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daß Tertullian den Cassius (Hemina) des Minucius zu dem bekannteren Cassius Severus willkürlich ergänzt habe und daß demnach jenem die zeitliche Priorität gebührt. Doch s. W. Kroll, Rh. Mus. 60 (1905), 307; A. Gudemann, PhW. 1924, 90; 1926, 1067; auch § 656. Fortleben. Livius und Dionysius (1, 7:11) kennen Cassius Hemina nicht. Der erste, der ihn nachgeschlagen hat, ist Plinius (vgl. 32, 20; 13, 85), wahrscheinlich durch Varro auf ihn aufmerksam gemacht; vgl. Münzer, Beitr. 183. Ueber die weitere Benutzung Peter, rel. CLXXII. Die Schrift de censoribus. Nonius 4 p. 346 M. (fr. 23) Cassius Hemina de censoribus lib. II (L. Müller: lib. II de censoribus): et in area in Capitolio (Müller area Capitoli) sima quae erant, demoliuntur. Es fragt sich, ob die Worte de censoribus dem Nonius angehören oder der Titel eines eigenen Werkes von mindestens 2 Büchern sind. Bei der ersten Annahme wäre bei lib. II der Titel des annalistischen Werkes weggeblieben, wie auch p. 90 M. (fr. 27). Gegen ein eigenes Werk de censoribus spricht sich Peter, rel. CLXXIII aus, für ein solches M. Hertz, De historicorum Romanorum reliquiis quaestionum capita quinque (Ind. lect. Breslau 1871, 2); vgl. auch L. Cohn. L. Cincius Alimentus etc., Ilbergs J. 5 (1900), 328. Da Nonius zwölfmal das annalistische Werk zitiert, ein Buch de censoribus aber niemals, wird man lieber das Fragment mit seinem historischen Inhalt den Annalen zuweisen. Die Fragmente. J. E. Schmitter, Cassii Heminae annalium fragmenta emendata disposita illustrata, Münster 1861; Peter, rel. 98; fragm. 68; s. a Pais, Storia 1, 2, 363 Anm. 2; C. Cichorius, Realenz. 3, 1723.

2. L. Calpurnius Piso Frugi. Als Verfasser eines annalistischen Geschichtswerks erscheint auch der Gegner der gracchischen Politik L. Calpurnius Piso Frugi. Er hatte als Volkstribun im J. 149 durch seinen Gesetzesvorschlag über die Erpressungen die Einsetzung des ersten stehenden Gerichtshofs für Kriminalverbrechen veranlaßt. Als Konsul des J. 133 kämpfte er gegen die aufständischen Sklaven in Sizilien; auch die Zensur bekleidete er. Seine Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit verschafften ihm den zweiten Beinamen Frugi. Auch in seinem Geschichtswerk ließ er sich von ethischen Ideen leiten; er klagt über die Sittenlosigkeit der Jugend in seiner Zeit und richtet seine Blicke auf die Tüchtigkeit der Vorfahren. Den Legenden der Vorzeit steht er mit rationalistischem Mißvergnügen gegenüber, das ihn zuweilen fast zu Geschmacklosigkeiten verführt. Eingeteilt waren seine Annalen in 7 Bücher; sie begannen mit der Urzeit und gingen im letzten Buch sicher bis zum J. 146, also bis in die eigene Zeit. Eine antiquarisch-mythologische Gelehrsamkeit, die sich in manchem Bruchstück zeigt, hat Veranlassung gegeben, noch einen jüngeren Grammatiker desselben Namens anzunehmen. Allein es steht nichts im Wege, bei dem Annalisten auch Altertumsstudien vorauszusetzen. Auch Reden hat er hinterlassen, die aber kein Leben hatten. Auch in seiner Annalistik findet Cicero seine Darstellung dürftig; mehr Geschmack hat an ihm Gellius. Die zwei größern Fragmente (8; 27) zeigen den schlichten Stil der Chronik.

