Immagini della pagina
PDF
ePub

25 Büchern eines varronischen Werkes über die lateinische Sprache sind uns die Bücher 5-10 erhalten, auch diese vielfach verstümmelt und verderbt. Doch sind wir imstande, fast alle Umrisse des Werkes zu zeichnen. Nach einem Einleitungsbuch kamen drei große Abteilungen, von denen die erste der Etymologie, die zweite der Deklination im weitesten Sinn, die dritte der Wortverbindung (Syntax) gewidmet war. Jede der beiden ersten Abteilungen enthielt eine Hexade, die wiederum in zwei Triaden zerlegt war. Der dritten Abteilung dagegen waren zwei Hexaden, also vier Triaden zugewiesen. Die Symmetrie wurde sonach verletzt, wie auch in den Antiquitäten in der zweiten Abteilung diese nicht völlig aufrechterhalten ist. In den zwei ersten Abteilungen behandelt die erste Triade das Allgemeine (Philosophische), die zweite das Spezielle. So war in der ersten Triade (B. 2-4) erörtert, 1. was gegen die Etymologie, 2. was für sie, 3. was von ihr zu sagen sei; in der zweiten wurde die Etymologie vorgetragen nach den Klassen der Ortsbezeichnungen (B. 5), der Zeitbestimmungen (B. 6) und der poetischen Ausdrücke (B. 7). Auch die erste Triade der zweiten Abteilung (B. 8-10) prüfte, was gegen die Analogie (B. 8), was gegen die Anomalie (B. 9) spreche, endlich was von der Analogie zu halten sei (B. 10). Es ist sonach erhalten der spezielle Teil der ersten Abteilung und der allgemeine der zweiten.

Die Bücher 2-4 waren P. Septimius gewidmet, die übrigen Cicero. Diese Doppelwidmung erklärt sich, wenn man annimmt, daß die dem Septimius gewidmeten Bücher bereits publiziert waren, als Varro Cicero durch eine Widmung auszuzeichnen Veranlassung nahm. Im J. 47 wurde jenem die Widmung eines Werkes in Aussicht gestellt, allein 45 lag noch keines vor; also waren damals die für Cicero bestimmten Bücher unseres Werkes noch nicht fertig; sie wurden aber beendet, ehe Cicero starb, da er als Lebender angeredet wird. Als die älteste erhaltene grammatische Schrift der Römer ist das Werk für uns von dem größten Interesse, besonders weil es einen Einblick in den Streit der Analogisten und Anomalisten gewährt. Man sieht, daß der Streit sich seinem Ende näherte und alles auf Versöhnung beider Prinzipien hindrängte. Varro will Analogist sein, allein er beschränkt die Analogie so, daß ihr Wesen nicht mehr unversehrt bleibt. In den ersten Büchern finden wir viele wunderliche Etymologien; immerhin erhalten durch die Belegstellen, besonders durch die Dichterzitate auch diese Bücher hohen Wert. Die Darstellung ist abgerissen und hart.

Neben dieser Hauptschrift Varros gab es noch eine Reihe anderer grammatischer Schriften. Ein wichtiges Seitenstück war das Werk de sermone latino, in dem Anleitung zur guten Latinität gegeben wurde. Die Analogie und Anomalie, die in dem Hauptwerk eine hervorragende Stelle einnehmen, wurden in zwei Monographien erörtert; ebenso die Geschichte des lateinischen Alphabets und die Geschichte des Ursprungs der lateinischen Sprache. Endlich war in der Enzyklopädie (§ 188) ebenfalls der Grammatik eine Stätte eingeräumt.

Abfassungszeit. Als Cicero am 24. Juni 45 an Atticus schrieb (13, 12, 3), hatte Varro sein vor 2 Jahren gegebenes Versprechen, dem Redner ein größeres Werk widmen zu wollen, noch nicht erfüllt; Cicero will aber Varro zuvorkommen und führt ihn nunmehr in die Academica ein (ad Att. 13, 16, 1; s. S. 501). Die Cicero gewidmeten Bücher können also

erst nach der Umarbeitung der Academica erschienen sein. O. Müller, Ausg. III und dagegen L. Spengel, Münchener Abh. 7, 2 (1854), 443; C. Lachmann, Kl. Schr. 2, 164; A. Wilmanns, De Varronis libris grammaticis, Berlin 1864, 37.

