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Ein vermeintl. Cicerofragm., Archiv Lex. 14 (1906), 278. Sicherer sind die aus Grillius, s. S. 434; 497; 525. Siehe auch Laurand, Études 144. - C. F. Lüders-O. Weißenfels, Chrestomathia Ciceroniana, Leipzig 1895.

Uebersetzungen von F. Bähr, W. Binder, H. Köchly, R. Kühner, K. L. F. Mezger, Siebelis, J. Sommerbrodt u. a., Berlin (Langenscheidt).

4. Q. TULLIUS CICERO

179. Das sog. commentariolum petitionis. Wir reihen auch den Bruder Ciceros, Q. Tullius Cicero (102-43), obwohl er von der praktischen Beredsamkeit sich fernhielt, unter die Redner ein; denn in seiner Schriftstellerei ist lediglich das formale Moment das hervorstechende. Von ihm sind erhalten vier Briefe, dann das sog. commentariolum petitionis, ein Essay über die Amtsbewerbung in Form eines Briefes an seinen Bruder, geschrieben 64, als dieser sich um das Konsulat bewarb. Der Brief hat einen allgemeineren Charakter und gehört seinem Wesen nach zur isagogischen Literatur. Der Verfasser vermag nach eigenem Geständnis nichts Neues zu liefern, sondern will das über den Gegenstand Zerstreute zusammenfassen. Drei Gesichtspunkte führt er seinem Bruder vor: daß er homo novus sei, daß er sich ums Konsulat bewerbe und daß Rom es sei, wo sich die Bewerbung vollziehe. Am Schluß ersucht er ihn, Verbesserungen, Streichungen, Zusätze vorzunehmen, damit die Denkschrift die größte Vollkommenheit erhalte. Das Ganze ist ein schwaches Produkt in pedantischer Einteilung und trockenem Tone, immerhin lehrreich für die Geschichte des ambitus. Ein Seitenstück und Gegengeschenk bildet der im J. 60 von Marcus an Quintus geschriebene Brief über die Provinzialverwaltung (§ 155a, 1). Man hat das commentariolum für unecht erklären wollen; doch wiegen die Gründe nicht schwer; schon daß man gezwungen war, die Abfassung des Schriftchens in die allernächste Zeit nach Cicero zu verlegen, hätte zur Vorsicht mahnen sollen.

Biographisches. Da Q. Cicero, der einzige Bruder des Marcus, die Prätur im J. 62 bekleidete, kommen wir bei regelrechter Aemterlaufbahn auf 102 als Geburtsjahr. Seine Gattin war Pomponia, die Schwester des Atticus, die ihm einen Sohn Quintus gebar; doch war die Ehe wenig glücklich. Die Aedilität bekleidete er 65 (Cic. ad Att. 1, 4). Nach der Prätur (s. o. S. 426) verwaltete er 61-58 die Provinz Asien als Proprätor (ad Att. 3, 7). Er wurde 56 Legat des Pompeius in Sardinien (Cic. ad Q. fr. 2, 2, 1 aus dem J. 56; pro Scauro 17, 39 aus 54), dann 54-52 Caesars in Gallien und Britannien (Caes. b. g. 5, 40; 45; 49) und 51 seines Bruders in Cilicien (ad fam. 15, 4, 8). Mit seinem Sohne wurde er wie der Bruder ein Opfer der Proskriptionen des J. 43. Drumann 6, 719; W. Pütz, De Q. Tullii Cic. vita et scriptis, Düren 1833; C. H. Blase, De Q. Tullii Cic. vita, Bedburg 1847: Buecheler 1: Tyrrell-Purser, Cic. ep. 13, 116; W. H. Johnson, The sister-in-law of Cicero, Class. Journ. 8 (1913), 160.

Die Briefe des Q. Cicero. Drei sind an Tiro gerichtet (ad fam. 16, 8; 16, 26; 27 aus den J. 49 und 44), einer an Marcus (16, 16 aus 53); zusammengestellt bei Buecheler 64. Der Briefe des Quintus wird in den Briefen des Marcus öfters gedacht (z. B. ad Q. fr. 2, 5, 1 (4, 3) ȧupikaqiav illam, quam tu soles dicere, bono modo desidero. 2, 15 (14), 2 in hac eadem breri epistula aoayuauzās valde scripsisti. 3, 1, 6, 19 (Cicero tuus) dedit mihi epistulam legendam tuam, quam paulo ante acceperat, Aristophaneo modo valde mehercule et suarem et gravem; qua sum admodum delectatus. Nur Kompliment ist das Urteil über den Stil (de or. 2, 3, 10): quid tua potest oratione aut subtilius aut ornatius esse?