Biographisches. Ueber das zweite Kognomen Frugi vgl. Cic. Tusc. 3, 8, 16. Bei Dionys. 2, 38, 3; 39, 1 heißt er ó uuŋuzós, bei Plin. 13, 87, Censorin. 17, 11 Censorius; doch wird dieser Beiname nur als eine andere Bezeichnung für Frugi aufzufassen sein. Ueber die lex de pecuniis repetundis, durch die er im J. 149 der Urheber der quaestiones perpetuae wurde, vgl. Cic. Brutus 27, 106. Seine Prätur wird von A. Wilms, Fleckeis. J. 151 (1895), 213 ins J. 136 gesetzt. Ueber den Krieg, den er als Konsul im J. 133 in Sizilien gegen die Sklaven führte, vgl. Drumann, Gesch. 2, 541. Seine Zensur rückt Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 3, 970 Anm. 2 ins J. 108 statt 120; doch s. F. Münzer, Zu den fasti censorii, Rh. Mus. 61 (1906), 23: Cichorius, Unters. zu Lucil. 82. In seiner Politik war er Gegner der Gracchen, vgl. z. B. Cic. Tusc. 3, 20, 48. Er ist wohl auch der im Stoikerkatalog Col. LXXIV (s. S. 158) p. 99 Comp. bezeichnete Schüler des Panaetius. Münzer, Realenz. 3, 1392.

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Titel und Umfang des Werkes. Der erstere ist annales; Ausnahmen bilden Prisc. GLK 2, 497,9 Piso historiarum I; Plin. 13,87 tradit Piso Censorius primo commentariorum (fr. 17; 11), die beide sonst den richtigen Titel geben. Zitiert wird das 7. Buch von Censorinus 17, 13. Die Ereignisse gingen von Aeneas und der Königszeit bis zum J. 146

(fr. 39); im 3. Buch die curulische Aedilität des Cn. Flavius (304). F. Münzer, Die Zeitrechnung des Annal. Piso, Herm. 31 (1896), 308 sucht nachzuweisen, daß er dabei die Aera Catos zugrunde legte, doch s. dagegen M. Rabenhorst, Quellenstudien zur n. h. des Plinius, Berlin 1905, 18; L. Holzapfel, Zur röm. Chronol., Klio 12 (1912), 99; Leuze (s. u.).

Der angebliche Antiquar Piso. Es finden sich Fragmente unter dem Namen Pisos, die antiquarisch-mythologische Gelehrsamkeit enthalten (s. a. Funaioli, Gramm. 118). R. Merkel, Ovids Fasten, Berlin 1841, LXXX hält den Macr. 1, 12, 18 (fr. 42); Arnob. 3, 38 (fr. 45), Plut. Marius 45 (Taïos tis Iɛloor, ȧvno ioroozós; vgl. § 113, 2) und Plin. 13, 87 (s. oben) genannten Piso für einen anderen. Auch O. Jahn, Sächs. Ber. 1848, 429 gibt einem jüngeren Antiquar, dem die alexandrinische Gelehrsamkeit zugeflossen sei (vgl. Th. Plüß, De Cinciis rerum Romanarum scriptoribus, Bonn 1865, 28) und der vielleicht der forogzós bei Plutarch sei, fr. 4, das er für besonders beweiskräftig hält, und 42-45. M. Hertz, Ein philol.klinischer Streifzug, Berlin 1849, 19 schließt besonders aus dem Titel commentarii bei Plinius auf ein zweites antiquarisch-mythol. Werk Pisos. Aber daß derartiges auch der Annalistik jener Zeit nicht fern lag, zeigt Peter, rel. CLXXXIII; s. a. CCCLXXX.

Zur Charakteristik. Cic. ad fam. 9, 22, 2 (fr. 40) at vero Piso ille Frugi in annalibus suis queritur adulescentes peni deditos esse. Plin. 17, 244 (fr. 38) a quo tempore pudicitiam subversam Piso gravis auctor prodidit. Die Tarpeiasage wird von ihm umgedeutet, weil er ihren Kultus nicht mit ihrem Verrat in Einklang bringen konnte (fr. 5); s. Roscher, Mythol. Lex. 5, 113. Auch die Sage von Curtius ist ins Alltägliche umgesetzt (fr. 6). Lächerliche Anekdoten werden erzählt von Romulus, von Cn. Flavius fr. 8; 27.

