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Verrinen. p. 159,17 St. Cicero ipse de se, quem non ignoramus multum facetiis et urbanioribus dictis indulsisse, id quod locis pluribus in Verrinis orationibus potuimus adgnoscere. Wir können Bestandteile des Verrinenkommentars aus dem scholiasta Gronovianus ermitteln. Stangl, Der sog. Gronovscholiast 18, hat darauf hingewiesen, daß der Teil des schol. Gronov., welchen er A nennt (in Verr. act. II lib. I §§ 1-62), mit den schol. Bob. enge Verwandtschaft zeige. Gaumitz, Progr. Dresden 16, unterscheidet zwei Bestandteile von A, von denen der erste (in Verr. act. II lib. I §§ 1-5) eine freie Redaktion der Scholia Bob. sei, der zweite (act. II lib. I §§ 45-65) dagegen sich eng an die Scholien anschließe. Einen Schritt weiter geht Hildebrandt, Diss. 7, indem er behauptet, daß der erste Teil nichts mit den schol. Bob. zu tun habe, der zweite dagegen ein Exzerpt aus ihnen darstelle; dieser wurde auch von ihm in die Ausg. aufgenommen. ) Pro Murena. p. 118, 6 hic P. Scipio Aemilianus, ut in proxumae orationis commentario iam locutus sum, repentina morte domi suae interceptus est wird auf pro Mur. 36, 75 bezogen. Allein da in dem Palimpsest die Mureniana keinen Platz neben der Miloniana gehabt haben kann und überhaupt in ihm nicht nachweisbar ist, wird es richtig sein, was Schilling, Progr. 28, sagt: „Censeo e scholiastae toto opere librarium quendam ad singulas tantum orationes commentarios in librum suum transtulisse huius autem libri nobis partes esse servatas." y) De domo. p. 131, 19 iam supra mihi enarrata memini exempla Deciorum, patris et filii; vgl. de domo 24, 64. p. 132, 30 Brogitaro] de hoc iam locutus sum; vgl. 50, 129. p. 133, 19 M. Catonis] et de hoc dictum est, qui legatus Cyprum fuerat *quorum publicarentur; vgl. 8, 20.

Ziel des Kommentators. p. 160, 7 ut intellegas oratorem movere speciem quandam. p. 80, 21 animadvertamus tamen, quantis aculeis asperitatis talionem M. Tullius referat hic Torquato. p. 167, 4 mira cum verecundia et moderatione et ceterorum ingenia depressit et suam in dicendo praestantiam omnibus anteposuit. p. 117, 23 Tullius in respondendo satis vivaciter argumentatur. p. 138, 14 opportunissime fingit ipse Tullius. p. 113, 6 haec vivacitas M. Tullio propria est. p. 77, 19 fit a M. Tulllio consultissima et non incuriosis lectoribus admiranda discretio. Doch auch p. 125, 28 multa Ciceronem vel iratum vel dolentem de passionibus suis ultra paene quam res posceret exaggerare solitum.

Asconius und der Scholiast. Wenn der Scholiast zu pro Sestio § 43 p. 130, 21 cum quidam in contione dixisset] sagt: videtur istic vel ipsum Pisonem vel, quod ab aliis proditum est, Gabinium significare, so ersehen wir, daß er auch Kommentare zu ciceronischen Reden benutzt hat; denn nur auf solche kann sich quod ab aliis proditum est beziehen. Es ist wahrscheinlich, daß er auch Asconius eingesehen hat. Dafür sprechen folgende Gründe: Pro Mil. 6, 14 lesen wir bei Cicero: divisa sententia est postulante nescio quo. Den hier verschwiegenen Namen, Fufius Calenus, ermittelte Asconius aus den Akten. Wenn wir nun schol. Bob. p. 117, 6 lesen: sive Fufium Calenum sive alius ille fuerit, videbimus, so kann ihm der Name Fufius Calenus nur durch Asconius vermittelt sein. p. 115, 5 bringt der Scholiast für ambustus zwei Erklärungen vor, von denen die eine, die richtige, dem Asconius angehört. Vgl. Schilling, Fleckeis. J. 151 (1895), 130. Madwig 150 bejaht daher die Benutzung, und ihm folgt Schilling, Progr. 8: Gaumitz 30 dagegen leugnet sie; s. a. Stangl, Rh. Mus. 65 (1910), 112. Hildebrandt, Diss. 58, schlägt einen Mittelweg ein, indem er annimmt, daß Asconius indirekt benutzt sei.

