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und im J. 67 als Legat des Pompeius im Seeräuberkrieg nach Kreta geschickt, um Metellus zu einem schonenden Verhalten gegen die Bewohner zu veranlassen, dort starb. Das Werk, das er in reiferem Alter schrieb, umfaßte mindestens 12, vielleicht sogar 23 Bücher. Im ersten Buch behandeln Fragmente (1 und 2) die mythische Zeit, ein anderes (6) bezieht sich auf den beginnenden marsischen Krieg. Sisenna wird also in einer Einleitung oder vielleicht auch in gelegentlichen Exkursen einen Blick auf die ältere Geschichte geworfen haben. Die Fragmente reichen allem Anschein nach bis zum J. 82 (fr. 132); wahrscheinlich aber endete das Werk mit dem Tode Sullas und stellte sonach die Geschichte des Bundesgenossenkriegs und sullanischen Bürgerkriegs dar. Wenn die Annahme richtig ist, daß Sempronius Asellio seine Darstellung mit dem Tod des Livius Drusus (91 v. Chr.) geschlossen hat (§ 72), so würde Sisenna sein Werk an jenes angegliedert haben; damit hätten wir eine neue Form der Geschichtschreibung, die losgelöste selbständig gewordene Fortsetzung. Das Werk Sisennas war die Hauptquelle für die sullanische Zeit; ausdrücklich bemerkt Sallust, daß Sisenna diese Periode am besten behandelt, wenngleich nicht völlig freimütig, was sich aus seiner Zugehörigkeit zur gens Cornelia erklärt. Für das Ansehen seiner Person zeugt, daß ihm Varro in seinem Logistoricus Sisenna de historia eine leitende Rolle gab. Was den Stil anlangt, so zeigen die Ueberreste viele altertümliche, der Schriftsprache fremde Formen, ungewöhnliche Ausdrücke, ein Aufgeben der chronologischen Aneinanderreihung zugunsten der künstlerischen, viele Züge kleinlicher Ausmalung. Es scheint sonach, daß Sisenna bestrebt war, sein Geschichtsbuch zu einer fesselnden Lektüre zu gestalten; darauf wird zu beziehen sein, wenn Cicero als Vorbild für Sisenna Clitarchus hinstellt, der in romanhafter Weise den Zug Alexanders beschrieb. Auf die schöngeistige Neigung Sisennas deutet seine Beschäftigung mit den milesischen Erzählungen des Aristides, welche er übersetzte. Auch in sein Geschichtswerk streute er Obszönes und Scherzhaftes ein, und Cicero stellt als eine Eigentümlichkeit seiner Reden, denen er übrigens wegen der geringen Feile nicht den höchsten Rang zuerkennt, ebenfalls das Scherzhafte hin. Wir kennen auch einen Kommentator des Plautus des Namens Sisenna; allein dieser kann mit unserem Historiker nicht identisch sein.

Biographisches. Nach dem S. C. über Asklepiades (CIL 12, 588; Bruns, Fontes7 p.176) war Sisenna unter den Konsuln Q. Lut. Catulus und M. Aem. Lepidus praetor urbanus und inter peregrinos im J. 78; vgl. Ascon. in Cornel. p. 58, 27 St. Aus Cic Verr. 2, 45, 110; 4, 20, 43 wird gefolgert, daß er dann als Proprätor nach Sizilien ging; vgl. Peter, rel.2 CCCXXXVII. Ueber seine Tätigkeit als Legat im Seeräuberkrieg und seinen Tod Appian. Mithr. 95; Dio 36, 18 p. 368 Boiss. Ueber seine Freundschaft mit Lucull und Hortensius s. Plut. Luc. 1 (s. S. 327); Sen. contr. 1 praef. 19.

