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demselben Triarius wegen ambitus angeklagt und, obwohl wiederum von Cicero verteidigt, verurteilt.

Die Zeit. Asconius p. 22, 3 St. hanc quoque orationem eisdem consulibus dixit, quibus pro Vatinio, L. Domitio Ahenobarbo et Appio Claudio Pulchro coss. (s. 13, 31). summus indicii dies fuit a. d. IIII Nonas Septemb. Daß die Rede zur Herausgabe erst später bearbeitet wurde wie die Planciana folgt aus Cic. ad Q. fr. 3, 1, 11 (vgl. S. 434).

Zum Prozeß. Asconius p. 22, 21 St. subscripserunt Triario in Scaurum L. Marius L. f., M. et Q. Pacuvii fratres cognomine Claudi. 23, 24 defenderunt Scaurum sex patroni P. Clodius Pulcher, M. Marcellus, M. Calidius, M. Cicero, M. Messala Niger, Q. Hortensius. ipse quoque Scaurus dixit pro se ac magnopere iudices movit eqs.

Gliederung der Rede. 10, 22 dicam primum de ipso genere accusationis, postea de Sardis, tum etiam pauca de Scauro; quibus rebus explicatis tum denique ad hoc horribile et formidulosum frumentarium crimen accedam. Vgl. Gaumitz 268; 279.

Ueberlieferung. Von der Rede waren bis 1814 nur wenige Fragmente bekannt; in diesem Jahre teilte A. Mai aus dem ambrosianischen Palimpsest und später A. Peyron (S. 410) aus einem Turiner Palimpsest größere Bruchstücke mit, und zwar ergänzen sich beide Palimpseste; in partibus illis quae in Taurinensi et Ambrosiano simul sunt (§§ 18—24, 31-36) paulo melior est Taurinensis (C. M. Francken, Mnemos. 11 (1883), 385).

Ausg. von Fr. Schöll, Leipzig 1916.

Literatur. C. Beier (S. 410) mit scharfsinnigen Ergänzungen; H. Gaumitz, De M. Aemilii Scauri causa repetundarum et de Ciceronis pro Scauro oratione, Leipz. Stud. 2 (1879), 249 (trefflich); Ranft (S. 409) 63; Clark, The descent 153.

13. pro C. Rabirio Postumo, aus dem J. 54. A. Gabinius, der Prokonsul von Syrien, wurde der Erpressungen beschuldigt. Ein besonderer Klagepunkt war, daß er von dem flüchtigen König von Aegypten, Ptolemaeus Auletes, 10000 Talente erhalten habe, um ihn mit bewaffneter Macht in sein Reich zurückzuführen (8, 21). Gabinius wurde verurteilt, konnte aber die Strafsumme, zu der er verurteilt wurde, nicht zahlen. Nun wurde auch C. Rabirius Postumus, der Sohn des C. Curtius, und Adoptivsohn des von Cicero im J. 63 verteidigten C. Rabirius, in die Sache verwickelt. Wie sein Vater, so gab auch er sich mit Geldgeschäften ab; er lieh besonders dem König Ptolemaeus Auletes große Summen. Als Gabinius den vertriebenen Fürsten nach Alexandria zurückgeführt hatte, erschien dort auch Rabirius; er wurde vom König zum ersten Schatzbeamten gemacht, dem Gabinius auch Truppen zur Verfügung stellte. Rabirius konnte nun für sich und Gabinius erpressen. Er scheint dies in so ausgedehnter Weise getan zu haben, daß der König ihn verhaften lassen mußte; Rabirius wurde zur Flucht gezwungen. Die lex Julia des J. 59 über Erpressungen enthielt die Bestimmung, daß, wenn ein Verurteilter die Strafsumme nicht zahlen könne, jene beigezogen werden sollten, die auch von dem erpreßten Geld erhalten hätten. Da man den Rabirius als den Raubgenossen des Gabinius ansah, wurde er auf Grund dieses Gesetzes belangt. Der Prozeß stellt sich sonach als ein Anhang zu dem gegen Gabinius durchgeführten dar. Rabirius scheint freigesprochen zu sein.

