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Fasfer des Etwas sie schwerlich unerörtert lassen. wird, wenn er nöthig finden sollte, sich über ein und ande. res nåhér zu erklären, woran ich gar nicht zweifle.

Die Schlußanmerkung des Gegners, hångt mit dem allgemeinen Mißverstande auf das bündigste zu fammen. Ueherdem hat sie etwas eigenes, dem eine ,,Deklamation, die zu nichts führen kann, zu nichts führen soll, allerdings aus dem Wege gehen muß. -- Bey körperlichen Schäden sagt man daß die Wunde, die unfühlbar wird, der kalte Brand ergriffen habe. Wer nur wieder Schmerz erregen könnte, håtte schon zum Theil geholfen. Aber von der Hüls fe weggesehen, ist sogar ein hoffnungsloser Schmerz besser, als ertödtetes Gefühl. Lieber will ich Sclave seyn, als Sclaverei nicht hassenz lieber jammervoll als niederträchtig; lieber mißvergnügt als feig. Dieß erinnert mich an eine Rede Mendelssohn's. Einer meiner Freunde unterhielt denselben von dem angst und schreckenvollen Gottesdienste gewisser Völ ker, und glaubte, es wåre ihnen besser gar nichts zu glauben, als solche teufelische Wesen zu verehren. Dieser Meynung widersprach der Weise. Er sagte: Diese Velker gewånnen immer noch bey ihrem Got

tesdienste eine gewisse Erhabenheit des Gedankens, eine gewisse Entwickelung des Geistes, und eine' heil same Erschütterung der ganzen Seele, die fie reich. lich schadlos hielte. Die Anwendung ist leicht zu machen, und ich freue mich, dem Gegner einen solchen Mann entgegen stellen zu können.

Völlig bin ich übrigens der Meynung:

daß

man die Lichter nicht auslöschen müsse, damit es Tag werde. Aber die Låden aufzumachen, das kann wenigstens nicht schaden, und man hat Beyspiele, daß Leute, die sie aus Furcht des zu frühen Erwachens zu ließen, bis zum zweiten Sonnenuntergang geschlafen haben. Leer und thōricht ist nicht iede Predigt, die es selbst dem Weisen manchmal důnkt. Als Christus zu den Aposteln sagte: Gehet hin in alle Welt, und lehret alle Völker, möchte leicht ein Philosoph der es gehört håtte, laut zu lachen angefangen haben. Wer hätte vor 500 Jahren wohl zu Rom geglaubt, daß ein Mönch in Deutschlaud, dem Dreifachgekrönten die Hälfte seiner Herrschaft rauben, und die andere Hälfte tödtlich schwächen würde? die mächtige Republik Holland entstand ohne alle dahingehende Absicht, und gegen alle Wahre

scheinlichkeit. Nicht weniger unvermuthet bestieg Karl II. nachdem alle seine Anschläge vereitelt waren, und er nichts mehr thun konnte, den Thron von England. Alles lehrt uns, daß wir, was geschehen wird, nicht wissen können. *)

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Darum traue ich mehr der Wahrheit, die ich klar empfinde, als ich meiner Vorsicht traue, die mich täglich irre führt, und als dem Dünkel meis ner Weisheit. Nimia praecautio est dolus. Das ewige Accommodiren, das bey uns so sehr im Schwange geht, und, wie Gleim sagt, noch am Ende eine Milchbarbaren hervorbringen wird, ist nicht meine Sache. Ich begreife nicht einmal den Stolz, der sih Wahrheit zu verwalten untersteht. Das ist

*) Paul Sarpi beginnt sein edles Werk mit diesen Worten: Ich beschreibe die Geschichte einer Kirchenversammlung, die zwey und zwanzig Jahre lang, in verschiedenen Absichten und mit allerley Mitteln, von dem einen Theile gefördert und beeilt, von dem andern gehindert oder aufgehalten wurde, achtzehn Jahre lang bald vereinigt, bald aufgelöst war, niemals während ihrer ganzen Daus er die Gesinnungen ihrer Mitglieder vereinte, und endlich einen, der Absicht ihrer Urheber sowohl als den Besorgnissen ihrer be harrlichen Gegner ganz entgegengesehten Ausschlag gewann; ein klarer Beweis, daß wir unsere Gedanken Gott anheimstellen und uns auf menschliche Klugheit nicht verlassen sollen.:

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Gottes Sache. Also laßt uns ehrlich nur bekennen

was wir ehrlich glauben.

Er wird schon zusehen.

Ueber das Buch: Des lettres de Cachet und eine Beurtheilung desselben. (Zuerst gedruckt im deutschen Museum 1783.)

Ich verdanke die erste Bekanntschaft mit diesem Werke den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sas chen; und ich schäße diesen Vortheil so hoch, daß ich deßwegen gerne die nicht geringe Verlegenheit verzeihe, worein dasselbe Blatt mich durch den Ausa spruch seht: es würden wenig Månner von Verstand dieses Buch ganz lesen können; denn ich muß gestes hen, daß ich es von Anfang bis zu Ende durchgelesen und mit ihm allein mehrere Tage mich beschäftigt habe ohne die geringste Reue. Nun sehe ich aber keinen Grund, warum ich eben zu den Wenigen ge hören follte, welche Männer von Verstande sind und das ganze Buch demungeachtet lesen können; und nicht eher zu den Vielen, die es nur deswegen ganz

verschlingen, weil es ihnen am Verstande fehlt. Ich habe mein geduldiges Ertragen dieser Kránkung auf die Rechnung meiner Dankbarkeit allein geseht; aber ich rühmte mich von dieser Seite wohl ein wenig mehr, als ich verdiene, da ich mich so ziemlich im Geschmacke der alten Deutschen fühle, von denen Tacitus erzählt: muneribus gaudent, sed nec data imputant, nec acceptis obligantur. Was mich so gelassen macht, ist nicht sowohl Erkenntlichkeit als Grundsah, indem unzählige Betrachtungen mich überzeugten, daß man Dinge dieser Gattung nicht so leicht zu Herzen nehmen müsse. Wie oft verklas gen wir uns nicht einander gegenseitig, find verklagt von Lebendigen und Todten wegen Dummheit, Thorheit, Schwärmerey, Gefühllosigkeit, und, vor allen Dingen, wegen Unsinn! Möfer fagt irgendwo in seinen patriotischen Phantasien bey einem gewissen Saße: es wåre unsinnig oder nårrisch, ihn zu låugnen; und ich versichere, daß ich diesen Unsinn oder diese Narrheit an mir habe, ohne Möfern seines Ausspruches wegen im geringsten weniger zu ehren und zu lieben, noch deßwegen auch für Möser's Ache tung gegen mich im mindesten besorgzt zu seyn. Ich

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