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faktisches Ablassen und Ablassenmüssen von der Aussicht, das gesammte Geschlecht der Menschen im Zweifel an Gottes Liebe zu erhalten, und hiemit ist das Thatsächliche des Vannes, welches die Menschheit an das Reich des Bösen verhaftet, gelöset, die Sünde der Menschheit ist durch den leis denden Gehorsam ihres Stellvertreters gesühnt, es ist aus der Menschheit heraus etwas ihre Sünde dynamisch Vernichtendes, d. h. den Zusammenhang der menschlichen Sünde mit der satanischen Lüge zu vernichten Fähiges, geschehen. Und eben weil sie Thatsache ist, und als solche gepredigt werden kann, kann sie in Allen das Vertrauen wieder wecken, kann den Bann des Zweifels, daß Gott selig machen wolle, in den Herzen aller Sünder lösen, kündigt ihnen Allen die Begnadigungsfähigkeit an, und ertheilt die Begnadigung denen wirklich, die da glauben. Ziehen wir so den, durch die Schrift bezeugten, Zusammenhang des gesammten Weltbösen, des der Geister und der Menschen, mit in die Betrachtung des Todes Jesu hinein: so erscheint sie als der große Mittelpunkt des ganzen Erlösungswerkes, durch dessen Kundwerdung vor Engeln, Geistern und Menschen der faktische Ueberschritt aus der Herrschaft der Sünde (welche mittelbar auch eine des Satans ist) in die Gemeinschaft Gottes durch Christus für die Glaubenden möglich ist *). Denn diese Thatsache ist unabhängig von der Annahme der Einzelnen, obwohl nicht von der göttlichen Voraussicht einer wirklich

*) Es bedarf kaum der Bemerkung, wie diese Auffassung der Versöhnung wesentlich verschieden sei von der krassen Vorstellung einiger Kirchenväter, daß dem Teufel gleichsam ein Recht über die Menschen zugestanden habe, für welches ihm durch Christi Tod ein Aequivalent sei gegeben worden. Von keinem Rechte des Teufels kann auf das Entfernteste die Rede sein, sondern von dem Rechte Gottes, sein Ebenbild, den Menschen, wenn er einwilligt, zu begnadigen, und von dem Klarwerden dieses Rechts, in dem Gehorsam des Soh. nes Gottes bis zum Tode, vor der Geisterwelt.

sich um Christus sammelnden Gemeine, aber für jeden Einzelnen wird sie erst belebend durch den Glauben an den die Welt mit sich versöhnenden Gott in Christus.

So wenig diese Auseinandersehung den Zweck hat, das Geheimniß aus der Versöhnungslehre hinwegzunehmen, oder unabhängig von dem Ansehn der Schrift, welche vielmehr durchaus dabei zum Grunde liegt, den wahren Begriff der Versöhnung zeigen zu wollen: so gewiß ist sie geeignet, jene auf dem pelagianisch-socinianischen Standpunkt entstandenen Einwürfe des Razionalismus, als sei diese Lehre unvernünftig, zurückzuweisen. Denn hier ist nicht von einem Kampfe zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit die Rede, sondern Alles ist Liebe, und eben deshalb ist Alles Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zugleich. Hier kann nicht gedacht werden an eine größere Liebe des Sohnes als des Vaters, da beide, in dem göttlichen Wesen der Liebe vollkommen Eins, den göttlichen Rathschluß der Erlösung vollbringen. Hier ist von keinem Geneigtwerden Gottes zum Vergeben erst durch das in der Zeit dargebrachte Opfer die Rede, sondern ein ewiges allgemeines Wollen der Vergebung liegt in dem Wesen dieses Rathschlusses, die Welt durch Christus zu versöhnen, aber die Hindernisse, welche der Gnadendarbietung von Seis ten des heiligen Gottes an die fündige und in Entfremdung verschlungene Welt entgegenstanden, verschwanden erst das mals, als die vollkommen gerechte, im Leiden und Tode bez währte Persönlichkeit Christi an sich selbst die ewige und reine Liebe des erlösenden Gottes bewährte.

