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höherem Kunstwerte, ans Licht getreten. Mit ihnen begann die Periode der gereifteren römischen Historiographie, und so war dem Sallust der Ruhm, der erste unter den gröfseren Geschichtschreibern Roms zu werden, abgeschnitten, ohne dafs es ihm deshalb unmöglich war, die gleiche Stufe, nur in anderer Weise, zu erreichen. Denn dem Cäsar nachahmen konnte er nicht, auch wenn es seine Eigentümlichkeit zugelassen hätte, weil bei ihm die Stellung zu seinem Gegenstande eine ganz andere war als bei jenem. Er sah sich daher, da unter seinen römischen Vorgängern ihm keiner als durchaus würdiges Vorbild in der historischen Kunst dienen konnte, nach anderen Mustern um und wählte dazu die Griechen, und zwar nach dem übereinstimmenden Urteile der Alten hauptsächlich den Thukydides. Über das Mafs, in welchem ihm die Nacheiferung gelang, sagt ein kundiger Richter (Bernhardy im Grundrifs der Röm. Lit. Zweite Bearb. S. 537): 'In allen Hinsichten war Sallust der erste Künstler in Roms Historiographie, der dem Thukydides in Tendenz und Geisteskenntnis sich vergleichen läfst; wenn ihn der unruhige Ton, die sentimentale Färbung und die Raschheit der psychologischen Malerei unähnlich zeigen, so ist die Differenz ebenso sehr durch Nationalität als durch die Natur des Stoffes bedingt.'

Gleichwohl wurde der Wert der Sallustischen Schriften anfangs, wie es geht, nicht nach Verdienst gewürdigt, teils aus nachwirkendem Parteihafs, teils wegen abweichender Geschmacksrichtung, und es scheint längere Zeit zum guten Ton gehört zu haben, auch die Ausdrucksweise des Schriftstellers mit derselben Übertreibung zu tadeln wie seine Sitten. Er hiefs bald ein novator verborum, bald ein Plünderer des Catonischen Ausdrucks, während zugleich, was sich mit einer blinden Anhänglichkeit an diesen Griechenfeind und Kernrömer nicht zusammen denken läfst und doch am längsten geglaubt worden ist, seine Sprache sehr stark graecisierend sein sollte. Eine genaue Untersuchung hat allmählich die wahren und trefflichen Eigenschaften des Sallustischen Stils, welche zu solchen Urteilen Veranlassung gaben, ins klarste Licht gestellt und gegen ihre falsche Auffassung in Schutz genommen, wodurch diese Vorwürfe zum gröfsten teile widerlegt sind und namentlich die Sucht überall Graecismen zu wittern der Einsicht gewichen ist, dafs Sallust aus einem genauen Studium der griechischen Historiker, besonders des Thukydides, und der griechischen Redner viele Vorzüge sich angeeignet, wo er ihnen einzelnes entlehnte, dies doch meistens in durchaus eigentüm

licher Weise verarbeitet, und sowohl diese Teile als überhaupt seinen ganzen Vortrag fast durchgängig in ein echt altrömisches dem Inhalte wohlstehendes Gewand gekleidet hat. Am leichtesten fiel natürlich seine kurze Gedrungenheit jedem in die Augen: er wurde mit zweideutigem Lobe ein subtilissimos brevitatis artifex genannt, und an seinem überall bezeichnenden und bündigen Ausdruck, der gern das schlagende Wort und die möglichst einfache direkteste Konstruktion braucht, dabei aber zugleich durch geschickte Abwechselung in der Form von ermüdender Einförmigkeit sich fern hält, an seinen durch derbe einfache Züge skizzirten Schilderungen, seinen scharf eingeschnittenen, sehr häufig in Gegensätzen fortschreitenden, niemals breiten und so zu sagen umständlichen Perioden, an dem allem wufste man oft in ganz äufserlicher Auffassung nicht viel anderes zu rühmen als die Kürze, worin er sogar seine griechischen Vorbilder übertroffen habe. Aber je mehr man schon im Altertum lernte, was eigentlich Kunst der Geschichtschreibung sei, je mehr man auch der ausgeprägten Eigentümlichkeit ihr Recht zugestand und einsah, dafs ein Schriftsteller, der keine Nachahmung verträgt, deshalb doch musterhaft sein könnte, desto mehr erkannten die Verständigen seinen unschätzbaren Wert, und Quintilians gerechte, neben seiner unbestochenen Kritik desto mehr geltende Würdigung, sowie das kurze Lob des Tacitus (Ann. 3, 30) 'C. Sallustius, rerum Romanorum florentissimus auctor' wiegen hinreichend die mifsgünstigen Urteile anderer auf.