Antike Urteile. Cic. Brutus 27, 106 L. Piso tribunus plebis (149) legem primus de pecuniis repetundis Censorino et Manilio consulibus tulit; ipse etiam Piso et causas egit et multarum legum aut auctor aut dissuasor fuit, isque et orationes reliquit, quae iam evanuerunt, et annales sane exiliter scriptos; vgl. de leg. 1, 2, 6. Gellius 7 (6), 9, 1 eaque res perquam pure et venuste narrata a Pisone. 11, 14, 1 simplicissima suavitate et rei et orationis L. Piso Frugi usus est in primo annali. Plin. 2, 140; 17, 244 nennt Piso gravis auctor.

Fortleben (Peter CLXXXVII). a) Cicero; bes. in de republica; s. W. Soltau, Phil. 56 N. F. 10 (1897), 119; Anfänge 218; F. Münzer, Röm. Adelsparteien und Adelsfamilien, Stuttgart 1920, 390. 6) Varro. Piso wird von Varro zitiert r. r. 2, 1, 9; 1. l. 5, 148; 5, 165 (fr. 1; 6; 9); Lactant. inst. div. 1, 6, 9 (fr. 41). Peter a. a. O. (bes. auch über Varro als Vermittler für die Spätern); E. Wendling, Zu Posidonius und Varro, Herm. 28 (1893), 348; Münzer, Beitr. 199. ) Livius zitiert außer in der ersten Dekade (1, 55, 8; 2, 32, 3; 2, 58, 1; 9, 44, 3; 10, 9, 12 vetustior annalium auctor Piso) Piso nur noch 25, 39, 15. Weiteres bei H. Virck, Die Quellen des Liv. und Dionysius für die älteste Gesch. der röm. Republik (245-260), Straßburg 1877; W. Soltau, Phil. 52 (1894), 670; 56 (1897), 124; Livius' Quellen in der III. Dekade, Berlin 1894, 26: Livius' Geschichtswerk 29; 33; F. Luterbacher, Fabius und Piso als Quellen des Livius, Phil. 57 N. F. 11 (1898),510; U. Kahrstedt, Die Annalistik von Liv. B. 31-45, Berlin 1913, 96. d) Dionysius von Halicarnaß, der Piso sechsmal zitiert, scheint ihn für die Königszeit als eine Hauptquelle benutzt zu haben, s. Leuze, Jahrzählung 200. ɛ) Diodor. Vgl. O. Clason, Die röm. Quelle Diodors von Sizilien, Heidelb. J. 1872, 835; K. Klimke, Diodorus Sikulus und die röm. Annalistik, Königshütte 1881, 32 Anm. 11; L. Cohn, Diodor und seine röm. Quelle, Phil. 42 (1884), 1, und dagegen J. Bader, De Diodori rerum Romanarum auctoribus, Leipzig 1890, 29; Leuze, Jahrzählung 74; und oben S. 173.) Plinius. Münzer, Beitr. 199; 220; Leuze, Chronol. zum Annalisten Piso, Phil. 66 N. F. 20 (1907), 531. Peter, rel. 120; fragm. 77; s. a. Brinkmann (S. 171) 57.

Literatur. H. Liebaldt, De L. Pisone annalium scriptore, Naumburg 1836; L. Keller, Der zweite punische Krieg und seine Quellen, Marburg 1875, 143; Peter, rel. CLXXXI; Wahrheit 290; W. Soltau, Livius' Geschichtswerk 87; C. Cichorius, Realenz. 3, 1392; H. Behrens, Quaestiones de libello, qui Origo gentis Rom. inscribitur, Berlin 1917, 78.

