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Das Interesse, das man an seiner Persönlichkeit nahm, führte auch zur Veröffentlichung der indiskreten Briefe an Atticus und andere, die Cicero selbst nie gewollt haben würde. Sehr früh vernehmen wir Stimmen der Kritik. Velleius Paterculus spricht ihm ewigen Ruhm zu.1 Der Rhetor Seneca, der die Urteile der Mitwelt vereinigt hat, feiert ihn als die Blüte der römischen Beredsamkeit und als den würdigen Rivalen der griechischen Redner. Aber auch an gegnerischen Urteilen fehlte es nicht. Schon Asinius erkennt nur mit einer gewissen Reserve seine Größe an,3 und der Sohn C. Asinius Gallus († 33 n. Chr.) erteilt in einer Parallele seines Vaters und Ciceros (§ 480, 11) dem ersteren die Palme; was wieder die Gegenschrift des Kaisers Claudius (§ 359) hervorrief. Wie Papyri die Bekanntschaft des Ostens mit dem Redner beweisen, so griffen auch Griechen in die literarische Debatte ein; der Grammatiker Didymus schrieb sechs Bücher gegen den Staatsmann Cicero, wogegen später sich Sueton wandte (§ 532, 5). Von großer Zuneigung für Cicero war der Historiker Livius beseelt; er spricht in warmen Ausdrücken von ihm. Auch Cremutius Cordus hatte den Preis Ciceros in sein Geschichtswerk aufgenommen. Dem Politiker, der zum Heile des Vaterlandes geboren sei, spendet der Geschichtschreiber Aufidius Bassus Lob. Besonders sein tragischer Tod fand immer wieder seine Darstellung und auch Ausschmückung; in dem Epos des Cornelius Severus wurde er besungen. Weiter sind Quintilian und der jüngere Plinius enthusiastische Bewunderer. Der Lehrer der Rhetorik tat den Ausspruch, daß der überzeugt sein soll, Fortschritte gemacht zu haben, der an Cicero großen Gefallen finde, und wies gegenüber der modernen Richtung eines Seneca mit Nachdruck darauf hin, daß nur im Anschluß an jenen eine Wendung zum Besseren eintreten könne. Plinius stellte ihn ausdrücklich als sein Vorbild hin, wie auch Tacitus in seinem Dialog seinen blühenden Stil nachahmte. Dem gegenüber fand der unsinnige Angriff des Largius Licinus mit seiner Ciceromastix nur verächtliche Ablehnung. Den Rhetorenschulen lieferte er selbstverständlich dankbaren Stoff, und es bereicherte sich so seine Hinterlassenschaft mit gefälschten Produkten (§§ 132; 145a; 155a, 4).7 Als in späterer Zeit die lateinische Sprache schon merkliche Unterschiede gegenüber der ciceronischen zeigte, mußte die Wortforschung sich mit ihm abgeben. Etwa gegen Ende des zweiten Jahrhunderts schrieb Statilius Maximus über vereinzelte Erscheinungen bei Cicero (§ 600). Wir finden in alten Handschriften eine Synonymik unter seinem Namen, ebenso „differentiae sermonum Ciceronis". Auch die kommentierende Tätigkeit wandte. fiunt narrante te venustissima; quin etiam, antequam ad me veniatur, risus omnis paene consumitur. Vgl. O. Harnecker, Ciceros rhet. Briefwechsel, Fleckeis. J. 125 (1882), 605. 1 Vell. 2, 66, 5 vivit vivetque per omnem saeculorum memoriam.

5

2 Contr. 1 praef. 6

3 Sen. suas. 6, 24; schärfer Quint. 12, 1, 22. Der Sohn Plin. ep. 7, 4, 3; 6; Gell. 17, 1, 1.

Quintil. 10, 1, 112 hunc spectemus, hoc propositum nobis sit exemplum, ille se profecisse sciat, cui Cicero valde placebit. C. Marchesi, De Quintiliano Ciceronis laudatore, ClasH. d. A. VIII, 1, 1. 4. A. 35

sici e Neolat. 7 (1911), 262; Fr. Sehlmeyer, Beziehungen zwischen Q.s inst. or. und Ciceros rhetor. Schriften, Münster 1912. Im übrigen s. § 484 S. 4613.

