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Worten der zweiten Fassung: per Julium Celsum aber die Mittelsperson bezeichnet glaubte, deren sich Cäsar zu der Herausgabe seiner Denkwürdigkeiten bedient habe, kam man zu der Vorstellung eines Kriegsgefährten, der die von seinem Feldherrn ihm übergebenen Materialien redigiert habe 1). Obgleich nun Graevius die Unmöglichkeit der Identität des Autors unserer Biographie mit jenem vermeintlichen Redaktor von Cäsars Commentarien vollkommen klar war, so behielt er doch für unsern Anonymus den von Vossius empfohlenen Namen des Julius Celsus bei und gab so die Veranlassung, dass man sich auch weiterhin ganz überflüssiger Weise den Kopf über die Person dieses neuen Julius Celsus zerbrach.

Dieser Autorname ist Petrarcas Cäsarbiographie nun auch verblieben, bis C. E. Chr. Schneider Petrarcas Autorschaft aus sachlichen wie sprachlichen Gründen nachwies. Er that dies in der Vorrede zu seiner Ausgabe unserer Biographie, die er nach einer Handschrift der Breslauer Universitäts-Bibliothek mit Benutzung eines Hamburger Codex im J. 1827 veranstaltet hat 2). Bestätigt wurde ihm der Petrarcasche Ursprung durch eine in der Rhedigerana zu Breslau handschriftlich erhaltene italienische Uebersetzung der viri illustres, in der diese Biographie mit den anderen zusammen als Werk Petrarcas bezeichnet ist. Gleichzeitig war auch ein italienischer Petrarcakenner Domenico Rossetti, ein Advokat in Triest, der Gründer der reichhaltigen Petrarcabibliothek, die er seiner Vaterstadt vermacht hat, auf Grund seiner Kenntnis italienischer Handschriften bezüglich der Autorschaft Petrarcas zu demselben Resultat gekommen, das er im Jahre darauf in seinem Werke: Petrarca, Giul. Celso e Boccaccio Triest 1828 vorlegte.

Die anderen Biographien der viri illustres sind zum ersten

1) Vgl. hierüber C. E. Chr. Schneider de indagando belli Hispaniensis scriptore, in dem index lect. der Breslauer Univ. vom W. S. 1837 p. 6 und Nipperdey in den Proleg. zu seiner Cäsarausgabe p. 36 u. f.

2) Fr. Petrarchae historia Julii Caesaris. Auctori vindicavit secundum codicem Hamburgensem correxit cum interpretatione Italica contulit C. E. Chr. Schneider. Leipzig 1827.

Mal überhaupt erst durch die Ausgabe bekannt geworden, die Schneider nach einer Handschrift der Breslauer Universitätsbibliothek veranstaltet und in vier akademischen Gelegenheitsschriften hat1). veröffentlicht hat 1). Diese Ausgabe, in welcher ausser einigen kleineren Lücken von dem Leben Scipios infolge der Unvollständigkeit der Handschrift mehr als die Hälfte fehlt, ist, wie es in der Natur solcher Gelegenheitsschriften liegt, nur wenig bekannt geworden; selbst ein Mann wie G. Voigt hat zur Zeit, wo er seine Geschichte des Humanismus zum ersten Mal herausgab, gar keine Kenntnis von ihr gehabt, so dass er diese wichtigste historische Arbeit Petrarcas mit einigen wenigen Worten abthat. Erst das Petrarcajubiläum des Jahres 1874 hat uns eine vollstäudige Ausgabe gebracht, die auf Veranlassung und mit den Mitteln einer gelehrten Gesellschaft der Emilia in zwei stattlichen Bänden von Razzolini besorgt ist 2). Der Herausgeber, dem es mehr auf die mitabgedruckte alte italienische Uebersetzung des Donato degli Albanzani da Pratovecchio als auf das lateinische Original ankam, hat die beiden Handschriften, welche er neben der in der Schneiderschen Ausgabe schon repräsentierten Breslauer benutzte, für die Textkritik gar nicht verwertet, sondern nur insoweit herangezogen, als zur Ergänzung der in der Breslauer Handschrift befindlichen Lücken notwendig war. Welche Bewandtnis es mit der zweiten ausführlicheren Redaktion der Biographie des Scipio hat, auf deren Existenz schon Rossetti und Schneider hingewiesen hatten, hat er gar nicht untersucht, sondern sich lediglich darauf beschränkt, die kürzere Fassung der Breslauer Handschrift wieder zu geben und ihre Lücke aus der Paduanischen zu ergänzen. Die Reihenfolge der Biographien, die sich für die Helden des zweiten punischen Krieges nach Petrarcas eigenen Angaben mit völliger Sicherheit feststellen