Zur Klage. 4,8 est haec causa, QUO EA PECUNIA PERVENERIT, quasi quaedam appendicula causae iudicatae atque damnatae. sunt lites aestimatae A. Gabinio nec praedes dati nec ex bonis populo universa pecunia exacta est. iubet lex Julia persequi ab iis, ad quos ea pecunia, quam is ceperit, qui damnatus sit, pervenerit. Weiter vgl. 11, 30 ait enim, Gabinio pecuniam Postumus cum cogeret, decumas imperatarum pecuniarum sibi coegisse. (C. Halm, Münchener Abh. 7,3 (1855), 629.) Suet. Claud. 16 referens maiorum temporibus Rabirio Postumo Ptolemaeum Alexandrinum crediti servandi causa secuto crimen maiestatis apud iudices motum. Wenn Rabirius derselbe ist, wie der später noch bei Cicero erscheinende (Postumus) Curtius, so scheint er der Verurteilung entgangen zu sein; s. H. Dessau, C. Rabirius Postumus, Herm. 46 (1911), 613; Inscr. sel. 9445; doch dagegen T. Frank, Tulliana,

Am. Journ. 41 (1920), 278.
Zw. R. 1, 25.

Ciaceri, Processi (S. 365) 197; Von der Mühll, Realenz.

Zur Disposition. Quint. 3, 6, 11 pro Rabirio Postumo Cicero prima parte orationis in hoc intendit, ut actionem competere in equitem romanum neget, secunda nullam ad eum pecuniam pervenisse confirmat; vgl. auch 4, 2, 10.

Ueberlieferung. Unsere Hss. stammen alle aus einem Exemplar, das Poggio (Walser 58; s. S. 406) aus Köln nach Italien brachte; es stehen uns daher nur junge zur Verfügung; s. Clark, Inventa 31; 65; 84.

Ausg. von A. C. Clark, Oxford 1909; A. Klotz, Leipzig 1916.

Zur Erläuterung. Drumann 6, 71; R. H. Gretton, Debates in the senate, as to the restoration of Ptolemy Auletes, A. U. C. 698 (B. C. 56), Class. Rev. 1897, 108; J. Vahlen, Opusc. acad. 2, 317 (zu 15, 42); A. Klotz, Rh. Mus. 70 (1915), 611; A. Früchtl (S. 396) 109. Zu dem Gabiniusprozeß s. Tyrrell-Purser, Cic. ep. 2, XXIX; Ciaceri 215; Von der Mühll, Realenz. 7, 419.

14. pro Milone, im J. 52. Zu Anfang des Jahres hatte sich Milo mit seiner Frau Fausta, einer Tochter des Diktators Sulla, und großem Gefolge in seine Vaterstadt Lanuvium begeben, um dort als Diktator von Lanuvium einen Flamen zu ernennen. Auf der Reise dahin begegnete ihm Clodius, sein und Ciceros bekannter Todfeind, in der Nähe von Bovillae beim Heiligtum der Bona dea, ebenfalls, wie gewöhnlich, von bewaffneten Banden begleitet. Zuerst gerieten die Begleiter aneinander; bald wurde aber auch Clodius verwundet und es kam zu einem allgemeinen Kampfe, in dem die Uebermacht auf Milos Seite siegte. Den Clodius, der in ein Wirtshaus von Bovillae gebracht war, ließ Milo herausreißen und umbringen. Die Leiche wurde nach Rom übergeführt; bei den tumultuarischen Vorgängen brannte die Curia Hostilia ab. Es waren außerordentliche Maßregeln geboten, um den Unruhen ein Ziel zu setzen. Pompeius war es, der, zum Konsul ohne Kollegen ernannt, eingriff und das Prozeßverfahren gegen Milo regelte. Zum Quäsitor wurde L. Domitius Ahenobarbus bestimmt. Ankläger waren es mehrere, unter denen sich auch M. Antonius (§ 137, 3) befand. Da das Faktum der Tötung nicht geleugnet werden konnte, mußte die Verteidigung Ciceros darauf gerichtet sein, zu beweisen, daß Milo aus Notwehr gehandelt habe. Seine Rede wurde sofort von dem Geschrei der Clodianer unterbrochen, so daß er in Verwirrung geriet und nicht mit der gewohnten Festigkeit sprach. Milo wurde mit 38 Stimmen von 51 verurteilt und ging nach Massilia ins Exil. Die uns vorliegende Rede ist ein vortreffliches Denkmal ciceronischer Beredsamkeit; allein sie ist nicht die tatsächlich gehaltene, sondern eine erst später ausgearbeitete. Aber auch die wirkliche Rede, von Stenographen nachgeschrieben, hatte sich längere Zeit erhalten.

