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EINLEITUNG.

1. Gallien und Rom bis zum Kriege Caesars.

Cicero bezeichnet in der Rede über die Consularprovinzen 13, 32 treffend die Verschiedenheit der Beziehungen, in denen wir Jahrhunderte lang Rom dem stets gefürchteten Gallien gegenüber sehen, indem er sagt: Bellum Gallicum C. Caesare imperatore gestum est, antea tantummodo repulsum. Semper illas nationes nostri imperatores refutandas potius bello quam lacessendas putaverunt. Vgl. ebendas. § 33. Sall. Jug. 114, 2. Die Völker nördlich der Alpen kamen mit den Römern in einer Zeit in Berührung, als diese noch damit beschäftigt waren, ihre Nachbarn ringsherum zu unterwerfen, und nicht ahnten, dass von jener Seite der werdenden Macht eine Gefahr drohen könne, von der später noch so oft Angriffe erfolgen und endlich das Verderben über das römische Reich hereinbrechen sollte. (Quoties Romam Fortuna lacessit, Hac iter est bellis. Lucan. Pharsal. 1. 256.) Nachdem nach der Sage bei Livius 5. 34 schon unter Tarquinius Priscus der Celtenkönig Ambigatus eine aus verschiedenen Stämmen gemischte Schaar unter seinem Neffen Bellovesus nach dem Süden gesendet hatte, welche die graischen Alpen (den kleinen St. Bernhard) überstieg und die erste celtische Ansiedlung in der heutigen Lombardei, den Gau der Insubrer mit der Hauptstadt Mediolanum (Mailand) gründete (s. Mommsen Röm. Gesch. 1. S. 300), folgten bald andere Völker, die Cenomanen, Boier, Lingonen, und besetzten das ganze Land zwischen den Alpen und dem Apennin. Endlich drangen die Senonen bis nach Mittelitalien vor und führten den ersten Zusammenstoss Roms mit dem Norden herbei. Ihnen gelang, was während der Republik keinem anderen Volke gelungen ist: sie legten Rom in Asche.

Caesar I. 10. Aufl.

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Auch nachher kamen die Römer oft wieder mit den Galliern in Berührung (361–346 v. Chr.). Aber die Römer stählten sich durch diese Kämpfe, und die ritterlichen Thaten beider Völker sind in zahlreichen Sagen überliefert. Nach einem funfzigjährigen fast ununterbrochenen Frieden sehen wir im dritten samnitischen Kriege gallische Völker in Verbindung mit den Samniten, Etruskern und Umbrern in der Schlacht bei Sentinum (295 v. Chr.), die durch die Todesweihe des jüngeren Decius Mus von den Römern gewonnen wurde. Die Gallier zogen wieder nordwärts. Ein im Bunde mit den Etruskern erneuter Kampf keltischer Stämme gegen Rom endete ebenfalls mit schweren Niederlagen und mit der Vernichtung der Senonen, die einst Rom zerstört hatten (283 v. Chr. Mommsen 1. S. 381). An die Unterwerfung des eigentlichen Oberitaliens aber konnten die Römer sich erst nach Beendigung des pyrrhischen und ersten punischen Krieges wagen; und auch dann noch gelang dieselbe erst nach mehrjährigen blutigen Kämpfen gegen die keltischen Stämme, namentlich die Insubrer und Boier (Sieg bei Clastidium 222, M. Claudius Marcellus tödtet den Fürsten der Insubrer Viridomarus). Die Anlegung der Colonien Placentia und Cremona sichert die Herrschaft der Römer über das cisalpinische Gallien.

Hatten die Römer bisher nur gegen die in Italien eingedrungenen gallischen Völkerschaften gekämpft und sie unschädlich gemacht, so drangen sie später selbst erobernd über die Alpen. Die Erfahrung hatte gelehrt, welch' gefährliche Nachbarschaft die Völker jenseits der Alpen waren; der Umstand, dass Gallien die Verbindung mit Spanien unterbrach, musste die Römer noch mehr auffordern, jenseits der Alpen festen Fuss zu fassen. Doch griffen sie nicht sofort ein, sondern erwarteten eine günstige Gelegenheit, die sich kurz vor dem Ausbruche des dritten punischen Krieges fand. Das frühzeitig mit Rom verbündete Massilia hatte, als seine Colonien Nicäa (Nizza) und Antipolis (Antibes) von räuberischen Oxybiern und Deceaten bedrängt wurden, die Römer zu Hülfe gerufen und durch ihren Beistand unter dem Consul Quintus Opimius die Feinde besiegt (154), ohne dass die Römer auf einen Theil des eroberten Landes Anspruch machten. Als später (125) die Sallyer (Salluvier) diese Angriffe erneuerten, bekämpfte sie der Consul Fulvius Flaccus (Liv. Epitom. 60. Flor. 3, 2), und im J. 123 schlug der

