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wie die Art der Ausführung zeigt, daß sie unseren Teubner- und Weidmannausgaben vollkommen parallel laufen. Levaillant gibt nicht nur Analysen der Reden, abgesehen von den Noten unter dem Text grammatikalische und stilistische 'Remarques', sondern auch auf 60 Seiten eine historische Einleitung, so wie auch Ramain außer den Inhaltsangaben eine 'Introduction'. Der Preis für die beiden solid gebundenen und gut ausgestatteten Bändchen (11⁄2 und 22 Fr.) ist sehr mäßig. Paulus Hildebrandt: Scholia in Ciceronis orationes Bobiensia. Lips. 1907. XLVI. 308 pgg. 8o.

In der Geschichte der abendländischen Palimpseste spielt bekanntlich der Codex Bobiensis eine wichtige Rolle, welcher einen Kommentar zu verschiedenen ciceronianischen Reden, wie der Miloniana, Planciana, Sestiana enthielt, worüber später Akten der Synode von Chalcedon geschrieben wurden: membranis lautis, abrasis, politis. Die erste Entzifferung und Herausgabe besorgte Angelo Mai, und auch der jetzige Vorsteher der Vaticana, Franz Ehrle, hat die jüngeren Philologen in ihren Leseversuchen bestens unterstützt; die besten Augen hatte allerdings Studemund, der uns leider entrissen ist. Ein Ergebnis der neuesten Forschungen ist, daß wir die Handschrift (deren Quaternionen nach Mailand und Rom auseinander gerissen worden sind) dem fünften Jahrhundert zuteilen dürfen. Zwei beigefügte photolithographische Tafeln verdanken wir der Londoner Paleographical society. Vgl. auch Chatelain in der französischen Paléographie.

Neben der Entzifferung hat auch die Kritik viel zu leisten. Eine große Zahl von Gelehrten hat sich an der Arbeit beteiligt, darunter Fr. Leo, der die Neuausgabe anregte. Der Herausgeber hat, wenn auch durch Krankheit gestört, sein Möglichstes getan, und auf zwei Seiten Corrigenda kräftig nachgebessert.

Der Index verborum auf pg. 166-261 ist ein 'plenissimus': der Index nominum pg. 262-300 musterhaft.

Herm. Knöllinger: M. Tullii Ciceronis de virtutibus libri fragmenta collegit. Lips. Bibl. Teubn. VI. 96 pagg. 1908. 8o.

Von dem Commentarius (Dialogus? A[uditor] M[agister]) de virtutibus gibt uns die große Ciceroausgabe von Baiter-Halm nur zwei kurze Zitate, und auch die Literaturgeschichte von Teuffel-Schwabe weiß nicht mehr zu berichten. Um so überraschender ist es, daß wir via Finnland 22 größere Stücke, ganze Kapitel erhalten. Der französische Schriftsteller des 15. Jahrh. nämlich, Antonius de la Sale zitiert in seiner Schrift 'La salade' zahlreiche Stellen aus Tulles de virtutibus', d. h. M. Tullius Cicero, und dieses Opusculum hat zuerst Werner Soederhjelm (Helsingfors 1904) durch den Druck zugänglich gemacht, da der Druck von 1521 wenigen Lesern zur Hand sein dürfte. Knöllinger hat auf Anregung von Richard Wünsch den altfranzösischen Text wiederholt, ins Lateinische übersetzt und die Cicero fragmente herausgeschält. Wir haben also die Gedanken Ciceros, wenn auch nicht sicher dessen Worte. Seine Quelle war ohne Zweifel Panaetius

ПIɛgì άoετõv, wenn auch die Beispiele aus der römischen Geschichte selbstverständlich Zutat des Redners sind. Abfassungszeit: a. 44 oder 43 v. Chr. Die von Soederhjelm benützte Hs. ist codex Bruxellensis 18210 saec. XV.

G. Götz et Fr. Schöll: M. Terenti Varronis de lingua latina librorum quae supersunt. Lips. Teubn. gr. 8o. 1908.

Ob der Druck dieser durch Voranzeige von Götz dem Publikum avisierten Neuausgabe bereits begonnen hat, wissen wir nicht: sicher ist nur, daß sie ungefähr das Format der Grammatici latini von Keil und einen blauen Umschlag haben wird, nicht den rötlich gelben der Bibliotheca. Da nämlich die Kollationen des codex Laurentianus, welche wir von Keil und Groth besitzen, vielfach voneinander abweichen, so hat sich Schöll der Mühe einer Revision unterzogen und damit die Grundlage zu einer 'Recensio' geschaffen, welche auch die direkten und indirekten Zitate aus der varronischen Schrift enthalten wird. Somit wird der Apparatus eine doppelte Rubrik aufweisen, und rechnet man dazu die Erweiterung der Indices, und die (trotz der Konkurrenz von Funaioli) erwünschte Beigabe der 'Fragmenta librorum Varronis grammaticorum', so wie die Besprechung desperater Stellen in der Vorrede, so ist die angekündigte 'Recensio' gerechtfertigt.