Zum Prozeß. Ueber die Vorgänge handelt Asconius in seinem Argument p. 30 St. Ueber die Zeit sagt er: orationem hanc dixit Cn. Pompeio III cos. a. d. VI Id. April. ( 8. April 52); vgl. 35, 98 der Rede. Ueber das Auftreten Ciceros p. 37, 14 Cicero cum inciperet dicere, exceptus est acclamatione Clodianorum, qui se continere ne metu quidem circumstantium militum potuerunt. itaque non ea, qua solitus erat, constantia dixit. manet autem illa quoque excepta eius oratio. scripsit vero hanc, quam legimus, ita perfecte, ut iure prima haberi possit. Ueber das Ziel der Verteidigung vgl. 9, 23 reliquum est, iudices, ut nihil iam quaerere aliud debeatis, nisi uter utri insidias fecerit. Asconius p. 37, 8 Cicero Clodium Miloni fecisse insidias disputavit, eoque tota oratio eius spectavit. Ueber den Ausgang p. 45, 5 senatores condemnaverunt XII, absolverunt VI; equites condemnaverunt XIII, absolverunt IIII; tribuni aerarii condemnaverunt XIII, absolverunt III. Dio 40, 54, 2 točtov tòv kóyov tòy vùr φερόμενον ὡς καὶ ὑπὲρ τοῦ Μίλωνος τότε λεχθέντα χρόνῳ ποθ' ὕστερον καὶ κατὰ σχολὴν ἀναθαρ σήσας ἔγραψε· καὶ δὴ καὶ τοιόνδε τι περὶ αὐτοῦ παραδέδοται· ὁ Μίλων τῷ λόγῳ πεμφθέντι οἱ ὑπ' αὐτοῦ ἐντυχών ... ἀντεπέστειλε λέγων, ὅτι ἐν τύχῃ αὐτῷ ἐγένετο τὸ μὴ ταῦθ' οὕτω καὶ ἐν τῷ δικαστηρίῳ λεχθῆναι· οὐ γὰρ ἂν τοιαύτας ἐν τῇ Μασσαλίᾳ, ἐν ᾗ κατὰ τὴν φυγὴν ἦν, τρίγλας ἐσθίειν,

εἴπερ τι τοιοῦτον ἀπελελόγητο. Ein merkwürdiges Beispiel für die spätere Bearbeitung liegt in den Worten (12, 33) et aspexit, wo ein Vorgang in der Gerichtsverhandlung notiert ist. Drumann 2, 288.

Zur Komposition. A. F. G. Curth, De artificiosa forma orationis pro T. Annio Milone, Berlin 1833; H. Meusburger, Qua tenus Cic. in or. pro Milone observaverit praecepta rhetorica, Ried (Oesterreich) 1882; Ranft (S. 409) 15; 64. Für den Stil ist folgendes Beispiel charakteristisch: 4,10 est haec, iudices, non scripta sed nata lex, quam non didicimus, accepimus, legimus, verum ex natura ipsa adripuimus, hausimus, expressimus. Siehe Quint. 6, 5, 10. Die gehaltene Rede. Daß sie, von Stenographen aufgenommen, länger erhalten blieb, bezeugt Ascon. p. 37, 16 (s. o.). Schol. Bob. p. 112, 11 St. exstat alius praeterea liber actorum pro Milone, in quo omnia interrupta et inpolita et rudia, plena denique maximi terroris agnoscas. Auch Quintilian berücksichtigt diese Rede; vgl. 4, 3, 17. H. Gaumitz, Zu den Bobienser Ciceroscholien, Dresden 1884, 1 hat scharfsinnig ein Fragment ausfindig gemacht. Lange Zeit hat man nach dem Vorgang von Garatoni und Peyron Sätze, die aus der Rede pro Mil. Quint. 9, 2, 54 und schol. Bob. p. 173,7, wo Stangl zu vergleichen ist, zitieren und die zusammengehören, 12, 33 nach deferre posses und vor et aspexit eingeschoben. Allein da hier keine Lücke besteht, werden die zitierten Worte der stenographierten Rede angehören. Vgl. die Ausg. von Baiter-Halm 4, 965; Wessner 74.

