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Numa Pompilius 715-682.

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Er vertheilte

die er sich für seine Regierung gesetzt hatte. daher die unter Romulus eroberten Ländereien unter solche Bürger, denen es an Grundbesitz fehlte, und heiligte das Eigenthum, indem er durch ein besonderes Gesetz Jeden, der einen Grenzstein auspflügen würde, für vogelfrei erklärte und ein besonderes Fest der Grenzsteine (terminalia) stiftete, wobei diese begangen und mit unblutigen Opfern geehrt wurden. Auch gründete er ein Heiligthum des Terminus auf dem Capitol, in welchem derselbe unter der Gestalt eines Grenzsteins verehrt wurde. Alles dies that er, um die Römer an einen friedlichen Erwerb und damit zugleich an Milde und Gesittung zu gewöhnen.

Wichtiger aber noch und für seine Regierung bezeichnender ist dasjenige, was er für Einrichtung und Regelung des Gottesdienstes that.

Das Erste in dieser Hinsicht war, dass er dem Gotte Janus ein Heiligthum gründete. Dieses erhielt seinen Platz am Fusse des capitolinischen Berges in dem Stadttheil, welcher Argiletum genannt wurde, und bestand in einer mit einem doppelten Thore versehenen Halle. Es hatte aber zugleich den Zweck, als Symbol des Friedens zu dienen. Während des Krieges sollten nämlich, so bestimmte er, jene Thore immer geöffnet, während des Friedens aber geschlossen sein, und er selbst machte nun auch sogleich den Anfang, sie zu schliessen, um dadurch den Frieden gewissermassen zu sanktioniren, was seitdem nur noch zweimal, einmal nach dem ersten punischen Kriege und dann unter Augustus wieder geschehen ist.

Eine ähnliche Tendenz lag auch der Einsetzung des aus zwanzig Mitgliedern bestehenden Collegiums der Fetialen zu Grunde. Wenn nämlich der Krieg nicht zu vermeiden war, so sollte er wenigstens nicht ohne hinreichenden Grund und ohne vorher eine friedliche Ausgleichung versucht zu haben, begonnen werden, und hierüber zu wachen und die zu diesem Zwecke eingesetzten Gebräuche sorgfältig wahrzunehmen, dies war die Aufgabe der Fetialen, deren Einsetzung sonach in voller Uebereinstimmung mit dem Geiste von Numas Regierung steht. Namentlich hatten sie, wenn ein Zwist mit einem

anderen Staate entstand, zunächst die Verhandlungen über dessen Beilegung zu führen und wenn diese nicht zum Ziele führten und der Senat in Rom den Krieg beschlossen hatte, die Ankündigung desselben in der Weise zu vollziehen, dass sie an die Grenze gingen und dort eine mit Eisen beschlagene, in Blut getauchte Lanze in das feindliche Gebiet schleuderten.

Sodann ordnete er den Dienst mehrerer Götter, indem er besondere Priester für sie einsetzte. So für den Jupiter den Flamen Dialis, für Mars den Flamen Martialis, für Quirinus (so nannte man den zum Gott erhobenen Romulus) den Flamen Quirinalis, und für die Vesta, das heilige Feuer, welches als der Heerd des Staates angesehen wurde, die vier jungfräulichen Vestalinnen.

Für den Gott Mars wurde ausserdem auf eine besondere Veranlassung noch eine weitere Priesterschaft eigner Art eingesetzt. Es fiel nämlich zur Zeit einer Seuche ein Schild vom Himmel, und Numa erhielt von der Egeria die Weisung, elf andere Schilde, diesem ganz ähnlich verfertigen und diese zwölf Schilde (ancilia genannt) alljährlich zu Ehren des Mars in festlichem Tanze durch die Strassen führen zu lassen: dann werde die Seuche aufhören. So entstand also eine neue Priesterschaft, die den Namen der Salier erhielt.

