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Biographisches. a) Name und Familie. Cic. Brutus 81, 280 nennt ihn C. Licinius Calvus, ad Q. fr. 2, 4, 1 Macer Licinius, so daß er also ein doppeltes Cognomen gehabt zu haben scheint; vgl. Drumann2 4. 208 Anm. 5. Daß er der Sohn des Annalisten C. Licinius Macer (§ 112, 3) war, erhellt aus Val Max. 9, 12, 7 Calvi pater. B) Geburts- und Todesjahr. Plin 7, 165 C. Mario Cn. Carbone III cos. a. d. V kal. Junias (= 28. Mai 82) M. Caelius Rufus et C. Licinius Calvus eadem die geniti sunt, oratores quidem ambo, sed tamen dispari eventu; s. darüber Münzer 429. In einem Brief des J. 47 an Trebonius (Cic. ad fam. 15, 21, 4; s. a. Brut. 82, 279; 283) wird eine Charakteristik des Calvus gegeben, die ihn als verstorben voraussetzt; wir wissen nicht, wie lange vorher. 7) Quintilia. Prop. 3, 34, 89 haec etiam docti confessa est pagina Calvi, cum caneret miserae funera Quintiliae; vgl. auch Cat. 96, 5. Aus dem Epicedion scheint das Fragment bei Charis. GLK 1, 101, 13 forsitan hoc etiam gaudeat ipsa cinis genommen zu sein. Nun lesen wir Diomed. GLK 1,376, 1: Calvus alibi (C. lib. I A. Riese, Fleckeis. J. 105 (1872), 755; Ausg. Catulls 263) ad uxorem prima epistula videtur in via delita'. Danach war Calvus verheiratet und vermutlich die Gattin eben Quintilia; s. a. Reitzenstein, Realenz. 6, 100; Münzer 433. Daß in den Gedichten auch die freie Liebe ihren Platz fand, zeigt Ovid. tr. 2, 431 par fuit exigui similisque licentia Calvi, detexit variis qui sua furta modis; vgl. Plessis 55 Anm. 5. d) Kleine Statur. Außer exiguus bei Ovid s. Sen. contr. 7, 4, 7 (Calvus) erat parvulus statura, propter quod etiam Catullus in hendecasyllabis (53, 5) vocat illum salaputtium disertum; über die Ableitung des Wortes sal. s. G. Friedrich zu der Catullstelle; H. W. Garrod, Class. Quart. 8 (1914), 48. ε) Freundschaft mit Catull. An Calvus sind gerichtet außer c. 96 noch 14; 50. Zusammen genannt werden beide Hor. s. I 10, 19; Prop. 2, 25, 4; Ov. am. 3, 9, 62 cum Calvo, docte Catulle, tuo; tr. 2, 427; Plin. ep. 1, 16, 5; 4, 27, 4; Gellius 19,9,7. Schwabe, Quaest. Catull. 252.

Die Gedichte. a) Allgemeine Titel. Charis. GLK 1, 147,7 Licinius Calvus in poemate. 101, 10 Calvus in carminibus. Gell. 9, 12, 10 C. Calvus in poematis; also bestand eine Gesamtausgabe. ) Spezialtitel. Prisc. GLK 2, 170, 10 Calvus in epithalamio; vgl. R. Reitzenstein, Hermes 35 (1900), 93. Serv. ecl. 6, 47 Calvus in Io; ebenso 8, 4; [Probus] GLK 4, 226, 8; 234, 32: auch Kallimachus hatte eine 'lous äqisis geschrieben. Benutzt hat es der Cirisdichter (s. S. Sudhaus, Hermes 42 (1907), 480; 500), auch Vergil und Ovid. Ueber den Inhalt Mutmaßungen bei F. Skutsch, Gallus und Vergil, Leipzig 1906, 56 Anm. 2; Th. Birt, Kritik und Hermeneutik, München 1913, 211. Charis. 1, 77, 3 Calvus ad amicos. Suet. Jul. 73 C. Calvo post famosa epigrammata de reconciliatione per amicos agenti ultro ac prior scripsit. Ein böses Epigramm (notissimi versus Suet. Jul. 49, 1) auf Pompeius fr. 18. Siehe a. Sen. contr. 7, 4, 7 carmina quoque eius (Calvi), quamvis iocosa sint, plena sunt ingentis animi; vgl. Plessis 59. Daß er in dem post Lucretii Catullique mortem multo elegantissimum poetam bei Nepos Attic. 12 steckt, vermutet C. Cichorius, Röm. Stud. 88, nicht sehr zwingend.

