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Mittel die Partheyen zu vereinigen, fruchtlos bleibe.

Doch Claudius will von keinem Vergleiche hören.,,Kein Vortheil, sagt er, kann die Beschimpfung wieder gut machen, die man meiner „Redlichkeit erwiesen hat.

Und Appius seines Theils behauptet, daß diese Betrachtung, welche die Ehre zum Grunde habe, ihm den Mund schließe, und die Hånde binde.

Umsonst bestehet Appius sowohl bey dem einen als bey dem andern darauf. Claudius versichert, daß seine eigne Ehre ihn einen so vortheilhaften Vergleich auszuschlagen nöthige; und der Decemvir schüßt seine Unpartheylichkeit vor, ihn zu befehlen. Alles, was der verzweis, felnde Vater erhalten kann, ist, daß er mit feiner Tochter noch insgeheim reden darf, und zwar unter dem Vorwände, wo möglich, einige Erläuterungen von ihr zu erhalten, die seinen Schmerz etwa lindern könnten. Appius legt ihm aber gleichwohl die Bedingung auf, daß sie Claudius nicht aus dem Gesichte verlieren solle, worein Virginius auch willigen muß, und es verspricht. Der Vater und die Tochter begeben fich also zusammen weg, und Claudius folgt Ihnen.

Dritter

Dritter Auftritt.

Nachdem sie weg find, befiehlt der Decemvir allen übrigen sich gleichfalls fortzubegeben, weil, wie er sagt, der Proceß aus sey, und sein Urtheil nicht aufgehoben werden könne. Er droht so gar, sie mit Geroalt dazu zu zwingen; doch der ́ muthige Jcilius, welcher bis jezt ein tiefes Stillschweigen beobachtet hat, antwortet ihm. „Deine Befehle, Uppius, erschrecken mich nicht. „In Erwartung andrer, kann ich mich noch nicht ,,von hier begeben.

„Wie? verseht Appius; so ist mein Zorn ,,nicht vermögend deine Kühnheit im Zaume zu halten. Auf dann, Schergen und Soldaten

Vierter Auftritt.

Hier wird er durch die Ankunft des Pales rius und Horatius unterbrochen, welche an der Spiße einer Menge Römer herben eilen. Diese zwey Rathsherren brauchen weiter keine Mäßigung. Sie werfen dem Decemvir öffentlich seine Tyranney und seine Ausschweifungen vor. Sie dringen darauf, daß er Virginien ihrem Vater zurückgeben, ober des Mißvergnůgens so vieler rechtschafnen Lente, die sie zurück verlangen, und die ihn ohne dieses Verbrechen schon verabscheuen, gewärtig seyn solle. Doch Appius beharrt halsstarrig bey seiner Verirrung und antwortet mit zuversichtlicher Mine:

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,,Ob ich gleich den ungestümen Lerm sehe, auf welchen sich eure Kühnheit stüßet, so werden ,,die Drohungen meinen Arm doch nicht abwenz den, so lange ihn die Gerechtigkeit selbst lenket. Fünfter Auftritt.

In diesem Augenblicke erscheint Virginius wieder, mit einem blutigen Dolche in der Hand, und spricht einige abgebrochne Worte, welche feine Verwirrung, seinen Schmerz und seine Verzweiflung ausdrücken. Alle die ihn sehen find in der größten Erwartung, und einen jeden schauert, als endlich der unglückliche Greis anhebt:,,Es ist geschehen, Barbar; es ist ge schehen. Ich habe für meine Ehre nichts mehr ju fürchten. Dieser Dolch hat eben der schö „nen Virginia das Leben genommen, welche mit Vergnügen ihre Jugend und ihre Reize aufgeopfert, um ihre Tugend zu retten und sie „gegen deine strafbaren Begierden in Sicher,,heit zu sehen. Auch der nichtswürdige Clau„dius ist durch mein Schwerd umgekommen. ,,Nun aber, liebsten Freunde, welche Wuth bemeistert sich meiner! Wenn meine grauen Haare einigen Troft von euch hoffen ,,können; wenn das schöne und unschuldige Opfer, welches ich habe schlachten müssen, die ,,unbeweglichsten Herzen rühren kann; wenn ,,die mächtige Liebe des Vaterlandes ihre Rech»te zurück heischt; wenn der offenbare Mißbrauch

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"der

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,,der obersten Gewalt, eure alten Gesinnungen ,,wieder erwekt; wenn euch die Knechtschaft schimpflich und entehrend scheinet: so steht mir ,,wider dieses Ungeheuer bey. Halte nicht lån ger an dich, tapfrer Jeilius. Und ihr, edlé Rathsglieder, verbindet euch mit mir. Ob ihr schon bis jezt, uns zu Hülfe zu kommen, gezaudert habt, so erlaubt euch doch noch die ,,Zeit, an der gemeinen Rache Theil zu nehmen.

Die erniedrigte Vernunft verlangt den Tod ,,des Tyrannen. Das Blut einer unglücklichen „Römerin verlangt ihn.

Welchen Streich verseßt diese Nachricht dem verliebten Jcilius! Sein Haß, seine Wuth, fein gerechter Zorn gegen den Decemvir kennen weiter keine Grenzen. Er zieht so gleich den Degen, und da die übrigen alle ein gleiches thun, so stürzen sie insgesammt auf den Appius und seine Wache. Die zwey Rathsglieder tre ten auf ihre Seite, und der stolze Appius, welcher viel zu schwach ist, einen so harten An fall auszuhalten, ist genöthiget mit seinen Leuten in das Capitolium zu fliehen.

Sechster Auftritt.

Indem man ihn verfolgt, beklagt Publicia mit den andern Römerinnen das traurige Schik fal der Virginia, und die unglücklichen Um. stånde, in welchen sie sich selbst befinden. Sie sehen überall nichts als Grauß, Verwirrung und Schrecken.

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Schrecken. Und indem sie so zwischen Furcht und Hofnung schweben, bitten sie die Götter das, Leben der tapfern Verschwornen zu erhalten, und ihren Waffen Sieg zu verleihen.

Siebender und lezter Auftritt.

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Unterdessen verbleiben sie nicht lange in dieser grausamen Ungewißheit. Icilius kömmt, mit feinem vom Blute rauchenden Degen in der Hand, zurück, und meldet ihnen den Tod des verhaßten Appius.

Diese Nachricht lindert ein wenig den Schmerz der Publicia; doch ist dieses für sie, deren Herz von dem Verluste ihrer Gebietherin auf das em3 pfindlichste durchdrungen ist, und die nach nichts als nach Rache dürftet, noch nicht genug. Sie muß zu ihrer Tröstung noch wissen, wie der Barbar umgekommen ist. Sie ersucht den Jcilius, es ihr zu erzehlen, damit sie an der Ehre dieses Ausganges Theil nehmen könne; und Jcilius thut ihr mit folgenden ein Genüge.

„Kaum waren wir, Publicia, über ihn her ,,gefallen, als ihn seine Schergen und seine Sol„daten verliessen. Sie flohen und zerstreuten

fich, ohne einen Streich zu wagen, die einen ,,aus Haß, die andern aus Furcht. Als der ,,Tyrann sich von Schwerdtern umringt sahe, und gewahr ward, daß ich bereits den Arm erho

,,ben

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