Alfr. Gercke: L. Annaei Senecae naturalium quaestionum lib. VIII. Lips. Bibl. Teubn. 1907. XLVI, 278, 8o.

Wie die philosophische Schriftstellerei Ciceros durch den Rückgang der politischen Tätigkeit angeregt worden ist, ähnlich bei Seneca nach dem Tode des Burrus im Jahre 62 n. Chr. Die schwierigste der hierher gehörigen Schriften sind ohne Zweifel die Naturales quaestiones; denn wenn sie auch in zahlreichen Handschriften auf uns gelangt sind, so reichen dieselben doch nicht über das XII. Jahrhundert hinaus und sind zum Teil erst durch Gercke verglichen, beziehungsweise nachverglichen; wie stark aber der Text gelitten hat, geht schon daraus hervor, daß aus den acht Büchern sieben geworden sind und die Vorrede zum Ganzen an den Anfang des dritten Buches versprengt worden ist. Wenn nun Gercke eine neue kritische Ausgabe geliefert und die Spuren des Werkes bei dem Dichter des Aetna, bei Sueton, Ammian, Laurentius Lydus u. a. aufgedeckt hat, so wird man wohl auf dem Titel die Arbeit des Hsgb. als 'Recensio' bezeichnet erwarten; wenn derselbe aber sich mit einem bescheidenen 'edidit' begnügt hat, so geschah es nicht mit Rücksicht auf das Geleistete, sondern im Bewußtsein, daß noch Manches zu tun übrig bleibt. Wenn der Hsgb. auch schon vor einem Dutzend Jahren mit seinen „Seneca - Studien" (Supplem. zu Fleckeisens Jahrb. Bd. XXII) begonnen hat, so ist sein für Büchelers Jubiläum bestimmtes Buch doch erst post festum zur Ausgabe gelangt. Leo, Skutsch, Kroll, Roßbach haben die Korrekturbogen gelesen, wodurch der Text nicht unwesentlich gewonnen hat; von anderen neueren Gelehrten ist es namentlich Hermann Diels, dem das Buch viel verdankt. Noch sei besonders gesagt, daß Gercke ein konservativer Kritiker ist, dessen erste Aufgabe es ist, den

Archetypus herzustellen; zurückhaltend ist er in der Frage der rhythmischen Satzklauseln, was wir ihm übrigens nicht zum Vorwurfe machen möchten.

Cesare Annibaldi: L'Agricola e la Germania. Cita di Castello XI. 174 pgg. 4. 1907.

In der Privatbibliothek des Grafen Balleani in Jesi (bei Ancona) fand der Hsgb. eine Pergamenthandschrift (Mscr. lat. nr. 8), welche hinter Dictys die beiden genannten Monographien des Tacitus enthält, und wegen ihres hohen Alters herausgegeben, bezw. verglichen zu werden verdiente. Prof. Nic. Festa in Rom war gerne bereit dazu ein empfehlendes Vorwort zu schreiben. Die Blätter stammen nicht von derselben Hand; die jüngsten gehören dem XV. Jahrhundert, während die ältesten als schönes Beispiel karolingischer Minuskel bezeichnet werden. Die Kolben der Buchstaben b, d, h, 1, sowie die nicht gerade Stellung des I bestätigen diesen Ansatz. Alle Beispiele der Ligatur & (auch in ca&erum, &iam) S. 17—20 u. a. Details zusammenzustellen wäre darum nicht nötig gewesen. Das Wichtigste, was wir dem Leser mitteilen wollen, ist: il codice Esino (von Jesi) e l'Enochiano (Henoch von Asculum). Il msc. Esino copia diretto del msc. Enochiano. Il mscr.

Toledano copiato dall' Esino.

Vom Agricola wird p. 79-107 ein diplomatischer Abdruck gegeben, während für die Germania die Varianten genügen müssen und auch genügen werden. Das hohe Verdienst des Hsgb. wird dadurch nicht geschmälert. Vgl. Arch. XV 436.

