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römische Reich noch heutiges Tages regiert, und bis an den jüngsten Tag bleiben wird, ist ja nichts anders, denn heidnische Weisheit, welches die Römer, ehe denn Roma von Gott selber oder Christo etwas gehört hat, gesetzt und geordnet haben. Und ich achte wohl, wenn jetzt alle Juristen in einen Kuchen gebacken, und alle Weisen in einen Trank gebrauet würden, sie sollten nicht allein die Sachen und Händel unangefasst lassen, sondern auch nicht so wohl davon reden und denken können. Denn solche Leute haben sich in grofsen Händeln müssen üben, und gar mancherlei Menschensinn kennen lernen, sind dazu mit hoher Vernunft und Verstand begabt gewest. Summa: sie haben gelebt, und werden nicht mehr leben, die solche Weisheit im weltlichen Regiment gehabt haben.»><

Zugabe

zur zweiten Abtheilung des sechsten Abschnittes.

Der Imperator Hadrianus mochte sich selbst,

d. h. erkannt haben, was er, als ein lege solutus, seinem eigentlichen Wesen nach sey, und wie seine Erscheinung nicht anders, als entweder auf eine fürchterliche, oder auf eine lächerliche, oder wohl auch auf jene und diese Weise zugleich, wirken könne, wo denn bald die Furcht das Lachen, bald das Lachen die Furcht austreibt. Hadrianus constituirt, im Jahre 233 (Const. 3. Cod. de testamentis): »Ex imperfecto testamento nec Imperator hereditatem vindicare posse, saepe constitutum est. Licet enim Lex Imperii solemnibus iuris Imperatorem solverit: nihil tamen tam proprium Imperii est, quam legibus vivere. Doch zu spät: denn der Welt Anfänge waren abgelaufen, und damals

vor 233 Jahren

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eingetreten die grofse Anstalt für die Fülle der Zeiten, nach dem Vorsatze Dess, der alle Dinge wirket nach dem Rath Seines Willens, und Der Seine Verheissungen erfüllet. Kannten die Römer diese VerheissunWar doch ihr Schall in alle Lande gen? ausgegangen und die Römer, die auf Alles aufmerksamen Römer, wären die Einzigen gewesen, die von der grofsen Botschaft nichts vernommen hätten? die Einzigen, denen es unmöglich gemacht gewesen wäre, zu erkennen, auf welchen Ort, auf welche Zeit dieselbe deutete? Die Geschichte der Zukunft stand mit den bestimmtesten Zügen in den heiligen Schriften des Volkes Israel aufgezeichnet: die Erwartung eines Messias in Judaea, einer römischen Provinz, konnte den Römern nicht unbekannt seyn. Allein jene Zukunft war so in der Stille und Unscheinbarkeit zur Gegenwart geworden, das Verheissene so ohne Glanz, ohne Gröfse und Würde in Erfüllung gegangen, dass selbst in Israel nur Wenige darauf merkten. Dennoch musste, so wahr die Schriften Mosis und der Propheten, so wahr Daniel 9, 24. und Haggai 2, 69. nicht lügten, jetzt, gerade in dieser Zeit der Verheissene erscheinen. Und er erschien zu der

bestimmten Zeit;

aber während Joseph und

doch

Maria, Zacharias und Elisabeth, Simeon und Hanna des in demüthiger Niedrigkeit erschienenen Menschensohnes demüthig sich erfreuen, steht der ganze Orient in der gespanntesten Erwartung da, verlangend nach einer IIaparnomous, nach einem in die Augen fallenden Gepränge, nach Kriegsjubel und Triumphgeschrei; dieses Alles blieb für den peudorgopmtns aufbe wahrt. Von jener, auf das Aeufserste gesteigerten, Erwartung fanden im Jahre 70 die römischen Legionen den Beweis in der hartnäckigen Gegenwehr, mit welcher die Juden das Land und die vesten Plätze vertheidigten; auch blieb der Grund, die Quelle dieses Heroismus den Siegern nicht verborgen. So berichtet Tacitus Histor. V, 13.: » Pluribus persuasio inerat, antiquis sacerdotum litteris contineri, eo ipso tempore fore, ut valesceret. Oriens profectique Judaea rerum potirentur,« und Suetonius in vita Vespasiani: »Percrebuerat Oriente toto vetus et constans opinio, esse in fatis, ut eo tempore Judaea profecti rerum potirentur.<< Als Jerusalem erobert war, rettete Titus aus dem, wider seinen Willen in Brand gesteckten, Tempel die Urschrift jener sacerdotum litterae. Er

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sendete dieselben nach Rom, und enthielt nicht zugleich diese Sendung den Beweis, dass die, von Judaea aus den Römern drohenden, Fata jetzt abgewendet, und die Worte der Propheten zu Schanden gemacht seyen? Denn darin lag die Schmach der Besiegten, dass die Götter Roms stärker sich erzeigt hatten, als der Gott Israels: und eben so hierin der Ruhm der Sieger; denn einen Priester-Betrug in seiner Blösse dargestellt zu haben, das wäre den Siegern ein geringer Ruhm gewesen. Aber bei allem dem zeigt sich die grofse Anstalt für die Fülle der Zeiten bereits eingetreten, das Regiment des Königreiches der Himmel denn a potiori fit denominatio in voller Wirksamkeit. Siegend war der Menschensohn auferstanden, triumphirend gen Himmel gefahren: was ist hingegen des Titus Sieg, des Titus Triumphzug, und steht in jenen sacerdotum litterae nicht auch vom Titus selbst geschrieben? ist er nicht einer der ersten von der unabsehbaren Reihe derer, welche, unwissend und wider ihren Willen, der königlichen Weltregierung als Werkzeuge dienen, um die Drohungen in Vollziehung zu setzen, welche stets den Verheifsungen gegenüberstehen. Keine schlechthin und in Willkühr ausgespro

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