Prosaisches. Martial 14, 196 Calvi de aquae frigidae usu; als Inhalt wird angegeben: haec tibi quae fontes et aquarum nomina dicit. Wenn das Calvuszitat Charis. GLK 1,81, 24 quorum praedulcem cibum stomachus ferre non potest sich, wie wahrscheinlich, auf diese Schrift bezieht, so war sie prosaisch, vgl. E. Baehrens, Komm. zu Catull 614, wie ebenso die Briefe ad uxorem, wenn die Stelle bei Diomedes heil ist.

Fragmente. Die poetischen bei A. Weichert, Poetarum lat. vitae et rel., Leipzig 1830, 131; C. Lachmann, Ausg. des Catull, Berlin 1829, 81; L. Müller, Ausg. der röm. Eleg. 83; FPR 320. Die oratorischen s. § 139, 2. Alle in: C. Licini Calvi reliquiae; Calvus, édition complète des fragments et des témoignages; étude biographique et littéraire par F. Plessis; avec un essai sur la polémique de Cicéron et des Attiques par J. Poirot, Paris 1896.

Literatur. D. Migliazza, De Gaio Licinio Calvo, oratore e poeta, Pavia 1905 (SA. aus Riv. di scienze stor. 1905); C. Pascal, Poeti und T. Frank s. S. 286; Münzer, Realenz. 13, 428. Vgl. noch R. Unger, De C. Valgii Rufi poematis commentatio, Halle 1848, 47; Phil. 48 (1889), 557; zu fr. 12 B. Maurenbrecher, Bph W. 1899, 1307.

B) M. Furius Bibaculus

101. Des Furius Spottpoesie. Als Vertreter der jambischen Spottpoesie vor Horaz werden von den Schriftstellern M. Furius Bibaculus und Catull hingestellt. Beide griffen die Julier an: Catull Julius Caesar, Furius Bibaculus Augustus; als kluge Männer ließen jene die Schmähungen über sich ergehen. Auch Messalla teilte diesen Standpunkt; denn in einem Briefe sagt er, er wolle nichts mit Furius und anderen Genossen zu tun haben.

M. Furius Bibaculus war in Cremona geboren. Als sein Geburtsjahr wird von Hieronymus 103 angegeben; es scheint jedoch ein Irrtum des Berichterstatters vorzuliegen, da das Verhältnis zu Valerius Cato, Orbilius und Augustus auf ein etwa zwanzig Jahre späteres Geburtsjahr zu deuten scheint. Von den Fragmenten beschäftigen sich drei mit dem Haupt der Dichterschule Valerius Cato; er preist ihn, wie wir sahen (§ 98), als die lateinische Sirene, als den Mann, der Dichter erklärt und macht. Ein anderes, an Gallus gerichtetes Fragment dagegen schlägt den satirischen Ton an; als Catos Villa vom Gläubiger zum Verkauf ausgeboten wurde, scherzte der Dichter: „Wir haben uns gewundert, daß der einzig dastehende Lehrer, der tüchtigste Grammatiker und der beste Poet alle Fragen lösen, nur mit dem Namen im Schuldbuch nicht fertig werden kann." So bös wird übrigens der Scherz nicht gemeint gewesen sein; denn in einem anderen Gedichtchen feiert er das genügsame Leben des Schulhauptes: wenn jemand, sagt er, das Häuschen meines Cato sieht mit seinem von Mennig geröteten Fachwerk und das Gärtchen mit seinem Wart Priapus, so wird er sich verwundert fragen, woher er gelernt habe, so genügsam hinzuleben, er, den drei Stengelchen Kohl, ein halbes Pfund Mehl, zwei Weintrauben in einem Stübchen zum höchsten Greisenalter führten. Die Zartheit dieses Gedichtchens zeigt, daß Furius seiner Leier auch süße Töne entlocken konnte. Auch der bekannte Schulmeister Orbilius wird von ihm in einem Epigramm getroffen. Merkwürdig ist, daß Furius Bibaculus auch eine prosaische Schrift publizierte, die er scherzhaft „Nachtarbeiten" (Lucubrationes) betitelte; darunter verstand er wohl das nächtliche Zechen und die sich daran anschließende Unterhaltung, aus der er die guten Treffer in seinem Buch zusammengestellt zu haben scheint; ein ciceronischer Witz war in ihm verzeichnet.