5 ep. 4, 8, 4 (M. Tullius) quem aemulari studiis cupio.

6 Siehe § 429 S. 2963; R. Klaiber, Die Beziehungen des Rednerdialogs zu Cic. rhet. Schr., Bamberg 1914/6.

7 Sen. suas. 7 deliberat Cicero, an scripta sua conburat promittente Antonio incolumitatem, si fecisset. Contr. 7, 2 (17). Vgl. Mart. 5, 56, 3.

sich mehrfach ihm zu, nachdem bereits Asconius unter Nero seinen aus gezeichneten Kommentar zu den Reden veröffentlicht hatte, der dann später mannigfache Nachfolger fand (§ 146). Im vierten Jahrhundert schrieb C. Marius Victorinus Kommentare zu den Topica und zu den philosophischen Schriften und erhaltene Erläuterungen zu den libri rhetorici (§ 830), die ungefähr um dieselbe Zeit auch Grillius kommentierte (§§ 148; 1122). Von den philosophischen Schriften fand der Traum des Scipio einen Erklärer in Macrobius und Eulogius (§§ 1092; 1123). Noch im sechsten Jahrhundert war die Exegese nicht erloschen; da schrieb Boethius einen Kommentar zur Topik (§ 1080, 5).

Auch auf die Christen übten Form wie Inhalt, besonders auch der philosophischen Abhandlungen, ihren Zauber aus. Gleich der erste lateinische Schriftsteller Minucius Felix hat, um die Gebildeten für das Christentum zu gewinnen, sich Cicero als Muster erkoren. Später brachte es Lactantius in der Nachahmung so weit, daß er der christliche Cicero genannt wird. Große Bewunderer waren Hieronymus, dem sein Traumgesicht vorwarf, er sei Ciceronianus, non Christianus (§ 998), und Augustin; der letztere datierte, wie erwähnt, von der Lektüre des Hortensius einen völligen Umschwung seines Innern. Durch Ambrosius (§ 931) wurde die Ethik des Panaetius in der christlichen Welt populär.

Im Mittelalter wurde Cicero mehr gepriesen als gelesen. Die Lektüre seiner Werke ließ nach; manche kamen in Vergessenheit, manche existierten in unvollständiger, lückenhafter Gestalt. Dem karolingischen Zeitalter gehört aber noch die reiche Exzerptensammlung an, welche der Presbyter Hadoardus sich aus den philosophischen Schriften und den Büchern de oratore gemacht hatte. Auch lebte damals der Humanist des Mittelalters" + Lupus Servatus, der Abt von Ferrières, der um 862 starb; aus seinem Briefwechsel ersehen wir, wie eifrig er den lateinischen Autoren nachspürte. Für die Reden Ciceros, die im Mittelalter fast nicht beachtet wurden, zeigte großes Interesse Gerbert, der spätere Papst Silvester II. († 1003); es ist höchst wahrscheinlich, daß manche ciceronische Rede durch ihn dem Untergang entrissen wurde. Brunetto Latini († 1294) übersetzte die sog. drei caesarischen Reden ins Italienische.5

Das Wiederaufleben des Ciceronianismus ist mit dem Namen Petrarca verbunden. Dieser Vater des Humanismus (1304-1374), von der glühendsten Begeisterung für das römische Altertum erfüllt, bot seine ganze Kraft auf, die Schriften Ciceros aus ihrem Versteck hervorzuziehen und sie wieder zum Gegenstand der Lektüre zu machen. Der Auffindung eines Teiles des

1 Einen Kommentar des Volcacius zu den Reden erwähnt Hieronym. apol. c. Rufin. 1, 16: puto, quod puer legeris Aspri in Vergilium et Sallustium commentarios, Vulcacii in orationes Ciceronis, Victorini in dialogos eius etc.; ebenso ep. 70, 2, 1 (CSEL 54, 701); s. F. Buecheler, Rh. Mus. 63 (1908), 194. Ein Kommentar eines Sacer zur Rede pro Rabirio perduellionis reo s. S. 420.

2 Daß auch die philosophischen Schriften Ciceros dem Unterricht zugrunde gelegt wur

den, ergibt sich aus der Stelle Augustins über die Lektüre des Hortensius.

