dieser ein Buch widmete. Unverheiratet geblieben starb er im J. 102 in Neapel. Allgemeine Literatur. J. A. C. van Heusde, Studia critica in C. Lucilium poetam, Utrecht 1842: Epistola ad Car. Frid. Hermann de C. Lucilio, Utrecht 1844; F. D. Gerlach, C. Lucilius und die röm. Satura, Basel 1844 = Hist. Stud. 2 (Basel 1847), 3: R. Bouterwek, De C. Lucilio satirico, Merseburg 1871; L. Müller, Leben und Werke des C. Lucilius, Leipzig 1876; F. Marx, Studia Luciliana, Bonn 1882; Ausg. 1, XVII; C. Giussani, Quaest. Lucilianae, Mailand 1885; C. Cichorius, Untersuchungen zu Lucilius, Berlin 1908 (s. dazu Ch. Knapp, Am. Journ. 29 (1908), 467; F. Münzer, Ilbergs J. 23 (1909), 180); E. Lommatzsch, s. S. 151; P. Wessner, Burs. J. 188 (1921), 51.

Die Heimat. Juv. 1, 19 magnus equos Auruncae flexit alumnus, wozu der Scholiast: Lucillium dicit; Auson. ep. 15, 9 p. 173 Sch.; 237 P. rudes camenas qui Suessae praevenis. Vgl. H. Nissen, Ital. Landeskunde 2 (Berlin 1902), 656.

Geburts- und Todesjahr. Hieron. z. J. 1870 147 v. Chr. (in andern Hss. 1869 148) p. 143 H. Lucilius poeta nascitur. Z. J. 1914 103 (oder 1915 = 102) C. Lucilius (Lucius z. T. die Hss.) satyrarum scriptor Neapoli moritur ac (Buecheler, Fleckeis. J. Suppl. 19 (1893), 342 Anm. 4 erwartet Romam tralatus) publico funere effertur anno aetatis XLVI. Mit dem Todesjahr stimmt, daß das Gespräch in Cic. de orat., das ins J. 91 verlegt wird, Lucilius als Verstorbenen behandelt; vgl. 1, 16, 72 solebat C. Lucilius saepe dicere; 2. 6, 25; 3, 43, 171. Dagegen macht das Geburtsjahr 148 Schwierigkeiten; denn da ihn Vell. 2, 9, 4 vor Numantia 134 3 dienen läßt, wäre er damals sehr jung gewesen, wie auch das Freundschaftsverhältnis zu dem 185 geborenen Scipio ein höheres Alter voraussetzt. Ferner konnte

Horaz sat. 2, 1,34 ihn kaum als senex bezeichnen, wenn er im 46. Lebensjahre starb; auch geht aus der Stelle noch hervor, daß Lucilius erst im höheren Alter seine Satiren schrieb, während wir den Anfang seiner Satirendichtung ungefähr auf das J. 131 datieren können. Wir müssen entweder das Zeugnis des Velleius beseitigen, wie es J. Sajdak, Quaestionum Lucilianarum specimen, Charisteria Morawski, Krakau 1922, 189, reichlich kühn tut, oder mit M. Haupt das falsche Geburtsjahr als eine Verwechslung der fast gleichlautenden Konsuln von 148 (Sp. Postumius Albinus und L. Calpurnius Piso) mit denen vom J. 180 (A. Post. Alb. und C. Calp. P.) durch Hieronymus ansehen, so daß der Dichter bereits in dem letzten Jahr geboren wäre, oder mit Cichorius 7 bei Hier. anno aetatis LXVI schreiben und ihm so zum Geburtsjahr 167 verhelfen. Gegen den letzten Vorschlag wenden sich Münzer 182; B. Floch, Wien. Stud. 38 (1916), 158; Sajdak; Lommatzsch 175, 95; auch R. P. Robinson, Transact. 54 (1913), 106. Ganz abzulehnen ist P. Rasi, Riv. 23 (1895), 350; Atti del congr. intern. di sc. stor. 1 sez. 1 (1903), 213, der den Namen des Lucilius durch den eines andern Dichters ersetzen möchte.

Familienverhältnisse Vell. 2, 29, 2 sagt von Cn. Pompeius Magnus: genitus matre Lucilia, stirpis senatoriae. Der Vater des Cn. Pompeius, Pompeius Strabo, nahm also eine Lucilia zur Frau, deren Vater Lucilius ein Mann senatorischen Ranges war. Wenn dieser der Bruder unseres Dichters war, so war dieser der Großoheim des Pompeius Magnus. Nun berichtet Ps. Acro zu Hor. sat. 2, 1, 75: fertur Lucilius avunculus (so Parisinus ; maior arunculus die übrigen Hss.) fuisse Pompei Magni; auch zu 2, 1, 29 ist wohl avunculus statt avus zu lesen. Porphyrio constat enim Lucilium maiorem (avunculum) Pompei fuisse. etenim avia Pompei Lucilii soror fuerat, wobei der Ausgangspunkt der Verwandtschaft sich auf die Schwester des Lucilius verschiebt. Aber diese Zeugen sind weniger glaubhaft; sondern der Großvater des Pompeius ist wohl der Bruder des Dichters. Ueber ihn Cichorius 2 (s. a. Röm. Stud., Leipzig 1922, 68) und dagegen A. Kappelmacher, Beiträge zur Lebensgesch. des Dichters Luc., Wien. Stud. 31 (1909), 82, und wieder gegen ihn Floch.