Das Geschichts werk. Der Titel ist durchweg historiae, einmal bei Nonius 2 p. 127 M., wohl irrtümlich, ab urbe condita. Vell. 2, 9, 5 historiarum (milesiarum O. Jahn, Herm. 2 (1867), 234) auctor iam tum (ungenau. selbst wenn es mit Roth und Peter auf das J. 108 bezogen wird) Sisenna erat iuvenis; sed opus belli civilis Sullanique (que tilgt Manutius) post aliquot annos ab eo seniore editum est. Sall. Jug. 95, 2 L. Sisenna optume et diligentissime omnium, qui eas (Sullae) res dixere, persecutus parum mihi libero ore locutus videtur. Ueber das Verhältnis Sallusts zu Sisenna in bezug auf die historische Kunst vgl. J. J. Müller in Büdingers Unters. zur röm. Kaisergesch. 3 (1870), 126; s. a. A. Schulten, Sertorius, Leipzig 1926, 15. Cic. leg. 1, 2, 7 Sisenna, eius (des Macer) amicus, omnes adhuc nostros scriptores facile superavit. is tamen neque orator umquam est habitus et in historia puerile

quiddam consectatur, ut unum Clitarchum neque praeterea quemquam de Graecis legisse qideatur. Brutus 64, 228 huius (Sisennae) omnis facultas ex historia ipsius perspici potest; quae cum facile omnes vincat superiores, tum indicat tamen, quantum absit a summo quamque genus hoc scriptionis nondum sit satis latinis litteris illustratum. Die höchste Buchzahl nennt Nonius 7 p. 468 M. Sisenna hist. lib. XXIII; ihm geht voraus Prisc. GLK 2, 264, 5 Sisenna in XII (?) historiarum. Die Buchzahl 23 ist vielleicht verderbt, da jenes Fragment (132) wahrscheinlich das J. 82 angeht, in Buch 6 aber fr. 125 schon das J. 88 behandelte. Ueber die Verteilung des Stoffes in den ersten vier Büchern vgl. E. Marcks, Die Ueberlieferung des Bundesgenossenkriegs, Straßburg 1884, 67; über die Anordnung der Fragmente auch W. M. Lindsay, Rh. Mus. 57 (1902), 200. Bezüglich der Komposition des Werkes vgl. Gell. 12, 15, 2 (fr. 127) nos una aestate in Asia et Graecia gesta litteris idcirco continentia mandavimus, ne vellicatim aut saltuatim scribendo lectorum animos impediremus. Fronto p. 114 (S. 317) charakterisiert sie mit longinque. Cic. Brutus 74, 259 Sisenna quasi emendator sermonis usitati cum esse vellet, ne a C. Rusio quidem accusatore deterreri potuit, quo minus inusitatis verbis uteretur. Varro bei Gell. 2, 25, 9 Sisenna unus ‘adsentio' in senatu dicebat, worüber auch Quint. 1, 5, 13; R. Reitzenstein, M. Ter. Varro (S. 232) 62; G. L. Hendrickson, Class. Phil. 1 (1906), 118; Funaioli 127. Ueber Berührungen des bellum Africanum und der Epitome rerum gestarum Alexandri Magni mit Sisenna in der Sprache vgl. G. Landgraf, Bph W. 1901, 410. Ueber seine Wirkung auf die Folgezeit überhaupt Peter CCCXLIII. Die Uebersetzung der milesischen Märchen. Ovid. tr. 2, 443 vertit Aristiden (vgl. 2, 413) Sisenna, nec obfuit illi historiae (doch wohl dem Geschichtswerk) turpes inseruisse iocos (vgl. auch Fronto p. 62 N.). Ueber die Erklärung des zweiten Gliedes vgl. E. Rohde, Rh. Mus. 48 (1893), 130 Kl. Schr. 2, 30; Reitzenstein 64; 0. Schissel von Fleschen