Die Sprache der Scholien. B. Schilling, Fleckeis. J. 151 (1895), 129; P. Kellermann, Die Sprache der Bobienser Cicero-Scholien, Fürth 1902 (dazu Th. Stangl, BphW. 1904, 1610); K. Strauß, Die Klauselrhythmen der Bobienser Ciceroscholien, Landau 1910. Der Wert der Scholien. H. Gaumitz, Progr. Dresden 1884, 12 (über die Bekanntschaft mit der röm. und griech. Lit. 17; über die juristischen Kenntnisse 23); B. Schilling, Progr. Dresden 1892; P. Hildebrandt, Diss. 33. Ueber Varronisches Gut (indirekt) Stangl, Rh. Mus. 65 (1910), 110.

4. Der Scholiasta Gronovianus, der von dem ersten Herausgeber Jakob Gronov den Namen hat, behandelt folgende Reden: Catilinariae (II, III, IV), pro Ligario, pro Marcello, pro Deiotaro, pro Roscio Amerino, de imp. Cn. Pompei. pro Milone, pro Caelio, divinatio in Caecilium, actio I in Verrem, actio II lib. I. Allein die Kommentare sind außer zu Catil. II und III durchweg nur mehr oder weniger verstümmelt erhalten. Sie, bei denen man. neuerdings vier oder fünf verschiedene Verfasser erkannt hat, haben nur einen sehr geringen Wert; sie gleichen den pseudoasconischen Scholien.

Zur Geschichte. Diese Scholien sind lediglich erhalten durch eine Leidener Hs., Voss. Q. 138 s. X (Mommsen, Rh. Mus. 16 (1861), 140). Durch Is. Vossius kam sie in die Hände des berühmten J. F. Gronovius. An der Herausgabe hinderte ihn der Tod; sein Sohn

Jakob publizierte zum erstenmal den Kommentar in seiner Ciceroausgabe, Leiden 1672. Dieser erkannte auch, daß in den Verrinen zwei Kommentare stecken, indem er sah, daß in Verr. act. I §$$ 16-20 doppelt erklärt sei; Mai sprach in seiner Ausg. der Bob. Schol. (Rom 1828) die Ansicht aus, daß der Erklärer von in Verr. act. II lib. I §§ 1-62 und der von div. in Caec. und in Verr. act. I §§ 1-45 von einander verschieden seien; Stangl, Gronovscholiast 13, nahm für die übrigen Reden (außer den Verrinen) wieder einen eigenen Erklärer an. Wir bekommen demnach vier Scholiasten A, B, C, D; A umfaßt in Verr. act. II lib. I §§ 1-62, B divinatio in Caecil. und in Verr. act. I §§ 1-45, C in Verr. act. I §§ 16-20, D die übrigen Reden. Goetz, Jahrb. 432, findet es weniger wahrscheinlich, daß B und D zu scheiden seien, da die zutage tretenden Abweichungen sich aus der Benutzung verschiedener Quellen hinreichend erklären". Hildebrandt, Diss. 4, gewinnt noch einen fünften Scholiasten, indem er A in zwei Teile zerlegt, von denen der erste in Verr. act. II lib. I §§ 1-5 (A'), der zweite von §§ 45-62 (A) umfaßt. Den ersten Teil weist er der Zeit des Ps.Asconius zu, den zweiten hält er, wie S. 450 gesagt ist, für einen Auszug aus den Bobienser Scholien.