Ziel und Gliederung des commentariolum. 1, 1 non sum alienum arbitratus ad te perscribere ea, quae mihi veniebant in mentem dies ac noctes de petitione tua cogitanti, non ut aliquid ex his novi addisceres, sed ut ea, quae in re dispersa atque infinita viderentur esse, ratione et distributione sub uno aspectu ponerentur. Der Schluß lautet (14, 58): haec sunt, quae putavi non melius scire me quam te, sed facilius his tuis occupationibus colligere unum in locum posse et ad te perscripta mittere. quae tametsi ita sunt scripta, ut non ad omnes, qui honores petant, sed ad te proprie et ad hanc petitionem tuam valeant,

tamen tu, si quid mutandum videbitur aut omnino tollendum aut siquid erit praeteritum, velim hoc mihi dicas. volo enim hoc commentariolum petitionis haberi omni ratione perfectum. Die Disposition 1, 2 (14, 54): prope cotidie tibi hoc ad forum descendenti meditandum sit: 'novus sum; consulatum peto; Roma est'. Die Teile schließen mit § 12; 53; 57. Gegen diese Disposition vgl. Bruhn 257.

Zur Geschichte der Echtheitsfrage. Die Unechtheit behauptete A. Eußner, weil der Inhalt nicht zu Quintus passe und Aehnlichkeiten mit späteren Reden des Bruders aufweise. Diese Ansicht wurde bekämpft von H. Wirz, Phil. Anz. 5 (1873), 498 und R. Y. Tyrrell, The letters of Q. Cic., Hermathena 5 (1877), 40; The correspondence of Cic. 1 (1890), 110, jetzt 13 (1904), 116. Doch erklärte auch Th. Mommsen gelegentlich (Röm. Staatsrecht 3, 484 Anm. 3; 497 Anm. 3; Gesch. 3, 180 Anm. 1) das commentariolum für unecht und ebenso mit eingehenderer Begründung G. L. Hendrickson, On the authenticity of the comment. petit. of Q. Cic., Amer. Journ. 13 (1892), 200, und trotz des scharfen Widerspruchs von F. Leo, Gött. Nachr. 1895, 447; A. Beltrami, De comm. petit. Q. Tullio Ciceroni vindicando (Annali della scuola norm. sup. di Pisa 1892); Il piccolo manuale del candidato attribuito a Q. Tullio Cicerone, Brescia 1899 (vgl. auch J. Ziehen, Echtheitsfragen der röm. Litteraturgesch., Berichte des Fr. D. Hochstifts zu Frankfurt a. M. N. F. 17 (1900), 79) abermals in der Schrift The comm. petit. attributed to Q. Cicero, authenticity, rhetorical form, style, text, Univ. of Chicago, decennial public. 6 (1903), 71. Aber er drang gegen die Rezensionen Th. Schiches, WklPh. 1904, 61; W. Sternkopfs, Bph W. 1904, 265; 296: Burs. J. 139 (1908), 79; F. Luterbachers, Zeitschr. für das Gymn. 59 (1905) Jahrber. 287, und die Abh. E. Bruhns, Q. Ciceros Handbüchlein für Wahlbewerber. Ilbergs Jahrb. 21 (1908), 254, nicht durch. Wenn in der Tat einzelne Stellen des comm. mit der Rede 'in toga candida' auffallende Aehnlichkeit zeigen, und sogar in der gleichen Reihenfolge, so kann doch nirgends gezeigt werden, daß die Rede das Original und das commentariolum die Kopie darstellt. Cic. kann die Gedanken des Bruders ruhig in der wenige Tage vor der Wahl gehaltenen Rede verwendet und durch diese Aufmerksamkeit dem Verfasser seinen Dank abgestattet haben. Ueber die Bedenken von Mommsen vgl. Sternkopf 300 und Bruhn 258, der darzutun sucht, daß unser Text nicht aus der an Marcus geschickten Reinschrift, sondern aus dem bei Quintus verbliebenen Entwurfe herzuleiten ist. Es läßt sich, glaube ich, zeigen, daß an drei Stellen (§§ 23; 42; 45) nachträgliche Zusätze des Verfassers beim Abschreiben an unrichtigem Platz eingefügt sind."