berg, Die griech. Novelle, Halle 1913, 30; Th. Birt, Kritik und Hermeneutik, München 1913, 106; Peter CCCXLI adn. 2. Die Fragmente aus dem 13. Buch verdanken wir dem Charisius. Es besteht eine Streitfrage, ob das Buch des Aristides eine Novellensammlung mit dem Hintergrund von Milet (Rohde a. a. O.; Griech. Roman3, Leipzig 1914, 584; s. a. M. Rosenblüth, Beitr. zur Quellenkunde von Petrons Sat., Kiel 1909, 88) war oder ein einheitlich komponierter Roman (K. Bürger, Herm. 27 (1892), 351; Studien zur Gesch. des griech. Romans I, Blankenburg 1902, 23); vgl. auch H. Lucas, Phil. 66 N. F. 20 (1907), 16; Schissel von Fl. 20; 102 und dazu W. Schmid bei Rohde 3 605; unentschieden R. Heinze, Herm. 34 (1899), 513 Anm. 1. Es war wohl diese Uebersetzung, die man nach der parthischen Niederlage des J. 53 in zahlreichen Exemplaren im Gepäck der geschlagenen Römer fand; vgl. Plut. Crass. 32; Ribbeck, Dichtung 3, 24. Ueber den Einfluß der milesischen Märchen auf die spätere Romandichtung vgl. M. Collignon, La littérature romanesque chez les Latins (Annales de l'Est 12 (1898), 339; 358); R. Reitzenstein, Das Märchen von Amor und Psyche bei Apuleius, Leipzig 1912, 49; 55; R. Helm, Ilbergs J. 33 (1914), 177; C. Morelli, Sulle tracce del romanzo e della novella, Studi ital. N. S. 1 (1920), 95. 297; F. Buecheler-Heraeus, Petronius, Berlin 1922, 264.

Peter, rel.2

Sisenna als Redner. Cic. Brutus 64, 228 L. Sisenna, doctus vir et studiis optimis deditus, bene latine loquens, gnarus rei publicae, non sine facetiis, sed neque laboris multi nec satis versatus in causis; interiectusque inter duas aetates Hortensii (geb. 114) et Sulpicii (geb. 124) nec maiorem consequi poterat et minori necesse erat cedere. 74, 260 fuit accusator vetus, quo accusante C. Hirtilium Sisenna defendens dixit. Verr. II 2, 45, 110 L. Sisennae, tui defensoris. leg. 1, 2, 7 (s. o.).

Literatur. C. L. Roth, L. Cornelii Sisennae historici Romani vitam conscripsit, Basel 1834; A. Riese, Ueber das Geschichtswerk des L. Corn. Sis. (Festschr. zur 24. Phil.-Vers., Leipzig 1865, 53): A. Schneider, De Sisennae hist. reliquiis, Jena 1882; C. Cali, La vita e le opere di L. Cornelio Sisenna, Catania 1894 (verbessert in Studi letterari, Turin 1898, 93); Th. Reinach, Mithradates Eupator, übers. von A. Goetz, Leipzig 1895, 420; Wachsmuth, Einl., Leipzig 1895, 656; Peter, rel. CCCXXXIV; B. Niese, Realenz. 4, 1512. · Peter. rel. 276; fragm. 175.

Der Erklärer des Plautus Sisenna. Rufinus GLK 6,560, 28 Sisenna in commentario Poenuli Plautinae fabulae, Sisenna in Rudente, in Amphitruone, in Captivis, in Aulularia; allgemein über Metrik des Plautus 565, 4. Auf den Kommentar zum Amphitruo weist Charis. GLK 1, 198, 26; 203, 27; 221, 6; 9. Beziehung auf grammatische Dinge ebd. 107, 14; 120, 10. Doch daß dieser Grammatiker nicht, wie Ritschl, Parerga 376; Peter, rel.1 CCCXXXVI (anders aber CCCXLIX); Rich. Klotz, Grundzüge altrömischer Metrik, Leipzig 1890, 562 annahmen, der Historiker ist, zeigt Charis. GLK 1, 221, 9 tract im Plautus in Amphitryone; ubi Sisenna pro lente' inquit 'non ut Maro georgicon IIII tract imque susurrant' inquit', wo das Zitat aus Vergil Sisenna angehört. Der Verf. gehört also der Zeit zwischen Vergil und Julius Romanus an, s. Th. Bergk, Beiträge zur lat. Grammatik 1 (Halle 1870), 124; F. Buecheler, Grundriß der lat. Deklination', hrsg. v. J. Windekilde, Bonn 1879, 123; A. Swoboda, P. Nigidii Figuli operum reliquiae, Leipzig 1889, 9; O. Froehde, De C. Julio

Romano, Charisii auctore, Fleckeis. J. Suppl. 18 (1892), 596; K. Cybulla, De Rufini Antiochensis commentariis, Königsberg 1907, 16.