3. C. Sempronius Tuditanus. Als Schriftsteller über Staatsrecht erscheint in der Gracchenzeit C. Sempronius Tuditanus, der als Konsul des J. 129 einen Triumph über die Japyden erlangt hatte. Er schrieb „Libri magistratuum", ein weitschichtiges, mindestens aus 13 Büchern bestehendes Werk; es war darin die Rede über die Schaltung, über das maius und minus imperium, über die Einsetzung des Volkstribunats und über die nundinae. Daneben finden sich noch Zitate ohne Titelangabe, die sich schwer in den „Libri magistratuum" unterbringen lassen; man hat daher ein zweites Werk historischer Natur angenommen, dem eine Erörterung über die Aboriginer,

die Erzählung über die Auffindung von angeblichen Büchern Numas und die Leidensgeschichte des Regulus zugewiesen werden.

Biographisches (s. Cic. ad Att. 13, 32; 33). Prätor 132; als Konsul 129 Sieger über die Histri und Japyden, s. Liv. per. 59; Appian Illyr. 10; Fasti Capitol. CIL 12 p. 48; 176. Plin. 3, 129 Tuditanus, qui domuit Histros, in statua sua ibi inscripsit: ‘Ab Aquileia ad Titium flumen stadia M.' Seine neugefundene Siegerinschrift in Saturniern, Gegenstück zu des Accius Inschriften für Brutus Callaicus (s. S. 132; Dessau, Bph W. 1909, 479) CIL 12, 652; Dessau 8885; Buecheler-Lommatzsch 1859; Diehl, Altlat. Inschr.2 172, behandelt von A. v. Premerstein, Jahresh. des öst. arch. Inst. 10 (1907), 264; E. Reisch ebd. 11 (1908), 276; F. Buecheler, Rh. Mus. 63 (1908), 321; Th. Birt ebd. 73 (1920), 306; B. Tamaro, Not. d. scavi 1925, 11 zu einer neuen Inschr. Ueber sein Verhältnis zu Hostius s. S. 162; zu Lucilius Cichorius, Unters. zu Luc. 183. Als Redner bei Cic. Brutus 25, 95 C. Tuditanus cum omni vita atque victu excultus atque expolitus, tum eius elegans est habitum etiam orationis genus. Münzer, Realenz. Zw. R. 2, 1441.

Die libri magistratuum. Macr. 1, 13, 21 Tuditanus refert libro tertio magistratuum decem viros, qui decem tabulis duas addiderunt, de intercalando populum rogasse. Dasselbe Werk offenbar auch bei Gellius 13, 15, 4, wo vom imperium maius und minus gesprochen wird: ut in commentario tertio decimo C. Tuditani patet. Weiter daher wohl Asconius in Cornelianam p. 60, 14 St. sunt tamen, qui eundem illum duorum (trib. pl.) numerum quem Cicero ponant; inter quos Tuditanus et Pomponius Atticus, Livius quoque noster. idem hic et Tuditanus adiciunt tres praeterea creatos esse; und Macr. 1, 16, 32 harum (nundinarum) originem quidem Romulo adsignant, quem communicato regno cum T. Tatio sacrificiis et sodalitatibus institutis nundinas quoque adiecisse commemorant, sicut Tuditanus adfirmat. Bremer 1, 35.

...

