Immagini della pagina
PDF
ePub
[graphic]

DIE RÄTSEL DER KÖNIGIN VON SABA.

Zs. 23, 48 hat herr prof. Müllenhoff eine notiz des herrn Carl Becker aus Amsterdam über einen bisher unbekannten gobelin mitgeteilt. ich war dieses frühjahr eben damit beschäftigt, dem darauf abgebildeten gegenstande nachzugehen, als mir ein glücklicher zufall einen zweiten teppich mit derselben darstellung vor augen brachte.

Dieser, seit kurzem im besitze s. d. des fürsten von Reufs j. l., war zur ausbesserung hieher nach München geschickt worden. laut gütiger mitteilung des fürstl. reufsischen hofmarschalls, freiherrn von Meysenbug, hat er sich seit unvordenklicher zeit in der kirche zu Kirschkau, einem dorfe bei Schleiz, befunden, wo er zuletzt in einem kleinen raume hinter der sakristei an eine bretterwand genagelt war. nach Brückner (Volks- und landeskunde des fürstentums Reufs j. 1., Gera 1870, s. 623) soll er in der früheren, im j. 1503 erbauten und 1751 abgebrochenen, Kirschkauer kirche als altardecke gedient haben. er ist jetzt im fürstl. schlosse zu Schleiz aufbewahrt und wird dort voraussichtlich im münzkabinet aufgehängt werden, in welchem freiherr von Meysenbug ein kleines museum zusammenstellt.

Der gobelin stammt aus dem j. 1566. er ist 86 cm. hoch und 120 breit. wie die noch unverblichene rückseite zeigt, prangte er dereinst in buntester farbenpracht. in einem üppigen garten voll blumen und fruchtbäumen sitzt rechts (vom beschauer) ein könig auf goldenem throne, in reicher tracht, die krone auf dem haupt, den scepter in der rechten. drei hofleute stehen hinter ihm. am fufse des thrones ist ein affe angekettet. daneben sieht man im blumigen grase weifse hasen und einen pfau. dem throne gegenüber auf der linken seite des bildes steht eine Z. F. D. A. XXVII. N. F. XV.

1

gekrönte frau in prächtiger tracht des 16 jhs. sie hält in der linken einen blumenstraufs, über dem eine (kaum mehr zu erkennende) biene fliegt. hinter ihr stehen vier edelfrauen, deren eine, eine jugendliche gestalt, ihr die schleppe trägt. ein weisses hundlein mit rotem halsband läuft neben her; im grase tummeln sich eichhorn und feldhuhn. in der mitte des bildes unter einem apfelbaum vor den mit rotem, grünumsäumtem teppich belegten stufen des thrones sind zwei gleich grofse kinder beschäftigt, äpfel aufzulesen, beide mit kurzen blonden lockenhaaren, beide in gegürteten gelben knabenröcken mit blauen säumen, in weifsen strümpfen und gelben schuhen. das eine steht aufrecht und steckt einen apfel in den busen; das andere bückt sich und sammelt äpfel in seinen wie eine schürze aufgenommenen rockschools. oben in den bäumen sitzen und flattern verschiedenartige vögel, darunter eine eule. in den oberen ecken sind zwei wappenschilde angebracht, rechts eine goldene lilie auf rotem dreiberg in blauem feld, links ein stehendes goldenes kreuz in schwarzem feld. 1

Über und zwischen den personen windet sich ein vielgeschlungenes weifses spruchband mit derselben inschrift in schwarzen gotischen buchstaben wie auf dem von herrn Becker beschriebenen gobelin. nur müssen die reimpare umgestellt werden. über der königin, die mit der rechten nach den kindern zeigt, stehen die verse: 2

Bescheide mich, kinig, ob die blumen und kind
von art glich oder unglich sindt.

des königs antwort lautet:

1 wie mir freiherr von Meysenbug bestätigt, stimmt keiner dieser schilde zu den wappen der einst in Kirschkau begüterten adelsfamilien, welche Brückner (aao. 624) aufzählt.

2 ich gebe die verse nach herrn Beckers aufzeichnung. die inschrift des Kirschkauer teppichs hat Brückner noch vollständig vorgelegen, wie seine freilich incorrecte widergabe (aao. 623) beweist. als der teppich

nach München kam, war die inschrift grofsenteils zerstört. ich habe mit herrn bibliotheksecretär dr Wilhelm Meyer, der mir in dieser ganzen untersuchung aufs freundlichste an die hand gieng, nur noch folgende bruchstücke lesbar gefunden: Besch . . . . mich kinig o

[merged small][ocr errors][merged small]

m

[ocr errors]

te blum nit spart

art 1566.

die jahreszahl ist sicher. das fehlende ist seitdem nach dem Beckerschen text ergänzt worden.

« IndietroContinua »