Andere Bearbeitungen des Prozesses. a) Ueber die Buchrede des M. Brutus für Milo, deren juristische Grundlage eine andere war als die der ciceronischen, vgl. § 139, 3. B) Sen. contr. 3 praef. 16 memini me intrare scholam eius (L. Cestii Pii), cum recitaturus esset in Milonem; vgl. § 336, 8.

Ueberlieferung. Die Haupths. ist nach Clark (s. a. The descent 291; 305) der Coloniensis sive Harleianus 2682 s. XI (H), auf den er seine Ausgaben basierte. Weiter ist der von Poggio entdeckte Cluniacensis 496 beizuziehen (S. 406), der mit dem Harleianus die größte Verwandtschaft zeigt und aus dem die Itali das argumentum des Asconius entnommen haben. Eine weitere Familie bilden der Tegernseensis sive Monacensis 18787 s. XI (T), mit dem der jetzt verlorene Werdensis zusammengehört, und der Erfurtensis sive Berolinensis 252 s. XII (E). Für einzelne Stellen kommt in Betracht der Turiner Palimpsest. Eine Kritik der Clarkschen Aufstellung bei Nohl, Komment. Ausg. 109; C. Becher, De codicibus in Ciceronis oratione Miloniana recte aestimandis, Jena 1913; A. Klotz, Rh. Mus. 70 (1915), 368; Schönberger. Ueber die Lücken handeln C. Jörgensen, Nordisk tidsskr. for filol. 8 (1900), 104; Th. Birt, Kritik und Hermeneutik, München 1913, 40; A. Klotz, Rh. Mus. 69 (1914), 576.

Ausg. a) Mit Einl. und Komm. von E. Osenbrüggen, Leipzig 1872 von H. Wirz; C. Halm-G. Laubmann 10 (Ausgew. Reden 5), Berlin 1899; krit. mit Asconius und schol. Bob. von P. Wessner, Bonn 1911; von A. Klotz, Leipzig 1914; S. Colombo, Turin 1917; A. C. Clark, Oxford 1917 (mit den Caesarianae und Philippicae). ) Komment. Schulausg. von J. H. Schmalz, Bielefeld 1899; R. Bouterwek-F. Luterbacher3, Gotha 1907; F. Richter-H. Nohl, Leipzig 1907; K. Roßberg, Münster 1921. ) Textausg. für Schulen von A. Kornitzer, Wien 1888; C. F. W. Müller, Leipzig 1896; H. Nohl2, WienLeipzig 1920; J. Martha, Paris 1922. $) Ausländ. komm. Ausg. A. B. Poynton, Oxford 1903; R. Nollet, Paris 1906; C. Giarratano, Palermo 1909; R. Marchesi-F. Ramorino, Palermo 1909; E. Sommer, Paris 1909 (1912); A. Kakrides, Athen 1912; J. W. van Rooijen, Leiden 1917; V. Menghini2, Turin 1923.

Uebersetzung. Ins Griechische von W. Birkler, Stuttgart 1860.

Zur Erläuterung. C. Wex, Fleckeis. J. 83 (1861), 207; L. Lange, Observationum ad Cic. or. Milonianam spec., Gießen 1864/5; J. B. Marchesa-Rossi, In M. Tullii Cic. or. pro T. Annio Mil. § 33 quaestiuncula, Comi 1899; A. Grumme, Ciceronis or. Milonianae dispositio. Gera 1900; J. B. Mispoulet, La vie parlem. (S. 422) 309; Ph. Caccialanza, Riv. 30 (1902), 343 (zu 2,5); V. Gérard, Les premières pages du pro Mil., Bulletin bibl. et péd. du Musée Belge 1908, 159 (§§ 1-23); J. K. Schönberger (S. 407); A. M. Harmon, Nochmals Cic. pro Milone § 29, Bph W. 1911, 447; R. Cahen, Examen de quelques passages du pro M., Revue des ét. anc. 25 (1923), 119; 215.