Ueberlieferung. Maßgebend sind Harleianus 2682 s. XI und Berolin. 252 s. XI XII. Ausg. von Ch. G. Schwarz, Altorf 1719; J. Hoffa, Leipzig 1837; meist in den Gesamtausgaben des Marcus; dann von F. Buecheler, Q. Ciceronis reliquiae, Leipzig 1869, 1; A. Eußner, Commentariolum petitionis examinatum et emendatum, Würzburg 1872; hinter den ep. ad Q. fr. von H. Sjögren, Leipzig 1914, 81, und dazu Eranos 13 (1913), 111. Mir unbek. ist Q. Tullio Cicerone, Manuale del candidato, lettera al fratello Marco de pet. consulatus, Mailand 1913. J. Guil. Tydemann, Adnot. in Q. Tullii Cic. de petitione consulatus ad M. fratrem epistolam, 1, Leiden 1838; J. Klek (s. S. 372), 77.

180. Die verlorenen Schriften. Auch als Dichter trat Q. Cicero auf. Im J. 54, als Legat Caesars in Gallien, hatte er vier Tragödien in sechzehn Tagen vollendet, darunter eine Elektra. Weiterhin bearbeitete er die Zechgenossen (ovdaлvo) des Sophokles, sicher ein Satyrspiel, und machte eine Erigona, wahrscheinlich ebenfalls ein solches, fertig. Wie der Bruder (§ 175) arbeitete er, wieder im Felde, an einem Epos über Caesars Expedition nach Britannien, von dessen Vollendung wir nichts hören. Und noch weniger wissen wir von Form, Inhalt und Schicksal eines annalistischen Werkes, an das er sich als Proprätor von Asien, vielleicht angeregt durch den Historiker L. Aelius Tubero (§ 112, 4), gemacht hatte.

Die Dichtungen. Schol. Bob. pro Archia 3 p. 175, 31 St. fuit Q. Tullius non solum epici, verum etiam tragici carminis scribtor. a) Die Dramen. ad Q. fr. 3, 5 (6), 7 quattuor tragoedias sedecim diebus absolvisse cum scribas, tu quidquam ab alio mutuaris? Im Folgenden nennt er eine Elektra und ein Stück mit dem verdorbenen Titel trodam, wofür Buecheler 18 Aëropam, Wesenberg und Baiter Troadas, andere Troadam, Troades, Troilum schrieben. Ueber die Σύνδειπνοι vgl. ad Q. fr. 2, 16 (15), 3 Συνδείπνους Σοφοκλέους quamquam a te actam (Buecheler 19 factam) fabellam video esse festive, nullo modo probari. Vgl. Ribbeck, Tragödie 620; Dichtung 1, 189. A. Dieterich, Pulcinella, Leipzig 1897, 113 nimmt an, daß schon vor ihm der Atellanendichter Pomponius in dem Maccus" betitelten Stück dieses Satyrspiel des Sophokles übersetzt habe (dagegen Wilamowitz, Gött. gel. Anz. 1897, 512);

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P. Nigidius Figulus

über die Bearbeitung durch Q. Cicero vgl. 121. Ueber die Erigona ad Q. fr. 3, 1, 4, 13 in ea (Brief aus Britannien) nihil sane erat novi praeter Erigonam (quam si ab Oppio accepero, scribam ad te, quid sentiam, nec dubito, quin mihi placitura sit). 3, 7 (9), 6; vgl. Dieterich 121. Ueber seine Vorliebe für Sophokles vgl. Cic. fin. 5, 1, 3, wo er sagt: quem (Sophoclem) scis quam admirer quamque eo delecter. Auch Euripides wird von ihm hochgeschätzt; vgl. ad fam. 16, 8, 2 ego certe singulos eius (Euripidis) versus singula testimonia puto. B) Das Gedicht über die brit. Expedition. ad Q. fr. 2, 16 (15), 4 (Aug. 54) o iucundas mihi tuas de Britannia litteras!... te vero vлódɛow scribendi egregiam habere video. quos tu situs, quas naturas rerum et locorum, quos mores, quas gentes, quas pugnas, quem vero ipsum imperatorem habes! ego te libenter, ut rogas, quibus rebus vis, adiuvabo et tibi versus, quos rogas, hoc est 'Athenas noctuam', mittam. 3, 4, 4 (Okt. 54) de versibus, quos tibi a me scribi vis, deest mihi quidem opera, quae non modo tempus, sed etiam animum vacuum ab omni cura desiderat; sed abest etiam Erdovoiaguós; non enim sumus omnino sine cura venientis anni, etsi sumus sine timore. simul et illud istius generis in scribendo priores partes tribuo quam mihi; vgl. auch 3, 4, 4; 5, 4 (um Ansine ulla mehercule ironia loquor fang Nov. 54). Vgl. Buecheler 16. -: tibi