Auch wurden während der Kaiserzeit und im Mittelalter die Schriften Sallusts ungemein viel gelesen und excerpirt, ein Umstand, der ebenso zu ihrem Lobe spricht, als er ihnen vielfach Schaden gebracht hat. Denn dadurch entstanden eine überaus grofse Menge von Handschriften und allmählich, auch schon in sehr alter Zeit, so viele Verschiedenheiten im Text, dafs die Aufgabe denselben in seiner Reinheit herzustellen von jeher zu den schwierigsten Dingen gehörte. Erst in der neuesten Zeit ist es gelungen, die Quellen, aus denen unsre Texte geflossen sind, mehr und mehr zu sichten und zu klassifizieren, so dass man jetzt annehmen darf, eine wenigstens annähernd sichere Grundlage gewonnen zu haben, auf der sich weiter bauen läfst.

Zur Einführung in die Lektüre der beiden noch vollständigen Schriften Sallusts, der Verschwörung des Catilina und des Jugurthinischen Krieges, mag das bis hierher Gesagte ausreichen. Für die Reden und Briefe aus den Historien, welche die vorliegende Schulausgabe als die unter den vorhandenen Resten allein

in sich abgeschlossenen Stücke auch noch aufgenommen hat, werden besondere kurze Vorbemerkungen nötig sein. Daher hier nur soviel, dafs diese gröfseren Bruchstücke, welche an der vorher erwähnten Unsicherheit des Textes weniger leiden als die anderen Schriften, und die Spuren der Eigentümlichkeit Sallustischer Schreibart noch unverfälschter an sich tragen, ebensowohl deshalb als wegen ihres inneren Wertes in hohem Mafse verdienen, die ihnen von Gelehrten längst zu teil gewordene schätzende Anerkennung und fleifsige Benutzung auch bei der studierenden Jugend zu finden.

C. SALLUSTI CRISPI

DE CONIURATIONE CATILINAE

LIBER.

Omnis homines, qui sese student praestare ceteris anima- 1 libus, summa ope niti decet, ne vitam silentio transeant veluti pecora, quae natura prona atque ventri oboedientia finxit. Sed 2 nostra omnis vis in animo et corpore sita est: animi imperio,

1. 1. sese student praestare: durch den Acc. c. inf. (bei studere ganz vereinzelt, häufiger bei velle, cupere u. a.) wird das Subjekt desselben (hier überdies in der verstärkten Form sese vorangestellt) ausdrücklich hervorgehoben. Es ist also ungefähr = student ita se gerere ul, qua praestantia universi homines excellant, ea in semet ipsis vere valeat atque appareat.

vitam silentio transeant: den Sinn des Ausdrucks, und welchen Ruhm Sall. empfiehlt, zeigt besonders 2, 8 u. 9; silentio ist: 'so dafs alles von ihnen schweigt'.

veluti pecora quae etc. Vgl. Plat. Rep. IX 586 Α : οἱ φρονήσεως ἄπει· ροι βοσκημάτων δίκην κάτω ἀεὶ βλέποντες καὶ κεκυφότες εἰς γῆν καὶ εἰς τραπέζας βόσκονται.

prona etc. Xen. Mem. 1, 4, 11 (οἱ θεοὶ) μόνον τῶν ζώων ἄνθρωπον ὀρθὸν ἀνέστησαν etc. Cic. d. leg. 1, 9, 26 (natura) cum ceteras animantis abiecisset ad pastum, solum hominem erexit et ad caeli quasi cognationis domiciliique pristini conspectum excitavit. Ôv. Met. 1, 84 pronaque cum spectent animalia cetera terram, os homini sublime dedit, caelumque tueri

iussit et erectos ad sidera tollere vultus.