Die Widmung. Varro 7, 109 institutis sex libris, e quis tris scripsi P. Septumio, qui mihi fuit quaestor, tris tibi, quorum hic est tertius. Danach und nach der ähnlichen Stelle 5, 1, 1 könnte es scheinen, als ob auch Cicero nur drei Bücher (5-7) dediziert seien (A. Riese, Phil. 27 (1868), 297); aber Gell. 16, 8, 6 zitiert M. Varro in libro de 1. 1. ad Ciceronem quarto vicesimo, ebenso Prisc. GLK 2, 540, 4 Varro in XXIV ad Ciceronem. Im Text wird Cicero nicht genannt; vgl. Vahlen, Opusc. 1, 392. Ob das erste Buch eine Widmung enthielt, wissen wir nicht.

Zur Gliederung des Werkes (Goetz, Praef. XXXVIII). a) Aufbau des ganzen Werkes. 7, 110 omnis operis de lingua latina tris feci partis, primo quemadmodum vocabula imposita essent rebus, secundo quemadmodum ea in casus declinarentur, tertio quemadmodum coniungerentur. ß) Aufbau der ersten Abteilung, der Etymologie. 7,109 institutis sex libris, quemadmodum rebus latina nomina essent imposita ad usum nostrum, e quis tris scripsi P. Septumio qui mihi fuit quaestor, tris tibi (scil. Cicero), quorum hic est tertius, priores de disciplina verborum originis, posteriores de verborum originibus, in illis, qui ante sunt, in primo volumine est, quae dicantur, cur έtvukoyoizǹ neque ars sit neque ea utilis sit, in secundo quae sint, cur et ars ea sit et utilis sit, in tertio quae forma etymo logiae (5, 1 bestimmt er die Bücher so: 1. contra etymologiam, 2. pro ea, 3. de ea), in secundis tribus, quos ad te misi, item generatim discretis, primum, in quo sunt origines verborum locorum et earum rerum, quae in locis esse solent, secundum, quibus vocabulis tempora sint notata et eae res, quae in temporibus fiunt, tertius hic, in quo a poetis item sumpta ut illa quae dixi in duobus libris soluta oratione. 7, 5. y) Aufbau der zweiten Abteilung, der Flexion. 8, 24 de quibus utriusque generis (analogia et anomalia) declinationibus libros faciam bis ternos, prioris tris de earum declinationum disciplina, posterioris de eius disciplinae propaginibus. de prioribus primus erit hic, quae contra similitudinem declinationum dicantur, secundus, quae contra dissimilitudinem, tertius de similitudinum forma. Ueber die im Buch 5 und 6 angedeutete Zweiteilung vgl. noch 5, 57 quod ad loca quaeque his coniuncta fuerunt, dixi (§§ 16 ff.); nunc de his, quae in locis esse solent immortalia et mortalia, expediam, ita ut prius, quod ad deos pertinet, dicam. 6, 35 quod ad temporum vocabula latina attinet, hactenus sit satis dictum (§§ 1 ff.); nunc quod ad eas res attinet, quae in tempore aliquo fieri animadverterentur, dicam. In diese Gliederung drängt sich eine zweite ein, indem den gebräuchlichen Worten die poetischen gegenübergestellt werden; dies führt zur unorganischen Anfügung des 7. Buches; vgl. Reitzenstein 31; 37. Da zwölf Bücher für die Syntax zu viel seien, vermutet O. Müller, Ausg. L, daß in den späteren Büchern der Schriftsteller den usus vocabulorum et orationis ornatus" behandelt habe, wie auch Ritschl, Opusc. 3, 465 annimmt, daß die Syntax nur von Buch 14-19 reichte. Allein daß die Syntax im stoischen System, wie dies bei Varro der Fall war, genug Stoff für zwölf Bücher darbot, zeigt z. B. die reiche Schriftstellerei des Chrysippus (Wilmanns 15). Ueber Augustins Schrift de principiis dialecticae als Exzerpt und Ueberarbeitung des 1. Buches vgl. Reitzenstein 75; doch s. Muller 256, der dies erste Buch anzweifelt.