Die Annalen. Im J. 59 schreibt M. Cicero an Atticus über Quintus, der damals Proprätor in Asien war (2, 16, 4): me rogat, ut annales suos emendem et edam. 54 schreibt Marcus an Quintus (2,12 (11), 4): ad Callisthenem et Philistum redeo, in quibus te video volutatum . . . sed, quod adscribis (Buecheler: quod ea scribis), aggrederisne ad historiam? me auctore potes. Es ist möglich, daß Q. Cicero damals wieder seine Annalen vorgenommen hat. Die Muster, mit denen er sich beschäftigte, sprechen mehr für ein Prosawerk. Ob diese Annalen herausgegeben wurden, wissen wir ebensowenig, wie was sie enthielten. Buecheler 15 denkt an die Verherrlichung der Taten M. Ciceros. Peter, rel. 2, XVII.

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Das Fragment de signis. Ausonius ecl. 17, p. 16 Schenkl; 107 P. Q. Ciceronis hi versus eo pertinent, ut quod signum quo tempore inlustre sit, noverimus. quod superius quoque nostris versibus expeditur; er läßt dann 20 Hexameter folgen. Buecheler 68; FPR 315; Anth. lat. 642.

Ueber ein unter dem Namen Ciceros (Monac. 19413 s. X/XI fügt hinzu: disertissimi oratoris) in manchen Hss. überliefertes Epigramm auf die Frauen, welches tatsächlich dem Pentadius angehört, vgl. Anth. lat. 268; Baehrens, PLM 4, 359.

7) Die Fachgelehrten

1. DIE POLYHISTOREN

a) P. Nigidius Figulus

181. Die Schriftstellerei des P. Nigidius Figulus. Vertreter einer ins Wunderliche gehenden Gelehrsamkeit ist P. Nigidius Figulus. Bekannt durch sein vertrautes Verhältnis zu Cicero, den er bei der catilinarischen Verschwörung unterstützte, Prätor 58, trat er im Bürgerkrieg auf Seite des Pompeius, wurde von Caesar verbannt und starb in der Verbannung im J. 45. Er behandelte wissenschaftlich drei Gebiete: Grammatik, Theologie und Naturwissenschaft. In der Grammatik wird ein aus mindestens 29 Büchern bestehendes Werk commentarii grammatici angeführt, mehr eine Sammlung von grammatischen Untersuchungen als eine systematische Darlegung der Disziplin. Der Verfasser bekannte sich zu der Ansicht, daß die Wörter ihre Entstehung nicht der Uebereinkunft, sondern der Natur verdanken, was er in merkwürdiger Weise zu erläutern suchte. Die mannigfaltigsten grammatischen Dinge waren behandelt; interessant ist es, daß er die verschiedenen Kasus mit gleichem Ausgang durch andere Akzentuation oder andere Schreibung differenzieren wollte. Man hat ihm auch die Einführung des apex zuschreiben wollen; allein dafür fehlt es an zwingenden Beweisen. Eine Schrift de gestu wird nur von Quintilian erwähnt.

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Unter den theologischen Schriften war am wichtigsten die über die Götter", von der das 19. Buch zitiert wird. Nicht bloß die Namen der

1 Gellius 13, 26 (25); vgl. dazu J. Vendryes, Recherches sur l'histoire et les effets de l'intensité initiale en Latin, Paris 1902, 24.