Von Numa wurde ferner auch die Gründung eines besonderen Collegiums von Augurn abgeleitet: denn wenn es auch, wie wir oben selbst gesehen haben, schon vor Numa Augurn gab, so bestand doch noch kein eigentliches Priestercollegium dieser Art. Es wurde aber dieses Collegium aus vier Mitgliedern gebildet und hatte das Geschäft, nicht nur wie in dem obigen Beispiele aus dem Vögelfluge, sondern auch aus andern ähnlichen Zeichen (aus den Blitzen, aus dem Fressen der heiligen Hühner u. a.) den Willen der Götter zu deuten.

Endlich setzte er auch noch als eine Art priesterliche Regierung das Collegium der Pontifices ein, vier an der Zahl, mit einem Oberen, dem Pontifex maximus als fünften an der Spitze, welche das Geschäft hatten, über Aufrechterhaltung der heiligen Gebräuche überhaupt zu wachen und wenn irgend Zweifel darüber entstanden, Entscheidung zu treffen.

Tullus Hostilius 672 - 640.

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Um aber zu verhüten, dass nicht etwa nach seinem Tode die getroffenen Einrichtungen wieder in Verfall geriethen: so verfasste er selbst über die ganze priesterliche Verfassung und über die Regeln und Gebräuche des Gottesdienstes ein Gedenkbuch (indigitamenta genannt), welches er dem Oberpriester übergab, damit es ihm und seinen Nachfolgern als Norm dienen möchte. Auch stiftete er zu demselben Zweck, um nämlich in allen Römern die Verpflichtung zur Aufrechterhaltung dieser Einrichtungen zu schärfen, der Treue (Fides) auf dem Capitol ein besonderes Heiligthum, deren Priester das Opfer mit verhüllter Hand verrichten mussten: denn nicht nur der Eidschwur selbst, sondern auch das Glied, mit welchem derselbe geleistet wurde, sollte heilig gehalten werden.

Numa selbst stellte übrigens in allen Dingen, die er von seinen Unterthanen verlangte, das vollendetste Muster dar: einfach, mild, gerecht, fromm, so herrschte er 43 Jahre über die Stadt, über die er, ein zweiter Saturn, Glück und Segen verbreitete, bis er in einem späten, schmerzlosen Tode die verdiente Belohnung der Götter fand.

Die Könige Tullus Hostilius (672-640) und Ancus Marcius (640-616).

Die beiden nun folgenden Könige sind gewissermassen die Gegenbilder ihrer Vorgänger: Tullus Hostilius, tapfer und kriegerisch wie Romulus, Ancus Marcius mild und friedliebend wie Numa; beide auch durch ihre Abkunft mit ihren Vorbildern verknüpft, jener nämlich ein Enkel des Hostius Hostilius, jenes Genossen des Romulus, der in der Schlacht gegen die Sabiner fiel, dieser ein Enkel des Numa.

Sobald Tullus Hostilius den Thron bestiegen hatte, so fing er, seinem Charakter getreu, sofort einen Krieg mit Alba an und zwar so, dass die Schuld, ihn herbeigeführt zu haben, scheinbar nicht ihn, sondern Alba traf. Es waren nämlich gerade römische Gesandte in Alba und albanische in Rom, beide um wegen Gebietsverletzung Genugthuung zu fordern. Nun hielt Tullus Hostilius die albanischen Gesandten absichtlich durch Feste und Ehrenbezeigungen so lange hin, bis die

römischen in Alba abschläglichen Bescheid erhalten hatten. Sobald dies aber geschehen war, so rief er die albanischen Gesandten zu sich, versicherte ihnen, wie bereitwillig er zu einer Ausgleichung gewesen sein würde, und rief den Zorn der Götter über Alba herab, das allein an dem Kriege Schuld trage. So brach also der Krieg aus.

Beim Beginn desselben war noch Cluilius König von Alba. Dieser suchte den Römern zuvorzukommen. Er rückte also eilends in das römische Gebiet und schlug 5000 römische Schritte (eine geographische Meile) von Rom sein Lager an einem Graben auf, der lange Zeit davon den Namen des Cluilischen Grabens führte.