2. sed: sondert stets den neuen Gedanken als etwas seinem Wesen nach Getrenntes ab; hier leitet es von dem negativen ne silentio transeant zur positiven Ausführung über, welcher Weg hierzu einzuschlagen sei. In selbständigem Satz tritt nun die Hinweisung auf die Doppelnatur im Menschen dazwischen, indem der Grundgedanke 1-4 ist: die Menschen sollen von sich reden machen, aber durch Leistungen auf dem Gebiete des Geistes, da der Geist in ihnen das Herrschende und Gottähnliche ist. Logisch ist also der Satz nostra omnis vis § 2 demj. mihi rectius videtur etc. § 3 untergeordnet.

animi...utimur animo imperatore, corpore servo magis utimur: 'der Geist ist das Herrschende, der Körper das Dienende in uns' (H.). Der ganze Gedanke entlehnt aus Isokrat. 15, 180: ὁμολογεῖται μὲν γὰρ τὴν φύσιν ἡμῶν ἔκ τε τοῦ σώματος συγκεῖσθαι καὶ τῆς ψυχῆς. αὐτοῖν δὲ τούτοιν οὐδείς ἐστιν ὅστις οὐκ ἂν φήσειεν ἡγε μονικωτέραν πεφυκέναι τὴν ψυ χὴν καὶ πλείονος ἀξίαν· τῆς μὲν γὰρ εἶναι βουλεύσασθαι καὶ περὶ

corporis servitio magis utimur; alterum nobis cum dis, alterum 3 cum beluis commune est. Quo mihi rectius videtur ingeni quam virium opibus gloriam quaerere et, quoniam vita ipsa qua fruimur brevis est, memoriam nostri quam maxume longam efficere. 4 Nam divitiarum et formae gloria fluxa atque fragilis est, virtus clara aeternaque habetur.

5 Sed diu magnum inter mortalis certamen fuit, vine corpo6 ris an virtute animi res militaris magis procederet. Nam et prius quam incipias consulto et ubi consulueris mature facto opus est. 7 Ita utrumque per se indigens alterum alterius auxilio eget. 2 Igitur initio reges — nam in terris nomen imperi id primum fuit

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τῶν ἰδίων καὶ περὶ τῶν κοινῶν, τοῦ δὲ σώματος ὑπηρετῆσαι τοῖς ὑπὸ τῆς ψυχῆς γνωσθεῖσιν.

alterum.. alterum: weisen nicht auf die einzelnen Wörter animi corporis zurück; vielmehr verallgemeinert das Neutr. den Begriff: das Geistige, Leibliche'. Der Sinn: die Bethätigung der einen Kraft hebt uns zu den Göttern empor, diejenige der andern stellt uns auf die gleiche Linie mit der rohen Thierwelt (beluis, nicht bestiis!).

3. quo: die Anknüpfung durch das Relativ vertritt die Folgerungspartikel, der Ablat. ist blofs vergleichend 'um so'. Aus dem Verhältnis zwischen di und beluae wird auf das entsprechende zwischen ingenium und vires (Körperkräfte) geschlossen. Vgl. u. a. namentlich 58, 12; Iug. 2, 4 (auch dem Gedanken nach); 85, 6.

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vita ipsa: im Gegensatz zu der memoria nostri. qua fruimur 'unser leibliches Leben'; vgl. Isokr. 2, 37 : ἐπειδὴ θνητοῦ σώματος ἔτυχες, πειρῶ τῆς ψυχῆς ἀθάνατον τὴν μνήμην ἀπολιπεῖν.

4. fluxa: von der inneren Haltlosigkeit ('beweglich wie die Welt'), vgl. 14, 5; Iug. 104, 2 (fluxae et mobiles); 111, 2; fragilis von der Zerstörbarkeit durch aufsere Einwirkung.

virtus.. habetur: wörtlich 'man hat die virtus (hier Tüchtigkeit des inneren, geistigen und sittlichen

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