=

Literatur. H. Steinthal, Gesch. der Sprachwissensch. (s. S. 231) 494; O. Ribbeck, Rh. Mus. 41 (1886), 618; H. Usener (s. S. 231) 625; 632 = Kl. Schr. 2, 298; 303; Fischer in der S. 568 genannten Schrift: L. Jeep, Zur Gesch. der Lehre von den Redeteilen bei den lat. Grammatikern, Leipzig 1893, IX. R. Reitzenstein, M. Ter. Varro (S. 232) (vgl. dazu G. Goetz, BphW. 1901, 1031; P. Weßner, Burs. J. 113 (1902), 124); 188 (1921), 52); H. Erdbrügger, Cassiodorus unde etymologias in psalterii commentario prolatas petivisse putandus sit. Jena 1912; Fr. Lammert, Eine neue Quelle für die Philos. der mittleren Stoa, Wien. Stud. 42 (1921), 36. Ueber Stilo als Quelle s. S. 234.

[ocr errors]

Zur Beurteilung. Reitzenstein 1: Varro „ist unfähig, sich in seine Quellen hineinzudenken“. 2 Varro scheint mir nicht allzu hoch über den byzantinischen Exzerptoren später Zeit zu stehen." Norden, Kunstprosa 195: Man wird wohl sagen dürfen, daß dies größte Werk über die lateinische Sprache in dem schlechtesten lateinischen Stil geschrieben ist, den irgendein Prosawerk zeigt". W. Schulze, Lat. Eigennamen, Gött. Abh. 5, 2 (1904), 465 Anm. 1; G. Goetz (s. S. 234).

Die Ueberlieferung beruht lediglich auf dem aus Monte Cassino (G. Goetz, Quaest. Varronianae, Ind. lect. Jena 1886/87, III) stammenden Laurentianus 51, 10 s. XI (Chatelain 12). Die übrigen Hss. (Goetz-Schöll XXX) stammen aus ihm und ersetzen einen später eingetretenen Verlust eines Quaternio, der 5, 118-6, 61 umfaßte. A. Groth, De Varr. de 1. 1. librorum cod. Florentino (Diss. Argentor. 4 (1880), 81). G. Antonibon, Supplemento di lezioni varianti ai libri de 1. 1. di M. T. Varr., Bassano 1899, will mit P. Canal nicht den Florentinus allein als Quelle ansehen. Manitius, Gesch. 1, 439 Anm. 1; 2, 15; Sabbadini, Le Scoperte 1905, 30.

M. Terentius Varro

Ausg. von L. Spengel, Berlin 1826; von O. Müller, Leipzig 1833; aus dem Nachlaß L. Spengels von A. Spengel, Berlin 1885 (vgl. J. C. G. Boot, Varroniana, Mnemos. 22 (1894), 409); M. Ter. Varr. libri intorno alla lingua lat. riveduti, tradotti e annotati da P. Canal e frammenti trad. e ann. da F. Brunetti, Venedig 1874; von G. Götz und F. Schöll, Leipzig 1910, s. a. Goetz, Bph W. 1910, 1367. manns 141-170 (s. a. R. Sabbadini, Bph W. 1906, 607; M. Ihm, Rh. Mus. 62 (1907), 156); Die Fragmente der verlorenen Bücher bei WilFunaioli 186; Götz-Schöll, Ausg. 192 (dort IX Benutzung durch Spätere; XLIV durch Verrius; s. a. § 341 S. 506 3).

Zur Erläuterung. H. Jordan, Krit. Beiträge zur Gesch. der lat. Sprache, Berlin 1879, 89 (zu 7, 8 ff.); H. Reiter, Quaest. Varronianae gramm., Königsberg 1882; Obs. crit., Braunsberg 1884; A. Spengel, Münchner Sitzb. 1885, 243; F. Skutsch, Hermes 32 (1897), 96 = Kl. Schr. 118; R. Ellis, Notes and emendations on Varro de 1. 1., Hermathena 27 (1901), 353; J. M. Stowasser, Zu Lucilius, Varro und Santra, Wien. Stud. 28 (1906), 223; E. W. Fay, Varroniana, Am. Journ. 35 (1914), 149; 245; J. Tolkiehn, Bemerkungen zu den Fragm. röm. Schriftst., Bph W. 1917, 1338: J. Stroux, Zu Varro 1. 1., 'Avtidwoor J. Wackernagel, Göttingen 1923, 309; G. M. Stieber, Varroniana. Die griech. Fremdwörter bei Varro de 1. 1., Würzburg 1921 (nur Maschinenschrift); K. Barwick, Remmius Palaemon (S. 568) 213; 223. Von einem Auszug aus dieser Schrift in neun Büchern erhalten wir Kunde durch den Katalog. Dieser Auszug spricht auch gegen die Annahme Ritschls 466, daß das Werk Varros ohne den letzten Abschluß herausgekommen sei. Marburg 1920, 18. H. Bott, De epitomis antiquis,