Die Annalen. Neben den libri magistratuum hat man auch ein annalistisches Werk angenommen und ihm sechs Fragmente zugewiesen; allein da nirgends der Titel eines historischen Werkes angeführt wird, hat C. Cichorius, Das Geschichtswerk des Sempr. Tud., Wien. Stud. 24 (1902), 588 nur die libri magistratuum gelten lassen. Wenn er, wohl mit Recht, Plut. Flamin. 14 (fr. 6) die hs. Lesart ós árayoáyovoi oi rɛọi tovitavov oder tovitarov nicht in Tovduravór, sondern in tov 'Avtíar umsetzt, so ist es dagegen schwer, Plin. 13, 84 (fr. 3), wo für die Auffindung von angeblichen Büchern Numas (181 v. Chr.; s. S. 36) als Gewährsmänner Cassius Hemina, Piso Censorius und Tuditanus erscheinen, in den libri magistratuum unterzubringen; noch schwieriger ist es bei Dionysius 1, 11, 1 (fr. 1) oi dè λογιώτατοι τῶν Ῥωμαϊκῶν συγγραφέων, ἐν οἷς ἐστι Πόρκιός τε Κάτων ὁ τὰς γενεαλογίας τῶν ἐν Ιταλίᾳ πόλεων ἐπιμελέστατα συναγαγών καὶ Γάϊος Σεμπρώνιος καὶ ἄλλοι συχνοί, Ἕλληνας αὐτοὺς (Aborigines) εἶναι λέγουσι τῶν ἐν Ἀχαΐᾳ ποτὲ οἰκησάντων πολλαῖς γενεαῖς πρότερον τοῦ πολέμου Tov Townzov ustavaotávtas (vgl. noch 1, 13, 2) und besonders bei Gellius 7 (6), 4, 1 (fr. 5), der bekannten Geschichte des Regulus (id nuperrime legimus scriptum in Tuditani libris). Peter, rel. 143; fragm. 90.

Fortleben. Plinius führt den ihm wie auch Macrob durch Varro vermittelten Tuditanus im Quellenverzeichnis zum 12. Buch an; vgl. Münzer, Beitr. 185; Realenz. a. a. O.

4. Cn. Gellius. Eine etwas schattenhafte Gestalt ist Cn. Gellius, der vor Coelius Antipater schrieb und vielleicht mit dem Cn. Gellius identisch ist, gegen den M. Cato eine Rede für L. Turius gehalten hat. Er verfaßte Annalen, die so weitschichtig angelegt waren, daß er erst im 2. Buch auf den Raub der Sabinerinnen zu sprechen kam, erst im 33. bis zum J. 216 vorgerückt war. Das Zitat aus dem 97. Buch bei Charisius wird gleichwohl auf einer Verderbnis beruhen. Auch er erwähnt noch die vierte Säkularfeier im J. 14C. Cicero kannte das Buch; ob er es gelesen, ist aber fraglich. Dagegen benutzte es sicher Dionysius, während Livius von ihm schweigt. Spätere Gelehrte scheinen durch Varro ihre Kenntnis erhalten zu haben. Zeit und Persönlichkeit. Cic. de div. 1, 26, 55 omnes hoc historici, Fabii, Gellii, sed proxime Coelius, der also jünger ist. Daher ist es kaum gestattet, leg. 1, 2, 6 ecce successere huic (Coelio) belli, Clodius, Asellio: nihil ad Coelium, sed potius ad antiquorum languorem et inscitiam für das überlieferte belli mit Guilielmus Gellii zu setzen. Die Identität mit dem bei Gellius 14, 2, 21 (in oratione, quam pro L. Turio contra Cn. Gellium (Cato) dixit) genannten Gegner Catos ist möglich; s. G. J. Vossius, De historicis lat. 1, 8, 12; Peter, rel. CCVI; Nipperdey 403. Münzer, Realenz. 7, 998.

Umfang und Gliederung des Werkes. Es hob mit den ältesten Zeiten an und reichte mindestens bis zum J. 146 (fr. 28). Im 15. Buch sind wir mit fr. 25 im J. 389 (doch s. Leuze, Jahrzählung 206), mit dem 30. (so Prisc. GLK 2, 318, 4) oder 33. (fr. 26) vielleicht im J. 216. Dann wird die Zahl XCVII, die Charis. GLK 1, 54, 18 mit Gellius in XCVII portabus et mox oleabus gibt, zu hoch und wird mit XXVII (so schon C bei Barwick) oder mit XLVII (dies F. Maixner, ZöstG. 29 (1878), 334 zu vertauschen sein, wenn wir nicht eine Schwindelei des Grammatikers annehmen wollen; s. F. Münzer, Herm. 32 (1897), 472.