3 Schwenke 409; Manitius, Gesch. der lat. Lit. 1, 478; oben S. 493.

Ampère, Hist. litt. de la France avant le XIIe siècle, 3 (Paris 1840), 237: „C'est un véritable humaniste à la manière des humanistes du XVe et du XVIe siècle"; Manitius 1, 486. 5 Schwenke 405; Norden, Kunstprosa 699; 705.

ciceronischen Briefwechsels durch ihn folgte bald die Entdeckung der übrigen Teile des Briefwechsels (§ 157a). Poggio (1380-1459) spürte eine Reihe ciceronischer Reden auf (§ 140 a). Der Fund von Lodi im J. 1421 bereicherte und ergänzte die Kenntnis der rhetorischen Schriften (§ 147). Mit dem Studium der Schriften ging Hand in Hand die Nachahmung seines Stils; sie, das höchste Ziel der Humanisten, besonders durch des Laurentius Valla Elegantiae latini sermonis befördert, artete zu mancherlei Auswüchsen aus, die wieder den Spott eines Erasmus wachriefen, und machte schließlich die lateinische Sprache, der die Entwicklungfähigkeit genommen wurde, zu einer wirklich toten. Cicero blieb allezeit der Führer in der lateinischen Formensprache. Wenn in den germanischen Ländern er, zumal auch dem neu erschlossenen Hellenismus gegenüber, sein Ansehen nicht ganz behaupten konnte, so haben die romanischen Nationen, bei denen der Sinn für die Form stärker entwickelt ist und der Zusammenhang mit der lateinischen Literatur mehr fortwirkt, ihm theoretisch und praktisch stets, selbst in Revolutionszeiten, treue Gefolgschaft geleistet.

Literatur. P. Deschamps, Essai bibliographique sur Cicéron, Paris 1863; R. Sabbadini, Storia del Ciceronianismo, Turin 1885; J. E. Sandys, Harvard lectures on the revival of learning, Cambridge 1905, 145; Th. Zielinski, Cicero im Wandel der Jahrhunderte3, Leipzig 1912; F. Muller, Cicero in zijn blyvende beteekenis, Groningen 1919; J. C. Rolfe, Cic. and his influence, Boston 1923. a) Eine Sammlung von Urteilen der nächsten Zeit gibt der Rhetor Seneca Suas. 6; 7 (s. oben S. 545); P. Petzold, De Ciceronis obtrectatoribus et laudatoribus Romanis, Leipzig 1911; G. R. Throop, Ancient literary detractors of Cic., Washington Univ. Stud. 1, 2 (1913), 19; A. Kurfess, De Fufii Caleni in Ciceronem oratione, Mnemos 41 (1913), 148 (s. a. Münzer, Realenz. 7, 206); Zur Cicerokritik im Altertum, Sokrates 2 (1914), Jahresb. 148; E. Meyer, Der Emporkömmling, Gießen 1913, 86. Im einzelnen s. die Register der folg. Bände. Ueber die Kirchenväter außerdem G. Thiaucourt, Les premiers apologistes chrétiens à Rome et les traités philos. de Cic., Paris 1904. B) Ueber Cicero im Mittelalter P. Schwenke, Des Presbyter Hadoardus Cicero-Excerpte, Phil. Suppl. 