Die übrigen grammatischen Schriften sind:

--

1. de sermone latino ad Marcellum 1. V. Diese Buchzahl gibt der Katalog; wenn Rufinus GLK 6, 556 zweimal das 7. Buch zitiert, so ist wohl mit O. Jahn, Sächs. Ber. 1850, 114, IV zu schreiben. Die Schrift, die einem nicht näher zu bestimmenden Marcellus gewidmet ist (Gellius 18, 12, 8), erörterte zum Unterschied von der Schrift de 1. lat. die gute Latinität, für welche natura, analogia, consuetudo, auctoritas maßgebend waren (Wilmanns 80). Es handelt sich um das Einzelwort und dann um die zusammenhängende Rede. In erster Beziehung mußte, um die richtige Aussprache und die richtige Schreibung zu gewinnen, auf die Laute, Silbenverbindungen, den Akzent, den Rhythmus eingegangen werden; in anderer Beziehung war eine Lehre vom Stil geboten. In der Darstellung des Rhythmus war nicht allein die Poesie, sondern auch die Prosa berücksichtigt. Ein wertvolles Fragment über den Akzent Nr. 60 p. 186 Wilmanns; vgl. auch F. Schöll, Acta soc. Lips. 6 (1876), 5; H. Usener, Lehrgebäude 633 Kl. Schr. 2, 304. Für die Orthographie Kl. Schr. 2, 201. Die FragBarwick 185.

=

-

--

vgl. Wilmanns 87; H. Usener, Rh. Mus. 24 (1869), 94
mente bei Wilmanns 170; Funaioli 199; Götz-Schöll 203.
2. de similitudine verborum 1. III, eine Spezialschrift über die Analogie (Charis.
GLK 1, 91); Ritschl 468; Wilmanns 134; Funaioli 185.

3. de utilitate sermonis (nicht im Katalog) ist das Gegenstück (vgl. de 1. 1. 9, 48) und handelt von der Anomalie. Charis. GLK 1, 123 zitiert das 4. Buch. P. Dietrich, De Ciceronis ratione etymologica, Jena 1911, 47 möchte daraus Cic. or. 45, 152-48, 161 ableiten. Wilmanns 136; Funaioli 186; Götz-Schöll 202.

[ocr errors]

4. лoi aoazıyor, nur durch Charis. GLK 1, 189 bekannt, der das 3. Buch zitiert. Ritschl 459 gegenüber, der die zapazioes mit den descriptiones Charakterbilder" identifizierte, hat H. Usener, Fleckeis. J. 95 (1867), 248 = Kl. Schr. 2, 164 die Schrift als eine grammatische erkannt. Varro hatte die verschiedenen Formen (ro) der Wortbildung, der declinatio in dem weiten Sinn, den er dem Wort beizulegen pflegt, darin so behandelt, daß er Paradigmen der Analogie aufstellte, um daran seine weiteren Bemerkungen zu knüpfen. Wie sich diese Schrift zu den drei Büchern de similitudine verborum und zu dem Abschnitte de lingua latina B. 12-13 verhalten habe, wenn sie nicht identisch war mit einem von beiden, weiß ich nicht zu sagen. Dürften wir Spezialtitel für einzelne Stücke des Werkes de lingua lat. annehmen, so würde unser Fragment sich sehr einfach auf B. 13 zurückführen lassen, worin die dichterischen Abweichungen in der declinatio behandelt waren. 5. de antiquitate litterarum (nicht im Katalog); das 2. Buch zitiert von Prisc. GLK 2,8; Ritschl 469 zeigt, daß die von Pompeius GLK 5, 98 zitierten Bücher ad Attium mit dieser Schrift identisch sind; es war eine Geschichte des Alphabets. Da Attius wahrscheinlich der Tragiker L. Accius ist (s. S. 132), gehört die Schrift zu den frühesten Arbeiten Varros (Ritschl 498). scribitur de orthographia pars 1, Bonn 1869, 34; Wilmanns 117; Funaioli 183; G. Sch. 199. W. Schady, De Mari Victorini libri I cap. IV quod in6. de origine linguae latinae 1. III; vgl. Priscian GLK 2, 30. Nach Lydus mag. 1,5 p. 11 Wuensch war das Werk dem Cn. Pompeius gewidmet. Funaioli 184. Ueber Benutzung dieser Schriften durch Spätere s. Goetz praef. Wilmanns 126; Es mag hier auch der metrischen Lehre Varros gedacht sein: omnia metra variantur