1) Franc. Petrarchae de viris illustribus libri nondum editi pars

I. 1829. II. 1831. III. 1833. IV. 1834.

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2) Franc. Petrarchae de viris illustribus vitae nunc primo ex codd. Vratislaviensi, Vaticano ac Patavino in lucem editae cura Aloysii Razzolini. 2 voll. Bologna 1874 und 1879.

lässt 1), hat er ganz willkürlich verwirrt, acht von Lombardo verfasste Biographien: des Flamininus, Scipio Asiaticus, Aemilius Paullus, Scipio Nasica, Scipio Aemilianus, Marius, Metellus und Pompeius hat er für Petrarcas Arbeit gehalten, so dass Gaspary sich veranlasst fand, den nichtpetrarcaschen Ursprung noch besonders zu erweisen 2); kurz Razzolinis Arbeit bekundet eine völlige Unbekanntschaft mit den Aufgaben der Textkritik.

Ein neuer Herausgeber wird seine Aufgabe jetzt erheblich erleichtert finden, nachdem die echten Textesquellen durch Pierre de Nolhac entdeckt worden sind. Dieser durch Scharfsinn, Urteil und Geschmack gleich ausgezeichnete Gelehrte, dem die Petrarcastudien die grösste Förderung verdanken 3), hat in der Nationalbibliothek zu Paris vier wichtige, die viri illustres betreffende Handschriften aufgefunden, die er in den oben erwähnten notices et extraits eingehend beschrieben hat.

Von diesen Handschriften enthält nach Nolhac die erste die Cäsarbiographie; sie ist das Originalmanuskript Petrarcas,

1) In der vita des Fabius p. 192 R. heisst es bei Erwähnung des Terentius Varro: cuius superiore tractatu meminimus, womit auf die betreffende Stelle in der vita Hannibals p. 444 hingewiesen wird; die vita des Marcellus p. 252 beginnt mit einem Vergleich zwischen Marcellus und Fabius, zu dessen Namen die Worte: quem praemisimus hinzugesetzt sind; in der vita des Claudius Nero und Livius Salinator p. 206 heisst es bei Erwähnung des Marcellus: de quo modo diximus. Die Petrarcasche Reihenfolge ist hiernach: Hannibal, Fabius, Marcellus, Claudius und Livius; die Razzolinische: Fabius, Claudius und Livius, Marcellus, Flamininus, L. Scipio, Hannibal.

2) Zeitschr. für rom. Philol. III, p. 587. Inzwischen hat Nolhac, not. p. 77 ff. die Sache auch nach Seite der handschriftlichen Ueberlieferung vollkommen aufgeklärt.

3) Nolhac ist es gelungen, bei seinen Forschungen nach dem Verbleib von Petrarcas Bibliothek, die nach seinem Tode verzettelt wurde, 36 Handschriften zu ermitteln, die ehedem Petrarca gehört haben. Davon befinden sich 25 in der Bibl. nat. zu Paris, darunter ist auch Petrarcas Livius und die lat. Homerübersetzung des Leontio Pilato. Die in grosser Zahl den meisten Handschriften beigeschriebenen Randnoten von Petrarcas Hand enthalten ein sehr wertvolles Material, das unsere Kenntnis Petrarcas nach den verschiedensten Seiten hin erweitert und vertieft. Nolhac hat sie in seinem schönen Werk Pétrarque et humanisme Paris 1892 in der lehrreichsten und anziehendsten Weise verwertet.

