Immagini della pagina
PDF
ePub

Caesar, die beiden Cicero, Hortensius und manche andere, die sich hier betätigen, erst recht die Italiker und Provinzialen, unter denen vor allem das Keltenland diesseits und jenseits der Alpen sich durch hervorragende Kräfte auszeichnet. Man beschreitet, wieder unter griechischer Leitung, neue Wege, führt ungewohnte Metra ein und findet den Mut zu selbständiger Aeußerung des Gefühls in der bis dahin so stark zurückgesetzten Lyrik. Mehr noch aber pflegen die Großen des Staates die Prosa. Die erregte Zeit, die über ein halbes Jahrhundert Bürgerkriege sah und auch in der Zwischenzeit arge politische Wirren nicht ohne Bürgerblut erlebte, machte die führenden Köpfe zu Rednern, machte die Gleichen auch leicht zu Geschichtschreibern der eigenen Zeit, durch die sie ebenfalls der von ihnen vertretenen Sache dienen konnten. Auch hier hilft das griechische Vorbild und die griechische Lehre. Die Kunst der Rede wie der Schrift wird ausgebildet, die Gedanken gesucht und berechnet, die Form harmonisch. Gliederung und Parallelismus, Periodisierung und Rhythmik sind allgemeine Hilfen des Ausdrucks. Man untersucht eifrig die eigene Sprache in ihrem Ursprung und ihren Mitteln. Auch die berühmtesten Leute beteiligen sich, manchmal mitten im Kriegslärm, an diesen Forschungen, und der literarische Gehilfe wird teuer bezahlt. Im Gegensatz nicht nur zum Sermo vulgaris 1 und plebeius, sondern auch zu der Provinzialsprache, der Patavinitas oder wie sonst die Heimat heißen mochte, bildet sich die Urbanitas, der feine, speziell hauptstädtische Ton mit seinem Esprit, aber auch der Ablehnung ungewohnter Ausdrücke und auch schon der Worte bedenklichen Klangs.3

Die Bildung, der mehr als 20 celebres scholae in Rom (Suet. gramm. 3) dienten, umfaßt große Gebiete. Unter die artes liberales, die die ¿yxúnĥios raideia ausmachen, reiht Varro neben Grammatik, Dialektik und Rhetorik auch die Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik ein. Weite Kreise huldigen dieser Strömung, die auch am Frauengeschlecht nicht vorübergeht. Sempronia, Gattin des D. Brutus, ist in griechischer und lateinischer Wissenschaft bewandert, spielt Leier und macht Verse (Sall. Cat. 25, 2); ähnlich Cornelia, die Gattin des Pompeius, die selbst der Philosophie und Mathematik nicht abhold war; Cornificia dichtet mit Ruhm Epigramme, und Hortensia übt die vom Vater ererbte Redefähigkeit als Vertreterin der Frauen sogar öffentlich vor den Triumvirn aus (§ 137, 2). Es ist eine umgestaltende Zeit auch in der Literatur.

a) DIE POESIE

1. DIE ATELLANA

84. Das oskische Spiel, die fabula Atellana. Die dramatische Poesie ist in unserer Periode in entschiedenem Verfall: die Tragödie treibt keine Blüten mehr; man bewunderte noch die großen Schauspieler in den Rollen des Agamemnon, Atreus, Aiax, wie sie Ennius, Pacuv und Accius gezeichnet hatten; man staunte die Pracht der Ausstattung an, die 600 Maultiere in der Clytemnestra des Accius, die 3000 im Triumphzug des Agamemnon daher1 J. B. Hofmann, Lat. Umgangssprache Quint. 6, 3, 17; 103 ff. (Indogerm. Bibl. 1, 17), Heidelberg 1926.