Götter, sondern auch Kult und Zeremonien waren erörtert. Hinzu kommen noch drei Schriften über die Weissagung (divinatio), nämlich de augurio privato, de extis und eine Schrift, die die Traumdeutung ins Auge faßte. An naturwissenschaftlichen Schriften lernen wir kennen die sphaera graecanica und die sphaera barbarica, ein astronomisch-astrologisches Werk, de vento, de animalibus, de hominum naturalibus. Auch eine geographische Schrift de terris werden wir ihm zuzuweisen haben. Die Gelehrsamkeit des P. Nigidius Figulus war abstrus. Sie konnte daher nicht neben der Varros, mit der sie sich vielfach berührte, aufkommen; dem großen Publikum blieb sie verschlossen. Auch was wir sonst noch über des Mannes Treiben vernehmen, klingt sonderbar. Er wollte den längst abgestorbenen Pythagoreismus wieder zum Leben erwecken und sammelte daher einen Kreis um sich, was ihn in den Verdacht der Geheimbündelei brachte. Auch die Wundertätigkeit des Pythagoras führte er praktisch durch; so berichtet uns Sueton, daß Nigidius, als Augustus geboren wurde, aus der Stunde der Geburt dessen künftige Weltherrschaft voraussagte. Ein magisches Kunststück, den Nachweis verloren gegangenen Geldes durch „pueri carmine instincti", erzählte Varro.

Biographisches. Schol. Lucan. 1, 639 Nigidius Figulus, qui ideo hoc nomen accepit, quod regressus a Graecia dicit se didicisse orbem ad celeritatem rotae figuli torqueri. Auch Gellius und Hieronymus haben das Kognomen; Cicero nennt ihn (P.) Nigidius. Seine Prätur fällt ins Jahr 58 nach Cic. ad Q. fr. 1, 2, 16 (Ende 59) praetores habemus amicissimos et acerrimos cives, Domitium, Nigidium, Memmium, Lentulum. Seine Mithilfe in der Zeit der Catilinarischen Verschwörung erkennt Cic. an ad fam. 4, 13, 2 per me quondam te socio defensa res publica. Genauer darüber pro Sulla 14, 41 introductis in senatum indicibus constitui senatores, qui omnia indicum dicta, interrogata, responsa perscriberent; darunter Nigidius. Im allgemeinen vgl. noch Plut. Cic. 20, 3. An den von Caesar Verbannten richtet Cicero ein Trostschreiben (ad fam. 4, 13 aus dem J. 46). Hieron. z. J. 1972 45 v. Chr. p. 156 H. Nigidius Figulus Pythagoricus et magus in exilio moritur.

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Commentarii grammatici. Gellius 10, 5, 1 ‘avarus' non simplex vocabulum, sed iunctum copulatumque esse P. Nigidius dicit in commentariorum undetricesimo. 10, 4, 1 nomina verbaque non positu fortuito, sed quadam vi et ratione naturae facta esse P. Nigidius in grammaticis commentariis docet. 17, 7, 4 P. Nigidius ... scripsit in tertio vicesimo grammaticorum commentariorum anguste perquam et obscure. 19, 14, 3 Nigidianae commentationes non proinde (wie die varronischen Schriften) in volgus exeunt, et obscuritas subtilitasque earum tamquam parum utilis derelicta est. Gegen die Ansicht H. Useners, Rh. Mus. 24 (1869), 107 Kl. Schr. 2, 222, der dem Nigidius die Einführung des apex zuschreiben wollte, vgl. Swoboda 24. Funaioli 161; M. Dorn, De veteribus grammaticis artis Terentianae iudicibus, Halle 1906, 16; E. W. Fay, Nigidius grammaticus; casus interrogandi, Amer. Journ. 36 (1915), 76.

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De gestu. Quint. 11, 3, 143 togam veteres ad calceos usque demittebant, ut Graeci pallium: idque ut fiat, qui de gestu scripserunt circa tempora illa, Plotius Nigidiusque praecipiunt. Gestus ist sowohl für den Redner wie für den Schauspieler von Wichtigkeit; doch besteht ein Unterschied zwischen dem gestus oratorius und gestus scaenicus (vgl. Cic. de or. 3, 59, 220; Quint. 11, 3, 89; J. van Wageningen, Scaenica Romana, Groningen 1907, 49). Daß der gestus auch für das sprachwissenschaftliche Problem benutzt werden konnte, scheint aus Gellius 10, 4, 4 hervorzugehen.

