Immagini della pagina
PDF
ePub

Wundern. Das wahre Wunder ist nichts Anderes als die Beherrschung der Natur zum Zwecke des offenbarenden Worts, welches das göttliche Subjekt aller Offenbarung, der Logos, in die Geister spricht. Diesem inneren Wunder . des lebendig redenden Gottes schließen sich die äußeren, sichtbaren Wunder an, weil es im höheren Sinne natürlich ist, daß die Natur sich aus ihrer materiellen Umschließung hers aus der lebendigen Stimme ihres Herrn entgegen bewege. Ist nun dem Menschen das Gehör geöffnet für die innerliche Stimme des sich ihm offenbarenden Gottes, so auch das Gesicht und der Sinn für die äußerlich sichtbar werdenden Thaten des Logos, die Wunder, es sind Thaten seines Offenbarers, seines Gottes, seines Meisters, und er müßte erst allen Sinn für die Freundschaft mit diesem unterdrücken, wenn er sich dafür nicht interessiren, wenn er nicht vertrauen wollte, auch diese Thaten werden, auf ergänzende Weise, eine unerschöpfliche Quelle des Lichtes, der Erkenntniß, der Bewunderung Gottes für ihn sein. Da nun durch die Wunder Christi, welche den beschriebenen Karakter im prägnantesten Sinne haben, auf alle Wunder, die die Offenbarungen Gottes begleiten, dieses Licht zurückfällt, welches sie unter dem Karakter natürlicher Begleitungen des in die Menschenwelt eintretenden Logos darstellt: so ist es nichts als Indifferentismus, wenn der Naturalismus dié göttlichen Wunderwerke, ohne sie zu leugnen, für unwichtig in religiöser Beziehung erklärt, und seine ganze Verwerfung der Offenbarung, insofern sie ein wunderbares Ganzes bildet, beruht auf einem indifferenten Sichgenügenlassen an jener unverständlichen und dürftigen Rede, welche die Natur über Gott und des Menschen Beziehung zu Gott zu führen weiß. Sich entweder lebendig interessiren für die Wunder oder die Natur mit dem Logos verwechseln: zwischen diesen beiden giebt es nichts in der Mitte.

2. Ein lehrendes Wort kann auch der Naturalismus als zum Wesen der Religion gehörig ansehen, insofern er

zugiebt, daß der durch Natur, Naturkenntniß und naturgemåßes Nachdenken entwickelte religiöse Sinn sich vermittelst des Wortes belehrend und anregend aussprechen werde. Aber er kann im Worte derer, die er in einem natürlichen Sinne die Gesandten und Interpreten Gottes zu nennen pflegt, nichts anerkennen, was als Geheimniß dem Glauben, dem religiösen Vertrauen sich auf eine, das Begreifen zunächst fernhaltende und die Annahme unmittelbarer erfor dernde, Weise als jedes andere lehrgehaltige Wort darbie tet. Es giebt keine Geheimnisse in der Religion, die Geheimnisse sind Lüge und Thorheit“ sagt der antichristliche Naturalist; die Geheimnisse sind eben nicht mehr, als was wir Alle wissen und täglich sehen“ sagt der christliche Naturalist, und lehrt sie für sprachliche und natürliche Symbole des allgemeinreligiösen Menschensinnes halten *). Es ist von Wichtigkeit, dieser Wendung des Naturalisten auf der Spur zu sein, denn indem er gerade durch Verwerfung oder Auflösung der Geheimnisse der Religion von dem åchtkirchlichen Begriffe des göttlichen Worts ausdrücklich abgeht, gewinnt es den Schein, als wenn er dessenungeachtet ein göttliches Wort im eigentlichen Sinne annehmen könne, während doch gezeigt werden kann, daß mit Zerstörung des Begriffs des Geheimnisses auch kein göttliches Wort im eigentlichen Sinne übrig bleibt.

Der Naturalismus kennt die Bedeutung des Worts nur von seiner abstrakt - empirischen und von seiner spekulativs poetischen Seite. Wenn das Wort nicht auf abstrakte Weise, entsinnlichend, das Allgemeine und Logische der sinnlichen Wahrnehmungen wiedergebe, dann, meint er, müsse es aus idealer Anschauung schildernd und bildernd sein; und wenn

*) Christianity not mysterious, or a treatise shewing that there

is nothing in the gospel contrary to reason nor above it, and that no christian doctrine can be properly call'd a mystery. By John Toland. 1702.

[ocr errors]

dieses nicht, dann jenes; ein drittes gebe es nicht. Daher seine große Neigung, Alles, was nicht eine dialektisch-didak, tische Gültigkeit hat, metaphorisch, uneigentlich zu nennen, und das, was sich so nicht fassen läßt, so abstrakt als möglich zu verallgemeineren und zum Unlebendigen zu verflüch tigen. Aber es giebt eine dritte, in der Mitte stehende Bedeutung des Wortes, die eigentlich religiöse, die ursprüngliche und eben deshalb die, zu welcher der Geist und die Kraft des Logos als der persönlichen Offenbarung das Wort wieder weiht. Das Wort, unter diesem Einflusse, hat eine schaffende, das Innere der Wesen aufschließende, die Dinge in einem Sachbilde darstellende Kraft. Das Schaffende des Worts, insofern hier von dem Worte der Menschensprache die Rede ist, vermag freilich nicht die sinnliche Realität der Dinge zu schaffen, aber es vermag im Innern des Menschen den Sinn des Verständnisses für das Geistige, das Innere, die göttliche Beziehung der Dinge wirklich und neu zu schaffen, und dies ist eigentlich das wahre Schaffen, worauf es in religiöser Beziehung allein ankommt. Es erhält diese Kraft durch den es begleitenden und gestaltenden Logos und das von ihm ausgehende Geistesleben, und eben damit stellt es das Innere derjenigen Gegenstände, für die es erst den Sinn geschaffen hat, in sich selbst dar, es weis set auf Bilder hin, die nicht willkührlich oder rednerisch erfunden, sondern die selbst solche Sachen sind, wodurch die höheren Gegenstände repräsentirt werden. So wenn es Gott den Vater nennt, nicht vergleichend mit einem irdischen Vas ter wegen Priorität oder Fürsorge, sondern weil das irdische Vater verhältniß selbst Sachbild, Abbild, reale Darstellung jenes geheimen Wesens Gottes ist. So wenn es die Kirche die Gemahlin Christi nennt *), will es nicht eine bloße Vergleichung mit dem irdischen Verhältnisse geben, sondern es