5 (1889), 402 (s. o. S. 493); M. Manitius, Philol. aus alten Bibliothekskatalogen, Rh. Mus. 47 (1892), Ergänzungsh. 14, und bes. Gesch. (überall; dort weitere Lit.). 7) A. Hortis, M. T. Cic. nelle opere del Petrarca e del Boccaccio, Triest 1878; G. Voigt-M. Lehnert, Die Wiederbelebung des klass. Altertums3, 2, Berlin 1893, 530; P. de Nolhac, Pétrarque 213 (s. S. 525), dazu B. L. Ullman, Petrarch's favorite books, Transactions 54 (1923), 21; E. Norden, Kunstprosa 708 Anm. 1; J. Scott, Controversies over the imitation of Cicero as a model for style and some phases of their influence on the schools of the Renaissance, New York 1910; L. Wellner, Ueber die Beeinflussung einiger Reden Ulrichs v. Hutten durch Cic., Neustadt 1910; A. C. Clark bei G. S. Gordon, English literature and the classics, Oxford 1912; H. V. Canter, The impeachments of Verres and Hastings: Cicero and Burke, Class. Journ. 9 (1914), 199; E. Schwabe, Die Entstehung von Joh. Sturms Ausgabe ausgewählter Cicerobriefe, Ilbergs J. 44 (1919), 1; J. W. Spaeth, Some echoes of Cic. in English, Class. Weekly 16 (1923), 135; A. Br. Modersohn, Cic. im engl. Geistesleben des 16. Jahrh., Archiv für das Stud. der neueren Spr. 80 149 (1926), 33; 219; M. Schuster, Altertum und deutsche Kultur, Wien 1926, 412. M. Tullius Tiro. Freigelassen wurde Tiro 54 oder 53 (ad fam. 16, 16, s. Tyrrell-Purser 6, 277). Hieron. z. J. 2013 4 v. Chr. p. 168 H. M. Tullius Tiro, Ciceronis libertus, qui primus notas commentus (Breidenbach: commentatus) est, in Puteolano praedio usque ad cente`simum annum consenescit. Demnach müßte Tiro etwa 104 geboren sein. Allein im J. 50 spricht Cic. ad Att. 6, 7, 2; 7, 2, 3 von Tiro als einem adulescens. Er scheint sonach etwa 10 Jahre später geboren zu sein. Siehe P. Mitzschke, Wann wurde Tiro geboren? Archiv für Stenogr. 54 (1902), 79. Ueber sein Verhältnis zu ihm Cic. ad fam. 16, 4, 3 innumerabilia tua sunt in me officia domestica, forensia, urbana, provincialia, in re privata, in publica, in studiis, in litteris nostris. 16, 17, 1 zavòv esse meorum scriptorum soles. 16, 21, 8 tu velim in primis cures, ut valeas, ut una ovuqiioioyɛir possimus. Gellius 6 (7), 3, 8 Tiro Tullius, M. Ciceronis libertus, sane quidem fuit ingenio homo eleganti et hautquaquam rerum litterarumque veterum indoctus, eoque ab ineunte aetate liberaliter instituto adminiculatore et 1 J. Vahlen, Lorenzo Valla, Wien 1864 (Berlin 1870). Valla selbst verglich in einer Abhandlung vor den elegantiae Cicero und