Literatur. Th. Stangl, Der sog. Gronovscholiast zu elf ciceron. Reden; Ueberlieferung, Text und Sprache auf Grund einer Neuvergleichung der Leidener Hs. dargestellt, Leipzig 1884; Fleckeis. J. 151 (1895), 224; WklPh. 1905, 443; 1906, 360: 382; 471; 1912, 588; Bph W. 1906, 1212; 1244; 1276; 1307; G. Goetz, Fleckeis. J. 143 (1891), 429; Corpus gloss. lat. 1, 93; 5, XXXV; 659; G. Landgraf, Naevius, Apuleius, Ciceroscholien in Glossaren, Archiv Lex. 9 (1894), 176; C. Brakman, Mnemos. 34 (1906), 85 (auf Grundl. einer Neuvergleichung der Hs.). — Züricher Ausg. 5, 2, 382; Stangl 276; s. a. Hildebrandt, Ausg. der schol. Bob. 1. Die Gronovscholien zur Rede pro Roscio Am. sind herausgegeben von G. Landgraf in seiner Ausg. dieser Rede, Erlangen 1882.

Andere Ciceroscholien. a) Mit den schol. Bob. gab A. Mai zugleich die Scholien zur vierten Rede gegen Catilina, zu den Reden pro Marcello, Ligario, Deiotaro aus dem Am. brosianus C 29 inf. s. X (A) heraus (Chatalein 28); abgedruckt in der Züricher Ausg. 5, 2, 369, 30; einen krit. Apparat lieferte Th. Stangl, Rh. Mus. 39 (1884), 567. A hängt mit dem Holkhamicus sive Cluniacensis zusammen; aus ihm können die Scholien des A vermehrt werden; solche unedierte Scholien zu den vier Catilinarien, zu pro Ligario, pro Deiotaro, zu in Verrem act. I lib. 2 hat W. Peterson, Collations from the codex Clun. (s. S. 407) LVI, veröffentlicht. Diese Scholien sind wertlos; vgl. auch H. Gaumitz, Progr. Dresden 1884, 12 Anm. 1. B) Aus dem ambrosianischen Palimpsest R 57 veröffentlichte A. Mai ebenfalls wertlose Randbemerkungen zur Rede pro Scauro und einige Scholien zu den Verrinen aus dem vatikanischen Palimpsest Regin. 2077, abgedruckt auch in der Züricher Ausg. 5, 2, 373, 18; 376. Stangl 265.

146a. Rückblick über die Reden. Für die Charakteristik ist die Erkenntnis von Wichtigkeit, ob wir die Reden heute in der Gestalt vor uns haben, in der der Redner sie hielt. Reden Ciceros in der ursprünglichen Fassung lassen sich nur in einigen Fällen nachweisen: die für Milo gehaltene Rede wurde stenographisch aufgenommen und drang so ins Publikum; die Danksagung im Senat nach der Rückkehr aus dem Exil wurde genau aufgeschrieben und vom Manuskript abgelesen; eine der für Cornelius gehaltenen Reden wurde so genau memoriert, daß die gehaltene Rede mit der publizierten sich fast deckte. Die Regel war, daß für die zu haltenden Reden nur Skizzen gemacht wurden; nicht selten auch zwangen Zwischenfälle und Bemerkungen der Gegner den Redner zu improvisieren. Rednerische Skizzen fand Tiro im Nachlasse Ciceros vor und gab sie in gekürzter Gestalt heraus; besonders war es üblich, den Eingang der Rede genau auszuarbeiten. Hielt der Redner es für rätlich, seine Rede der Oeffentlichkeit zu übergeben, so schritt er zur Aus- oder auch Umarbeitung. Für diese Tätigkeit Ciceros fehlt es nicht an Belegen aus seinem eigenen Munde. Um von dem allgemeinen Zeugnis in den Tuskulanen abzusehen, arbeitete er die konsularischen Reden drei Jahre später für die Herausgabe aus; er spricht von der Vollendung der verlangten Reden für Scaurus

und Plancius zu seinem Bruder Quintus und teilt dem Freunde Atticus mit, die verlorene Rede gegen Metellus werde mit Zusätzen versehen ihm demnächst zukommen. Auch innere Kriterien sprechen dafür, daß die Reden oft in geänderter Gestalt vorliegen. Sie wurden gekürzt, erweitert und rhetorisch wie auch inhaltlich umgestaltet. Selbst Reden, die gar nicht gehalten waren, reine Buchreden, finden wir, so in den fünf verrinischen Reden, in der zweiten philippischen und in der Rede in Clodium et Curionem. Waren die ausgearbeiteten Reden auch für ein Leserpublikum bestimmt, so hielten sie doch die Vorstellung von Vortrag vor einem Zuhörerkreis fest und unterließen nicht, den oratorischen Rhythmus, besonders in den Kadenzen der Sätze zu beachten.