R. C. Kukula: Plinii Caecilii Secundi Epistularum libri novem. Epistularum ad Traianum liber. Panegyricus. Lips. (bibl. Teubn.) XII. 415. pagg. 1908. 8o.

Obschon sich an der Kritik der Pliniusbriefe fast alle Länder des gebildeten Europa beteiligt haben, so war dieselbe doch noch zu keinem Abschlusse gekommen. Kukula hat auf einer Reise nach Italien einzelnes nachverglichen und für die Zusammenstellung seines Apparatus Unterstützung durch Stangl gefunden; er hat auch einige Zitate des Plinius. auf ihre Fundorte zurückgeführt, und für die Traianbriefe den von einem Engländer aufgefundenen Codex Bodleianus benützt, während die früheren Editoren auf Ausgaben des XVI. Jahrhunderts angewiesen waren. Liest man nach, was Kukula in den Wiener Studien XXV und XXX sowie den Serta Harteliana über Pliniuskritik geschrieben hat, so wird man das 'Recensuit' des Titels verstehen.

M. Ihm: C. Suetoni Tranquilli opera. Vol. I. De vita Caesarum libri VIII. Lipsiae, B. G. Teubner, 1907. ed. maior. LXVI u. 3761 376 pgg. Die Suetonstudien, durch Roths Ausgabe (1858) von neuem angeregt, entbehrten bisher der Grundlage einer die gesamte, direkte und indirekte, Überlieferung zusammenfassenden Ausgabe: denn daß Preud'homme (1906) diese Aufgabe, namentlich was die Sichtung des handschriftlichen Materials anlangt, nicht in dem wünschenswerten Maße

erfüllt hat, ist mit Recht von verschiedenen Seiten betont worden. Noch notwendiger fast als die recensio des Textes (denn neue Textquellen sind in neuerer Zeit kaum erschlossen worden) brauchen wir einen Kommentar, der Sueton gleichmäßig in historischer und literarischer Beziehung erläutert. Dieses Desiderium der Philologen und Historiker zu erfüllen hat Ihm unternommen: seine Ausgabe soll in drei Bänden den Text der Caesares (I), den Kommentar dazu (II) und endlich als III. Teil die Bearbeitung der Fragmente bringen.

Der I. Band ist nunmehr erschienen und rechtfertigt in vollem Maße die Erwartungen, welche man nach den Vorstudien des Verf. hegen durfte. Mit Wehmut lessen wir (neben Wissowa) den Namen Büchelers auf dem Titelblatt: er hat sich noch an dem vollendeten Werke erfreuen können, zu dem er eine seiner glänzendsten Konjekturen beigesteuert hatte. In der Praefatio gibt Verf. zunächst die Geschichte der Überlieferung: alle Hss. gehen auf einen Archetypus zurück, der bereits viele Fehler und Lücken enthielt. Seit der ersten Hälfte des 9. Jahrh. treten Spuren der Kenntnis und Benutzung Suetons in Frankreich auf. Es darf als ziemlich sicher gelten, daß der Archetypus identisch ist mit einem Codex, welcher sich zu Fulda befand und von dem sich Servatus Lupus eine Abschrift erbat. Von dieser (ebenso wie der Fuldensis verloren gegangenen) Abschrift nimmt die weitere Vervielfältigung Suetons ihren Ausgangspunkt: sie erfolgt zunächst in Frankreich, seit dem 13. Jahrh. auch in England und Deutschland. Hand in Hand damit geht die emendierende Tätigkeit, die, scheinbar einen gereinigten Text bietend, in Wahrheit die Überlieferung verschüttete und verdarb. Diese Masse der interpolierten Hss. ist einfach wertlos. Es kommt vielmehr darauf an, jenen Archetypus wieder herzustellen. Er wird am besten repräsentiert durch den Memmianus s. IX, nächstdem den Gudianus s. XI (von diesen beiden werden auch Schriftproben gegeben). Für die übrigen in Betracht kommenden Hss. ist es Ihm gelungen, das gegenseitige Verwandtschaftsverhältnis genauer als bisher festzustellen und dadurch nicht bloß den Apparat zu vereinfachen, sondern auch neue Momente für die Rekonstruktion des Archetypus zu finden (p. XXIV-XXVIII). Lehrreich und nachahmenswert ist die Zusammenstellung der wichtigsten Fehlergruppen aus den Hss. (p. XXX-XLIX), welche wichtiges methodisches Material bietet und den kritischen Apparat von vielem dort unnötigen Ballast befreit. In alphabetischer Reihenfolge werden endlich orthographische Fragen besprochen (p. XLIX-LXI). Eine kurze Besprechung der Ausgaben beschließt die Praefatio. Beim Text selbst ist mit großer Freude und Hoffnung auf Nachfolge, z. B. im Wiener Kirchenvätercorpus zu begrüßen die Zerlegung der Kapitel in Paragraphen. In einer besonderen Rubrik werden die wichtigsten Parallelstellen der Expilatoren angeführt. Anfang und Ende jeder Vita schmücken Bilder der Kaiser nach Büsten und Münzen: hoffentlich bringt deren der Kommentar noch mehr. Was die Textgestaltung anlangt, so ergibt sich schon aus dem Gesagten, daß ein durchaus konservativer Standpunkt eingenommen wird: mit fremden Konjekturen im Text ist Ihm sehr sparsam, eigne erwähnt er fast nur im Apparat. Im