Die theologischen Schriften sind: a) De diis. Macr. 3, 4, 6 Nigidius de dis libro nono decimo requirit, num di Penates sint Troianorum Apollo et Neptunus, qui muros eis fecisse dicuntur, et num eos in Italiam Aeneas adrexerit. Ueber Benutzung des Posidonius s. J. Geffcken, Hermes 49 (1914), 327; 337. b) Ueber die divinatio. a) De augurio privato. Gellius 7 (6), 6, 10 avibus praepetibus' contrarias aves 'inferas' appellari Nigidius Figulus in libro primo augurii privati ita dicit. ) De extis. Gell. 16, 6, 12; Macr. 6, 9, 5 P. Nigidius in libro, quem de extis composuit. 7) De somniis. Laur. Lydus de ost. 45 p. 99 Wachsmuth 3 ὁ Νιγίδιος ἐν τῇ τῶν Ονείρων ἐπισκέψει παραδίδωσιν.

1 Vielleicht gehörte dazu Vatinius, qui se Pythagoreum solet dicere (Cic. in Vat. 6, 14).

Die naturwissenschaftlichen Schriften, die auch bei Plinius 6-11 und 16 Nigidius unter den Auctores finden lassen, sind: a) Die sphaera graecanica und barbarica, bezeugt durch Serv. plen. georg. 1, 43 Nigidius in sphaera graecanica novum annum aequinoctium vernale memorat. 1, 218 Nigidius commentario sphaerae graecanicae; g. 1, 19 Nigidius sphaerae barbaricae. F. Boll, Sphaera, Leipzig 1903, 357 rekonstruiert das Werk also: I. Sphaera graecanica: a) Tierkreis mit Sternsagen (fr. 84, 86, 89–100); b) Griechische Sternbilder außerhalb des Tierkreises (fr. 85), nach dem Prinzip des ragavatéĥhew, vermutlich mit Sternsagen. II. Sphaera barbarica: d. h. der ägyptische und vielleicht auch der babylonische Fixsternhimmel, worin die einzelnen Sternbilder gleichfalls als лagavatéhλovra aufgeführt wurden (fragm. 102 und 103), mit Sternsagen." Wahrscheinlich seien die beiden Sphaeren zu einem Werk vereinigt gewesen. Aus Lucan 1. 639 ff. möchte Boll 363 auf mehr oder weniger ausgedehnte astrologische Deutungen schließen; s. a. Th. Birt, Rh. Mus. 69 (1914), 386. Ueber das Verhältnis zu Asklepiades von Myrleia vgl. Boll 545. Gegen F. Buecheler, Rh. Mus. 13 (1858), 177 Kl. Schr. 1, 108, vgl. Boll 358. Ueber Nechepso-Petosiris und Nigidius E. Rieß, Phil. Suppl. 6 (1891-93), 329 und dazu O. Crusius, Phil. 57 N. F. 11 (1898), 645; W. Kroll, Ilbergs Jahrb. 7 (1901), 572; Boll 373. b) De vento. Gellius 2, 22, 31 P. Nigidii in secundo librorum, quos de vento composuit, Schol. Bern. Verg. g. 1, 428 Nigidius de ventis IV. c) De animalibus. Macr. 3, 16, 7 in cuius (Nigidii Figuli) libro de animalibus IIII ita positum est. d) De hominum naturalibus. Serv. Aen. 1, 177 Nigidius de hominum naturalibus IIII.

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Die Schrift de terris. Aus Serv. Aen. 11, 715 gewinnt Klein 26, indem er de terris statt des überlieferten de terras schrieb, eine Schrift des Nigidius de terris'; Boll 352 schreibt de terra, Masvicius und Swoboda 128 de sphaera.

Die εφήμερος βροντοσκοπία. Laur. Lydus ost. c. 27-38 Wachsmuth: eine ἐφήμερος βροντοσκοπία τοπικὴ πρὸς τὴν σελήνην κατὰ τὸν Ῥωμαῖον Φίγουλον ἐκ τῶν Τάγητος καθ' ἑρμηνείαν roos λés. In dieser Tafel wird die Bedeutung des Donners für jeden Monatstag festgestellt. Omnia", bemerkt Wachsmuth2 XXXVIII, tam sunt ridicula, tam supra modum inepta, ut ea Nigidio astronomiae peritissimo attribui nequeant." Dagegen will einen Kern nigidianischen Gutes Swoboda 32 anerkennen; vgl. noch Th. Bergk, Kl. phil. Schr. 1, 653; G. Schmeißer, Quaest. de etrusca disciplina, Breslau 1872, 23.