Da seine Laudationes nur Buchreden waren und, wie es scheint, kein langes Leben hatten, zerfallen die Reden Ciceros für uns in politische und in Prozeßreden, wobei oft freilich der Prozeß aus der Politik erwachsen war und die Rede genug des politischen Inhalts bietet. Begonnen hat er mit der Vertretung in einer Privatstreitigkeit und hat weiterhin noch einige Male auf gleichem Felde sich betätigt. Lieber aber war ihm augenscheinlich das wichtigere kriminelle Gebiet, wo die Augen der Welt leichter auf den Redner sich lenkten, mochte er nun selbst den Angreifer mit einer Anklage machen oder einen Klienten zu verteidigen haben vor dem Gerichtshof der Quaestionen oder, wie es zuletzt der Fall war, vor dem allmächtigen Diktator Caesar. Die politischen Reden erklingen aus amtlichem Munde; es spricht der Prätor oder Konsul vor Volk oder Senat, später der einflußreiche Parteimann, dessen Stimme zu hören auch für den Gegner von Wert war, durchweg im Senat. Eine besondere Stelle nehmen die ersten Reden post reditum ein, wo er in eigener Sache redet, und einmal auch vor eigenem Kollegium, den pontifices. Weder in Prozessen noch in der Politik wahrt Cicero feste Linie und einheitliche Richtung. Er zieht den Zeugen Vatinius im Sestiusprozeß maßlos herunter und bedenkt ihn zwei Jahre später auf Caesars Wunsch als Verteidiger mit Lobsprüchen.1 Er denkt im Jahr 65 den Mitbewerber Catilina zu vertreten, greift ihn im folgenden scharf an, donnert als Konsul den Verschwörer und seine Genossen in Grund und Boden und plädiert wieder ein Jahr später für den der Teilnahme an den Umsturzbewegungen verdächtigen Sulla. In der Rede pro Cluentio muß der Advokat eingestehen, daß er früher auf der gegnerischen Seite tätig war; und auch Sestius gegenüber hat er zwei Seelen in seiner Brust. Er ist politisch durchweg ein Gegner Caesars und des Triumvirates, aber er läßt doch auch, wie er es selbst ausdrückt, zur Palinodie sich bewegen (§ 143,8). So hatte er keine festen Grundsätze, die er befolgte, und keine politische Sicherheit im Großen, und so hat er auch im einzelnen keine starke logische Argumentation. Er wirkte durch die Macht der Sprache, die nicht immer die Wahrheit, auch nicht die subjektive enthielt, sondern auch verdeckte und verdrehte, die aber in der Flüssigkeit und der cusatoris voluntate: spero, si absolutus erit, coniunctiorem illum nobis fore in ratione petitionis; sin aliter acciderit, humaniter feremus.

1 Ad fam. 1, 9, 19; Ascon. pro Scauro p. 22, 3 St.

2 ad Att. 1, 2, 1 hoc tempore Catilinam, competitorem nostrum, defendere cogitamus; iudices habemus, quos voluimus, summa ac

Harmonie der Sätze, dem Klang der Worte, der Feinheit der einzelnen Sentenz fesselte und blendete. Ihm gab man daher bei mehreren Rednern gern die Schlußrede, bei der es nicht so sehr auf Beweis oder Widerlegung als auf Erweckung des Mitgefühls und Stimmungsmache ankam. In seiner Sprache hatte er zuerst dem zeitgemäßen Asianismus gehuldigt, dann aber durch Molo bekehrt die Mittelstraße zwischen jener Barocksprache und dem nüchternen Atticismus eines Brutus und Calvus eingeschlagen, wo er Demosthenes, den princeps oratorum (Brutus 37, 141), vor sich als Muster sah und sich schmeichelte, ihn erreichen zu können. Und in der Römerwelt hat mancher diesen Glauben mit ihm geteilt.1