in das er den jedesmal fertig gestellten Entwurf eines Abschnittes eingetragen hat, reicht aber nur bis Cap. 20, 23 der Schneiderschen Ausgabe; den weiteren Entwurf der Reinschrift nachzutragen ist Petrarca wahrscheinlich durch den Tod verhindert worden. Die zweite Handschrift ist das für Francesco von Carrara bestimmte Dedikationsexemplar vom J. 1379 und von Lombardos eigener Hand geschrieben. Sie enthält sämtliche vier und zwanzig von Petrarca verfasste Biographien und die zwölf, welche Lombardo zur Ergänzung hinzugethan hat; sie repräsentiert die endgültige Redaktion und giebt das Leben Scipios in einer sehr erweiterten Gestalt; sie ist auch die Vorlage für die im Vatikan befindliche Handschrift, die für Coluccio Salutato angefertigt ist. Die dritte Handschrift enthält den Text des Compendiums samt den von Lombardo zur Ergänzung verfassten Biographien und ist von dessen Hand geschrieben; sie ist das Dedikationsexemplar für Francesco von Carrara. Die vierte Handschrift endlich überrascht uns durch ein völliges Novum; sie enthält nicht nur die sämtlichen bisher bekannten, sondern auch noch elf weitere, unbekannte Biographien vorzugsweise biblischer Persönlichkeiten: des Adam, Noah, Nimrod, Ninus, der Semiramis, des Abraam, Isaac, Jacob, Joseph und Moses, an die sich zum Schluss die Biographien des Jason und Hercules anschliessen.

Diese neuen, das ganze Werk eröffnenden Biographien liefern den Beweis, dass Petrarca das Vorhaben, von dem er in den epist. de rebus familiaribus VIII, 3 spricht, die berühmtesten Männer des gesamten Altertums biographisch zu behandeln, in der That in Angriff genommen hat. Diese Idee ist ausserordentlich kühn, wenn man den Stand der Hülfsmittel erwägt, die Petrarca zu Gebote standen, und wenn er den Plan schliesslich hat fallen lassen, so ist es unzweifelhaft geschehen, weil er sich im Verlauf seiner Arbeit von der Unmöglichkeit der Ausführung überzeugt hatte. Was hätte auch ein Mann von den griechischen Kriegshelden und Staatsmännern erzählen können, der kein Wort griechisch verstand und nur eine sehr beschränkte Anzahl griechischer Autoren in lateinischer Uebersetzung zur Verfügung hatte? Die zwei

Biographien des Jason und Hercules, an die er sich gewagt, beweisen zur Genüge, dass er recht daran gethan, seine Hand von einer derartigen Arbeit zu lassen. In richtiger Erkenntnis hat Petrarca die Biographien des orientalischen und griechischen Altertums auch von der endgiltigen Redaktion ausgeschlossen und ist bei dem verengerten Programm, das nur die römischen Helden in Betracht zog, stehen geblieben. Dementsprechend hat er auch die Vorrede, die für das umfassendere Werk entworfen war, dem neuen Plane vollständig angepasst.

Die Männer, die er einer Aufnahme in seine Ruhmeshalle für würdig erachtet, sind die vier ersten Könige, der erste Consul L. Junius Brutus, Horatius Cocles, Cincinnatus, Camillus und die namhaftesten Heerführer in den Latiner-Samniten- und punischen Kriegen: T. Manlius Torquatus, M. Valerius Corvinus, P. Decius, Papirius Cursor, Curius Dentatus, Fabricius, Fabius Maximus, M. Marcellus, Claudius Nero und Livius Salinator sowie der ältere Scipio. An diese schliesst sich der ältere Cato; von diesem bis auf Caesar ist eine Lücke geblieben, die Lombardo später durch die acht oben genannten Biographien republicanischer Helden auszufüllen versucht und mit der Zugabe von vier Kaiserbiographien: des Augustus, Vespasian, Titus und Traian versehen hat.

Unter den Römerhelden Petrarcas haben aber auch drei Nichtrömer Platz gefunden, Alexander der Grosse, Pyrrhus und Hannibal. Die Aufnahme der beiden letzteren erklärt sich durch den bedeutenden Einfluss, den sie auf die Geschicke Roms ausgeübt haben, diejenige Alexanders des Grossen hat einen anderen Grund, und zwar, wenn ich nicht irre, den, dass Petrarca gegenüber denjenigeu Stimmen, die Alexander für den grössten Kriegshelden der Welt erklärten, das Bedürfnis fühlte, die Superiorität römischer Feldherrn nachdrücklich zu behaupten.

Ueber das Princip, nach dem er die Auswahl seiner Helden getroffen, spricht er sich in der älteren Vorrede aus, und wenngleich diese zunächst für das nach dem umfassenderen Plane gearbeitete Werk bestimmt ist, so treffen die bezüglichen Worte doch mutatis mutandis auch auf das beschränkte

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