[ocr errors]

aut adiectione aut detractione aut concinnatione aut permutatione (Caes. Bass. GLK 6, 271, 5); vgl. F. Leo, Die beiden metrischen Systeme des Altertums, Hermes 24 (1889). 289. Ein metr. Fragm. aus Oxyrhynchos, Gött. gel. Nachr. 1899, 495; Usener, Lehrgebäude 613 Kl. Schr. 2, 289; R. Heinze. Die lyr. Versmaße des Horaz, Sächs. Sitzb. 70 (1918) Abh. 4, 9; 36 u. s. Ueber den Einfluß Varros auf die Bildung der Basis im Hendekasyllabus durch den Spondeus vgl. E. Norden, De Stilone XII. Das metrische Kapitel im Anhang des Censorinus geht wahrscheinlich auf Varro zurück; vgl. Leo, Herm. 24, 282 Anm. 1.

=

192. Die Schrift über die Landwirtschaft (rerum rusticarum 1. III), die Varro im Alter von 80 Jahren schrieb. Wie Tremellius Scrofa (§ 202), so ging auch er darauf aus, den Stoff in eine systematische Form zu bringen. Auch wählte er die aristotelische Form des Dialogs für seine Darstellung; er führt drei verschiedenen Personen, seiner Gattin Fundania, Turranius Niger, Pinnius, gewidmete Gespräche vor, die zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten stattfanden. Die gesprächführenden Personen deuten in ihren Namen auf die behandelten Gegenstände hin. 3 Der Stoff ist so verteilt, daß im ersten Buch über den Feldbau (de agri cultura), im zweiten über Schafe, Ziegen, Schweine, Ochsen, Esel, Pferde, Maulesel (de re pecuaria), im dritten über die Tiere des Hofes, d. h. das Geflügel, die Bienen, Fische und einige Wildarten (de villaticis pastionibus) gehandelt wird. Die Einführung des letzten Teiles als eines selbständigen Zweiges ist sein Werk. Den Stoff schöpft der alte Gelehrte, der besonders Viehzüchter war (2 praef. 6), aus eigener Erfahrung, dann auch aus mündlichen Mitteilungen und das meiste aus anderen Schriften; im ersten Buch zeigt sich genaue Berücksichtigung Catos. Der Blick ist nicht durch die enge Scholle des eigenen Bodens gebunden; vergleichsweise werden auch die Verhältnisse anderer Gegenden und anderer Länder herangezogen. Die Darstellung ist durch eingestreute Witze belebt; namentlich die Einleitungen sind anmutig zu lesen. Doch ist die Maschinerie des Dialogs steif und ungelenk. Die doktrinäre und pedantische Art Varros kann sich nicht verleugnen; einmal bringt er überall seine Etymologien an; alsdann gefällt er sich in schablonenhaften Gliederungen und Einteilungen; so wird im zweiten Buche der Stoff zunächst künstlich in drei Fächer zerlegt, dann jedes Fach in drei Rubriken und jede Rubrik in neun Unterabteilungen, so daß sich 81 Gesichtspunkte ergeben, eine bei der Konsequenz ihrer Durchführung recht ermüdende Lektüre.

Abfassungszeit. 1, 1, 1 annus octogesimus admonet me, ut sarcinas conligam, antequam proficiscar e vita. Wir kommen damit auf das Jahr 37.

