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nauen Studium der griechischen Historiker, besonders des Thucydides, und der griechischen Redner viele Vorzüge sich angeeignet, wo er ihnen einzelnes entlehnte, diess doch meistens in durchaus eigenthümlicher Weise verarbeitet, und sowohl diese Theile als überhaupt seinen ganzen Vortrag fast durchgängig in ein echt altrömisches dem Inhalte wohlstehendes Gewand gekleidet hat. Am leichtesten ffel natürlich seine kurze Gedrungenheit jedem in die Augen; er wurde mit zweideutigem Lobe ein subtilissimus brevitatis artifex genannt, und an seinem überall bezeichnenden und bündigen Ausdruck, der gern das schlagendste Wort und die möglichst einfache directeste Construction braucht, dabei aber zugleich durch geschickte Abwechslung in der Form von ermüdender Einförmigkeit sich fern hält, an seinen durch derbe einfache Züge skizzirten Schilderungen, seinen scharf eingeschnittenen, sehr häufig in Gegensätzen fortschreitenden, niemals breiten und so zu sagen umständlichen Perioden, an dem allem wusste man oft in ganz äusserlicher Auffassung nicht viel Anderes zu rühmen als die Kürze, worin er sogar seine griechischen Vorbilder übertroffen habe. Aber je mehr man schon im Alterthum lernte, was eigentlich Kunst der Geschichtschreibung sei, je mehr man auch der ausgeprägten Eigenthümlichkeit ihr Recht zugestand und einsah, dass ein Schriftsteller, der keine Nachahmung verträgt, desshalb doch musterhaft sein könne, desto mehr erkannten die Verständigen seinen unschätzbaren Werth, und Quintilians gerechte, neben seiner unbestochenen Kritik desto mehr geltende Würdigung, so wie das kurze Lob des Tacitus (Ann. 3, 30),,C. Sallustius, rerum Romanarum florentissimus auctor" wiegen hinreichend die missgünstigen Urtheile Anderer auf.

Auch wurden während der Kaiserzeit und im Mittelalter die Schriften Sallusts ungemein viel gelesen und excerpirt, ein Umstand, der eben so zu ihrem Lobe spricht als er ihnen vielfach Schaden gebracht hat. Denn dadurch entstanden eine überaus grosse Menge von Handschriften und allmählich, auch schon in sehr alter Zeit, so viele Verschiedenheiten im Text, dass die Aufgabe denselben in seiner Reinheit herzustellen von jeher zu den schwierigsten Dingen gehört hat. Viele ausgezeichnete Gelehrte haben sich derselben zum grössten Nutzen für den Schriftsteller unterzogen und oft hat ihr Scharfsinn das unzweifelhaft Richtige getroffen, aber zu einem ganz genügenden Resultat wird man, wenn es nicht gelingen sollte die Quellen, aus denen unsre Texte geflossen sind, scharf zu sichten und zu classificiren, vor der Hand schwerlich gelangen können,

Zur Einführung in die Lectüre der beiden noch vollständigen Schriften Sallusts, der Verschwörung des Catilina und des Jugurthischen Krieges, mag das bis hierher Gesagte ausreichen. Für die Reden und Briefe aus den Historien, welche die vorliegende Schulausgabe als die unter den vorhandenen Resten allein in sich abgeschlossenen Stücke auch noch aufgenommen hat, werden besondere kurze Vorbemerkungen nöthig sein. Daher hier nur so viel, dass diese grösseren Bruchstücke, welche an der vorher erwähnten Unsicherheit des Textes weniger leiden als die andern Schriften, und die Spuren der Eigenthümlichkeit Sallusts noch unverfälschter an sich tragen, ebensowohl desshalb als wegen ihres inneren Werthes im hohen Maase verdienen, die ihnen von Gelehrten längst zu Theil gewordene schätzende Anerkennung und fleissige Benutzung auch bei der studirenden Jugend zu finden.

Nur dieser Jugend, der reifenden sowohl wie der gereifteren, will die gegenwärtige Ausgabe theils durch Erleichterung des Verständnisses theils durch Anregung des Nachdenkens förderlich sein. Einen anderen höheren Anspruch macht sie nicht und will eben so wenig den Dank, welchen sie den viel umfassenderen gelehrten Leistungen früherer Herausgeber und Erklärer des Sallust schuldig ist, auf irgend eine Weise verhehlen oder in Schatten stellen, auch wenn die beigefügten Bemerkungen nicht ausdrücklich darauf hinweisen. Dem Texte nach schliesst sich dieselbe im Catilina und Jugurtha zunächst an die von Dietsch besorgte Textausgabe (Leipzig, Teubner, 1850) an, ohne derselben überall unbedingt zu folgen; bei den Reden und Briefen im Allgemeinen an die letzte Orellische Ausgabe (Zürich 1840). Benutzt sind ausser diesen und andern Ausgaben, so wie einer Anzahl Hülfsschriften, hauptsächlich die Arbeiten von Kritz, Fabri, die grössere Ausgabe von Dietsch, die von C. G. Zumpt (Edinburg 1848), die frühere Ausgabe der Reden und Briefe von Orelli, endlich die verschiedenen Editionen von Gerlach, die neueste dritte (Basel 1852) wenigstens theilweise.

Berlin, im Januar 1852.

DE CONIURATIONE

CATILINE

LIBER.

C. SALLUSTI CRISPI

DE CONIURATIONE CATILINE LIBER.

Omnis homines, qui sese student praestare ceteris anima- 1 libus, summa ope niti decet, ne vitam silentio transeant veluti pecora, quae natura prona atque ventri obedientia finxit. Sed 2 nostra omnis vis in animo et corpore sita est; animi imperio, corporis servitio magis utimur; alterum nobis cum dis, alterum cum beluis commune est. Quo mihi rectius videtur ingeni quam 3 virium opibus gloriam quaerere et, quoniam vita ipsa qua fruimur brevis est, memoriam nostri quam maxume longam efficere. Nam divitiarum et formae gloria fluxa atque fragilis est: virtus 4 clara aeternaque habetur.

1. 1. sese student praestare: Durch den Acc. c. inf. (bei studere seltener als bei velle, cupere u. a.) wird das Streben als ein solches bezeichnet, welches darauf ausgeht, dass der natürliche Vorzug vor den Thieren wirklich zur Geltung komme und als solcher erkannt und anerkannt werde. Es ist also ungefähr student ita se gerere ut praeferantur ceteris animalibus.

vitam silentio transeant: Den Sinn des Ausdrucks, und welchen Ruhm Sall. empfiehlt, zeigt besonders 2, 8 u. 9; silentio ist: SO dass Alles von ihnen schweigt (weil sie nämlich nichts der Rede werthes thun).

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prona: Ov. Met. 1, 84 pronaque cum spectent animalia cetera terram, os homini sublime dedit, caelumque tueri russit et erectos ad sidera tollere vultus.

animo

2. animi ... utimur: imperatore, corpore servo magis utimur. Der Sinn also: bei allem, was wir mit dieser Kraft ausrichten, ist der Geist mehr als Herrscher, der Körper mehr als Diener thätig.

3. quo.. rectius: Es werden zwei Verhältnisse mit einander verglichen, das erste zwischen di und beluae, das zweite entsprechende zwischen ingenium und vires (Körperkraft).

virium opibus ist vermöge der umfassenden Bedeutung von opes eben so wenig auffallend, als umgekehrt bei Virg. Aen. 12, 552 pro se quisque viri summa nituntur орит vi.

vita ipsa: im Gegensatz zu der memoria nostri. qua fruimur ,,unser leibliches Leben".

4. fluxa: von der innern Haltlo

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