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6.W.

Vorwort.

Die neue Bearbeitung der Schultzschen Ausgabe

von Ciceros Reden de imperio Cn. Pompei (pro lege Manilia) und pro Archia poëta weist folgende Veränderungen auf:

1. Der Text ist entsprechend dem heutigen Stande der Textkritik revidiert worden;

2. im Kommentar sind vor allem die für das Verständnis erforderlichen sachlichen Erläuterungen hinzugefügt worden, daneben aber auch eine grofse Anzahl sprachlicher Erklärungen;

3. an Stelle des lateinischen Argumentum ist eine deutsche Einleitung beiden Reden vorangestellt worden.

Marburg, im Januar 1898.

Dr. Adolf Lange.

163961

Einleitung zur Rede de imperio Cn. Pompei.

§ 1. Mithridates.

Mithridates VI. Eupator (120-63 v. Chr.), der als elfjähriger Knabe den pontischen Königsthron bestiegen hatte, war unter beständigen, durch die Nachstellungen seiner Vormünder bewirkten Lebensgefahren zu einem gewaltigen Manne herangewachsen. In seinem riesigen, durch die Gefahren seiner Jugend, durch Jagdzüge und Waffenhandwerk gestählten Körper wohnte ein hochstrebender, herrschsüchtiger Geist. Ausgezeichnet durch Redegewandtheit und Beherrschung der verschiedensten Sprachen - er sprach ohne Dolmetscher einer jeden der 22 Völkerschaften, die er beherrschte, in ihrer Sprache Recht, hervorragend durch eine unermüdliche Rührigkeit, persönlich tapfer und als Feldherr tüchtig, die Schwä-. chen seiner Gegner mit scharfem Blick erspähend, die Zeitverhältnisse schlau benutzend, zäh festhaltend an seinen Plänen, dabei nie wählerisch in seinen Mitteln, Verrat und Mord ohne jede Regung des Gewissens gegen jedermann übend, mifstrauisch selbst gegen seine nächsten Anverwandten, grausamer noch als die anderen asiatischen Despoten, schuf er sich eine gewaltige Macht unter den Augen der Römer, die zu spät erst ihren gefährlichsten Feind in ihm erkannten. Zu seinem ursprünglichen Reiche Pontus am Schwarzen Meere eroberte er Kolchis, das bosporanische Reich (die Krim und die nördlichen Küstenländer des Schwarzen Meeres) und Kleinarmenien; er besetzte ferner Kappadocien und in Gemeinschaft mit Nikomedes von Bithynien auch

Paphlagonien und trat in enge Verbindung mit dem König Tigranes von Grofsarmenien, dem er seine Tochter Kleopatra zur Frau gab. So war er nicht nur in Kleinasien der mächtigste Herrscher, sondern hatte auch bereits in Europa festen Fufs gefafst und Verbindung mit den hellenischen Staaten angeknüpft, denen gegenüber er sich als Vorkämpfer des Hellenentums gegen die römische Zwingherrschaft aufspielte.

§ 2. Erster Mithridatischer Krieg (88-84).

Als er mit Hilfe des Tigranes Kappadocien besetzte und auch Bithynien in seine Gewalt zu bringen trachtete, wandten sich Ariobarzanes von Kappadocien und Nikomedes III. von Bithynien an Rom um Hilfe (91). Die Römer schickten den Konsular Manius Aquillius nach Kleinasien als Gesandten, dessen energischem Auftreten es gelang, beiden Königen ihre Reiche wieder zu verschaffen; doch damit nicht zufrieden, drängte Aquillius den Nikomedes zu einem Einfall in Pontus. Mithridates leistete ihm keinen offenen Widerstand, sondern führte Beschwerde bei Aquillius; als aber dieser ihn abwies und ihm noch dazu verbot, die Waffen gegen Nikomedes zu ergreifen, schritt Mithridates zum Kriege gegen Rom. Nach umfassenden Rüstungen brachte er 250 000 Mann zu Fufs, 40000 Reiter und 300 Kriegsschiffe auf. Sein glänzender Sieg über die Bithynier 88 und seine Siege über mehrere römische Abteilungen unter Cassius und Aquillius liefsen die Asiaten in ihm den Retter vom römischen Joche erblicken; da zudem noch die Nachrichten über den Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla die nationalen Hoffnungen der Kleinasiaten bestärkten, ward Mithridates von Hellenen und Barbaren in ganz Kleinasien mit Jubel als Befreier empfangen. Den Konsular Aquillius, den ihm die Mytilenäer auslieferten, liefs er auf einem Esel gebunden durch ganz Kleinasien

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