2 Cic. Brut. 46, 170; de or. 3. 11, 42 ff.;

3 Cic. or. 45, 152; ep. ad fam. 9, 22; off. 1, 35, 126: Quint. 8, 3, 44.

getragenen Mischgefäße, aber man lief viel lieber in die Posse. Denn sie beherrscht auch in der Komödie jetzt das Feld und zwar in zwei Formen, die sich ablösen, in der fabula Atellana und im Mimus.1

Im griechischen Unteritalien war im Phlyax die Posse zu einer großen Entfaltung gelangt. Auch in dem oskischen Campanien fand diese dramatische Gattung Boden und entwickelte sich zu einem Spiel, in dem vier Figuren ihre besondere Ausprägung fanden. Namentlich in dem campanischen Landstädtchen Atella scheint das Produkt besondere Pflege gefunden und daher die Bezeichnung „fabula Atellana" erhalten zu haben. Osker, vielleicht eben Atellaner, brachten das Spiel frühzeitig nach Rom und führten es dort in ihrer Sprache auf. Den Römern gefiel die Posse; Dilettanten bemächtigten sich ihrer und spielten sie in lateinischer Sprache. Sie trugen, wie es bei den stehenden Figuren nicht anders möglich war, Masken und erlitten daher nicht, wie die berufsmäßigen Schauspieler, eine Schmälerung ihrer bürgerlichen Stellung. Wenn Strabo sich nicht getäuscht hat, blieb aber auch das Spiel in oskischer Sprache in Verbindung mit einem religiösen Feste in Uebung. Der Literatur gehörte diese Dilettantenpoesie nicht an; denn sie wird in der Regel improvisiert worden sein, und selbst wenn ein Textbuch existierte, wurde es nicht publiziert. In jene trat die fabula Atellana erst ein, als man zur Zeit Sullas dazu kam, bei szenischen Aufführungen einer Tragödie ein heiteres Nachspiel, das exodium, folgen zu lassen; der Vorgang der Griechen, mit einer tragischen Trilogie ein Satyrdrama zu verbinden, war hier wohl nicht ohne Einfluß. Für dieses exodium wurde. die Atellana in eine Kunstform gebracht, und zwar hatte L. Pomponius aus Bononia, dessen Blüte von Hieronymus ins Jahr 89 gesetzt wird, den neuen Weg beschritten, auf dem ihm ein anderer Kunstgenosse, Novius, alsbald folgte. Jetzt erhielt die Posse einen geschriebenen Text, und die Aufführung kam aus den Händen von Dilettanten in die Hände von gelernten Schauspielern. Es ist ein schwerer Verlust für uns, daß kein Stück dieser Gattung, aus dem uns das italische Volksleben in der anschaulichsten Weise entgegentreten würde, auf die Nachwelt gekommen ist; wir besitzen nur Titel in ziemlicher Zahl und Fragmente, die aber so spärlich sind, daß sie uns nicht ermöglichen, den Gang der Handlung auch nur bei einem einzigen Stücke näher zu bestimmen. Was wir sehen, ist derbste Komik in lebhafter Handlung, Prügeleien, auch zwischen nächsten Verwandten, und Trunkenheitsszenen, Gespenstergeschichten; dazwischen auch Kluges und Verständiges. Das hervorstechendste Merkmal der Atellana waren ihre vier Charaktertypen: Maccus, der fresserische Tölpel, Bucco, der aufschneidende Dümmling, Pappus, der einfältige Alte, drei Vertreter der Albernheit; ihnen steht der verschmitzte Bucklige, der Dossennus gegenüber. Es war nicht notwendig, alle vier Personen in einem Stück auftreten zu lassen; der Dichter konnte bald die eine, bald die andere Figur zur Hauptträgerin der Handlung machen. Das Nachspiel ließ natürlich keine lang ausgesponnene Handlung zu. Der Schwerpunkt lag für den Dichter in der Zeichnung der

1 Neben der Komödie werden Atellana und Mimus genannt Arnob. 7, 33: comoediis, Atellanis, mimis, dagegen Fronto p. 211 Naber

in comoediis vel Atellanis. Quint. 4, 2, 53 est quidam et ductus rei credibilis, qualis in comoediis etiam et in mimis.