2. Die stürmische Zeit, die Sisenna beschrieb, regte noch andere zu schriftstellerischen Versuchen an. Bei Cicero lesen wir, daß L. Lucceius im J. 56 eine Geschichte des Bundesgenossen- und des Bürgerkriegs beinahe vollendet hatte. L. Licinius Lucullus, dem Sulla seine Memoiren widmete, schrieb ebenfalls eine Geschichte des Bundesgenossenkriegs in griechischer Sprache. In der gleichen verfaßte ein Zeitgenosse Ciceros Cn. Aufidius eine römische Geschichte, deren Inhalt sich aber nicht näher bestimmen läßt. Oben (§ 71, 2) lernten wir einen C. Piso kennen, der, wie wir aus Plutarch Marius 45 ersehen, in einem Geschichtswerk über den Tod des Marius handelte. Auch Tanusius Geminus wird hier einzureihen. sein. Von ihm zitiert Sueton (Jul. 9) aus einer Historia ein Ereignis des J. 66 aus dem Leben Caesars. Ein anderes aus dem J. 55 führt Plutarch (Caes. 22), einen Vorfall aus dem Leben des Sertorius Strabo an; es ist kaum zu bezweifeln, daß auch die zwei letzten Stellen jener Historia entnommen sind, die also eine Geschichte der jüngsten Zeit der Republik gewesen zu sein scheint. Das Buch, das eine Caesar feindselige Tendenz zeigt, ist wohl nach dessen Tode geschrieben'; es fällt aber vor Strabo, der es bereits benutzte.

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L. Lucceius. Cic. ad fam. 5, 12, 2 (56 v. Chr.) videbam Italici belli et civilis historiam iam a te paene esse perfectam, dixeras autem mihi te reliquas res ordiri. Auf ein anderes uns unbekanntes historisches Werk scheint hinzudeuten, was Cic. § 3 von einem gewissen Prooemium sagt; dort will sich Lucceius von der Gratia ebenso wenig beugen lassen als Hercules bei Xenophon von der Lust. Ueber das Ansinnen Ciceros an Lucceius, die Geschichte seiner Taten zu erzählen, s. § 173. Ein Brief des Lucceius an Cicero bei diesem ad fam. 5, 14. Reden von ihm gegen Catilina Ascon. in or. de toga cand. p. 70, 21 St. fecit eum (Catilinam) reum inter sicarios L. Lucceius paratus eruditusque, qui postea consulatum quoque petiit (im J. 60 ohne Erfolg): 71, 4 hoc Lucceius quoque Catilinae obicit in orationibus, quas in eum scripsit. Drumann 4, 557; Peter, rel. 2, VI: XXX; fragm. 213; Meyer 422. L. Licinius Lucullus. a) Ueber sein Leben vgl. das elogium CIL 12 p.196; Dessau 60; Drumann 4, 134; Cos. 74, † 56. B) L. als Geschichtschreiber. Plut. Luc. 1, 5 rέov ὄντα (etwa 88) πρὸς Ὁρτήσιον τὸν δικολόγον καὶ Σισεννᾶν τὸν ἱστορικὸν ἐκ παιδιᾶς τινος εἰς σπου δὴν προελθούσης ὁμολογῆσαι, προθεμένων ποίημα καὶ λόγον Ἑλληνικόν τε καὶ Ῥωμαϊκόν, εἰς ὅ τι ἂν λάχῃ τούτων, τὸν Μαρσικὸν ἐντενεῖν πόλεμον. καί πως ἔοικεν εἰς λόγον Ἑλληνικὸν ὁ κλῆρος ἀφικέσθαι· διασώζεται γὰρ Ἑλληνική τις ἱστορία τοῦ Μαρσικοῦ πολέμου (s. dazu F. Münzer, Herm. 49 (1914), 199). Cic. ad Att. 1, 19, 10 idcirco (um als Römer zu erscheinen) barbara quaedam et oóhoza dispersisse. 7) als Redner. Cic. Brutus 62, 222 nennt ihn als Redner acutus, Plut. Luc. 33 devos ɛinɛiv. Cicero erwähnt auch seinen Bruder Marcus, Cos. 73, in gleicher Eigenschaft. Tac. dial. 37; Quint. 12, 7, 3. §) als Philosoph. Cic. acad. pr. 2, 2, 4 maiore studio Lucullus cum omni litterarum generi, tum philosophiae deditus fuit, quam, qui illum ignorabant, arbitrabantur, nec vero ineunte aetate solum, sed et pro quaestore aliquot annos et in ipso bello; ... cum autem e philosophis ingenio scientiaque putaretur Antiochus, Philonis auditor, excellere, eum secum et quaestor habuit et post aliquot imperator delectabatur autem mirifice lectione librorum, de quibus audiebat (vgl. W. Kroll, Ilbergs J. 11 (1903), 686). Plut. Luc. 1 γενόμενος πρεσβύτερος ἤδη παντάπασιν .. ἀφῆκε τὴν διάνοιαν ἐν φιλοσοφία σχολάζειν καὶ ἀναπαύεσθαι τὸ θεωρητικὸν αὐτῆς ἐγείρας. Peter, rel. CCLXXXI. Cn. Aufidius. Cic. Tusc. 5, 38, 112 pueris nobis Cn. Aufidius praetorius et in senatu sententiam dicebat nec amicis deliberantibus deerat et graecam scribebat historiam et videbat in litteris. fin. 5, 19, 54 equidem e Cn. Aufidio praetorio, erudito homine oculis capto, saepe audiebam, cum se lucis magis quam utilitatis desiderio moveri diceret. W. Harless, De