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Biographisches. Hieron. zum J. 1914 103 v. Chr. p. 148 H. (in A zu 102) M. Furius poeta cognomento Bibaculus Cremonae nascitur. Statt Bibaculus finden wir auch Viraculus geschrieben, ein Cognomen, das L. von Jan, Ehrenrettung des M. Fur. Bib. (Verh. der 12. Philologenvers., Erlangen 1851, 60) dem Dichter auf Grund von Plin. praef. 24 geben wollte; doch finden wir das Cognomen auch Liv. 22, 49, 16; Val. Max. 1, 1, 9 L. Furius Bibaculus. Das Lebensjahr erklärte schon Nipperdey 500 als um 20 Jahre zu früh angesetzt. In der Tat macht das Verhältnis zu Val. Cato und Orbilius (§ 195, 5), die er beide als Greise nennt und denen er augenscheinlich als jüngerer gegenüber steht, ebenso die Angriffe auf Octavian ein so frühes Datum sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlich hat Hieronymus, da es mehrere Dichter des Namens Furius gab, eine Verwechslung begangen. Die Identifizierung des Furius Bib. mit dem Hungerleider Furius des Catull, die von W. A. Heidel, Class. Rev. 15 (1901), 215, wiederaufgenommen wurde, ist unstatthaft. G. L. Hendrickson, Class. Phil. 12 (1917), 87 hält ihn mit nicht größerer Gewißheit für den simius iste bei Hor. s. 1, 10, 18. Siehe a. § 61 b.

Zeugnisse über die Werke. Tac. ann. 4, 34 carmina Bibaculi et Catulli referta contumeliis Caesarum leguntur; sed ipse divus Julius, ipse divus Augustus et tulere ista et reliquere. Suet. gramm. 4 Messala Corvinus in quadam epistula ostendit non esse sibi dicens rem cum Furio Bibaculo, ne cum Ticida quidem aut litteratore Catone. Quint. 10, 1, 96 iambus non sane a Romanis celebratus est ut proprium opus, sed aliis) quibusdam interpositus: cuius acerbitas in Catullo, Bibaculo... reperietur. Diomed. GLK 1, 485, 11 iambus est carmen maledicum,... cuius carminis praecipui scriptores apud Graecos Archilochus et Hipponax, apud Romanos Lucilius et Catullus et Horatius et Bibaculus. Plin. praef. 24 nostri... facetissimi lucubrationum (inscripserunt), puto quia Bibaculus erat et vocabatur. Man nimmt an, daß aus diesem Buche stammt Macr. 2, 1, 13 is iocus (Ciceronis) in oratione non extat, mihi ex libro Furii Bibaculi notus est. Diesem Werk will E. Baehrens, Comm. zu Cat. 13 Anm. das Zitat bei Charis. GLK 1, 127, 12 Bibaculus 'duplici' inquit 'toga involutus' zuweisen;

vgl. auch B. Maurenbrecher, Bph W. 1899, 1308 und oben S. 48. H. Peter, Fleckeis. J. 155 (1897), 856.

Literatur. A. Weichert, Rel. poet. Rom. 331; C. Nipperdey, Opusc., Berlin 1877, 498; G. B. Camozzi, Marco Furio Bibacolo, Riv. 16 (1888), 161; Skutsch. Realenz. 7, 320. Mir unbek. ist Cl. Comella, Una questione di filologia classica: M. Furio Bibaculo, Palermo 1925. Die Fragmente bei L. Müller, Elegiker 89; FPR 317. Als Gedicht des Furius sieht O. Ribbeck, Append. Verg. 7, Catal. 5 an. Auch die Verse auf die Smyrna des Cinna (Suet. gramm. 18) will er (Dichtung 345) unserem Dichter zuteilen. Heidel gibt dem Dichter Catal. 10 (Parodie des Phaselus) und die drei zusammengehörigen Gedichte 6; 12; 13.