vier Typen, die mit einer einfachen Verwicklung verbunden war; für diese scheint das Wort „tricae“, das sich bei uns noch in dem Wort „Intrige" erhalten hat, technisch geworden zu sein. Die Sprache der Atellanen war dem Inhalt entsprechend, volkstümlich und kräftig, entbehrte nicht der Neubildungen, wo uns manches Ungetüm entgegentritt, und auch nicht der Klangfiguren, wie der Wortspiele; als Metrum soll der jambische Septenar bevorzugt worden sein. Aber diese fabula Atellana war nicht die einzige Form des exodium; auch die Parodie der tragischen und mythologischen Stoffe, für welche die unteritalischen Griechen ebenfalls Muster geliefert hatten, wurde als heiteres Nachspiel verwendet, und wir können sowohl bei Pomponius als bei Novius solche Offenbachiaden nachweisen. Als ganz singuläre Erscheinung ist ein Wettstreit zwischen Tod und Leben zu verzeichnen.

Allgemeine Literatur. E. Munk, De fabulis Atellanis, Leipzig 1840 (mit den Fragm.); R. Maffei, Le favole Atellane2, Forli 1892; D. A. H. van Eck, Quaestiones scenicae Romanae, Leiden 1892, 59; 73; F. Marx, Realenz. 2, 1914; E. Bethe, Prolegomena (s. S. 147) 296; U. Pasqui, Nuove scoperte di antiche figuline della fornace di M. Perennio (Atti della R. Acc. dei Lincei, sc. mor. 4, 2; Notizie d. sc. 1896, 453); A. Dieterich, Pulcinella; Pompeianische Wandbilder und röm. Satyrspiele, Leipzig 1897 (vgl dagegen A. Körte, BphW. 1897, 1328; Wilamowitz, Gött. gel. Anz. 1897, 505); G. Cortese, I drama popolare in Roma nel periodo delle origini e suoi pretesi rapporti con la comedia dell' arte, Turin 1897; Mommsen, Gesch. 2, 437; Ribbeck, Dichtung 208; Leo, Lit. 370; Herm. 49 (1914), 169; G. Michaut, Hist. de la com. Romaine. Sur les tréteaux latins, Paris 1912, 225; J. J. Hartman, De Atellana fabula, Mnemos. 50 (1922), 225. CRF 269.

Der Ursprung. a) Die Atellana ein oskisches Spiel. Diomed. GLG 1, 489, 32 tertia species est fabularum latinarum, quae a civitate Oscorum Atella, in qua primum coeptae, appellatae sunt Atellanae argumentis dictisque iocularibus similes satyricis fabulis graecis. Die gewöhnliche Deutung dieser Worte ist die, daß die fabula Atellana im Oskerlande, in der Stadt Atella ihre Heimat und daher ihren Namen hat. Damit stimmt auch Cic. ad fam. 7, 1, 3 (55 v. Chr.) non te (M. Marius) puto Graecos aut Oscos ludos desiderasse, praesertim cum Oscos vel in senatu vestro (in Arpinum) spectare possis. Liv. 7, 2, 12 quod genus ludorum (die Atellana) ab Oscis acceptum tenuit iuventus nec ab histrionibus pollui passa est. Tac. a. 4, 14 Oscum quondam ludicrum. Strabo 5, 3, 6 p. 233 C. idiór u tois "Dozois συμβέβηκε τῶν μὲν γὰρ Ὄσκων ἐκλελοιπότων ἡ διάλεκτος μένει παρὰ τοῖς Ῥωμαίοις, ὥστε καὶ ποιήματα σκηνοβατεῖσθαι κατά τινα ἀγῶνα πάτριον καὶ μιμολογεῖσθαι, mag dies letzte nun richtig oder eine Verwechslung mit dem bäuerischen Dialekt der Atellane sein (Eck 70). Auch die Namen der Charakterfiguren sind z. T. oskisch (S. 248). Mit Unrecht hat daher Mommsen 2, 438 als Heimat der Atellane Latium und nur als poetischen Schauplatz die latinisierte Oskerlandschaft und Atella als ein Schildburg angesehen, und ebenso Ribbeck 211 es für ein italisches Abdera oder Schilda erklärt, was zu seiner Charakterisierung als municipium honestissimum sibique coniunctissimum bei Cic. ad fam. 13, 7, 1 (s. a. ad Q. fr. 2, 12, 3; leg. agr. 2, 31, 86) wenig stimmen will. Die Bezeichnung als Atellana findet besser ihre Erklärung, wenn die Posse besonders in Atella, vielleicht in Verbindung mit einem religiösen Feste, ihre Ausbildung fand und zunächst Atellaner sie in Rom aufführten, ebenso wie die Tegernseer und Schlierseer heute ihre Gebirgsstücke in München und andern Städten aufführen. Auch die Stelle Suet. Tib. 75, 3 corpus ut moveri a Miseno coepit, conclamantibus plerisque Atellam potius deferendum et in amphitheatro semiustilandum Romam per milites deportatum est braucht nur eine Charakterisierung von Atella als eines kleinen Landstädtchens, wo man an Spott und Hohn sein Gefallen hatte, zu enthalten. (Siehe a. J. Hilberg, Tiberius-Pappus und Atella, Wien. Stud. 13 (1891), 167, und dagegen Ribbeck, Dichtung 211 Anm.) ) Ueber den Zusammenhang des ludicrum oscum mit der unteritalischen Phlyakenposse handelt ausführlich Bethe 293; vgl. auch F. Leo, Die plaut. Cantica (s. S. 81) 107; Th. Zielinski, Quaest. comicae, Leipzig 1887, 28: E. Sommerbrodt, De phlyacographis Graecis, Breslau 1875, 43. E. Kalinka, PhW. 1922, 571 erklärt dagegen Etrurien als die Heimat der Atellane, woher sie die Campaner bezogen. Was Atella dann besonders damit zu tun hat, weiß er allerdings nicht zu sagen.

