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In den Luceres, Ramnes und Tities war die Einheit des Blutes der patricischen Gentes enthalten. Wer nun aus diesem Blute geboren war, der hatte schon in dieser seiner Abstammung eines Theils die Gewissheit davon, dass er divino iure zu dem Populus gehöre, in welchen er gleichsam hineingeboren war, andern Theils aber das untrügliche Merkmal des Getrenntseyns von einem jeden, der aufser dem Populus stand, vereint mit dem Gefühle, dass in diesem Getrenntseyn ihm selbst die Bedeutung des Erhabenseyns und der Beruf des Herrschens enthalten liege. Denn das divinum stand damals zu dem humanum in dem Verhältnisse, dass Ersteres über das Letztere im strengsten Sinne des Wortes herrschte, d. h. dass das divinum, indem es überall nicht fähig war, von dem humanum etwas in sich aufzunehmen, noch auch desselben bedurfte, mit Ausscheidung aller Leidendlichkeit, aller Passivität, nur handelnd, nur rein und fortwährend, activ, war, und nur als in diesem Sinne activ sich darstellte.

Ebenso erscheint das Verhältniss der Patres, d. h. des Populus zu der Plebs, oder was, im Ganzen genommen, dasselbe ist, zu den Latini. Der Populus herrscht kraft angeborener freier Gewalt; ihm ist die Plebs unterthan, und diese weifs, dass ihr Unterthanseyn ihr angeboren ist, dass in ihrem Gehorsam ihre Freiheit liegt. Entweder Populus oder Plebs; Leben ist aufserdem nicht denkbar, denn ein servus hat kein Leben: er ist ein homo sine capite, ein άπρóбжлоs, Theophil. pr. Inst. de stip.

serv.

Das divinum ist enthalten in den patricischen Gentes, und in dem Kreise des Populus, welcher, durch eben diese Gentes, gebildet und geschlossen wird. In den Populus kann man nur eingeboren seyn; nicht aufgenommen werden: die Plebs steht auf immer, eben so gewiss geistig als körperlich, (aber letzteres enthält das Bild; ersteres das Wesen der [selben] Sache, und das geistige bedingt das körperliche) aus demselben ausgeschieden, denn das humanum ist dazu da, dass auf dasselbe wirke das divinum: das humanum soll nur die Wirkung der Kraft, nicht die Kraft selbst, des divinum empfangen und empfinden: denn durch die Em

pfängniss der divinen Kraft würde jenes ja nun auch selbständig beginnen kräftig zu seyn, und zu herrschen, und turbirt und confundirt würden divina humanaque und die iura gentium und alle Dinge werden, das Ende aber ein

schreckliches seyn. Denn es giebt ebensowohl einen geistigen, als einen körperlichen incestus: beide aber müssten hier ihre Vereinigung finden: Quam enim aliam vim connubia promiscua habere, nisi ut ferarum prope ritu vulgentur concubitus Plebis Patrumque: ut, qui natus sit ignoret, cuius sanguinis quorum sacrorum sit; dimidius Patrum sit, dimidius Plebis, ne secum quidem ipse concors? 16) Aber ein solches ne secum quidem ipse concors seyn, ein solches Zweifeln, das führt zum Verzweifeln, und das Ende ist Wahnwitz und Tollheit.

Das divinum ist ein Seyendes, d. h. ein Unveränderliches, in welchem kein Werden, d. h. kein Wechsel, vorgeht. In ihm kann also nirgends ein Punkt zu finden seyn, an welchem dasselbe könnte ergriffen werden, ein Punkt,

16) Livius, IV. 2. in dem schon oben angeführten Zusammenhange.

welcher dem, der das divinum sucht, zu seinem Streben vermöchte das Ziel zu geben. Ein solches Suchen des divinum oder irgend ein Streben dahin wird denn auch in der Respublica, weder im Populus noch in der Plebs, angetroffen. Ein Mitglied nämlich des Populus hat, als solches, bereits seinen vollständigen Antheil der divinae res; ihm liegt nur ob, zu bleiben das was es ist, insonderheit in seiner Familia eine jede turbatio und corruptio zu verhüten, darauf zu achten ne contaminetur

sanguis. Wer aber nicht zum Populus gehört, der ist eben dadurch von allem divinum ausgeschlossen, in seinem eignen Blute, in seiner, rein humanen, Natur liegt ihm ebensowohl die Gewissheit hievon, als auch die Unmöglichkeit einer Annäherung. Denn durch dieselbe würde er alle die dem Geiste und Körper nach ihm gesetzten Gränzen insgesammt übertreten, divina humanaque turbiren, kurz er würde ein immane et nefarium facinus begehen.

Durch die aufgehobene Bluts-Trennung nun wurde das divinum mit dem humanum in Gemeinschaft gebracht; doch immer nur um dieses durch jenes zu läutern: so wenigstens in der jungen Civitas. Da es aber nicht mög

lich war, die Bluts-Einheit auf einen Schlag zu verwirklichen, oder, mit andern Worten, da das Wesen der mit den humanae res ausgeglichenen divinae res nicht sofort in der Erscheinung in allen seinen Zügen vollkommen sich abspiegelte, dennoch aber das Nächste, woran die cives dachten, jene Läuterung, früher unmöglich begonnen werden konnte, so wird, mit der schönsten Consequenz, die neue Civitas einstweilen durch ehemalige Mitglieder des Populus, durch patricische Consules, verwaltet.

Durch seine Geburt steht nunmehr jeder Römer zwischen dem divinum und dem humanum in der Mitte, er hat die unbeschränkte Wahl, sich zu wenden wohin er will, er kann ein plenum caput, und so stufenweise die Eigenschaften eines divinus vir erlangen; aber er kann auch capite diminuirt werden, und auch wiederum hier in Abstufungen: entweder mehr oder weniger, oder gänzlich, je nachdem seine Natur mehr oder weniger, oder gänzlich ihn zur Humanität treibt. Folgt er diesem Triebe, so wird er, noch bevor er die letzten Stufen erreicht hat, schon auf einer der mittleren, und bei einem nur mittelmäfsigen Triebe, ein civiliter mortuus durch die capitis diminutio media,

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