Das Verhältnis der gehaltenen zu den publizierten Reden. Vgl. Laurand, Études 1; Opperskalski (S. 409) 5; Dio 46, 7, 3 (Calenus gegen Cicero) otɛi trà àproɛir, öu μηδένα τῶν θαυμαστῶν σου τούτων λόγων, οὓς ἐκδέδωκας, εἴρηκας, ἀλλὰ πάντας αὐτοὺς μετὰ ταῦτα ovyyέyoaqas xi. Ueber dieses Verhältnis haben wir bei pro Fonteio, bei den Catilinarien, pro Murena, pro Archia, pro Flacco, cum sen. gr. egit, de domo, pro Sestio, in Vatinium, pro Caelio, pro Plancio, pro Scauro, pro Milone, pro Marcello, pro Ligario, pro Deiotaro, bei den philippischen, in toga candida Bemerkungen gemacht. Uebereinstimmung der gehaltenen mit den publizierten Reden läßt sich nur nachweisen bei der stenographisch aufgenommenen Rede pro Milone (S. 436), bei der Rede cum sen. gr. egit, welche de scripto dicta est (S. 428), bei pro Cornelio, vgl. Hieronym. contra Joannem Hierosol. 12 (S. 352). Für die spätere Ausarbeitung der Reden zeugen Cic. Tusc. 4, 25, 55 (s. u.); ad Att. 2, 1, 3 über die konsularischen Reden (s. S. 405); ad Q. fr. 3, 1, 11 über pro Scauro und pro Plancio (S. 434); ad Att. 1,13,5 in illam orationem Metellinam addidi quaedam: liber tibi mittetur. Die inneren Kriterien, die auf die Verschiedenheit der gehaltenen und publizierten Reden hindeuten, sind zahlreich; wir können Veränderungen, Zusätze und Weglassungen nachweisen. Die Weglassungen waren öfters in den publizierten Reden angedeutet, so in pro Fonteio, pro Murena und pro Caelio; Plin. ep. 1, 20, 7 bezeugt, daß das auch in der verlorenen Rede pro Vareno geschehen sei. Eine richtige Würdigung des Verfahrens findet sich bei J. Humbert, Les plaidoyers écrits et les plaidoiries réelles de Cic., Paris 1925.

Skizzen ciceronischer Reden. Quint. 10, 7, 30 plerumque multa agentibus accidit, ut maxime necessaria et utique initia scribant, cetera, quae domo adferunt, cogitatione complectantur, subitis ex tempore occurrant; quod fecisse M. Tullium commentariis ipsius apparet. Im Gegensatz zu Ser. Sulpicius, der seine Skizzen für die Oeffentlichkeit bestimmt zu haben scheint, mußten die ciceronischen Skizzen erst für das Publikum redigiert werden: Quint. 10, 7, 31 Ciceronis ad praesens modo tempus aptatos libertus Tiro contraxit. Ascon. p. 67, 25 St. praeterea movet me, quod, cum sint commentarii Ciceronis earum etiam defensionum (nullum est) commentarium aut principium. Quint. 4, 1, 69 Cicero pro Scauro ambitus reo, quae causa est in commentariis (nam bis eundem defendit) prosopopoeia loquentis pro reo utitur. Hieron. adv. Rufin. 1, 1 (23, 399 Migne) Tullius in commentariis causarum pro Gabinio; vgl. dazu Quint. 11, 1, 73. F. Ellendt, Ausg. des Brutus XCII; C. F. W. Müller, Cic. 4, 3, 291.

Zur Charakteristik der Reden. Für seinen Wankelmut führt Cicero an (pro Plancio 39, 94): ego vero haec didici, haec vidi, haec scripta legi; haec de sapientissimis et clarissimis viris et in hac re publica et in aliis civitatibus monimenta nobis et litterae prodiderunt non semper easdem sententias ab eisdem, sed quascumque reipublicae status, inclinatio temporum, ratio concordiae postularet, esse defensas. In derselben Rede bemängelt der Gegner, daß Cicero nimium multos verteidige (34, 84). Seine Plaidoyers charakterisiert Cicero pro Cluentio 50, 139: errat vehementer, si quis in orationibus nostris, quas in iudiciis habuimus, auctoritates nostras consignatas se habere arbitratur. omnes enim illae causarum ac temporum