Andere Gellii. Dionys. 1, 7, 3 τὰ δ' ἐκ τῶν ἱστοριῶν ἀναλεξάμενος, ἃς οἱ πρὸς αὐτῶν ἐπαινούμενοι Ῥωμαίων συνέγραψαν Πορκιός τε Κάτων καὶ Φάβιος Μάξιμος καὶ Ουαλέριος ὁ ̓Αντιεὺς καὶ Λικίννιος Μάκερ Αϊλιοί τε καὶ Γέλλιοι καὶ Καλπούρνιοι καὶ ἕτεροι συχνοὶ πρὸς τούτοις ἄνδρες oix àpareis. Auch Cicero (s. o.) spricht von Gellii. Doch kennt keiner von ihnen einen von dem bekannten verschiednen Historiker, und es steht nichts im Wege, bei beiden den Plural generell als „Leute wie“ zu fassen. Dagegen erscheint bei Nonius 3 p. 194 M. [genere] masculino Agellius historiarum lib. I: et quod bubo in columna aedis Jovis sedens conspectus est ein neuer A. Gellius. Aber der mit dem Verfasser der Noctes Atticae identische Name legt den Verdacht nahe, daß hier dem Nonius oder auch einem Abschreiber der Name versehentlich in die Feder gekommen ist. In das erste Buch des Historikers Cn. Gellius will sich das Fragment nicht recht fügen; wahrscheinlich ist mit Antonius Augustinus Asellio zu schreiben. Ferner erscheint in der an sich schon verdächtigen Origo gentis Romanae 16, 4 Sex. Gellius; allein die Oxforder Hs. liest Sextus Gallius, wofür E. Baehrens, Fleckeis. J. 135 (1887), 775 Anm. 10 Sextius Gallus schreibt; vgl. Cic. pro Milone 31, 86. — C. Nipperdey, Opusc. 399; O. Meltzer, Fleckeis. J. 105 (1872), 429; Behrens (S. 196), 73.

Fortleben. Gellius, in der ältern Zeit häufiger benutzt, verschwindet als selbständige Lektüre bei den Römern mit Varro, dem die Spätern, Plinius, Gellius, Servius ihre Kenntnis verdanken; s. Münzer, Beitr. 377. Ueber Dionysius L. Holzapfel, Contributi alla conoscenza delle fonti Romane, 1. Sull' uso che Dionigi di Alicarnasso fece dell' annalista Gellio (Riv. bimestr. di ant. Greche e Romane 1 (1899) fasc. 4/6). Peter, rel. CCVIII; 148; fragm. 93.

5. Vennonius. Nicht minder nebelhaft ist Vennonius. Cicero nennt ihn nach Piso und Fannius und setzt den letzteren vor Coelius Antipater. In einem Briefe an Atticus beklagt Cicero, daß er das Geschichtswerk des Vennonius nicht zur Hand habe. Ein Fragment über die Königszeit verdanken wir Dionysius.

Zeugnisse. Cic. leg. 1, 2, 6 Fabium aut ... Catonem aut Pisonem aut Fannium aut Vennonium... Fannii autem aetati coniunctus Antipater. ad Att. 12, 3, 1 (46 v. Chr.) moleste fero Vennonii me historiam non habere. Dionys. 4, 15, 1 ós Overvórios iotóonzɛv. Vgl. Peter, rel. CC; 142; fragm. 89.