7) C. Valerius Catullus

102. Catulls Leben. C. Valerius Catullus wurde nach einem nicht sicheren Zeugnis des Hieronymus um 87 v. Chr. in Verona aus begüterter Familie geboren. Seine dichterische Entwicklung vollzog sich in Rom, besonders im Kreise gleichstrebender Genossen. Den in ihm schlummernden Funken brachte zur reichsten Entfaltung seine Liebe zur Lesbia, dem Pseudonym einer Clodia, die, wenn man je ohne urkundliche Belege eine Identifizierung aussprechen darf, sicher die Schwester des bekannten Volkstribunen P. Clodius Pulcher ist. Das Liebesverhältnis mit der ebenso verführerischen wie sittenlosen Dame währte etwa von 61-58. Als es gelöst war, schloß sich Catull im Frühling des J. 57 mit Helvius Cinna dem Gefolge des Proprätors C. Memmius an, der die Verwaltung der Provinz Bithynien übernahm; hier verweilte der Dichter bis zum Frühjahr 56, um auf der Heimreise das Grab seines Bruders in Troas zu besuchen. Seine Hoffnung, in Bithynien seinen Finanzen aufzuhelfen, war nicht in Erfüllung gegangen. Den Beutel 'voll von Spinnegeweben' kehrte er in die Heimat zurück. Hier knüpfte er noch das eine oder das andere Liebesverhältnis; allein jene Innigkeit, wie sie in der Liebe zur Lesbia hervorbricht, gewahren wir nicht mehr. Stärker regte den Dichter die Politik auf; er führte einen Kampf gegen Caesar, besonders auch gegen dessen Günstling Mamurra; allein durch Vermittlung des mit Caesar befreundeten Vaters trat später eine Versöhnung mit dem Diktator ein. Um 54 erlöchen die Zeitanspielungen; der Dichter wird dies Jahr nicht lange überlebt haben.

Allgemeine Literatur. a) L. Schwabe, Quaest. Catullianarum liber I: De vita Catulli, de personis Catullianis, de temporibus carminum Catullianorum (Ausg. 1, 1, Gießen 1862); O. Ribbeck, C. Valerius Catullus, eine literarhistorische Skizze, Kiel 1863; B. Richter, Comment. de Val. Catulli vita et carminibus pars prior, Freiberg 1865; R. Westphal, Catulls Gedichte in ihrem geschichtl. Zusammenhange übersetzt und erl.2 Breslau 1870; A. Couat, Étude sur Catulle, Paris 1875; C. Stocchi, Vita e carmi di C. Valerio Catullo, Florenz 1875; F. Martini, Caio Valerio Catullo, Parma 1880; V. Vaccaro, Catullo e la poesia latina, Palermo 1885; A. B. Drachmann, Catuls digtning belyst i forhold til den tidligere græske og latinske litteratur, Kopenhagen 1887 (Universitätsschrift; vgl. dazu M. Erdmann, WklPh. 1888,917): F. Frese, C. Val. C., eine biogr. Skizze mit neuen Uebersetzungsproben. Salzwedel 1890; A. Zappata, De Q. Val. Catulli vita et carminibus, Urbino 1890: M. Büdinger, C. und der Patriciat, Wiener Sitzb. 121 (1890), 25; L. Friedlaender, Catull, Deutsche Rundschau 70 (1892), 403; H. Düntzer, C. und Horaz, Phil. 52 (1894), 138; 332; P. Sciasca, L'arte in Catullo, Palermo 1896; H. Macnaghten, Story of C., London 1899; W. A. Heidel, C. and Fur. Bibac., Class. Rev. 15 (1901), 215; W. Everett, Catullus vs. Horace, Harv. stud. 12 (1901), 7; H. A. J. Munro, C. and Hor. (Criticisms and elucidations of Cat.*, London 1905, 229). 6) Ch. Belger, Moriz Haupt als akad. Lehrer, Berlin 1879, 238; H. Nettleship, Lectures and essays, Oxford 1885, 84; S. Piazza, L' epigramma latino, parte prima, Padua 1898; G. Michaut, Le génie latin, Paris 1900, 234; Crusius, Realenz. 5, 2290; R. Reitzenstein 6, 101; D. A. Slater, The poetry of Catullus, Manchester 1912; A. Kurfeß, Die Invektivenpoesie der sullanisch-caesar., august. und nachaugusteischen Zeit, Wohlau 1915, 5;