*) €pl. 5, 32. Τὸ μυστήριον τοῦτο μέγα ἐστίν· ἐγὼ δὲ λέγω εἰς χριστὸν καὶ εἰς τὴν ἐκκλησίαν.

will dasjenige Urbild der gebenden und aufnehmenden Ge- meinschaft in der Liebe aussprechen, wovon das eheliche Verhältniß ein reales Nachbild ist. Ist nun das von der Offenbarung Gottes geweihte Wort auf diese Weise fähig, die geheimen Liefen des göttlichen Wesens, unter Aufschließung der realen Nachbilder desselben in der Schöpfung, soweit auszusprechen, als es in dem Willen und der Weisheit des offenbarenden Gottes gegründet ist: so giebt es Geheimnisse in der Religion. Diejenigen Lehren des aus Offenbarung geflossenen Wortes sind es, welche das Innerste und Liefste der göttlichen Verhältnisse und Rathschlüsse aussprechen, und vorzugsweise sich an das vor dem Urheber des Worts sich beugende, sein Ansehn anerkennende religiöse Bewußtsein wenden. Der Begriff des Geheimnisses wird dabei ganz falsch gefaßt, wenn man sich eine scharfe Abscheidung von dem Verständlichen und dem der Reflerion und Spekulazion Zugänglichen im göttlichen Worte denkt. Denn diese Zuz gånglichkeit fehlt nicht ganz beim Geheimnisse, wie das Geheimnißvolle nicht ganz bei dem Klarsten und Durchsichtigsten. Der Unterschied ist nur der, daß die Geheimnisse Mittelpunkte für die größeren Hauptgebiete der Lehre bilden, welche selbst wiederum in dem eben so Offenbaren als Geheimen der Person Christi ihren Mittelpunkt haben, und zwar so, daß gerade vermittelst der Geheimnisse das göttliche Wort jene prüfende und die unerleuchtete Reflexion nieder haltende Macht ausübt, welche dann selbst wieder, nach bestandener Prüfung, erleuchtend, zu religiöser Reflexion und Spekulazion befähigend wirkt.

3. Der Naturalismus besißt keinen anderen Begriff vom Geiste, als den von einem der Naturkraft einwohnenden, zum Grunde liegenden und sie in unerschöpflicher Kraft durchwohnenden Lebensprinzipe. Schon der Begriff des Selbstbewußten, Selbstständigen und Freien ist ihm verdunkelt durch die allgemeine Vorstellung des Naturlebens, unter welcher auch das Menschliche ihm subsumirt ist, vollends

gar nicht gelangen kann er zum Begriffe des heiligen Geistes, als in dessen Selbstbewußtsein und Thätigkeit die Selbstunterscheidung vom Endlichen und zugleich die Selbstbehauptung mitten unter dem Bösen des Endlichen, ja Mittheilung seiner selbst an die mit dem Bösen behaftete Kreatur, wesentlich ist. Der Naturalismus leugnet die Heiligkeit des von Gott ausgehenden Geistes. Deshalb kann er es auch nicht fassen, daß der Geist Gottes sollte zu dem Zwecke auf Menschen ruhen, daß sie der Offenbarung die. Form der Schrift verleihen möchten. Das Eigenthümliche der Inspirazion besteht gerade darin, daß die Heiligkeit des Geistes Gottes den Inhalt der Offenbarung, unter Aussonderung und Abhaltung des Unreinen und Falschen, was sich hinzumischen könnte und müßte aus dem Sündigen des Menschen, lebendig macht in dem Geiste eines Menschen, und zwar mit solchem Bewußtsein göttlicher Wirkung, daß der Trieb zu schreiben, das göttlich Empfangene durch die Schrift zu firiren, als ein göttlicher Antrieb gewußt wird. Dieses Verhältniß verkennt der Naturalismus gänzlich. Da ihm Begabtheit mit göttlichem Geiste und Genialität Eins ist (denn daß in der Genialität als solcher die Heiligkeit nicht. ist, sieht er nicht als Hinderniß an, die Genialität als unmittelbare Wirkung Gottes aufzufassen, gemäß seiner unbestimmten Vorstellung von dem Verhältnisse Gottes zur Natur): so haben ihm heilige Schriften keinen anderen Werth und Karakter als solche Schriften, die blos aus menschlichem Genius hervorgegangen sind, woraus denn natürlich folgt, daß er den Werth der Religionsschriften abmißt nach dem Grade von menschlicher Genialität, den sie erkennen lassen, und daß er keine Ahnung von dem Werthe hat, welcher auch den am wenigsten mit menschlicher Genialität ausgestatteten inspirirten Schriften einwohnt *). Aus diesem Grunde hat die heilige Schrift nichts Karakteristisches für

* Vgl. meine Apologetik S. 294, zweite Note.

« IndietroContinua »