Quintilian und gab letzterem den Vorzug.

2 J. K. Schönberger, Desiderii Erasmi dialogus Ciceronianus, Augsburg 1919.

quasi administro in studiis litterarum Cicero usus est. Aehnlich 13, 9, 1; 15, 6, 2. Tiro ordnete die Bibliothek Ciceros (ad fam. 16, 20) wie auch Tyrannio (ad Att. 4, 4b, 1; 8, 2). Arbeiten Tiros über Cicero. a) Vita Ciceronis. Ascon. in Milon. 38 p. 211, 28 St. ut legimus apud Tironem libertum Ciceronis in libro IIII de vita eius. Zitate bei Gellius 4, 10, 5; Plut. Cic. 41, 4: 49, 4; Tac. dial. 17. Wie die Fragmente lehren, ging Tiro darauf aus, seinen Herrn zu rechtfertigen; vgl. Plut. Cic. 41,3 aí hɛyóuerau tñs diaotáoews (M. Ciceronis et Terentiae) εὐπρεπέσταται προφάσεις, wo Tiro gleich darauf zitiert wird. Ueber die Benutzung durch Plutarch vgl. H. Peter, Die Quellen Plutarchs etc., Halle 1865, 129; rel. 2, XVIII; 5; Wirtz (S. 365) 41. p) De iocis Ciceronis. Quint. 6, 3, 5 utinam libertus eius Tiro aut alius, quisquis fuit, qui tris hac de re libros edidit, parcius dictorum numero indulsissent. Macr. 2, 1, 12 liberti eius libros, quos is de iocis patroni composuit. Schol. Bob. p. 140, 16 St. hoc etiam dictum de Leone Tullius Tiro, libertus eiusdem, inter iocos Ciceronis adnumerat. 7) Tiro als Herausgeber. Vgl. Hänny (S. 330) 33. 1. Die Verrinen. Gell. 1, 7, 1 in oratione Ciceronis quinta in Verrem in libro spectatae fidei Tironiana cura atque disciplina facto scriptum fuit. 13, 21 (20), 16. Vgl. S. 405. 2. Ein ganzes Korpus der Reden. Auf dieses führt eine Subscriptio, die in einigen Hss. der Laurentiana (Clark, Inventa (S. 406) 50) am Anfang der zweiten Rede de lege agraria steht: In exemplari vetustissimo hoc erat in margine. emendavi ad Tyronem et Laeccanianum (Hildebrandt: Laecanianum), acta ipso Cicerone et Antonio coss. oratio XXIIII. in exemplo sic fuit. Statilius Maximus (§ 600) rursum emendavi ad Tironem et Laeccanianum et dom (= Domitius Balbus: über ihn und Tiro auch S. 232) et alios veteres III. oratio eximia (O. Jahn, Sächs. Ber. 1851, 329). Ueber die Stelle vgl. A. Kießling, Coniectaneorum spicilegium (Ind. lect. Greifswald 1883, 6); P. Hildebrandt, De schol. Cic. Bobiensibus, Göttingen 1894, 15 (dagegen L. Gurlitt, Bph W. 1895, 551); W. Petzsch (s. S. 407). 3. Ciceronische Entwürfe von Reden. Quint. 10, 7,30 plerumque multa agentibus accidit, ut maxime necessaria et utique initia scribant, cetera, quae domo adferunt, cogitatione complectantur, subitis ex tempore occurrant. quod fecisse M. Tullium commentariis ipsius apparet. Ciceronis ad praesens modo tempus aptatos (commentarios) libertus Tiro contraxit. quos non ideo excuso, quia non probem, sed ut sint magis admirabiles. Vgl. 4, 1, 69. 4. Sammlung ciceronischer Briefe. Vgl. § 156. Er ist wohl auch der Lucius Fulvius Tullii scriba et libertus (scripsit) in einer Subscriptio eines Kodex des Brit. Museums bei C. Atzert, Cic. de off., Leipzig 1923, III adn. 2.

Die übrigen Schriften Tiros. a) De usu atque ratione linguae latinae. Gellius 13, 9, 2 is (Tiro) libros compluris de usu atque ratione linguae latinae (composuit). B) IIardézta. Gellius: item de variis atque promiscis quaestionibus composuit. in his esse praecipui videntur, quos graeco titulo лavdéztas inscripsit tamquam omne rerum atque doctrinarum genus continentis. ibi de his stellis, quae appellantur suculae, hoc scriptum est. Wahrscheinlich sind die Worte so zu interpretieren, daß für diese Miscellanea der Titel tardéztai gewählt wurde. Gellius scheint mehrere Werke anzunehmen, während es sich wahrscheinlich um eines handelt; andere Interpretation bei J. Tolkiehn, WklPh. 1903, 1133. Charisius GLK 1, 207, 30 'novissime' Tiro in Pandecte non recte ait dici adicitque, quod sua coeperit aetate id adverbium. Im Quellenverzeichnis zu Buch 2 des Plinius wird auch Tullius Tiro aufgeführt. Zu dem Fragment in der Gelliusstelle vgl. Plin. 2, 106; 18, 247 und Münzer, Beitr. 98. ) Gellius 6 (7), 3, 10 (Tiro) epistulam conscripsit ad Q. Axium, familiarem patroni sui, confidenter nimis et calide, in qua sibimet risus est orationem istam (Catonis) pro Rodiensibus acri subtilique iudicio percensuisse. d) Gellius 10, 1, 7 Tiro Tullius... in epistula quadam enarratius scripsit ad hunc ferme modum (über das Schwanken zwischen tertium und tertio cos.). ) Dichtung. Cic. ad fam. 16, 18, 3 (an Tiro) tu nullosne tecum libellos? an pangis aliquid Sophocleum? fac opus appareat. Ueber den Stenographen

s. § 196 a.

Literatur über Tiro. J. C. d'Engelbronner, De M. Tullio Tirone, Amsterdam 1804; A. Lion, Tironiana, Seebodes Archiv 1824. 246; Tironiana et Maecenatiana sive M. Tullii Tir. et C. Cilnii Maecenatis operum fragmenta coll. etc. A. Lion', Göttingen 1846; Drumann 6, 405; P. G. Mitzschke, M. T. Tiro, Berlin 1875; C. Jaufmann, M. T. Tiro, Dillingen 1897; Peter, rel. 2, XVII; Funaioli 390.