C. Pascal, Poeti (s. S. 286); Wilamowitz, Sappho und Simonides, Berlin 1913, 292; Hellenist. Dichtung, Berlin 1924, 2, 305; A. Beltrami, Catullo e la poesia giambica, Atti della Soc. Ligustica di sc. 1 (1922), 11; E. G. Parodi, Catullo, Atene e Roma N. S. 4 (1923), 77, 7) Literaturübersichten bei H. Magnus, Fleckeis. J. 113 (1876), 402: Burs. J. 51 (1887), 145; 97 (1898), 190; 101 (1899), 84; 126 (1905), 108; K. P. Schulze 183 (1920), 1.

Name und Heimat. a) Der Vorname Caius wird durch Hieronymus und Apuleius (s. u.) überliefert. Das Praenomen Quintus findet sich nur in geringen Hss., während die maßgebenden lediglich Catullus Veronensis geben; ebenso schwach ist Q. Plin. 37, 81 beglaubigt (wahrscheinlich durch Verwechslung mit Q. Lutatius Catulus, vgl. L. Schwabe, Quaest. Catull. 11; Munro, Criticisms2 69. E. Stampini, Il prenome di Catullo, Atti di Torino 52 (1916/7), 385 Nel mondo latino 240). Doch findet es einen Verteidiger in Ellis, Comm. LX; Pascal, Scritti varii. ) Der Gentilname ist bezeugt durch Suet. Jul. 73; Porph. Hor. sat. 1, 10, 18: das Kognomen ist die übliche Bezeichnung. Die Heimat Verona ist ebenso allgemein bekannt; vgl. Ov. am. 3, 15, 7 Mantua Vergilio gaudet, Verona Catullo; Mart. 14, 195 u. a. Spätere Träger des gleichen Namens, vielleicht Verwandte durch den Bruder (s. B. Borgghesi, Oeuvr. 5, 527) Thes. 1. lat. Nom. propr. 275.

Geburt und Tod. Hieron. J. 1930 = 87 v. Chr. p. 150 H. C. Valerius Catullus scriptor lyricus Veronae nascitur. Zum J. 1959 58 p. 154 H. Catullus XXX aetatis anno Romae moritur (z. T. in den Hss. zu den J. 88 und 57 gesetzt). Das Todesjahr ist unrichtig, denn Catull erwähnt Zeitereignisse, die später fallen. Aus c. 52,3 per consulatum perierat Vatinius hat Lachmann geschlossen, daß das Gedicht 47, wo Vatinius Konsul war, geschrieben sei; allein auf dieses Jahr paßt das Gedicht nicht, da der zweite Vers lautet: sella in curuli struma Nonius sedet, während im J. 47 es keine kurulischen Magistrate gegeben hat (Dio 42, 20, 4; 42, 27, 2; 42, 55, 4); Nonius ist wahrscheinlich der Tribun des J. 56, Aedil also etwa 54. Siehe die Kommentare zu unserer Stelle. Da Vatinius mit Sicherheit darauf rechnen konnte, Konsul zu werden, konnte er schon früher in Schwüren die Erreichung des Konsulats verwerten; s. Cic. in Vat. 2, 6; 5, 11; schol. Bob. p. 144, 15 St. Auf das J. 55 weist c. 55, 6 die Magni ambulatio, die auf die 55 erbaute Porticus des Pompeius geht, und 113, 2, wo sein zweites Konsulat erwähnt wird. Auf die britannische Expedition Caesars spielen an c. 11, 11; 29, 20; wir kommen damit mindestens in das J. 55 4. Ueber das J. 54 führen keine sicheren Spuren hinab. Sicher starb Catull im jugendlichen Alter, da bei Ov. am. 3, 9, 61 er hedera iuvenalia cinctus tempora mit Tibull zusammentreffen soll. Manche Gelehrte halten an dem Alter von 30 Jahren als wahrer Ueberlieferung fest und bestimmen demnach die Lebenszeit Catulls auf ungefähr 84-54, B. Schmidt, Ausg. LXII; Rh. Mus. 69 (1914), 267, auf 82-52. Für diese Hypothese wird noch angeführt (vgl. M. Erdmann, WklPh. 1888,1405), daß der Konsul des J. 57 Q. Caecilius Q. f. Q. n. Metellus Nepos und der des Jahres 52 Q. Caecilius Q. f. Q. n. Metellus Pius miteinander verwechselt sein können.