Die fabula Atellana als Dilettantenposse. Nachdem Livias (s. S. 20) die künstlerische Tätigkeit des Livius Andronicus geschildert hat, fährt er fort (7, 2, 11): postquam lege hac fabularum ab risu ac soluto ioco res avocabatur et ludus in artem paulatim verterat, iuventus histrionibus fabellarum actu relicto ipsa inter se more antiquo ridicula intexta versibus iactitare coepit, quae exodia postea appellata consertaque fabellis potissimum

Atellanis sunt. Festus p. 217 M. personata fabula quaedam Naevi inscribitur, quam putant quidam primum (actam) a personatis histrionibus. sed cum post multos annos comoedi et tragoedi personis uti coeperint, verisimilius est eam fabulam propter inopiam comoedorum actam novam per Atellanos, qui proprie vocantur personati, quia ius est is non cogi in scaena ponere personam, quod ceteris histrionibus pati necesse est. Vgl. auch Bethe 308. Die fabula Atellana im exodium. Das Wort exodium bedeutet einmal das Ende einer Sache (z. B. Varro bei Nonius 1 p. 27 M. sub exodium vitae), dann in der Theatersprache (bei den Griechen durchweg das Schlußlied,) bei den Römern meistens ein Nachspiel, und zwar ein heiteres zu einem vorausgegangenen ernsten Stücke; der Schauspieler, der in diesem Nachspiel auftritt, heißt exodiarius; vgl. schol. Juv. 3, 175 exodiarius apud veteres in fine ludorum intrabat, qui ridiculus foret, ut quicquid lacrimarum atque tristitiae, quae exissent ex tragicis affectibus, huiusque spectaculi risus detergeret. huius et_Lucilius meminit: principio exitus dignus exodiumque sequetur (sequitur codices; sequatur F. Marx, Lucil. fr. 1264); Amm. 28, 4, 33: Dessau 2179 adn. 7; 5173, 19; CGl. 6, 415. B) Die Atellana als exodium. Cic. ad fam. 9, 16,7 (46 v. Chr.) secundum Oenomaum Attii, non, ut olim solebat, Atellanam, sed, ut nunc fit, mimum introduxisti; vgl. auch 7, 1, 3 (oben S. 247). Suet. Tib. 45 in Atellanico exodio (vgl. Dom. 10, 4). Lydus mag. 1, 40 p. 41 W. Areškáry èotiv ý tāv keyouévæv ¿şodiagíær. Dagegen ist die Stelle des Livius 7, 2, 11 (oben quae exodia etc.) nicht sicher: s. Skutsch, Realenz. 6, 1688: R. Pichon, Revue 37 (1913), 254; R. Reitzenstein, Gött. Nachr. 1918, 241. y) Die Schauspieler der Atellana. Liv. 7, 2, 12 (nach pollui passa est) eo institutum manet, ut actores Atellanarum nec tribu moveantur et stipendia, tamquam expertes artis ludicrae, faciant, aber schwerlich die berufsmäßigen bezahlten Schauspieler, welche später die Atellana spielten, sondern immer nur die Dilettanten. Vgl. Mommsen, Gesch. 2, 439 Anm.; Eck 79. Aus der Dilettantenpoesie erklärt sich auch, daß im Sprachschatz der Atellana nichts Oskisches nachgewiesen ist, s. K. Meister, Indog. Forsch. 26 (1909), 87.