ganzen habe ich, nach einigen Stichproben, den Text gegenüber der Rothschen Ausgabe nur wenig geändert gefunden. Das Verdienst der Ihmschen Ausgabe beruht eben auf der methodischen Durcharbeitung der Überlieferung und dem durchaus zuverlässigen Apparat; durch sie ist nunmehr eine sichere Grundlage für weitere Studien geschaffen. Philologen und Historiker werden der mühevollen Arbeit in gleicher Weise Dank wissen. Hoffentlich ist es ihm möglich, den Kommentar bald folgen zu lassen, und auch in nicht zu ferner Zeit die Herkulesarbeit der Fragmente zum guten Ende zu führen!

München.

E. Lommatzsch.

Maximilianus Ihm: C. Suetoni Tranquilli opera. Vol. I. De vita Caesarum libri VIII. Lips. 1908. XVIII. 360 pgg. 8o.

Diese in die Bibliotheca Teubneriana eingereihte Ausgabe bietet selbstverständlich keine anderen Resultate, als die oben ausführlicher besprochene größere. Der von Roth verglichene Codex Memmianus ist nicht nur der älteste, sondern auch der einzige interpolationsfreie. Ref. erinnert sich mit Vergnügen daran, wie Ernst Renan es möglich machte, den Codex ruhig zu Hause in Paris zu vergleichen, obschon er zu der Zahl derjenigen gehörte, 'qui ne sortent pas'. Die reiche Zahl der auf Suetonkritik bezüglichen Schriften verzeichnet die Vorrede pg. XI-XVI. Im Titel scheint Sueton 'De vita Caesarum' geschrieben zu haben, nicht De vitis, wie man aus Laurentius Lydus und Suidas schließen könnte.

D. Eberhard Nestle: Novum Testamentum graece et latine. Utrumque textum cum apparatu critico ex editionibus et libris manuscriptis collecto imprimendum curavit E. N. Stuttgart, Privilegierte Württembergische Bibelanstalt 1906.

Zum erstenmal bringt die Bibelanstalt eine griechisch-lateinische Ausgabe des N. T., nachdem der griech. Text schon in sechs Auflagen, der griechisch-deutsche in fünf erschienen ist. Der Thesaurus ling. lat., in dessen Namen wir hier hauptsächlich sprechen möchten, hat allen Grund, diese von dem bekannten Bibelforscher besorgte, exakt gearbeitete und praktisch angelegte zweisprachige Ausgabe mit aufrichtiger Freude zu begrüßen. Denn wenn es für den Lexikographen schon eine große Annehmlichkeit ist, den lat. Text mit dem griech. Original Seite an Seite bequem vergleichen zu können, so ist es ihm doch noch viel wertvoller, einen (soweit das heute überhaupt schon möglich) kritisch gesicherten Text der ganzen neutestamentlichen Vulgata vorgelegt zu bekommen: bisher hatte man ja nur für Evangelien und Apostelgeschichte in der Ausgabe von Wordsworth und White eine brauchbare Unterlage, während man sich im übrigen mit der von Valentin Loch (Regensburg) behelfen mußte, die weiter nichts als den Text der Clementinae von 1592 und 1593 gibt. Dieser Text aber weicht allein im N. T. an mehr als 100 Stellen von der ganzen hsl. Überlieferung, d. h. also vom echten Hieronymus ab. Auch Nestle druckt mit Rücksicht auf den Gebrauch in theologischen Kreisen die rezipierten Lesungen (nach der Ausgabe von 1592) getreu

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