Fabiis et Aufidiis rerum Rom. scriptoribus, Bonn 1853, 45; Peter, rel.2 CCXL. Tanusius Geminus. Sen. ep. 93, 11 et paucorum versuum liber (Metronactis) est et quidem laudandus atque utilis: annales Tanusii scis quam ponderosi sint et quid vocentur.

1 C. Cichorius wollte nach briefl. Mitteilung an Schanz die Abfassungszeit lieber zwischen 55 und 49 ansetzen.

hoc est vita quorundam longa et quod Tanusii sequitur annales. Identifiziert man den hier genannten Tanusius mit Tanusius Geminus und die annales mit der historia, so ergibt sich, daß jene Geschichte weitschichtig war und zur Zeit Senecas mit einem verächtlichen Ausdruck bezeichnet wurde. Allein sowohl die Identität der beiden Werke (vgl. M. Haupt, Opusc. 1, 72), als die der beiden Personen (vgl. E. Baehrens zu Catull 207) wurde geleugnet. Andrerseits hat Muret in dem Volusius des Catull c. 36 (s. § 110) den Tanusius wiederfinden wollen und so neben das prosaische Geschichtswerk noch ein poetisches Annalenwerk gesetzt; vgl. L. Schwabe, Fleckeis. J. 129 (1884), 380. Mit Recht verwerfen diese Beziehung P. E. Sonnenburg, Hist. Unters. zu Ehren A. Schäfers, Bonn 1882, 158 u. a.; wohl aber mag man die Bezeichnung cacata carta von den annales des Volusius auf die des Tanusius übertragen haben. Bei Strabo 17, 3, 8 p. 829 schwanken die Hss. zwischen Gabinius (Buecheler, Fleckeis. J. 111 (1875), 305) und Tanusius; letzteres rechtfertigt B. Niese, Ueber Tanusius, Rh. Mus. 38 (1883), 600; s. a. H. Radnitzky, Plutarchs Quelle in der Vita des Sertorius, Wien 1909, 17. R. Unger, De Tanusio Gemino annalium scriptore, Friedland 1855; Peter, rel. 2, LXV; 49; fragm. 239.

3. L. CORNELIUS SULLA

114. Die Autobiographie. Das bedeutendste Werk dieser Literaturgattung in unserer Epoche waren die Denkwürdigkeiten, die L. Cornelius Sulla (138-78) wohl größtenteils, nachdem er sich von dem öffentlichen Leben. zurückgezogen hatte, verfaßte und dem Lucullus widmete. Er schrieb am 22. Buch, als ihn der Tod überraschte. Sein Freigelassener, Cornelius Epicadus, der ihm vielleicht schon bei der Abfassung manchen Dienst geleistet hatte, ergänzte das Werk, d. h. er wird eine Darstellung über das Ende Sullas hinzugefügt haben. Die Haupttendenz war, alle Handlungen Sullas als ein Werk der Vorsehung hinzustellen. Auf die spätere Literatur haben diese Denkwürdigkeiten einen nicht geringen Einfluß ausgeübt.