b. Daß die Aussprüche Christi und die Stellen der apostolischen Briefe, welche von der Erlösung handeln, ausdrücklich eine objektive Versöhnung, welche unabhängig ist von der Besserung der Menschen, lehren, kann nicht bezweifelt werden, wenn wir folgende Stellen beachten: Matth. 20, 28, wo Christus die Hingebung seines Lebens ein avToov nennt ein Ausdruck, welcher bei den Alexandrinern für 5, Preis der Befreiung, Lösegeld steht Er. 21, 30.

Num. 35, 31, 32; Matth. 26, 28, wo der Tod Christi für die Stiftung des neuen Bundes erklärt wird, mit Rücksicht auf den alten, der ebenfalls durch ein Sühnepfer gestiftet wurde (2 M. 24, 8; Hebr. 9, 20); 1 Joh. 2, 2, wo Christus ilaouos für die Sünden der ganzen Welt genannt wird, welches bei den Alexandrinern für ➡, d. i. Sühnopfer, steht, Num. 5, 8, und für n Ezech. 44, 27, vgl. 2 Makk. 3, 33; wie ihάoxedai für 5, als gesühnt, bedeckt behans deln, vergeben, Ps. 65, 4. Ps. 79, 9. Lev. 5, 6. 10. 16; Róm. 3, 25, wo Christus das von Gott aufgestellte iλaoτýgrov (wahrscheinlich zu ergänzen dõμa) genannt wird; 2 Kor. 5,19, wo gefagt wirb: ὁ Θεός ἦν ἐν Χριστῷ κόσμον και ταλλάσσων ἑαυτῷ, καταλλάσσειν bebeutet aber verfinent, und da es auf den xóouos bezogen wird: so kann es nicht diejenige Versöhnung sein, die der gebesserte Mensch in sich erfahrt; fol. 1, 20, το δας αποκαταλλάσσειν δε πάντα im Himmel und auf Erden Christo beigelegt wird in Bezug darauf, daß das göttliche nλżowμa in ihm wohnte; 1 Tim. 2, 5, wo von Christus gesagt wird, daß er sich selbst als drtikvτgov ineq návrov gegeben habe; 1 Petr. 1, 9, wo den Christen vorgehalten wird, daß sie erlöst seien (šλvrowInte) durch das Blut Christi als eines fleckenlosen Lammes, und wo diese Erlösung deshalb eine objektive Versöhnung in sich schließen muß, weil die Christen gerade durch diese Hinweisung von der Fortsetzung des sündigen väterlichen Wandels sollen abgehalten, also noch nicht als solche betrachtet werden, in denen die subjektive Versöhnung vollendet sei; nicht zu erwähnen der zahlreichen Stellen in der Epistel an die Hebråer, welche, wesentlich übereinstimmend mit den paulinischen, johanneischen, petrinischen Stellen, Christus als den einzig wahren priesterlichen Mittler betrachten, der durch das Opfer seiner selbst die ewiggeltende Ers lösung gestiftet habe.

Diese Stellen sind so klar, daß der Razionalismus wenigstens heutzutage nicht mehr versucht zu bestreiten, daß

in ihnen der Begriff eines zur Sühnung der Schuld und Sünde nothwendigen Opfers ausgedruckt sei. Aber er sagt, gerade aus dieser Gleichheit des apostolischen Ausdrucks mit den Bezeichnungen der mosaischen Sühnopfer lasse sich fol gern, daß die Apostel in dieser Sache sich nur nach den nichtigen Vorstellungen der Juden akkommodirt håtten, ja daß sie nur zu dem Zwecke, den Juden das Aergerniß `an dem Lode Christi zu nehmen und ihnen die fortan im Christens thume Statt findende -Entbehrung wirklicher Opfer zu erleichtern, sich so ausgedruckt håtten, als wenn Christi Tod ein Opfer sei, was er doch in der Wahrheit nicht sei *).