Zur Charakteristik. a) Die Charakterrollen. K. Sittl, I personaggi dell' Atellana, Riv. di storia ant. 1, 3 (1895), 27; E. Lattes, I documenti epigrafici della signoria etrusca in Campania e i nomi delle maschere atellane, ebd. 2, 2 (1896), 5 (leitet die Namen wie auch Kalinka (s. S. 247) aus dem Etruskischen ab, s. a. Glotta 2 (1910), 269), F. Graziani, Riv. 24 (1896), 388. Wir können vier Charakterfiguren, Maccus, Bucco, Pappus, Dossennus, als der Atellana eigentümlich nachweisen, und zwar a) aus den Titeln (s. S. 249), wo die drei ersten oftmals, Dossennus nur in des Novius Duo Dossenni erscheinen; B) aus den Fragmenten, wo Bucco und Pappus je einmal (f. 10; 111 Pomp.), Dossennus im fr. 27; 75; 109 auftritt; s. a. Sen. ep. 89, 7 inscriptus Dossenni monumento titulus: Hospes, resiste et sophiam Dossenni lege; 7) bei den Autoren: Diomed. GLK 1, 490, 20 in Atellana Oscae personae (inducuntur), ut Maccus. Apul. apol. 81 quis Palamedes, quis Sisyphus, quis denique Eurybates ant Phrynondas talem excogitasset? omnes isti, quos nominavi et si qui praeterea fuerunt dolo memorandi, si cum hac una Rufini fallacia contendantur, macci prorsus et buccones videbuntur, wo Maccus und Bucco als Repräsentanten der Dummheit erscheinen. Varro 1. 1. 7, 29 item significat in Atellanis aliquot Pappum senem, quod Osci Casnar appellant. Fraglich 7, 95 dictum mandier a mandendo, unde manducari, a quo in Atellanis ad obsenum (Müller: Dosennum) vocant Manducum (vgl. Plaut. Rud. 535). Eine Maske dieses Manducus glaubt H. Dütschke, Röm. Maskenfragmente aus Köln, Bonner Jahrb. 78 (1884), 126 gefunden zu haben; s. M. Bieber (S. 147) 174. In der Charakteristik des Plautus fordert Horaz ep. 2, 1, 173 den Leser auch auf, zu erwägen: quantus sit Dossennus edacibus in parasitis. Im einzelnen ist noch zu bemerken: 1. Maccus. Für die Etymologie des Wortes, das Lattes (s. oben) wie auch anderes aus dem Etrurischen ableiten will, kann man auf das Griechische Maxzó pazzoar hinweisen. In den heutigen italienischen Dialekten findet sich der Stamm in mehrfacher Anwendung; so bedeutet maccu im Sardinischen den Tölpel. Wahrscheinlich hängt das Wort mit ammaccare quetschen, stoßen (blau schlagen) zusammen. Ferner wird macco heute noch in Italien für Brei gebraucht. Vgl. Graziani 390; Dieterich 88. Wir werden also Maccus aufzufassen haben als fresserischen Tölpel; vgl. auch R. Opitz, Phil. 50 (1891), 28. Seine Gefräßigkeit zeigt z. B. fr. 71 P. im Maccus miles, seine Tölpelhaftigkeit fr. 49 N. im Maccus exul; man wird beide Stellen auf Maccus beziehen dürfen (s. S. 250). Ueber Plautus als Maccus vgl. S. 55. CIL 6, 10105; Dessau 5219 erscheint ein L. Annaeus M. f. Esq. Longinus maccus. 2. Bucco. Auch Bucco ist ein Dümmling, wie schon aus der Stelle des Apuleius hervorgeht; so werden Plaut. Bacch. 1088 zusammengestellt stulti, stolidi, fatui, fungi, bardi, blenni, buccones; Isid. or. 10, 30 sowie die Glossen erklären ihn als garrulus, stultus, rusticus u. ä.; auch fr. 10 P. deutet darauf hin. Der Zusammenhang mit bucca legt weiter nahe, den Bucco als Mann mit den aufgeblasenen Backen, d. h. als Aufschneider aufzufassen. Ferner ist auf Grund von Ausdrücken in italienischen Dialekten daran erinnert worden, daß sich die Etymologie auch an den Rüssel des Schweins anknüpfen lasse; vgl. Graziani 389; Die