Die persönlichen Verhältnisse. a) Ehelosigkeit. In den Fragmenten findet sich keine Andeutung von einer Gattin, dagegen viele Stellen über freie Liebe; auch bekämpft er geradezu die Ehe; vgl. fr. 678. B) Staatsrechtliche Stellung. Daß Lucilius nur latinisches Recht besessen habe und daher im J. 126 von der lex Junia de peregrinis (Cic. off. 3, 11, 47) betroffen längere Zeit von Rom abwesend gewesen sei, nahm Marx, Stud. Luc. 93 an (vorsichtiger Ausg. XLVI, s. a. Sächs. Bēr. 63 (1911), 70). Gegen diese Minderstellung spricht der senatorische Rang des Bruders und die Verschwägerung mit dem Hause des Pompeius; s. Cichorius 14; Münzer 181. 7) Militärdienst. Vell. 2, 9, 4 celebre et Lucilii nomen fuit, qui sub P. Africano Numantino bello (134/3) eques militaverat. Spanische Geschichten werden oft in den Fragm. erwähnt (Cichorius 29; 215; 303; 317), bei denen Sajdak die Autopsie abzuleugnen sucht; s. a. Kappelmacher 89. ) Besitz. Asconius in Cic. Pison. 52 p. 19, 4 St. tradunt et Antiochi regis (den L. Corn. Scipio 190 besiegte) filio obsidi domum publice aedificatam, inter quos Atticus in annali; quae postea dicitur Lucii (Manutius Lucilii) poetae fuisse; vgl. Marx XXIV. Ueber Besitzungen auf Sizilien vgl. Marx zu 667; in Tarent und Bruttium Cichorius 23. Marx XXI bezieht Cic. de or. 2, 70, 584 auf unseren Dichter gegen Mommsen, Sächs. Ber. 2 (1850), 92. Einen Aufenthalt in Athen sucht Cichorius 40 wahrscheinlich zu machen, dagegen Lenchantin de Gub., Appunti (s. S. 48) 439. e) Freundeskreis. Hor. sat. 2, 1, 71 quin ubi se a volgo et scaena in secreta remorant virtus Scipiadae et mitis sapientia Laeli, nugari cum illo et discincti ludere, donec decoqueretur olus soliti und dazu Ps.Acro. Cic. Acad. pr. 2, 32, 102 accipe, quem ad modum eadem dicantur a Clitomacho († 110) in eo libro, quem ad C. Lucilium scripsit poetam, cum scripsisset iisdem de rebus ad L. Censorinum, eum, qui consul cum M.' Manilio fuit. Rutilius Rufus, Junius Congus, Sempronius Tuditanus s. Cichorius 62; 109; 121; 183; Schmitt, Satirenfragm. (s. S. 156) 14; Granius Praeco s. S. 155; Buecheler, Rh. Mus. 37 (1882), 521; Münzer, Realenz. 7, 1818. Die Beleidigungsklage gegen einen Mimus. Auctor ad Her. 2, 13, 19 C. Caelius index absolvit iniuriarum eum, qui Lucilium poetam in scaena nominatim laeserat. Ueber den Richter vgl. noch 0. Hirschfeld, Hermes 8 (1874), 468 = Kl. Schr. 788, und dagegen Marx zu 1102; Cichorius 59; Röm. Stud. 76.

57. Das Corpus der Satiren. Dem Altertum lagen die Satiren des Lucilius in einer Sammlung von 30 Büchern vor, von denen allen, das 21. und 24. ausgenommen, Fragmente erhalten sind. In den ersten 20 Büchern und ebenso im 30. finden wir nur Hexameter, mit dem 22. heben Disticha an, mit dem 26. Buch verschiedene Metra, trochäische Septenare, jambische Senare, daktylische Hexameter. Diese letzte Partie ist aber zeitlich früher als die erste hexametrische; sie beginnt mit dem J. 131, die andre frühestens mit 126.