6. C. Fannius. C. Fannius, der durch seinen Schwiegervater Laelius zu Panaetius geführt war und so eine philosophische Ausbildung genossen hatte, tat im J. 146 Kriegsdienste in Afrika, wo er bei der Erstürmung Karthagos mit Ti. Gracchus zuerst die feindlichen Mauern bestieg; 142/41 kämpfte er in Spanien. Das Tribunat erlangte er um dieselbe Zeit und kam schließlich im J. 122 durch den Einfluß des C. Gracchus zum Konsulat. Aber dann trübten sich die Beziehungen zwischen beiden. Als C. Gracchus den Antrag stellte, den Latinern das volle Bürgerrecht und den übrigen Bundesgenossen das Recht der Latiner zu verleihen, trat auch Fannius in die Reihen der Opposition und verfocht seinen Standpunkt mit einer ausgezeichneten Rede, deren Autorschaft ihm freilich abgesprochen wurde. Auch als Sachwalter betätigte er sich. Weiter schrieb er eine Geschichte mit dem üblichen Titel „Annales", die vielleicht mit der Urzeit begann, im 8. Buch den ersten punischen Krieg erzählte und bis zur eigenen Zeit herabging. Wie Cato hatte auch er Reden in dieses sein Geschichtswerk aufgenommen. Es hat in der historischen Literatur der Römer eine geachtete Stellung eingenommen. Ueber den Stil urteilt Cicero nicht ungünstig und Sallust preist die Wahrheit als einen Schmuck des Werkes. Von der Lebensfähigkeit zeugt auch

die Tatsache, daß sich M. Brutus einen Auszug aus ihm machte, wie wir noch später seine Spuren bei Plutarch finden.

Die zwei Fannii. Cic. Brutus 26, 99 horum aetatibus adiuncti duo C. Fannii, C. et M. filii, fuerunt; quorum Gai filius, qui consul cum Domitio fuit (122), unam orationem de sociis et nomine latino contra C. Gracchum reliquit sane et bonam et nobilem. 26, 101 alter autem C. Fannius, M. filius, C. Laeli gener, et moribus et ipso genere dicendi durior. is soceri instituto ... Panaetium audiverat. eius omnis in dicendo facultas ex historia ipsius non ineleganter scripta perspici potest, quae neque nimis est infans neque perfecte diserta; vgl. auch 31, 118. Diese seine Ansicht stieß auf Schwierigkeiten; im J. 46 schreibt er an Atticus ep. 12, 5, 3 (über den Wortlaut s. F. Münzer, Herm. 55 (1920), 432; A. Kurfeß 57 (1922), 623) conturbabat enim me epitome Bruti Fanniana; in Bruti epitoma Fanniorum scripsi, quod erat in extremo idque ego secutus hunc Fannium, qui scripsit historiam, generum esse scripseram Laelii, sed tu me yɛwμɛtoizos refelleras, te autem nunc Brutus et Fannius; ego tamen de bono auctore Hortensio sic acceperam, ut apud Brutum est. hunc igitur locum expedies. 16, 13c, 2 (44 v. Chr.) in praesentia mihi velim scribas, quibus censoribus C. Fannius M. f. tribunus pl. fuerit; videor mihi audisse P. Africano L. Mummio; id igitur quaero. Seine Aufstellung der zwei Fannii wurde erschüttert durch die Inschrift CIL 12, 658 6, 1306 C. Fanni. M. f. cos. de sena. sen. dedit. Das kann nur der C. Fannius, der Konsul des J. 122 mit Cn. Domitius Ahenobarbus (Plin. 2, 99; Obseq. 32), sein, zeigt also, daß Cicero im Brutus mit seiner Angabe Gai filius für den Konsul und damit auch für den Redner im Irrtum war. Mommsen hat im CIL gezeigt, daß alles sehr gut auf ein und dieselbe Persönlichkeit passe: er streicht daher den C. Fannius C. f. Zustimmung fand das bei Peter, rel. CXCIII; Ed. Meyer, Unters. zur Gesch. der Gracchen (Festschr. zur 200 jährigen Jubelfeier der Univ. Halle), 1894, 6 Anm. 1; E. Kornemann, Zur Gesch. der Gracchenzeit, Klio 1. Beiheft (1903) 21; s. a. 9 (1909), 378. Zweifelnd äußerte sich O. Hirschfeld, Wien. Stud. 6 (1884), 128 = Kl. Schr. 777, wie auch P. Fraccaro, Sui Fanni dell' età Graccana, Rendic. d. Acc. di Lincei S. 5, 19 (1910), 656 Historiker und Politiker trennt, ebenso Rosenberg, Einleitung 170. Doch s. Münzer a. a. O. und Realenz. 6, 1987.