Die Geliebte Lesbia. Der Name ist, wie gern bei den Erotikern, erdichtet, s. Ov. tr. 2, 427 sic sua lascivo cantata est saepe Catullo femina, cui falsum Lesbia nomen erat. Das Pseudonym ist wohl mit Rücksicht auf Sappho (vgl. c. 51) gewählt, s. a. A. H. Weston, Class. Journ. 15 (1920), 501. Der richtige Name war Clodia nach Apul. apol. 10 accusent C. Catullum, quod Lesbiam pro Clodia nominarit. Daß sie die berüchtigte Schwester des Volkstribunen P. Clodius Pulcher ist, ist eine alte und durch schwerwiegende Gründe gestützte Vermutung. Ihre Verheiratung (68, 145), der Rivale Rufus (c. 77), bedenkliche Beziehungen zu einem Lesbius (= Clodius; c. 79), ihr skandalöser Lebenswandel passen ebenso wie ihre Schönheit in gleicher Weise zu der Geliebten des Catull wie zu der besonders durch Ciceros Caeliana (§ 143, 7) bekannten verführerischen Gattin und (seit 59) Witwe des Q. Caecilius Metellus Celer. Die Identität wurde bereits im 16. Jahrhundert von P. Victorius, Var.lect. 16, 1 aufgestellt und durchweg angenommen. so von W. Th. Jungelaussen, Zur Chronologie der Gedichte des Q. Val. Cat., Meldorf 1857, 9; Schwabe 53; E. Baehrens, Ausg. 2, 31; K. P. Schulze, Zeitschr. für das Gymnasialw. 28 (1874), 699: R. Ellis, Comm.2 LXIII; H. Magnus, Fleckeis. J 113 (1876), 402; F. Schöll, ebd. 121 (1880), 482; C. M. Francken, Versl. en Mededeelingen der Ak. Amsterdam 2,9 (1879), 71; B. Schmidt, Ausg. XVI; A. Gudeman, Amer. Journ. 11 (1890), 316; L. Fenner, Quaest. Catull., Barmen 1896, 3; H. A. J. Munro, Criticisms 195; Münzer, Realenz. 4, 106 u. a. Skeptisch verhielten sich W. Vorländer, De Catulli ad Lesbiam carminibus, Bonn 1864; T. Kroon, Quaest. Catull., Leiden 1864; F. Hermes, Beiträge zur Kritik und Erklärung des C., Frankfurt a. d. O. 1888; Neue Beiträge 1889; M. Büdinger 38; G. Giri, Se Lesbia di Catullo sia Clodia, la sorella di P. Clodio, Riv. indo-grecoit. 6 (1922), 161. M. Rothstein, Phil. 78 N. F. 32 (1922), 1; 81 N. F. 35 (1926), 472 ist mehr für die dritte Schwester, die geschiedene Gattin des Lucullus: s. dazu Kroll, Einl.V Anm. 1. Zur Chronologie des Verhältnisses s. Schwabe 129; R. Westphal, Catulls Gedichte 2 33, 100; H. H. Heskamp, De C. Val. Catulli vita et ordine, quo carmina amatoria sunt scripta, Münster 1869; W. T. Lendrum, Class. Rev. 4 (1890), 29; The Lesbia arranged and transl.

by H. A. Tremenheere, London 1897; R. Strelli, Quaestiones Cat., St. Paul 1906; Rothstein, der die Liebe hinter die bithynische Reise legt; Sobry, Revue Belge 3 (1924), 391. Ueber Caelius (Rufus) s. § 139, 5; 143, 7.