Zur Charakteristik. a) Gell. 1, 12, 16; 20, 6, 3 L. Sulla rerum gestarum libro secundo. Prisc. GLK 2, 476, 4 Sulla in vicesimo primo rerum suarum. Cic. div. 1, 33, 72 in Sullae historia. Plutarch führt das Geschichtswerk als vrouýuata auf. Der Titel lautete vielleicht Res gestae L. Cornelii Sullae, nach Peter CCLXXII Commentarii rerum gestarum. 8) Plut. Luc. 1 Σύλλας τὰς αὑτοῦ πράξεις ἀναγράφων ἐκείνῳ (dem Lucull) προσεφώνησεν ὡς συνταξομένῳ καὶ διαθήσοντι τὴν ἱστορίαν ἄμεινον; vgl. auch Sulla 6. Sulla 37 τὸ εἰκοστὸν καὶ δεύτερον τῶν ὑπομνημάτων πρὸ δυεῖν ἡμερῶν ἢ ἐτελεύτα γράφων ἐπαύσατο. Die Ergänzung durch den Freigelassenen Corn. Epicadus s. § 195, 8. Plut. Sulla 6 Zvilas où μóvor dεws roosiέuevos τὸν τοιοῦτον εὐδαιμονισμὸν καὶ ζῆλον, ἀλλὰ καὶ συναύξων καὶ συνεπιθειάζων τὰ πραττόμενα τῆς τύχης ἐξῆπτεν, εἴτε κόμπῳ χρώμενος εἴθ' οὕτως ἔχων τῇ δόξῃ πρὸς τὸ θεῖον. 14 καὶ τὸ δαιμόνιον εvvvs Eлεońμnvɛ. Benutzt sind die Memoiren von Sallust, in der livianischen Ueberlieferung, von Diodor, Plutarch und Appian. Die Frage ist, ob direkte oder indirekte Benutzung stattgefunden; vgl. darüber G. Busolt, Quellenkrit. Beitr. zur Gesch. der röm. Revolutionszeit, Fleckeis. J. 141 (1890), 321; 405; C. Vitelli, Note ed appunti sull' autobiografia di Lucio Cornelio Silla, Studi ital. 6 (1898), 353 (dagegen Peter, Bph W. 1899, 11); E. Kind, Quaest. Plutarchearum capita tria ad Marii et Sullae vitas pertinentia, Leipzig 1900, 5. Ueber Sulla als dramatischen Dichter s. S. 252; über ein Epigramm von ihm Appian b. c. 1, 97.

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Literatur. F. Fröhlich, Realenz. 4, 1522; Drumann 2, 425; Th. Reinach (s. S. 326) 417; F. Leo, Herm. 49 (1914), 164; G. Misch (s. S. 204) 139; Peter, Wahrheit 300; rel.* CCLXX; 195; fragm. 127.

4. L. VOLTACILIUS PITHOLAUS

115. Die Biographie. Wie Cornelius Epicadus die Biographie seines Patrons Sulla vollendete, so schrieb gleichen Standes L. Voltacilius Pitholaus in mehreren Büchern die Biographie des größten Sullaanhängers, des Cn. Pompeius, dessen Lehrer er in der Rhetorik gewesen war, seitdem er im J. 81 eine lateinische Rhetorenschule eröffnet hatte, sowie auch von dessen Vater Cn. Pompeius Strabo († 87).