L. Novius und T. Munatius Plancus. Bei Asconius zur Miloniana § 37 p. 40, 24 St. wird aus einer Rede des Volkstribunen vom J. 58 L. Novius eine Stelle angeführt, ebenso zu § 14 p. 39, 45 eine vom Volkstribunen des J. 52 T. Munatius Plancus.

144. Die vierte Periode (46-43). Nach dem J. 52 zeigt die Sammlung der ciceronischen Reden eine längere Pause; erst mit 46 erscheinen wieder neue, letzte Zeugen seiner Tätigkeit, die sich in zwei Gruppen gliedern.

Die eine bilden die drei vor Caesar 46 und 45 gehaltenen Reden, die andere die gegen M. Antonius gerichteten (philippischen) Reden der Jahre 44 und 43. 1. pro M. Marcello. M. Claudius Marcellus, ein heftiger Gegner Caesars, hatte sich nach der Schlacht bei Pharsalus freiwillig nach Mytilene ins Exil begeben. Der Bruder C. Marcellus erwirkte im Senat (46), indem er sich Caesar zu Füßen warf und die Senatoren sein Gesuch unterstützten, eine Begnadigung. Bei Darlegung ihrer Meinung erging eine Reihe von Senatoren sich in Dankesäußerungen gegen Caesar. Auch Cicero brach sein seit längerer Zeit beobachtetes Schweigen und feierte in überschwenglicher Weise Caesars Milde, und da dieser Befürchtungen laut werden ließ, daß man ihm nachstelle, suchte er sie zu zerstreuen und führte, anknüpfend an eine Aeußerung Caesars, er habe genug gelebt, den Gedanken durch, daß die Erhaltung seines Lebens im Interesse aller liege, da noch zahlreiche Aufgaben ihrer Lösung durch ihn harrten.

... re

Zur Geschichte des Prozesses. Im J. 46 berichtet Cicero ad fam. 4, 4, 3 an Ser. Sulp. Rufus, 51 Konsul mit M. Marcellus: ipse Caesar accusata acerbitate Marcelli pente praeter spem dixit se senatui roganti de Marcello ne ominis quidem causa negaturum; fecerat autem hoc senatus, ut, cum a L. Pisone mentio esset facta de M. Marcello et C. Marcellus se ad Caesaris pedes abiecisset, cunctus consurgeret et ad Caesarem supplex accederet ita mihi pulcher hic dies visus est, ut speciem aliquam viderer videre quasi reviviscentįs rei publicae. itaque cum omnes ante me rogati gratias Caesari egissent praeter Volcacium ..., ego rogatus mutavi meum consilium; nam statueram non mehercule inertia, sed desiderio pristinae dignitatis in perpetuum tacere: fregit hoc meum consilium et Caesaris magnitudo animi et senatus officium; itaque pluribus verbis egi Caesari gratias. meque metuo ne etiam in ceteris rebus honesto otio privarim, quod erat unum solatium in malis. Als Marcellus im folgenden Jahre nach Italien zurückkehren wollte, wurde er im Piräus von P. Magius Cilo ermordet und von Ser. Sulpicius Rufus in Athen begraben (Cic. ad fam. 4, 12). Drumann 22, 332; 6, 262; Münzer, Realenz. 3, 2761.

Die Frage der Echtheit. Nach dem Vorgang des spanischen Jesuiten Juan Andrez (1782) suchte F. A. Wolf in seiner Ausgabe des Jahres 1802 die Rede als unecht zu erweisen, da sie das Maß einer Danksagung überschreite, auch die Caesar (Plut. Cic. 39) bei dem Prozer des Ligarius in den Mund gelegten Worte τί κωλύει διά χρόνου Κικέρωνος ázovoaι ¡éyorros eine Rede Ciceros vor der Ligariana unglaublich erscheinen ließen; ferner läge die Veröffentlichung einer solchen Rede weder im Interesse des Marcellus noch des Cicero; endlich könne man sachliche und sprachliche Verstöße Cicero nicht zutrauen. Auf Seite Wolfs stellte sich Spalding, gegen ihn aber Passow, Drumann u. a. Auch die vermittelnde Ansicht von A. L. G. Jacob, De oratione quae inscribitur pro Marcello Ciceroni vel abiudicanda vel adiudicanda etc., Halle 1813, daß der Grundstock der Rede echt, aber durch Interpolationen verwischt sei, kann nicht mehr festgehalten werden. Immerhin mag sich die wirklich gehaltene Rede von der geschriebenen merklich unterschieden haben.