terich 92. Danach meint Graziani, daß der Bucco auch bedeute il grasso, a cui la pinguedine aveva tolto ogni favilla d'ingegno." Als Eigenname erscheint er mehrfach, s. Thes. 1. 1. 1, 2229 (wo die Möglichkeit keltischen Ursprungs erwähnt wird). 3. Pappus, ein griechisches Lehnwort, das den Einfluß der griechischen Posse (vgl. die Maskenbezeichnungen лάлл agros, áãos deviɛgos bei Pollux 4, 143) auf das oskische Spiel zeigt. Es ist der einfältige Alte, den auch als Kahlkopf fr. 119; 135; 137 P. zu kennzeichnen scheinen. Vgl. Hilberg 168. Im Lateinischen hat er sich ebenso wie Maccus-Maccius zum Gentilnamen Pappius entwickelt, s. A. Zimmermann, Rh. Mus. 62 (1907), 487 Anm. 4. Dossennus. Der Name ist von dorsum abgeleitet, das per duo s quidam ut lenius enuntiaverunt (Vel. Longus GLK 7, 79, 5; F. Sommer, Handb. der lat. Laut- und Formenlehre, Heidelberg 1914, 258; über die Ableitungssilbe ennus F. Buecheler, Rh. Mus. 39 (1884), 421). Dossennus bedeutet demnach der Bucklige (schwerlich 'backeater', wie es E. W. Fay, Class. Phil. 6 (1911), 320 erklären möchte). In den Fragmenten erscheint er als der weise Mann, der sagt, wohin gestohlene Sachen gekommen sind, der den Schulmeister macht und in einer selbst gefertigten Grabinschrift seine Weisheit auskramt. Daß er auch die Rolle eines Parasiten übernehmen kann, zeigen die Stellen aus Varro und Horaz sowie fr. 27 P. Ein Fabius Dossennus tritt bei Plin. (außer im Quellenverzeichnis zu 14 und 15) 14, 92 als Autorität für die Streitfrage, ob die murrina zu den vina oder zu den dulcia gehöre, mit Versen auf. Sonstige s. Thes. I. 1. Onomast. 3, 2, 246. F. Skutsch, Realenz. 5, 1609.

