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81075

gelehrte Anzeigen.

Unter der Aufsicht

der

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

1875.

Erster Band..

Göttingen.

Verlag der Dieterichschen Buchhandlung.

1875,

Göttingen,

Druck der Dieterichschen Univ. - Buchdruckerei.

W. Fr. Kaestner.

1

gelehrte Anzeigen

unter der Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Stück 1.

6. Januar 1875.

The naturalist in Nicaragua: a narrative of a residence at the goldmines of Chontales; journeys in the savanahs and forests. With observations on animals and plants in reference to the theory of evolution of living forms by Thomas Belt, with map and illustrations. London. J. Murray. 1874. XVI und 403 S. Oktav.

Die englische Reiseliteratur ist reich an Werken, in denen die Verfasser ohne Rücksicht auf die bereits vorhandenen Schriften über das bereiste Land, ganz unbeeinflußt von denselben ihre Erfahrungen und Ansichten wiedergeben. Diese Classe von Schriften zeichnet sich daher durch eine besondere Frische in der Darstellung aus und macht bei den Lesern meistens mehr Glück als manches andere mit wissenschaftlicher Gründlichkeit abgefaßte Werk. Das vorliegende Reisewerk zeichnet sich zwar auch durch seine anmuthigen lebensvollen Naturschilderungen aus, es enthält außerdem eine Menge werthvoller vom Verfasser selbst gemachter naturwissenschaft

licher Beobachtungen, um so weniger sollte man daher die kühnen Hypothesen erwarten, durch welche der Verfasser den Mangel seiner Kenntniß auf den ihm ferner liegenden Gebieten ersetzen zu müssen glaubt.

es

Belt's Buch ist hauptsächlich deshalb als eine werthvolle Bereicherung unserer Kenntnisse über Mittelamerika anzusehen, weil die Beschreibung von Chontales, eines der wenigst bekannten Theile Nicaraguas enthält. Die Wahl des Titels sowie die Widmung zeigen, daß der Verfasser sich das bekannte in seiner Art bedeutende Werk seines früheren Reisegefährten Bates*) zum Vorbilde genommen hat, was beides zur Empfehlung des Buches beitragen, zugleich aber auch unsere Ansprüche und Erwartungen an dasselbe etwas steigern muß. Der Verfasser wurde durch verschiedene günstige Umstände befähigt, um seinen Aufenthalt in Nicaragua für die Erweiterung der Kenntnisse jenes Landes nutzbar zu machen. Als practischer Bergmann war er zugleich Geognost und als Entomolog aus Neigung hatte er in der Gesellschaft seines Landsmannes Bates in Brasilien vortreffliche Vorstudien gemacht. Auch hatte er schon verschiedene andere Länder gesehn; er war einige Zeit in Australien und in Canada gewesen und, da er in Nicaragua vier Jahre hindurch sich an einem Orte aufhielt, der für einen Naturforscher äußerst ergiebig war, so konnte er viele Resultate erzielen, die nur durch länger fortgesetzte Beobachtungen zu erreichen sind und denjenigen Reisenden, die ein Land in Eile durchfliegen, gänzlich entgehen.

Zur Empfehlung des Buches können wir auch

*) The naturalist on the river Amazons.

noch anführen, daß der Verfasser sich bei der Feststellung der Artnamen der von ihm beobachteten Thiere der Hülfe bedeutender als Specialisten bekannter Fachmänner erfreuen konnte; er nennt als solche namentlich Bates, Salvin, Sclater, Westwood, Smith, Sharp und Oliver.

Leider läßt das Beltsche Buch in einer Beziehung gänzlich unbefriedigt; über die Geographie des Landes erfahren wir durchaus nichts Neues. Sollte Belt etwa in dem Irrthum befangen gewesen sein, daß die Geographie Nicaraguas hinreichend bekannt sei? Ďurch seine Kenntnisse als Ingenieur war er während eines mehrjährigen Aufenthalts ganz besonders befähigt topographische Aufnahmen und wenn auch nur in der Umgegend seines Wohnortes auszuführen. Statt dessen befolgte er die schlechte Sitte seinem Buche nur eine höchst primitive aus einem anderen beliebigen Werke entlehnte Karte beizugeben.

Wir beginnen zunächst mit den Schilderungen der geognostischen Verhältnisse des Minenortes, in welchem der Verf. wohnte und einiger anderer Punkte, die er auf einer Reise bis an die Grenze von Honduras zu besuchen Gelegenheit hatte. Das Grundgestein, aus welchem die Gebirgsmassen der Gegend von Santo Domingo, Belts Wohnorte, bestehen, ist Grünstein (Diorit, von Belt auch Dolerit genannt). Sowohl die Richtung der einzelnen Bergzüge als auch die der in dem genannten Gestein vorkommenden Erzgännge ist Ost nach West. Die Erzgänge sind ziemlich genau perpendiculär einfallende Spaltenausfüllungen von goldhaltigem Quarz und zwar finden sich derartige Gänge in großer Menge parallel mit einander verlaufend, oft so nahe aneinanderliegend, daß man sie nur 150

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