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Zur Charakteristik. a) Cic. Tim. 1, 1 fuit vir ille cum ceteris artibus, quae quidem dignae libero essent, ornatus omnibus, tum acer investigator et diligens earum rerum, quae a natura involutae videntur. denique sic iudico post illos nobiles Pythagoreos hunc extitisse, qui illam (disciplinam) renovaret eqs. Luc. 1, 639; Gellius 4, 9, 1 Nigidius Figulus, homo, ut ego arbitror, iuxta M. Varronem doctissimus. 10, 11, 2. Schol. Bob. p. 146, 9 St. fuit illis temporibus Nigidius quidam, vir doctrina et eruditione studiorum praestantissimus, ad quem plurimi conveniebant. haec ab obtrectatoribus velut factio minus probabilis iactitabatur, quamvis ipsi Pythagorae sectatores existimari vellent. Suet. Aug. 94,5 nota ac vulgata res est P. Nigidium,... ut horam quoque partus acceperit, affirmasse dominum terrarum orbi natum; s. Dio 45, 1, 3. Apul. apol. 42 (memini me apud Varronem philosophum legere) Fabium, cum quingentos denarium perdidisset, ad Nigidium consultum venisse; ab eo pueros carmine instinctos indicavisse, ubi locorum defossa esset crumina cum parte eorum, ceteri ut forent distributi. Invect. in Sallust. 5, 14 abiit (Sallustius) in sodalicium sacrilegii Nigidiani. Serv. Aen. 10, 175 Nigidius solus est post Varronem, licet Varro praecellat in theologia, hic in communibus litteris. nam uterque utrumque scripserunt. Augustin. civ. dei 5, 3.

Fortleben. Ueber das Verhältnis Ciceros zu Nigidius in den theologischen Schriften vgl. C. Fries, Rh. Mus. 55 (1900), 31; C. Giambelli, Riv. 31 (1903), 461; W. Bobeth, De indicibus deorum, Leipzig 1904, 39. Ueber Ovid s. § 303; Ampelius § 543; über Mart. Capella § 1084; Donat s. H. T. Karsten, Mnemos. 35 (1907), 416. G. Montigny, Quaestiones in C. Plinii Sec. nat. hist. de animalibus libros, Bonn 1844, 37; J. W. Beck, C. Plinii Sec. libr. dubii sermonis VIII rel., Leipzig 1894, XIV; Münzer, Beitr. 356.

Literatur. M. Hertz, De P. N. F. studiis atque operibus, Berlin 1845; A. Breysig, De P. N. F. fragmentis apud scholiastam Germanici servatis, Berlin 1854; J. Klein, Quaest. Nigid., Bonn 1861; J. Frey, Quaest. Nigid., Rössel 1867; C. Robert, Eratosth. catasterismorum rel., Berlin 1878, 16 (vgl. dazu A. Rehm, Mythograph. Untersuchungen über griech. Sternsagen, München 1896, 22); H. Roehrig, De P. N. F. capita II, Leipzig 1887; A. Swoboda, P. N. F. operum reliquiae mit Prolegomena, Wien 1889 (vgl. R. Merkel, Ovids Fasti LXXXVI); C. Giambelli, De P. Nigidio Figulo, Pinerolii 1895; A. Gianola, P. Nigidio Figulo, astrologo e mago, Rom 1905 (vgl. dazu C. Giambelli, Bollett. 12 (1905/06) 162); Funaioli 158; F. Boll, Bph W. 1908, 1378; C. Bezold-F. Boll, Reflexe astrologischer Keilinschr. bei griech. Schriftstellern, Heidelb. Sitzb. 2 (1911), 7, 11 Anm. 2; B. Boehm, De Cornelii Labeonis aetate, Königsberg 1913, 30; 47 u. s.; G. Wissowa, Ges. Abhandl., München 1904, 121; 124; A. Gianola (s. S. 41), 49; P. Wessner, Burs. J. 139 (1908), 88. Geistreiche Charakteristik bei Mommsen, Gesch. 3, 573.

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