Diese Bemerkungen fallen aus folgenden Gründen: 1. Wenn die uns überlieferten Worte Christi selbst für dies fen Versöhnungsbegriff sprechen (s. oben): so ist aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß der Herr selbst das Wesentliche in kürzeren Andeutungen vor seinem Tode und in ausführlicheren, und um so feierlicheren und ausdrückliche, ren, nach seiner Auferstehung den Jüngern mitgetheilt habe (vgl. Lukas 24, 25-27: „, ihr Thoren und trägen Herzens u. s. w.“). Und es ist nach dieser und den früher an

*) Wegscheider §. 139: „Alii denique, qui probe intellexissent, notionem mortis Christi vicariae e libris ss. interpretationis ope penitus removeri non posse, in quo quidem efficiendo nonnulli frustra elaboraverunt, omnem hanc doctrinam accommodationi vel a Iesu eiusque discipulis, vel ab ipso Deo necessitatibus et desideriis illorum temporum benigne consulente, sapienter adhibitae tribuerunt." Dies ist mehr hi storisch gesagt. Aber die eigene Meinung des Verf. §. 141: ,,Primum enim haud male dictum est, omnem hac de re sententiam comparatione niti de sacrificiis piacularibus, quae apud omnes fere gentes incultiores, inprimis apud Hebraeos, usitata erant, et ipsi Iesu Christo iam improbata (hiefür wird Joh. 4, 23 angeführt), unde hunc ipsum dogma illud tanquam summum fidei christianae caput nondum tradidisse recte concluditur.“

geführten Stellen eine ungemein schwache Behauptung, daß die Worte Christi, die wahren Anbeter würden einst den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten, dafür zeugen, daß Christus das Opfer seiner selbst für unnüß erklärt habe (s. die lehte Note). Eben so wenig sind diejenigen Stellen gegen dieses Opfer, in welchen Christus denen, die an ihn glauben, die Sündenvergebung ankündigt *). Denn diese Ankündigung enthielt die trostreiche Versicherung der Vergebung ihrer bisherigen Sünden an Israeliten, die an ihn glaubten. Der Glaube an ihn sollte und mußte sich aber vollenden in dem Glauben an seine Auferstehung und sein dadurch bestätigtes Opfer im Tode,, ganz ähnlich wie alle fromme Israeliten vor Christus der Vergebung der Sünden gewiß wurden, ohne um die allgemeine Sühnung der Sünde der ganzen Welt anders als durch die dunklere oder hellere Hoffnung auf den Messias zu wissen. Aus diesem Grunde, daß Christus solche Sündenvergebung ertheilte, zu folgern, er könne nicht von dem Opfer seines Todes gesprochen haben, ist, mindestens gesagt, willkührlich.

2. Solange die Thatsache nicht umgestoßen ist, daß Christus seinen Jüngern den Geist der Wahrheit versprochen hat, der die ihnen noch anhaftenden Irrthümer hinwegnehmen und sie zu solchen Lehrern der Völker machen werde, in denen er selbst würde und müsse gehört werden (Luk. 10, 16), ist es unmöglich, ohne die Verlegung der Besonnenheit und Wahrhaftigkeit Christi (die der Razionalismus doch nicht verletzen will) zu behaupten, die Apostel håtten sich zu einem Grundirrthume der Juden (denn als solchen sieht der Razionalismus die Nothwendigkeit eines Sühn

*) Wegscheider §. 137 führt in diesem Sinne an Matth. 4, 17. 6, 12. 9, 2. 22. Marc. 2, 5. 5, 34. 12, 33. Luk. 7, 47. 10,25, 15. 18, 14. Joh. 3, 3. 8, 11. (cf. §. 141). Auch Luk. 24, 47,

welches doch in dem klarsten Zusammenhange mit der Bezeugung der Nothwendigkeit von Christi Leiden und Tode steht.

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