1 Die Griechen, bei denen schon Caecilius von Calacte in augusteischer Zeit diese Zusammenstellung aufnahm, lassen jedem eher seine eigene Gabe, wobei Cicero nicht immer gut abschneidet, s. die Schrift περὶ ὕψους 12, 4; Plut. Δημοσθένους καὶ Κικέρωνος σύγκρισις. Das Urteil der spätern Zeit ist oft noch ungünstiger. So pflegte K. F. Nägelsbach gern (s. Blätter b. Gymn. 8 (1872), 196) auf das Pfeffelsche Epigramm hinzuweisen:

Wenn Cicero von der Tribüne stieg,
Rief alles Volk entzückt: Kein Sterblicher
spricht schöner!
Entstieg ihr Demosthen, so riefen die Athener:
Krieg gegen Philipp, Krieg!

Ein ähnliches Urteil finden wir bei Rousseau: Hingerissen von der männlichen Beredsamkeit des Demosthenes, wird Emil sagen: 'Das ist ein Redner'; aber beim Lesen Ciceros wird er sagen: 'Das ist ein Advokat'." Vgl. Zielinski, Cicero3 260.

sunt, non hominum ipsorum aut patronorum. 19, 51 collegi me aliquando et ita constitui fortiter esse agendum; illi aetati, qua tum eram, solere laudi dari, etiam si in minus firmis causis hominum periculis non defuissem. Das erkünstelte Pathos Tusc. 4, 25, 55 oratorem vero irasci minime decet, simulare non dedecet. an tibi irasci tum videmur, cum quid in causis acrius et vehementius dicimus? quid? cum iam rebus transactis et praeteritis orationes scribimus, num irati scribimus? Ueber seine Stärke im Epilog vgl. or. 37, 130 quid ego de miserationibus loquar? quibus eo sum usus pluribus, quod, etiamsi plures dicebamus, perorationem mihi tamen omnes relinquebant; in quo ut viderer excellere, non ingenio, sed dolore adsequebar.

Demosthenes bei Cicero s. de or. 1, 61, 260; Brut. 9, 35; 37, 141; 84, 289; or. 7, 23; 26, 90; 29, 104; 31, 110; 38, 133; de opt. gen. 4, 13 u. s. Ihre Vergleichung Quint. 10, 1, 106 quorum (Demosthenis et Ciceronis) ego virtutes plerasque arbitror similes, consilium, ordinem, dividendi, praeparandi, probandi rationem, omnia denique quae sunt inventionis. in eloquendo est aliqua diversitas: densior ille, hic copiosior, ille concludit adstrictius, hic latius, pugnat ille acumine semper, hic frequenter et pondere, illic nihil detrahi potest, hic nihil adici, curae plus in illo, in hoc naturae. salibus certe et commiseratione, quae duo plurimum in adfectibus ralent, vincimus. 108 mihi videtur M. Tullius, cum se totum ad imitationem Graecorum contulisset, effinxisse vim Demosthenis, copiam Platonis, iucunditatem Isocratis; mit hübscher Pointe Hieron. ep. 52, 8, 3. — F. Blaß, Die griech. Beredsamkeit, Berlin 1865, 125.