Catull in Bithynien (c. 10; 28, 7; 31,5; 46). Ueber den Proprätor C. Memmius vgl. § 108, 4; über seinen Begleiter Cinna § 107. Siehe Schwabe 158; B. Schmidt, Ausg. XXV; R. Ellis, Comm. LV; R. Strelli a. a. O.

Ueber Beziehungen zu Caesar Suet. Jul. 73 Valerium Catullum, a quo sibi versiculis de Mamurra perpetua stigmata imposita non dissimulaverat, satis facientem eadem die adhibuit cenae, hospitioque patris eius, sicut consuerat, uti perseveravit. Tac. ann. 4, 34 (vgl. S. 291). Gegen Mamurra sind gerichtet die Gedichte 29; 57, und nach der Versöhnung mit Caesar 94; 105; 114; 115. wenn das hier verwendete Pseudonym Mentula Mamurra, wie wahrscheinlich ist, bedeutet; T. Frank, Amer. Journ. 40 (1919), 407 erklärt es als den Decknamen für Labienus. C. Pleitner, Des Q. Val. Cat. Epigramme an und über C. J. Caesar und Mamurra krit. behandelt, Speyer 1849; R. v. Braitenberg, Ueber das Verhältnis Catulls zu seiner Zeit, Prag 1882.

103. Die Sammlung der Gedichte. Die meisten Gedichte Catulls waren aus bestimmten Anlässen und Stimmungen hervorgegangen und verlangten daher eine sofortige Hinausgabe. So mußte das Hochzeitsgedicht für Manlius Torquatus und Vinia Aurunculeia (61) dem jungen Ehepaar eingehändigt werden; dem Redner Hortensius wurde die Locke der Berenike (66) und dem Allius eine Elegie überschickt (68). Daß Catull auch Gedichthefte Bekannten zur Lektüre übergab, zeigt das Gedicht 42, in dem er seine „codicilli“ von einer Schönen gebieterisch zurückfordert. So führten die Gedichte ein Einzelleben; die Lesbialieder wurden sogar in der Provinz gelesen und Lesbia mit anderen Schönen verglichen. Der Dichter hörte auch von Angriffen, die ihn zur Abwehr nötigten; so verteidigte er sich gegen den Vorwurf, als sei er ein unzüchtiger Dichter, mit dem oft wiederholten Satze: Der Dichter muß keusch sein, seine Verse nicht. Allmählich kam ihm doch der Gedanke, die zerstreuten Kinder seiner Muse zu sammeln. Wie sollte er sie anordnen? Der chronologische Gesichtspunkt war bei den sehr wechselnden Themen wenig geeignet; auch die Anordnung nach Materien mochte auf Schwierigkeiten stoßen. So entschloß sich der Dichter zu einem architektonischen Aufbau; er stellte die größeren Gedichte in die Mitte und umrahmte sie mit den kleineren, jedoch so, daß er die Gedichte in jambischen und melischen Maßen vorangehen, die distichischen Epigramme nachfolgen ließ. Mit dem lyrischen Hochzeitsgedicht 61 nehmen die größeren Stücke ihren Anfang; von den größeren leiten die in elegischen Distichen abgefaßten 65-68 zu den kleineren distichischen über. Innerhalb der drei Teile hebt sich kein deutliches Prinzip der Anordnung ab; doch bemerkt man, daß Catull öfters Gedichte gleichen Inhalts durch ein heterogenes trennte. Seine Sammlung widmete Catull einem Cornelius, ohne Zweifel dem bekannten Cornelius Nepos. Ihm hatten die Dichtungen Catulls sehr gefallen, und wiederholt hatte er seinen Beifall kundgegeben; wie später in der Biographie des Atticus, so hat er vielleicht auch in seiner bis auf die Gegenwart herabgehenden Chronik dem Dichter ein anerkennendes Wort gewidmet. In dem Widmungsgedicht, mit dem Catull die Sammlung seinem Gönner vorlegte, schlägt er einen bescheidenen. Ton an; er nennt seine Sammlung einen libellus" und seine Gedichte

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S. G. R. Throop, The lives and verse of Roman erotic writers, Washington Univ. Stud. 1, 2 (1914), 160.

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