Tullius Laurea. Hier mag auch dieses Freigelassenen Ciceros gedacht werden, von dem ein lat. Epigramm auf seinen Herrn bei Plin. 31, 8 steht (= FPR 316) und griechische in der Anth. Pal. 7, 17; 294; 12, 24. Cichorius, Röm. Stud. 360.

Die synonyma und differentiae Ciceronis. Ueber die synonyma liegt ein Zeugnis Isidors (Migne 83, 827) vor: venit nuper ad manus meas quaedam schedula Ciceronis, quam synonyma dicunt. Im Harleianus 5792 s. VII VIII sind überliefert: sinonima . . . lli Ciceronis de copia linguae latine. Der Sammlung geht ein Brief an L. Veturius voraus; da nun Hss., wie z. B. der Neapolitanus IV A 8 s. VII VIII, diesen Brief nicht kennen, dürfen wir wohl annehmen, daß er erst später hinzugefügt wurde, doch schon vor dem 9. Jahrh., da er in Hss. dieser Zeit sich bereits findet. Ueber die Berner Hss. vgl. H. Hagen, Anecd. Helvet.

CXVII. — Ausg. der synonyma in der Züricher Ausg. 4, 1063; Guil. L. Mahne, Cic. synonyma ad L. Viturium; secundum edit. Romanas denuo excudi curavit, Leiden 1850 u. 1851; vgl. auch L. Bachmann, Zur Handschriftenkunde, Rostock 1854, 17; J. W. Beck, De Synonyma Ciceronis, een handbook der synonymiek uit den tijd van Fronto, 1889 (s. K. Sittl, Archiv. Lex. 6 (1889), 594); Charisius ed. C. Barwick, Leipzig 1925, XIX; 412; Glossaria latina I ed. W. M. Lindsay etc., Paris 1926. Neben den synonyma gab es auch noch differentiae Ciceronis. Sowohl Isidor wie dem auctor des liber glossarum s. VII/VIII war beides bekannt; s. Manitius, Gesch. 1, 68; 133; Goetz, CGI. 1, 75. Die Ueberschrift differentiae Ciceronis findet sich im cod. Bern. 178 s. IX/X. Im Montepessulanus H 36 s. IX: differentiae similium orationis partium a Cicerone et ab aliis sapientibus viris in sensu et litteratura per alphabetum. Herausgegeben sind diese differentiae aus Berner Hss. s. IX und X von H. Hagen, Anecd. Helvet., Leipzig 1870, 275, vgl. CXVII. Hauptschrift: J. W. Beck, De differentiarum scriptoribus lat., Groningen 1883; dazu Appendix, Groningen 1884; vgl. G. Goetz, Bph W. 1890, 195; J. Beck, ebd. 297; Goetz, Realenz. 5, 484; 7, 1444; CGI. 1, 89; unten § 1121. Schon in alten Verzeichnissen (Nolhac, Pétrarque 2, 281) findet man Titel von Ciceros Werken De arte grammatica und De orthographia, und eine grammatische Schrift Ciceros hat so konstruieren wollen H. Schlag, Cic., Verfasser einer gramm. Schrift, zugleich ein Beitrag zur Wertbestimmung der Grammatici latini, Siegen 1888, doch auf falscher Grundlage, s. Goetz, Bph W. 1890, 195; Funaioli 417; E. Zarneke, Analecta Murbacensia, Phil. 49 N. F. 3 (1890), 614; P. Dietrich (s. S. 544) 5 adn. 1; Manitius, Gesch. 2, 796. Das sog. convivium Ciceronis. L. Traube, Rh. Mus. 47 (1892), 558 Vorl. und Abh. 3 (München 1920), 119 hat aus dem Paris. 8818 und dem Laurent. 45, 33 eine Spruchsammlung herausgegeben, die im Parisinus überschrieben ist: hae sunt sententiae sapientium qui fuerunt in convivio uno cum metullo (Metullio eine Hs. von Nizza 92 s. XII); im Laurentianus: sententiae procerum Romanorum, quos Tullius in libro de re publica introducit. Die Sammlung zerfällt in zwei Teile: der erste umfaßt die Sprüche 1-23 im Infinitiv; der zweite 24-32 gibt die Sprüche in ordentlicher grammatischer Konstruktion. Bis 23 werden die Sentenzen in kleinere Gruppen zusammengenommen und je einem bestimmten Mann zugeschrieben, von 23-32 gehören sie nach der Ueberlieferung alle demselben, der zuletzt das Wort hatte." Dieser Teil ist zwischen 650 und 850 dem ersten Teil der Sammlung zugefügt worden. Zieht man den zweiten Teil der Sammlung ab, so bleiben 23 Sentenzen, die in sieben Gruppen an berühmte römische Namen verteilt sind: an Crassus 1-3, an Catulus 4-7, wieder an Catulus 8-12, an Scipio 13-15, an Laelius 16-17, an Rusticius 18-20, an Cicero 21-23. In dem Metullius erblickt Traube 563 den M. Tullius Cicero. Die Sprüche, die diesen Römern in den Mund gelegt werden, sind Sprüche der sieben Weisen. Traube 565 meint, daß an Stelle der griechischen Namen die römischen von dem gesetzt worden sind, der den unorganischen Anhang der Sammlung hinzufügte. Anders R. Reitzenstein Phil. 57 N. F. 11 (1898), 52, der eine andere Fassung der Spruchsammlung in einer Hs. des Klosters La Cava 3 s. XI gefunden hat: verba utilia vitae septem sapientium Graecorum... in convivio positorum apud metulium. Er nimmt an, daß Metellus zu verstehen ist und daß dies 'Gastmahl des Metellus', das nur im Exzerpt erhalten scheint, spätestens dem dritten oder vierten Jahrh. n. Chr. zuzuschreiben sei. Wie Traube urteilt Manitius, Gesch. 1, 501; s. a. 2, 807.