Literatur über die Echtheitsfrage. F. A. Wolf, M. Tulli Cic. quae vulgo fertur oratio pro Marcello, Berlin 1802; G. L. Spalding, Mus. der Altertumsw. 1 (1808), 1; J. A. Savels (S. 429); F. Passow, Verm. Schr., Leipzig 1843, 258; Drumann 6, 266; F. Hahne, Orationem pro M. Marc. denuo defendit etc., Jena 1876; H. Schwanke, De Ciceronis or. pro M. Marc., Erlanger Diss., Bromberg 1885; G. Girardi, Variae quaestiones de Cic. or., quae pro Mare. inscribitur, Rovereto 1896; Th. Zielinski, Phil. Suppl. 9 (1904), 807. S. Schmid, Untersuchung über die Frage der Echtheit der Rede pro Marc., Zürich 1888 will einen Anachronismus entdeckt haben: „Die Reformen, deren Verwirklichung 8, 23 gewünscht wird, seien 1-3 Monate vor der Zurückberufung des M. größtenteils ganz neu durchgeführt, zum kleineren Teil aus früheren wiederholt und ergänzt worden“ (p. 100). Allein selbst dies zugegeben, so würde bei einer späteren Abfassung ein Anachronismus von 1-3 Monaten bei Cicero nicht wunderbar sein. K. Guttmann, De earum, quae vocantur Caesarianae, orationum Tullianarum genere dicendi, Greifswald 1883, 63.

Ausg. a) F. A. Wolf, Berlin 1802 (mit lat. Komm.); lat. und deutsch mit Anm. von G. Keller, Ratibor 1860; krit. Ausg. von A. Klotz, Leipzig 1914; A. C. Clark, Oxford 1917; auch S. Colombo, Turin. ) Komm. Schulausg. von F. Richter- A. Eberhard, Leipzig 1904: F. Thümen, Gotha 1904. 7) Ausländ. Ausg. von V. Masotto, Padua 1897; E. Stampini, Turin 1901; G. Isnardi, Turin 1906; W. Y. Fausset', Oxford 1906; Noel 2,

Paris 1909; R. Cornali, Turin 1913; A. Geerebaert, Lüttich 1921 (mit pro Archia und pro Ligario).

2. pro Q. Ligario, aus dem J. 46. Q. Ligarius, ein Anhänger des Pompeius, war in Adrumetum in die Hände Caesars gefallen, der ihm das Leben schenkte, lebte aber im Exil. Seine Brüder und andere Angehörige suchten bei Caesar seine Rückkehr zu erwirken; auch Cicero fand sich als Fürsprecher mit ein. Allein für den Augenblick konnte das Ziel nicht erreicht werden, wenngleich ersichtlich war, daß Caesar sich zur Milde herbeilassen werde. Diese Hoffnungen schienen aber völlig zu scheitern, als Q. Aelius Tubero (§ 112, 4) Klage gegen Ligarius wegen seines ehemaligen politischen Verhaltens erhob. Die Verteidigung übernahm Cicero mit C. Pansa. Ziel der Rede konnte nicht sein, den Angeklagten zu rechtfertigen, sondern lediglich für ihn Verzeihung zu erlangen. Der Umstand, daß auch der Vater des Anklägers und der Ankläger selbst auf Seite der Pompeianer gestanden, gibt dem Redner zu spitzigen Angriffen Anlaß. Tubero hatte auch keinen Erfolg mit seiner Klage, die vielleicht sogar auf Anregung Caesars eingebracht war, um die Begnadigung des Ligarius in helleres Licht zu rücken.