In dem 26. Buch rechtfertigt Lucilius sein Satirenschreiben und entwirft gewissermaßen sein Programm. Innerhalb der einzelnen Gruppen folgen, soweit wir sehen können, die Bücher sich der Zeit nach; so ist das 2. Buch etwa 119, das 5. 116, das 11. zwischen 116 und 110, das 20. um 107 geschrieben. So sind die Satirenbücher einzeln nacheinander veröffentlicht, wie eine derartige Dichtung auch nur dann ihre vollkommene Wirkung ausübt, wenn sie den Zeitereignissen, mit denen sie aufs engste verwoben ist, unmittelbar folgt. Auch weist Lucilius im 30. Buch auf seine im Umlauf befindlichen Satiren hin und hat vielleicht einzelne Bücher Freunden zugeschickt, d. h. dediziert. In der uns vorliegenden Satirensammlung aber ist nach dem Metrum gruppiert. Den Büchern 1-20 oder 21 in Hexametern folgt die Gruppe in Distichen und sodann von 26 an die polymetrischen Satirenbücher, denen das 30. in Hexametern angereiht ist, weil in diesem, wie bereits gesagt, auf erschienene Satiren hingewiesen ist. Lucilius ging also im Lauf der Zeit von der Polymetrie des Ennius, vom Jambus der Invective und Trochaeus der Gnomik ab und legte den Hexameter als den Vers der Satire fest, was dann für die Nachfolger maßgebend blieb. Daß jene Ordnung der Bücher erst nach dem Tode des Dichters erfolgte, ist wahrscheinlich. Das Altertum hatte noch andere Ausgaben; so kannte Varro und wohl auch Gellius ein Volumen mit 21 Büchern, also den hexametrischen, denen wohl zwei weitere gegenübergestanden haben werden, und Nonius scheint auch eine Ausgabe von 25 Büchern benutzt zu haben.

Titel. Lucilius bezeichnet sein Werk als poemata oder als ludus ac sermones (1013; 1039). Die Grammatiker zitieren es durchweg als satirae, Marx XIV setzt daraus sermones per saturam zusammen, während J. W. D. Ingersoll, Class. Phil. 7 (1912), 59 gar an schedium als ursprüngliche Bezeichnung denkt, s. Fiske, Lucilius and Hor. 117; 145.

Die Metra. Diomed. GLK 1,485 iambus est carmen maledicum; cuius carminis praecipue scriptores... apud Romanos Lucilius. Daß Buch 26 und 27 in trochäischen Septenaren abgefaßt waren. ist anerkannt. Von B. 28 und 29 behauptet C. Lachmann, Kl. Schr. 2, 63, daß das erste in jambischen Senaren, das 29. außerdem auch in trochäischen Septenaren abgefaßt war; richtiger stellt L. Müller, Ausg. XI für die beiden Bücher troch. Tetrameter, jamb. Trimeter und daktyl. Hexameter fest; ebenso Marx CXI. Die zweite Partie 22-25 scheint, was wir allerdings nur für B. 22 nachweisen können, in Distichen geschrieben; vgl. Marx L. In der ersten Partie und in B. 30 sind die Hexameter unbestritten.

Abfassungszeit der Satiren. Aus dem militaverat des Velleius (s. S. 153) folgt, daß Lucilius erst nach dem numantinischen Krieg sich durch Satirenschreiben berühmt gemacht hat; also werden wir den Anfang seiner Dichtung nach 133 anzusetzen haben. Wenn Plinius 36, 185 zum Nachweis, daß ein Fabrikat vor dem cimbrischen Krieg bestand, den Vers 85 anführt, so darf man daraus nicht schließen, daß der Dichter seit dem J. 119 oder, wie Marx will, seit der letzten Phase dieses Krieges (105-101) keine Satiren schrieb, sondern kann nur jenen Vers vor jene Zeit datieren; s. Cichorius 64. Die Bücher erschienen sukzessive und einzeln. V. 1013 sola ex multis nunc nostra poemata ferri zeigt den Ruhm des Dichters; V.612 und 688 beweisen vielleicht Dedikation an einzelne Personen, also Einzelerscheinen; s. Marx L; CXXVIII 21 ff. Nach Hor. sat. 2, 1, 65 num Laelius et qui duxit ab oppressa meritum Carthagine nomen ingenio offensi aut laeso doluere Metello famosisque Lupo cooperto versibus? lebten Scipio und Laelius noch, als Lucilius Metellus und Lupus in seinen Satiren angriff. Das geschieht in Buch 26 und 28 (fr. 676; 784), die also nach 133, was auch fr. 621 percrepe pugnam Popili, facta Corneli cane beweist, und vor dem Todesjahre des Scipio 129 gedichtet sind, wahrscheinlich aus Anlaß der Zensur des dem Scipio nicht günstigen Metellus Macedonicus. Das 26. gibt auch fr. 587 ff. das Programm des Autors. Mit B. 26 und 28 gehört 27, zumal wenn es Scipio gewidmet ist, und wahrscheinlich auch 29 und 30 zusammen. Die Veröffentlichung dieser Gruppe schiebt Cichorius 72; 208 wegen 671 (26. Buch) publicanus vero ut Asiae fiam hinter die Lex des C. Gracchus über die Zolleinrichtungen Asiens vom. J. 123; doch muß seit der Erbschaft des Attalus a. 133 dies eine allgemeine Zukunftshoffnung gewesen sein. Siehe Schmitt, Satirenfragm. 25. Buch 1 setzt fr. 31 das Ende des Karneades im J. 129,8 und den eben erfolgten Tod des princeps senatus Lupus (zwischen 126 und 123;

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