Zeit der Gespräche. Das erste Gespräch wurde gehalten an den feriae sementivae, das zweite wahrscheinlich an den Palilia: das dritte wird ins Jahr 54 (3, 2, 3; Cic. ad Att. 4, 15, 5) verlegt; vgl. A. Schleicher, Meletem. Varron. spec. I, Bonn 1846, 2; 10. Im ersten (1, 2, 10) geschieht des Tremellius Scrofa als des Kollegen des Varro ad agros dividendos Campanos (im J. 59) Erwähnung.

Komposition. Ueber die dialogische Komposition handelt eingehend R. Hirzel, Der Dialog 1, 552; eine Vergleichung mit Cicero de finibus 515. Ueber die Sprache s. Norden, Kunstprosa 195; C. M. Francken, Mnemos. 28 (1900), 281.

In dieser Schrift finden wir bereits die Bazillentheorie ausgesprochen (1, 12, 2): animadvertendum etiam, siqua erunt loca palustria,... quod crescunt animalia quaedam minuta, quae non possunt oculi consequi, et per aëra intus in corpus per os ас nares perveniunt atque efficiunt difficilis morbos.

2 Vgl. Hirzel, Der Dialog 1, 555 Anm. 1; Leo, Gött. Nachr. 1912, 274 Anm. 6. Er

schreibt an seine Gattin (1, 1, 4): scribam tibi tres libros indices; also war im Anfang beabsichtigt, alle 3 Bücher ihr zu widmen. Siehe a. C. M. Francken, Mnemos. 28 (1900), 293.

3 Schleicher 3; Hirzel 557.

4 1, 1, 11; 3, 1, 9. Den Gegensatz zwischen Buch 2 und 3 bezeichnet Varro 3, 1, 8 mit agrestis pastio, villatica pastio.

M. Terentius Varro

Die Quellen. 1, 1, 11 erunt ex radicibus trinis, et quae ipse in meis fundis colendo animadverti et quae legi et quae a peritis audii. R. Heinze, Animadversiones in Varronis rer. rust. libros (Comm. phil. in hon. O. Ribbeckii, Leipzig 1888, 440) nimmt als z. T. wörtlich ausgenutzte Quellen bes. Mago, d. h. Cassius Dionysius oder Diophanes (§ 81) an. Dagegen leugnet G. Gentilli, De Varronis in libris rerum rusticarum auctoribus, Studi ital. 11 (1903), 99 Mago als Hauptquelle (151) und stellt bes. Aristoteles und Theophrast, dann Cato als Quellen hin, denen eigene Erfahrung manches Neue zufügte. Gegen ihn wendet sich wieder O. Hempel, De Varronis rerum rusticarum auctoribus quaest. selectae, Leipzig 1908, mit dem Ergebnis (85): „Varro Magonis versionem latinam certe propterea, quod obsoleta ac nimis ampla erat, neglegens Diophanis epitomen sex libris constantem redegit"; vermittelnd M. Wähler, De Varronis rer. rust. fontibus quaest. sel., Jena 1912, der auch direkte Benutzung von Aristot. und Theophr. zugibt (45 über Cato, Saserna), und mehr für Gentilli K. Mras, Burs. J. 192 (1922), 77. Siehe a. P. Reuther (S. 185) 20. Mus. 39 (1884), 291. Ueber Plautius als Quelle handelt unter Zugrundelegung von 2, 5, 5 F. Buecheler, Rh. G. Lafaye, Revue 19 (1895), 210.

Fortleben. Hempel 64; Wähler 8; 34; W. Kohlschmidt, De scriptorum testimoniis, quae ad Varronis r. r. libros pertinent, Jena 1919 (Auszug im Jahrb. der philos. Fak. 1920, 43). Ueber Vergil s. § 228 S. 613; C. Engelke, Quae ratio intercedat inter Vergilii georg. et Varronis r. r. libros, Leipziger Diss., Blankenburg 1912 (leugnet die Beziehung), und gegen ihn E. Bruck, De Vergilii georgicon partibus iussivis, Leipz. Diss., Lucka 1926, 2; 78; G. Wissowa, Hermes 52 (1917), 92; Kroll, Studien (S. 6) 190; 194, doch s. a. K. Witte, PhW. 1926, 507; Gesch. der röm. Dichtung 1, 2, Erlangen 1927. Ueber Plin. § 492; über Columella § 497. Röding, Studier till Petrus de Crescentiis och hans antika källor, Göteborg 1927, 74. Anna Die Ueberlieferung ist ursprünglich dieselbe wie die Catos; vgl. S. 186. Die älteste Hs. ist Paris. 6884 A s. XII XIII, von spätern ist die beste Abschrift des Marcianus der Laurentianus 51, 4 s. XV. H. Schörl, Textkrit. Unters. zu Varros Büchern von der Landwirtschaft, Wien. Stud. 35 H. Keil, De Petri de Crescentiis commodis ruralibus, Halle 1885; 1913), 75 (über Cod. Vindob. 33); L. Havet, La note L dans Varron, r. r. libri, Revue 37 (1913), 131. Ueber Petrarcas Besitz des Werkes s. Nolhac (S. 525) 2, 114.