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Proconsul C. Sextius Calvinus die Allobrogen in der Gegend, wo nachher das erste römische Castell jenseits der Alpen, Aquae Sextiae (Aix), entstand. Im nächsten Jahre wurden die Allobrogen und Arverner, die die Hegemonie über den grössten Theil des südlichen Galliens hatten, von Calvinus Nachfolger Cn. Domitius Ahenobarbus bei Vindalium oberhalb Avignon (122) unter ihrem Anführer, dem Arvernerkönig Betuitus, der durch Verrätherei gefangen wurde, und im J. 121, als sie sich mit den Rutenern verbunden hatten, von Q. Fabius Maximus (Allobrogicus) am Zusammenflusse der Isara (Isère) und des Rhodanus geschlagen (Mommsen R. G. 2. S. 162 stellt die Schlacht an der Isara vor die bei Vindalium). Die Allobrogen mussten sich der römischen Herrschaft fügen, ohne jedoch zur römischen Provinz zu gehören, die Arverner und Rutener wurden mild behandelt und blieben frei. Das Land östlich vom Rhodanus bis an das südliche Ufer des Lemansee's wurde römische Provinz. Endlich machte im J. 118 der Consul Q. Marcius Rex, der noch weiter nach Westen vordrang, noch einige Eroberungen im heutigen Languedoc und gab dadurch der jenseitigen Provinz den Umfang, den sie bis auf Caesar behielt. Zum Schutze der Küstenstrasse nach Spanien legte er die Colonie Narbo Martius an, von der die Provinz später den Namen Gallia Narbonensis erhielt.

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Kaum hatten die Römer sich in Gallien festgesetzt, als der cimbrische Völkerschwarm sich plündernd und verheerend über Gallien ergoss, die Verhältnisse der Völker und Staaten vielfach zerrüttete und den Wohlstand des Landes auf lange Zeit zerstörte, aber eben dadurch den Siegen Caesars den Weg bereitete. Denn mit Ausnahme der Belgier, welche den Cimbern glücklich Stand hielten, wurden beinahe alle Völker Galliens besiegt und ihre Kraft gebrochen. Die Römer sahen sich genöthigt, auf dieser Seite dem Vordringen der Barbaren Einhalt zu thun, aber vergebens. Diese fanden in Gallien selbst Verstärkung an den Tigurinern, die im J. 107 das Heer des Consul Lucius Cassius Longinus aufrieben und ihn selbst mit seinem Legaten L. Piso tödteten. (Caes. 1. 7, 4. 12, 5.) Die Kämpfe wurden zum Theil in der Provinz ausgekämpft, bis Marius die Teutonen bei Aquae Sextiae (102) und die Cimbern bei Vercellae (101) vernichtete. Das römische Gallien hatte diesen Sturm überdauert: es blieb im Besitze der Römer und genoss, wenn auch die Völker geheimen Groll

bewahrten, längere Zeit der Ruhe. Zur Zeit der catilinarischen Verschwörung (63) erschienen zu Rom Gesandte der Allobrogen, um Abhülfe gegen den Druck der Beamten und die Habsucht der Wucherer zu erhalten. Sall. Cat. 40. 44. Die catilinarische Partei suchte die Unzufriedenen in ihre Verschwörung hineinzuziehen; sie widerstanden der Lockung. Als man aber in Rom trotz dieser bewährten Treue den Beschwerden nicht abhalf, brach der unter sie geworfene Funke in Flammen aus (61 v. Chr.); sie bemächtigten sich der Stadt Vienna, drangen mit ihrem Führer Catugnat bis über die Isara und konnten nur mit grosser Mühe durch den Prätor Pomptinus zur Ruhe gebracht werden. (Caes. 1. 6, 2. 44, 9. Cic. de prov. consul. c. 13, 32. Liv. Epit. 103.) Schon im J. 60 hatte man in Rom Furcht vor einem neuen gallischen Kriege. Es waren Nachrichten von unruhigen Bewegungen unter den gallischen Völkerschaften, und insbesondere von den Rüstungen der Helvetier eingetroffen, die sich im südlichen Gallien neue Wohnsitze suchen wollten. Die Erinnerung an frühere Einfälle der Gallier war noch zu lebendig und die Gefahr, besonders für die Provinz, zu naheliegend, als dass man in Rom diese Nachricht hätte gleichgültig aufnehmen können. Die Consuln waren schon beauftragt Truppen auszuheben, als beruhigendere Nachrichten eintrafen, die für den Augenblick wenigstens nichts befürchten liessen. Aber auch andere Umstände hatten die Lage Galliens verwickelt und schwierig gemacht. Während nach alten Sagen früher der Stamm der Celten bis in das Innere von Germanien hinein geherrscht hatte, waren sie durch unbekannte Ereignisse aus ihren früheren Sitzen verdrängt, germanische Schaaren waren bis zu den Ufern des Rheins und der Donau vorgedrungen, und schon damals begann der weltgeschichtliche Kampf um den Besitz des ersteren Flusses. An der Spitze dieser Bewegung stand das mächtige Volk der Sueben. Die Eifersucht, mit der die Arverner und Sequaner den durch Roms Freundschaft starken Aeduern entgegenstanden, bot germanischen Völkern eine willkommene Gelegenheit, über den Rhein zu setzen. Von jenen beiden Völkern gegen die Aeduer zu Hülfe gerufen, war, wie man annimmt, im J. 72 Ariovist, ein suebischer Heerfürst (1. 31, 10), mit bedeutender Streitmacht, die durch immer nachrückende, von dem gallischen Boden angelockte Schaaren verstärkt wurde, über

den Rhein gegangen. Eine gewonnene Schlacht im J. 61

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