Aenigmata Tullii. Unter dem Namen des Tullius erscheint auch eine Rätselsammlung, die in der Regel anonym überliefert ist, s. Anth. lat. 12, 481 p. 351; P. Brandt, Tirocinium phil. sodalium r. sem. Bonnensis 1883, 101; W. Meyer, Anfang und Ursprung der lat. und griech. rhythm. Dichtung, München 1884, 412 Ges. Abh. 2 (Berlin 1905), 156; Manitius, Gesch. 1, 136 Anm. 5; 192. Ueber die Ueberlieferung vgl. P. v. Winterfeld, Phil. 58 N. F. 12 (1899), 289.

Gesamtausg. Ciceros. Von älteren Herausgebern nennen wir P. Victorius, Venedig 1534-37; P. Manutius, Venedig 1540-46; D. Lambinus, Paris 1566; J. G. Graevius 1684 (unvollständig); J. A. Ernesti, Leipzig 1737, zuletzt 1820-24; Jos. Olivetus cum delectu comment. in usum Delphini, Genf 1758; G. Garatonius, Neapel 1777-88; Chr. G. Schütz, Leipzig 1814-23. Neuere Ausg. sind von J. C. Orelli, Zürich 1826-31, 4 Bde.; der 5. Bd. von Orelli und Baiter 1833 enthält die Scholien und Erläuterungsschr., der 6.-8. Bd. das Onomasticum Tullianum etc. Zweite Ausg. von Orelli, Baiter, Halm, Zürich 1845-61. C. F. A. Nobbe. Leipzig 1869. Textausg. von Reinh. Klotz2, Leipzig 1869-74; von J. G. Baiter und C. L. Kayser (Tauchnitz 1860-69), in neuer Bearbeitung von C. F. W. Müller und für die rhetor. Schriften von G. Friedrich, Leipzig (Teubner). Zu der neuesten, noch nicht vollendeten Ausgabe der Ciceronis scripta omnia haben sich zusammengeschlossen C. Atzert, A. Klotz, F. Marx, O. Plasberg, M. Pohlenz, P. Reis, Th. Schiche, Fr. Schoell, C. Simbeck, H. Sjögren, E. Ströbel, J. Stroux, K. Ziegler (Bibl. Teubn., ed. maior und z. T. minor). Gegen J. B. Mayor, Three new fragments of Cic., Class. Rev. 11 (1897), 206 vgl. WklPh. 1897, 1246. W. Heraeus,

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