(

[ocr errors]

Ausg. von H. Keil (mit Cato), s. S. 186; Textausg. von H. Keil, Leipzig 1889; von G. Goetz, 1912; 1, 2, 3-7 bei F. Leo, Strena Helbigiana, Leipzig 1900, 171.

Uebersetzung von G. Grosse, Halle 1787/8; Varro on farming. The three books rerum rust. translated with introd., commentary etc. by Lloyd Storr-Best, London 1912.

Zur Erläuterung. C. Wessely, Wien. Sitzb. 124 (1891), 9. Abh., 1; J. L. de Vasconcellos, Annot. ad geographiam Lusitanam, I. Sacro non „Tagro“ in Varr. r. r. (2, 1, 19) legendum, Riv. di storia ant. II 4 (1897), 5; W. Gemoll, Krit. Bemerk. zu lat. Schriftst.. Liegnitz 1898. 23; R. Ellis, Hermathena 25 (1899), 283; Wilamowitz, Hermes 37 (1902), 307 (zu 2, 5, 4); J. Ilberg, Ilbergs J. 19 (1907), 382; Ferrero-Kapff, Größe etc. (s. S. 522) 4, 79; M. Ahle, Textkrit. Studien zum 3. B. vom landw. Werke Varros, St. Ingbert 1910; G. Goetz, Sprachl. Bemerkungen etc., Indog. Forsch. 31 (1912), 298; O. Keller, PhW. 1917, 1252; A. W. van Buren and R. M. Kennedy, Varro's aviary at Casinum, Journ. of Roman stud. 9 (1919), 59; J. Klek und L. Armbruster, Die Bienenkunde des Altertums 2, Archiv f. Bienenkunde 2 (1920); (s. a. Olck, Realenz. 3, 431; 450); K. Mras, Burs. J. 192 (1922), 69; F. Münzer, Ein unverstandner Witz bei Varro r. r. 2, 5, 5, Hermes 61 (1926), 263. Gummerus u. a. s. S. 186; E. Fehrle, Zu Varro r. r. 1, 2, 25 ff., Raccolta' Ramorino, Mailand 1927, 221. Mir unbek. ist L. Savastano, Contributo allo studio crit. degli scrittori agrari italici. 1 Latini. Annali della R. staz. sperimentale di agrumicoltura 4, Acireale 1917.

193. Epistolicae quaestiones. In dieser Schrift, die nicht im Katalog steht, waren Erörterungen in Briefform über verschiedene Gegenstände, über Staatsrechtliches, Grammatisches, Antiquarisches gegeben. Das größte Bruchstück bei Gellius handelt über Senatusconsulta. Neben ihnen scheint auch eine gewöhnliche Briefsammlung bestanden zu haben, die in eine griechishe und eine lateinische Abteilung zerlegt war.

Zeugnisse über die epistolicae quaestiones. Gellius 14, 7, 3 eum librum commentarium, quem super ea re Pompeio fecerat (s. S. 567), perisse Varro ait in litteris, quas ad Oppianum dedit, quae sunt in libro epistolicarum quaestionum quarto, in quibus litteris, quoniam, quae ante scripserat, non comparebant, docet rursum multa ad eam rem ducentia; vgl. Ritschl 477, der wenigstens 8 Bücher annimmt, indem er Charis. GLK 1, 108, 10 epistularum VIII in epistolicarum VIII korrigiert. Ueber die epist. quaest. als Quelle des Ateius Capito (§§ 353 f.) vgl. P. Jörs, Realenz. 2, 1908. - Funaioli 260; Peter, Der Brief (s. S. 473) 216.

[ocr errors]
« IndietroContinua »