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Literatur. a) Die rhetorische Kunst. V. Cucheval, Cicéron orateur; analyse et critique des discours de Cicéron, Paris 1901; F. Rohde, Cic., quae de inv. praecepit, quatenus secutus sit in orationibus generis iudicialis, Königsberg 1903; R. Preiswerk, De inventione orationum Ciceronianarum, Basel 1905 (vgl. dazu G. Ammon, Bph W. 1906, 1290); Griech. Gemeinplätze in Ciceros Reden (Juvenes dum sumus, Basel 1907, 27); J. E. Granrud, Was Cicero successful in the art oratorical? Class. Journ. 8 (1913), 234. ß) Die sprachliche Komposition. H. Hellmuth, De sermonis proprietatibus, quae in prioribus Ciceronis orationibus inveniuntur, Acta phil. Erlang. 1 (1878), 101; G. Landgraf, De Ciceronis elocutione in orationibus pro P. Quinctio et pro Sex. Roscio Amerino conspicua, Würzburg 1878; Ph. Thielmann, De sermonis proprietatibus, quae leguntur apud Cornificium et in primis Ciceronis libris, Straßburg 1879; Stilist. Bemerkungen zu den Jugendwerken Ciceros, Blätter b. Gymn. 16 (1880), 202; 352; H. Ernst, De genere dicendi et compositione rhetorica in prioribus Ciceronis orationibus, Neuruppin 1885; J. Kertelhein. Ueber Graecismen in Ciceros Reden, Bergedorf b. Hamb. 1894; L. Laurand, Études, Paris 1907 (1926). Siehe a. § 177.H. Merguet, Lexikon zu den Reden Ciceros, Jena 1877-1884. 7) Ueber den Rhythmus der Reden s. die Lit. S. 384; dazu speziell für Cicero G. Wüst, De clausula rhetorica quae praecepit Cicero, quatenus in or. secutus sit, Diss. Argentor. 5 (1881), 227; E. Müller, De numero Ciceroniano, Kiel 1886; L. Havet, Revue 17 (1893), 33; 141; 18 (1894), 160; J. Schmidt, Wien. Stud. 15 (1893), 209; H. Bornecque, La prose métrique dans la correspondence de C., Paris 1898: Mélanges Havet 1909, 39 (s. S. 428); Revue 26 (1902), 105 (im Brutus); 29 (1905), 40; J. May, Der redner. Rhythmus mit bes. Beziehung auf Ciceros orator und ... Demothenes, Durlach 1899; Ueber den Numerus bei Cic., Neue phil. Rundschau 1902, 217; WklPh. 1907, 48; Rhythmische Formen nachgewiesen durch Beispiele aus Cicero, Leipzig 1909; Rhythmen in Ciceros Reden, Durlach 1912; s. a. S. 409; 423; 426; 434; H. van de Weerd, Quelques mots sur la métrique dans les fins de phrases de Cicéron, Revue des humanités en Belgique 4,1 (1900); J. Wolff, De clausulis Ciceronianis, Fleckeis. J. Suppl. 26 (1901), 581; Th. Zielinski (s. S. 384); Textkritik und Rhythmusgesetz in Cic. Reden, Phil. 65 N. F. 19 (1906), 604; Der konstruktive Rhythmus in Ciceros Reden, Leipzig 1914 (s. dazu A. W. de Groot, Bph W. 1914, 1054; G. Ammon ebd. 1918, 482); R. Y. Tyrrell, Metric prose in the correspondence of Cic., Hermathen. 31 (1905), 289; Ausserer (s. § 166 a. E.); V. Balbi, Il ritmo di Cicerone, Reggio 1906; L. Ceci (s. S. 423); L. Laurand, Etudes1 107; Les fins d'hexamètre dans les discours de Cicéron, Revue 35 (1911), 75; und oben S. 385; J. Skrbinšek (s. S. 440); K. Münscher (S. 468); F. W. Shipley, The treatment of dactylic words in the rhythmic prose of Cic., Transact. 41 (1910), 139; The heroic clausula in Cic. and Quint., Class. Phil. 6 (1911), 410; V. Brugnola, Sulla clausola Ciceroniana 'esse videatur', Riv. 39 (1911), 558; J. Blum (s. § 169 a. E.); W. Zillinger, Der Einfluß des Zitats auf die Klausel bei C., Blätter b. Gy. 50 (1914), 361; C. Zander, Eurythmia vel compositio rythmica prosae antiquae, 3, Leipzig 1914; P. Fabbri, Evoluzione del ritmo nella prosa latina, Modena 1915; A. Kurfeß, Cic. Rede für das imp. Pomp., Leipzig 1919 Einleitung); H. J. Rose, Logical and rhetorical emphasis in the Ciceronian sentence, Philologica 1 (1921), 54; Novotny (s. S. 428); G. Ammon, Burs. J. 105 (1900), 227; 117 (1903), 151; 126 (1905), 187: 143 (1909), 167; 179 (1919), 76; 204 (1925), 51; J. May ebd. 134 (1907), 125; 153 (1911), 42: 49; 67; 77; G. Lehnert 142 (1909), 237; J. K. Schönberger 167 (1914), 306; 355; 183 (1920), 102.

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