Auf Grund von Hor. sat. 1, 5, 51 und der Hesychglosse xixigoos ỏrixõs dieztovór will Dieterich 94 wenig wahrscheinlich eine neue persona osca, einen Cicirrus annehmen; so auch L. Pareti, Cicirrus e le Atellane, Atene e Roma N. S. 6 (1925), 156.

b) Die Handlung. Für diese scheint der Name tricae üblich gewesen zu sein; denn Varro fragt sat. Men. 198 B.: putas eos non citius tricas Atellanas quam id extricaturos? Vgl. darüber O. Ribbeck, Leipz. Stud. 9 (1886), 337; Dieterich 98 Anm. 2. Die Handlung konnte nicht sehr verwickelt sein, denn die Stücke waren kurz (Atellaniolae bei Fronto p. 34 N.) und auf wenige Personen beschränkt: vgl. Ps.Ascon. zu Cic. div. in Caec. 48 p. 200 St. latinae fabulae per pauciores agebantur personas, ut Atellanae, togatae et huiusmodi aliae. Sie waren reich an Obszönitäten, s. Quint. 6. 3, 47 illa obscaena, quae Atellani e more captant. c) Sprache und Metrum. Die Sprache war vulgär, wie die Fragmente zeigen. Fronto p. 62 N. findet die hervorstechende Eigentümlichkeit des Novius und Pomponius in verbis rusticanis et iocularibus ac ridiculariis. Vell. 2, 9, 5 nennt den Pomponius sensibus celebrem, verbis rudem. Varro 1. 1. 7, 84 in Atellanis licet animadvertere rusticos dicere se adduxisse pro scorto pelliculam. Ueber die Bevorzugung des jambischen Septenars vgl. Terentianus GLK 6, 396 frequens in usu est tale metrum comicis vetustis, Atella vel quis fabulis actus dedit petulcos ... sonum ministrat congruentem motibus iocosis; die Fragmente bestätigen diese Bevorzugung nicht. Anapaeste sind nicht nachweisbar.

Die mythisch-tragische Posse als exodium. Diomed. GLK 1, 490, 18 latina Atellana a graeca satyrica differt, quod in satyrica fere Satyrorum personae inducuntur, aut si quae sunt ridiculae similes Satyris, Autolycus Busiris; in Atellana Oscae personae, ut Maccus. Marius Victor. 6, 82, 10 fügt, nachdem er vom griechischen Satyrspiel geredet hat, bei: quod genus nostri in Atellanis habent. Porph. Hor. a. p. 221 satyrica coeperunt scribere, ut Pomponius Atalanten vel Sisyfon vel Ariadnen. Außer der oskischen Posse konnte auch die Travestie eines tragischen Stoffes, also die Hilarotragödie, wie sie Rhinthon aus Tarent (Koerte, Realenz. Zw. R. 1, 843) geschaffen hatte, zur Verwendung kommen. Außer Porphyrio bezeugen uns auch Titel von Stücken des Pomponius und Novius solche Travestien, in denen natürlich die personae oscae keine Verwendung fanden. Es ist begreiflich, daß man auch diese Possen zu den Atellanica exodia, welche im Grund genommen ihren Namen von dem oskischen Spiel hatten, rechnete; dies zeigt Juv. 6, 71 Urbicus exodio risum movet Atellanae gestibus Autonoes (s. dazu R. Pichon, Revue 37 (1913), 257). Andererseits ist es begreiflich, daß man im Hinblick auf das Satyrdrama, das ebenfalls ein heiteres Nachspiel zur ernsten Tragödie darstellte, diese mythologischen Travestien ungenau fabulae satyricae nannte. Ueber sie handeln F. G. Welcker, Die griech. Trag., Rh. Mus. 1841, 1361; J. Vahlen, Plautus und die fabula Rhinthonica, ebd. 16 (1861), 472 = Ges. Schr. 1, 437; van Eck 73; Dieterich 100; Körte, Bph W. 1897.1333: Wilamowitz 509: Sommerbrodt43; Skutsch, Realenz. 6, 1686; G. A. Gerhard, Phil. 75 N. F. 29 (1918), 259. Auch in des Novius Mortis et vitae iudicium war für die personae oscae kein Raum.

85. Die Atellanendichter der republikanischen Zeit. Von Pomponius sind uns die Titel von 70 Stücken, von Novius die von 44 überliefert. Schon in den Titeln finden wir die vier typischen Figuren. So steht Maccus in den Titeln ohne weitern Zusatz oder er kennzeichnet sich durch einen solchen als Verbannten, Wirt, Soldat, Jungfrau, Mittelsperson; ein Titel

« IndietroContinua »