L. Voltacilius Pitholaus. Suet. gramm. 27 (rhet. 3) L. Voltacilius Pitholaus (Voltacilius

im Index; überliefert Oltacilius, Octacilius, Otacilius; Pitholaus M. Hertz, Rh. Mus. 43 (1888), 312; Pilutus codices; Plotus Hieron., Plutus L. Vossen, De Suetonii Hieronymi auctore, Bonn 1912, 28) servisse dicitur atque etiam ostiarius vetere more in catena fuisse, donec ob ingenium ac studium litterarum manumissus accusanti patrono subscripsit. deinde rhetoricam professus Cn. Pompeium Magnum docuit patrisque eius res gestas nec minus ipsius compluribus libris exposuit, primus omnium libertinorum, ut Cornelius Nepos opinatur, scribere historiam orsus nonnisi ab honestissimo quoque scribi solitam ad id tempus. Hieron. z. J. 1936 = 81 (82 in A) v. Chr. p. 151 H. Vultacilius Plotus (sic) latinus rhetor Cn. Pompei libertus (dies hält für Irrtum Mommsen. Ges. Schr. 7, 612) et doctor scholam Romae aperuit. Zum Jahr vgl. E. Norden, Rh. Mus. 61 (1906), 168. Nun gibt es auch einen M. Volt. Pitholaus bei den Schriftstellern: Macr. 2, 2, 13 M. Voltacilius (Votacilius BP; Otacilius Casaubonus) Pitholaus (Pyth. BP), cum Caninius Revilus uno tantum die consul fuisset (45 v. Chr.), dixit: ante flamines, nunc consules diales fiunt. Auf ihn wird bezogen Suet. Jul. 75,5 Pitholai carminibus maledicentissimis laceratam existimationem suam civili animo tulit; weiterhin nach dem Vorgang Bentleys Hor. s. 1, 10, 22 Rhodio quod Pitholeonti contigit (die Vermischung des Griech. und Lat.), wozu Porphyrio: qui huiusmodi epigrammata effutivit magis quam scripsit; wie die Schriftsteller zwischen Tuólaos und Toléor schwanken, so habe Horaz Pitholeon gebildet. Gibt man die Möglichkeit zu, daß bei einem der beiden Personen ein irriger Vorname (und Beiname) gesetzt ist, so liegt die Identifizierung nahe, da beide derselben Zeit und derselben politischen Richtung angehören.

5. T. POMPONIUS ATTICUS

116. Die Zeittafel (annalis) des Atticus. T. Pomponius Atticus, nach seiner Adoption Q. Caecilius Q. f. Pomponianus Atticus (109-32), dessen etwas überschwengliche Biographie Nepos verfaßt hat, war durch sein großes Vermögen und seine feine Bildung eine der einflußreichsten Personen seiner Zeit. Von der Staatslaufbahn hatte er sich als geborener Geschäftsmann ferngehalten. Sein nüchternes, leidenschaftsloses Wesen befähigte ihn, nach allen Seiten hin zu wirken. Ohne Liebe und ohne Haß, ohne Farbe und Gepräge vermochte er allen alles zu sein." Er stand mit den verschiedensten Persönlichkeiten in regem Verkehr: mit Hortensius, Cicero, Nepos, Varro u. a. In der Literatur nimmt er eine Doppelstellung ein: er war einmal Buchhändler, der durch seine Sklaven Bücher abschreiben ließ, dann selbst Schriftsteller. Unter seinen Schriften war die wichtigste seine Zeittafel, sein liber annalis. Für jeden Gebildeten, besonders aber für den Staatsmann und Redner war eine bequeme Uebersicht der geschichtlichen Daten ein Bedürfnis. Bei den Römern hat zuerst Nepos diesem Bedürfnis durch ein dreibändiges Werk zu entsprechen gesucht; allein es war noch zu umfangreich, denn der Autor suchte die ganze Geschichte bis auf seine Zeit in dem Werke aufzurollen. Ein bescheideneres Ziel steckte sich Atticus; er begann erst mit der Erbauung der Stadt Rom, die er in das J. 753 setzte, und konnte infolgedessen den Stoff in einem Bande abhandeln, den er nicht wie Nepos Chronica, sondern Annalis nannte. Er schloß mit seiner Zeit ab; vielleicht bildete der Beginn der Bürgerkriege die Grenzscheide. Da mit dem Eintritt der Republik bei jedem Jahre auch die eponymen Magistrate aufgeführt werden mußten, war die Jahrestafel zugleich eine Magistratstafel. Unter den einzelnen Jahren waren Ereignisse sowohl der inneren als der äußeren Geschichte aufgeführt, also nicht bloß Kriege und Friedensschlüsse, sondern auch wichtige Gesetzesreformen; ja auch die bedeutenderen Literaturerscheinungen waren nicht vergessen. Durch die Er1 Nep. Attic. 6, 1.

2 Er hielt auch eine Leichenrede auf den Tod der Mutter, vgl. Nep. Attic. 17, 1.

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