Der römische König umging aber in der Nacht das feindliche Lager und bedrohte Alba, wodurch die Albaner gezwungen wurden zum Schutze ihrer Stadt wieder umzukehren. Mittlerweile aber war schon in dem Lager von Rom Cluilius gestorben und an seiner Stelle war Mettius Fufetius, jedoch nicht zum König, sondern zum Dictator von Alba ernannt worden. Dieser machte dem Tullus Hostilius den Vorschlag, dass sie, um Blutvergiessen zu vermeiden, den Krieg nicht durch eine Schlacht, sondern durch einige wenige aus beiden Heeren auszulesende Einzelnkämpfer entscheiden lassen wollten. Tullus Hostilius ging darauf ein, und durch Zufall fanden sich auch auf beiden Seiten Drillingsbrüder, zugleich Söhne zweier Schwestern, auf der römischen Seite die Horatier, auf der albanischen die Curiatier, die sich zu einem solchen Gottesgericht vorzüglich eigneten und sich auch bereitwillig dazu finden liessen.

Zunächst wurde jedoch ein feierlicher Vertrag darüber abgeschlossen, dass derjenige Staat, dessen Bürger in dem Kampfe siegen würden, über den andern herrschen sollte. Der Hergang dabei wird uns in folgender Weise beschrieben.

Der Fetialis richtete zuerst an den König die Frage: Befehlst du, dass ich mit dem Eidesleister der Albaner (dem pater patratus, denn so lautete der Name für denselben) den Vertrag schliesse? Der König bejahte es. Hierauf fuhr der Fetiale fort: So gieb mir das reine Kraut. Der König sprach: Nimm es. Nun nahm der Fetiale von der Burg das reine

Untergang von Alba Longa.

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Kraut und sprach wiederum zum König: 0 König, machst du mich zum königlichen Botschafter des römischen Volks nebst meinem Geräth und meinen Genossen? Als der König auch dies bejaht hatte, wählte der Fetiale einen seiner Collegen zum Eidesleister (pater patratus), indem er sein Haupt mit dem reinen Kraute berührte, und dieser verlas den Vertrag, den er mit folgenden Worten schloss: Höre, o Jupiter, höre, Eidesleister des albanischen Volkes, höre du, albanisches Volk: So wie der Vertrag hier öffentlich von Anfang bis zu Ende vorgelesen worden ist, ohne allen Hinterhalt und so wie die Worte richtig verstanden worden sind, also wird ihn das römische Volk halten und nicht zuerst davon abfallen. Wenn es zuerst davon abfällt durch öffentlichen Beschluss und wissentlich, so sollst du, Jupiter, an jenem Tage das römische Volk eben so schlagen wie ich heute dieses Schwein schlage, und sollst es um so mehr schlagen, je mehr du stark bist und es vermagst. Und damit tödtete er das Schwein.

Nunmehr begann der Kampf im Angesicht beider Heere. Anfangs nahm er für die Römer eine ungünstige Wendung: Denn zwei der Horatier wurden getödtet, während alle drei Curiatier zwar verwundet aber doch noch am Leben waren. Als aber die Römer schon verzweifelten, ergriff der Horatier die Flucht und zog die Curiatier, wie er berechnet hatte, so wie es ihnen die Wunden erlaubten, in Zwischenräumen nach sich. Dann wandte er sich plötzlich und überfiel seine Gegner einzeln und stiess sie nieder.

So war es also entschieden, dass Rom über Alba herrschen sollte, und der römische König entliess daher den Mettius Fufetius mit der Weisung, dass er sich für den Fall eines Kriegs seines Aufgebots gewärtig halten möge.

Es wird noch erzählt: Als der Sieger im Hochgefühl seiner That mit den Waffen der Erschlagenen seinen feierlichen Einzug in Rom hielt, kam ihm seine Schwester entgegen, die mit einem der erschlagenen Curiatier verlobt war; und als sie unter den Siegeszeichen auch das Kriegsgewand erblickte, das sie selbst ihrem Verlobten gewebt hatte, löste sie ihr Haar und brach in laute Klagen aus. Der Sieger aber durchbohrte sie mit dem Schwerte und rief aus: So gehe hin mit deiner

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