Biographisches. Mit Identifizierung der beiden Fannii ergeben sich folgende Data für C. Fannius M. f.: Im J. 146 im Heere vor Karthago (Plut. Ti. Gracchus 4 to tεíyovs èxéßη τῶν πολεμίων πρῶτος, ὥς φησι Φάννιος λέγων καὶ αὐτὸς τῷ Τιβερίω συνεπιβῆναι καὶ συμμεταoyεiv έzeivns tñs ȧgiorɛías); 142/1 in Spanien unter Servilianus (App. b. Hisp. 67 tóte pèr our Φανιός τε, ὁ Λαιλίου κηδεστής, λαμπρώς ἠρίστευε); Volkstribun unter den Zensoren P. Africanus und L. Mummius wahrscheinlich 142 oder 141 (vgl. Peter, rel. CXCIV; dagegen Kornemann 27). Ueber seine Prätur vgl. Joseph. ant. 13, 9, 2 Pários Máozov viac oroarnyos Bovkyv ovýyaye. Als Jahr für dies Amt läßt Kornemann die Wahl zwischen 133, 132, 131. Ueber sein Konsulat vgl. oben und Plut. C. Gracchus 8 ¿votávtov tov vτauzār ágyaiɛoíov zai uɛτεώρων ὄντων ἁπάντων ὤφθη Γάϊον Φάννιον κατάγων εἰς τὸ πεδίον καὶ συναρχαιρεσιάζων ἐκείνῳ μɛtà tổv qíkov eqs. Ueber ihn als Schwiegersohn des Laelius vgl. außer Appian a. a. O. Cic. Lael. 1, 3 und besonders Brutus 26, 101 quem (Laelium), quia cooptatus in augurum collegium non erat, non admodum diligebat, praesertim cum ille Q. Scaevolam sibi minorem natu generum praetulisset, cui tamen Laelius se excusans non genero minori dixit se illud, sed maiori filiae detulisse. Die Geburt des Fannius wird also um 174 fallen.

Fannius als Redner. Ueber die Rede de sociis et nomine latino (s. oben) läßt Cicero den Atticus sagen (Brutus 26, 99): alii a C. Persio, litterato homine, scriptam esse aiebant, illo quem significat valde doctum esse Lucilius (592 M.), alii multos nobiles, quod quisque potuisset, in illam orationem contulisse. Darauf erwidert Cicero: audivi equidem ista de maioribus natu, sed numquam sum adductus, ut crederem; eamque suspicionem propter hanc causam credo fuisse, quod Fannius in mediocribus oratoribus habitus esset, oratio autem vel optuma esset illo quidem tempore orationum omnium. sed nec eiusmodi est, ut a pluribus confusa videatur unus enim sonus est totius orationis et idem stilus —, nec de Persio reticuisset Gracchus, cum ei Fannius de Menelao Maratheno et de ceteris obiecisset; praesertim cum Fannius numquam sit habitus elinguis. nam et causas defensitavit et tribunatus eius arbitrio et auctoritate P. Africani gestus non obscurus fuit. - G. L. Hendrickson, Literary sources in Cicero's Brutus, Am. Journ. 27 (1906), 198; P. Fraccaro, Studi sull' età dei Gracchi, Studi stor. per l'antich. class. 5 (1912), 410.

Umfang und Inhalt des Geschichtswerks. Scholia Veron. in Verg. Aen. 3, 707 p. 430 H. (fr. 3) C. Fannius in VIII annali Drepanum modo, modo Drepana appellat. Oeftere Erwähnung der sizilischen Stadt könnte in einer Darstellung des ersten punischen Krieges stattgefunden haben, ebensogut aber auch in den sizilischen Sklavenkriegen; danach ist die Entscheidung, ob das Werk die Geschichte Roms von Anfang an erzählt, worauf auch der Titel Annales führen würde (historia Cic. Brut. 87, 299), oder nur selbsterlebte Zeit, verschieden ausgefallen. Die wenigen Fragmente, nur drei mit Buchangabe von 1 und 8, geben nichts aus.

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