Der Prozeß. Bellum Afric. 89 Adrumetum pervenit (Caesar). quo cum sine mora introisset, armis, frumento pecuniaque considerata Q. Ligario, C. Considio filio, qui tum ibi fuerant, vitam concessit. Ueber die dem Prozeß vorausgehenden Bemühungen um Begnadigung berichtet im J. 46 Cic. ad fam. 6, 14, 2 an Ligarius: cum a. d. V K. intercalares priores (= 23. Sept.) rogatu fratrum tuorum venissem mane ad Caesarem atque omnem adeundi et conveniendi illius indignitatem et molestiam pertulissem, cum fratres et propinqui tui iacerent ad pedes et ego essem locutus, quae causa, quae tuum tempus postulabat, non solum ex oratione Caesaris, quae sane mollis et liberalis fuit, sed etiam ex oculis et vultu, ex multis praeterea signis, quae facilius perspicere potui quam scribere, hac opinione discessi, ut mihi tua salus dubia non esset. Die Klage lautete wohl auf perduellio, Landesverrat, wie aus Quint. 11, 1, 80, wo der Unterschied zu dem Verhalten Tuberos als Pompejaner hervorgehoben wird, hervorzugehen scheint: Ligarium et perseverasse et non pro Cn. Pompeio, inter quem et Caesarem dignitatis fuerit contentio, cum salvam uterque rem publicam vellet, sed pro Juba atque Afris inimicissimis populo Romano stetisse. Daß die Verhandlung vor Caesar allein statthatte, war durch seine diktatorische Gewalt begründet. 4, 12 at istud ne apud eum quidem dictatorem, qui omnes, quos oderat, morte multabat, quisquam egit isto modo. Das Ziel der Verteidigung spricht Cicero gleich anfangs aus: omnis oratio ad misericordiam tuam conferenda est; daher wird am Schluß (12, 38) der Gemeinplatz verwertet: homines ad deos nulla re propius accedunt quam salutem hominibus dando. Ueber den Ausgang des Prozesses vgl. dig. 1, 2, 2, 46 (Tubero) transiit a causis agendis ad ius civile, maxime postquam Q. Ligarium accusavit nec obtinuit apud C. Caesarem; Plut. Brut. 11 und ausführlich Cic. 39.

Die spätere Abfassung der Rede ergibt sich aus 11, 33, wo L. Corfidius als bei der Verhandlung anwesend bezeichnet wird, während er bereits tot war. Cic. ad Att. 13, 44, 3 Brutus mihi T. Ligarii verbis nuntiavit, quod appelletur L Corfidius in oratione Ligariana, erratum esse meum; sed, ut aiunt, uvnuovizòv áuάornua, sciebam Corfidium pernecessarium Ligariorum, sed eum video ante esse mortuum; da igitur, quaeso, negotium Pharnaci, Antaeo, Salvio, ut id nomen ex omnibus libris tollatur (unsere Hss. kennen den Namen in 11, 33). Die Aufnahme beim Publikum. Cic. ad Att. 13, 12, 2 Ligarianam praeclare vendidisti. 13,19,2 Ligarianam, ut video, praeclare auctoritas tua commendavit; scripsit enim ad me Balbus [Oppius] mirifice se probare ob eamque causam ad Caesarem eam se oratiunculam missise. 13, 20, 2 ad Ligarianam de uxore Tuberonis et privigna neque possum iam addere est enim pervulgata neque Tuberonem volo offendere; mirifice est enim qikairios. Zu den Ausdrücken rendere und commendare s. Hänny (S. 330) 52; Birt, Kritik und Herm. 103: R. Sommer, Herm. 61 (1926), 407.

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Ausg. a) Rec. atque explan. A. F. Soldan, Hanau 1839; C. Halm - G. Laubmann 10 (Ausgew. Reden 5), Berlin 1899; krit. Ausg. von A. Klotz. Leipzig 1914; A. C. Clark 2, Oxford 1917. ) Komment. Schulausg. von J. H. Schmalz, Bielefeld 1896; F. RichterA. Eberhard1, Leipzig 1904 (mit pro Marc. und Deiot.); J. Strenge, Gotha 2 1904; K. Roß

1

Die Rede ist eine deprecatio; vgl. Auct. ad. Herenn. 1, 14; Quint. 5, 13, 5.

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